Als Dayana ins Zimmer trat blickte Idril erfreut auf. Sie hatte schon lange nicht mehr ein wenig Zeit mit der Elfe verbringen können. Als Idril ihren ernsten Gesichtsausdruck sah, erlosch allerdings ihr Lächeln. "Ist etwas passiert?", fragte sie vorsichtig.

Biredh folgte dem Mann in die Stadt, wobei sein Stock über das Pflaster klapperte. Sie war ganz offensichtlich noch hier, oder zumindest war sie hier gewesen, denn der Mann hatte sie seiner Reaktion nach zu urteilen schon einmal gesehen.

"Nein", meinte die Elfe und lächelte. "Jemand namens Biredh ist hier. Kennst du jemanden der so heisst?", fragte sie und setzte sich neben Idril.

Danwey führte den Blinden in das Empfangszimmer in dem Karim Ran und Veray einst empfangen hatte. Und bat den Mann sich auf die weichen Kissen zu setzen, dann verliess er den Raum, wies einen der Wachen an, Tee zu bringen und ging die Treppen hinauf Dayana entgegen.

"Ja, er hat mir die Flöten geschenkt und die Magier vertrieben, die mich schnappen wollten.", erwiderte sie prompt, dann fügte sie hinzu. "Er kann prima Geschichten erzählen."

"Gut, dann komm mit, er ist hier und sucht dich", sagte Dayana, erhob sich und hielt der kleinen Elfe die Hand hin. Sie führte sie nach unten und auf der Treppe begegneten sie Danwey, welcher sie wortkarg zum Empfangszimmer begleitete. Er hielt die Tür auf, stellte zufrieden fest, dass Biredh frischen Tee bekommen hatte und eine Kanne mit drei weiteren Bechern bereit auf dem Tischchen stand.

Als Idril den blinden Geschichtenerzähler entdeckte, stiess sie einen Schrei der Entzückung aus und warf sich ihm an den Hals. Lachend hob Biredh das Kind auf seine Knie und drückte sie fest an sich. "Hast du etwa die Gestalt eines kleinen Schattendämons?", fragte er sie leise, als er ihr mit einer Hand über den Kopf fuhr. Er spürte wie sie nickte und dann kuschelte sie sich fester an ihn.
"Ich habe dich vermisst.", flüsterte sie und genoss seine Umarmung in vollen Zügen. Sie verharrten für einige Minuten, bis sich Biredh mit einem Räuspern an die Gastgeber wandte.
"Danke, dass ihr euch um sie gekümmert habt. Ich weiss nicht, wie ich mich für eure Hilfsbereitschaft bedanken soll."

"Wenn ihr wollt, könnt ihr euch ausruhen, bevor ihr geht", sagte Danwey freundlich. "Dayana hier, wird eure Gastgeberin sein... Wir helfen gern Narums Bekannten", fügte er hinzu und verabschiedete sich freundlich, die Elfe hingegen nahm Biredh gegenüber Platz und schenkte Idril und sich Tee ein.

"Das erinnert mich an etwas." Biredh holte einen alten, schwarz angelaufenen Silberring hervor und reichte ihn Idril zusammen mit einer dünnen silbernen Kette. "Pass gut darauf auf. Vincent sollte jetzt in der Lage sein dich zu sehen. Vielleicht sogar mit dir zu reden." Er hängte ihr die Kette um und sie steckte den Ring innerhalb ihrer Kleidung, so dass das Metal kühl auf ihrer Haut lag. "Und dann wäre noch das hier." Er holte Idrils kleine Holzflöte hervor, liess sie einmal zwischen den Fingern wirbeln und reichte sie ihr dann.
Idril strahlte, wie es nur beschenkte Kinder können, und küsste ihn auf beide Wangen. "Danke, danke, danke. Du bist wirklich der Beste." Sie drehte sich zu Dayana um und lächelte aus purer Freude über die Wiedervereinigung mit ihrem Freund. Sie griff nach einem der Teebecher und nippte an dem Getränk.
"Ich hoffe Idril hat euch keine Schwierigkeiten bereitet, als ihr sie in euer Haus aufgenommen habt, Dayana", sagte Biredh an die Elfe gewandt, tastete für einen Moment nach einem der Becher und hob ihn dann an die Lippen.

Dayana lächelte. "Nicht wirklich, aber wir sind uns Fremde als Gäste schlicht nicht gewohnt", sagte die Elfe und nahm ebenfalls einen Schluck Tee. "Wenn ihr müde von der Reise seid, könnt ihr euch in einem der leeren Zimmer ausruhen, fühlt euch frei, so lange zu bleiben, wie ihr mögt."

Biredh nickte dankbar runzelte dann jedoch die Stirn. "Wie lange ist sie schon hier gewesen?", fragte er dann plötzlich. In seiner Stimme schwang Besorgnis mit, "Magier, die sich selbst Schwarzmagier nennen, sind hinter ihr her. Sie hatten einen richtigen Schwarzmagier bei sich und dieser hat eine Spur auf das Mädchen gelegt. Wenn sie zu lange an einem Ort bleibt, werden sie hierher kommen können.", fügte er erklärend hinzu.

Dayana wurde mit einem Schlag bleich. "Eine ziemliche Weile", meinte sie. "Wie stark sind diese Schwarzmagier?", fragte sie alarmiert.