Idril lag regungslos im Bett. Ihr Atem hatte sich beruhigt und die Bewusstlosigkeit war in einen leichten Schlaf übergegangen. Der Greifvogel sass auf dem Fenstersims und betrachtete die Elfin regungslos. Als sie ans Bett trat, stiess er sich vom Fensterbrett ab und flog davon. Idrils Augenlieder flatterten und öffneten sich dann langsam. Erschöpft blickte sie sich um. Sie brauchte einige Sekunden um die Gestalt in ihrem Zimmer zu erkennen und noch einige weitere Augenblicke um sie als Dayana zu identifizieren.

"Was genau ist passiert, Idril?", fragte Dayana in einem strengen aber nicht unfreundlichem Tonfall.

Idril schluckte. Diesen Tonfall kannte sie nur zu gut von Janis, kurz bevor es ein Donnerwetter gegeben hatte. Es sei denn, sie hatte sich gut erklären können. "Er hat gefragt ob ich wirklich Narums Schülerin sei und als ich das bejahte wollte er wissen was Narum mir alles beigebracht hatte. Als ich ihm sagte ich könne ein wenig Magie, hat er mich ausgelacht und gesagt ich sei zu klein um Magie zu wirken. Als ich den Adler rief, sagte er auch das sei nur ein billiger Trick und ich hätte nur ein Händchen für Tiere. Dann hat er mir eines meiner Etuis geklaut.", fügte sie wütend hinzu. "Da Biredh gesagt hat, ich dürfe nur auf ihnen spielen, wenn ich wütend bin oder Angst habe, habe ich auf der Flöte gespielt auf welcher ich spielen darf wenn ich wütend bin. Da ist er im Boden versunken und ich habe mir mein Etui zurückgeholt. Dann weiss ich nicht mehr was passiert ist.", schloss sie und hoffte, dass alles was sie gesagt hatte einen Sinn ergab.

Dayana seufzte. "Du hast Magie gegen einen Nichtmagier gewirkt", fasste sie zusammen. "Hier in Azura ist das verboten... Kannst du mir den Jungen beschreiben?", fragte sie.

"Ähm.... naja. Er war älter und grösser als ich, hatte braune Haare und.... wenn ihn niemand herausgeholt hat, steckt er immer noch im Boden vor der Haupttreppe.", fügte sie hinzu.

Dayana rieb sich müde die Augen. "Gut", sagte sie und trat ans Fenster, dann lehnte sie sich ans Fenstersims und legte sich ihre Worte zurecht. "Weisst du eigentlich, was du getan hast Idril?", fragte sie dann das Mädchen.

"Nein, nicht wirklich. Das Lied kam wie von selbst. Es war schon fast ein bisschen unheimlich.", sagte sie leise und setzte sich auf. "Aber ich vermutete, dass etwas passieren würde, da Biredh auch auf einer Flöte gespielt hat als die Schwarzmagier ihn angegriffen. Ich weiss allerdings nicht was ihm danach passiert ist, da Ailgaur die Klippe runter gesprungen ist."

"Das habe ich nicht gemeint", sagte Dayana streng. "Du hast gegen ein Gesetz verstossen Idril. Und nicht nur das, du hast Magie gegen jemanden gewirkt, der sich nicht dagegen wehren kann. Sicherlich bist du mein Gast und Narums Schüler, aber das heisst nicht, dass du dir alles erlauben kannst." Dayana brüllte nicht, noch schien sie wütend, doch ihr Tonfall strahlte Autorität aus und ihre Schüler und Clanmitglieder wussten, das dies schlimmere Folgen hatte, als wenn sie ausrastete.

Eingeschüchtert und ein wenig verängstigt blieb Idril still auf der Bettkante sitzen. Aus dieser Sichtweise hatte sie die Situation noch gar nicht betrachtet. Jetzt erschien ihr ihre Reaktion schon ein wenig übertrieben. "Tut mir leid.", murmelte sie schliesslich kleinlaut. "Was wird jetzt passieren?"

"Du gehst dich entschuldigen", sagte Dyana bestimmt. "Das ist das mindeste was du tun kannst."