Idril schlief zwei volle Tage und Nächte. Als sie am dritten Morgen die Augen aufschlug war das erste was sie hörte das Knurren ihres Bauches. Sie sprang aus dem Bett, kleidete sich an und lief dann runter in die Küche um zu sehen ob sie ein paar Leckerbissen ergattern konnte. Die Köchin erkannte sie nicht wieder, gab ihr dennoch einen Laib Brot, zwei kleine Töpfe mit Butter und Honig und einen Krug Milch.
Idril trug die erbeuteten Schätze hoch zu ihrem Zimmer, wo sie sich dran machte alles innert kürzester Zeit runter zu schlingen. Erst als sie auf den Boden des Zinntellers blickte, fielen ihr die Veränderungen im Gesicht auf. Schwarzes Haar, bleiche Haut, sogar ihre Nase war ein wenig länger geworden. Ihre Ohren waren weniger spitz und sie fand auch, dass sie ein wenig gewachsen war. Das einzige was gleich geblieben war, waren ihre Augen. Eines grün und das andere blau. Sie hatte also Biredhs Lied nachgeahmt. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass die Wirkung gleich stark sein würde, wie bei Biredhs Zauber. Kein Wunder war sie so erschöpft gewesen.
Plötzlich kam ihr wieder in den Sinn, was der Grund für ihr Flötenspiel gewesen war. Sie hatte anders sein wollen. Nicht immer so schwach, sondern stark wie ein Dämon. Dayana hatte gesagt, dass sie es sich nochmals überlegen würde, ob sie sie fortschicken würde oder nicht. Sollte sie sie heute nochmals fragen, ob sie ihre Entscheidung gefällt hatte? Sie biss sich auf die Unterlippe und entschied sich schliesslich dafür. Sie wusch sich das Gesicht, nahm sich sogar die Zeit das Ende eines kleinen Zweiges zu zerkauen und sich mit den Fasern und ein wenig Salz die Zähne zu putzen. Als sie sich einigermassen präsentabel fühlte ging sie hoch zu Dayanas Zimmer und klopfte schüchtern an die Türe.