"Es hat keinen", meinte Shadaran mit einem milden Lächeln. "Ihr habt mir eure Treue im Gegenzug versprochen. Ich nehme an, auch im Namen eurer Schwester? Zurück könnt ihr ohnehin nicht mehr, nicht zu zweit."

Shadaran lächelte entzückt und trat auf sie zu, wobei er ihr die Hand hinhielt. "Dann kommt, wir wollen keine Zeit mehr verlieren."
Er wartete, bis Nechbets Hand in der seinen lag, dann umspülte sie schwarzer Nebel und sie verschwanden aus dem Raum, nur um am Flussufer des Nazrev aufzutauchen.
Sie standen auf einem Kiesstrand, ein flacher Fels schmiegte sich aus dem Wasser ans Land. Shadaran führte Nechbet dahin. "Nimm Platz", bat er sie sanft, "Und gib mir etwas von deinem Haar und Blut."

Shadaran beobachtet sie, fing ihr Blut in einer Pipette ein und wies sie an, sich hinzulegenund zu warten, nachdem er den Schnitt auf ihrem Arm wieder schloss. Er selber nahm Platz auf dem Stein, liess die Füsse ins Wasser baumeln und konzentrierte sich.
Lange Zeit geschah nichts, nur Schlamm schien sich vor ihm zu sammeln, doch der Haufen wuchs und wuchs und als er grösser war, als ein Mensch zog ihn Shadaran aus dem Wasser und stellte das ganze auf den Stein neben Nechbet. Der Aufwand schien gering gewesen zu sein.
Shadaran versenkte eine Hand in den Haufen, welcher irgendwie zu wimmeln und zu pulsieren schien, als bestünde er nicht aus lebloser Erde, dann formte er ihn zu einem Dämon, so gross wie Nechbet, ohne die eine Hand vom Klumpen zu trennen. Er schüttete Nechbets Blut darüber, vergrub die Haarsträhne in den Klumpen und legte der Dunkelschattin ohne Vorwarnung eine Hand auf die Stirn.
Ab dem nächsten Moment nahmen weder Nechbet, noch Wadejt etwas wahr, ausser dass sie sich immer weiter und weiter von einander entfernten und es schienen Jahre und Jahrzehnte zu vergehen, bis sie zu sich kamen.
Eine Dämonin, nackt und schlammverkrustet, lag neben Nechbet und glich ihr bis aufs kleinste Detail, nur die Narben fehlten, die Nechbets Körper überzogen. "Sie wird einige Stunden oder Tage brauchen, bis sie sich an den Körper gewöhnt hat und der Körper an sie", verkündete Shadaran leise aus dem Hintergrund.
Es war dunkel und kühl, die Nacht war schon seit einer Weile herein gebrochen.

Shadaran beobachtete sie genau und interessiert. Es war etwas anderes ein neues Wesen zu erschaffen, als eines zu rekonstruieren. Es wunderte ihn, wie die Hülle mit der Seele klar kommen würde und umgekehrt. "Es ist kalt, wir sollten zurück zur Burg kehren, dort werdet ihr genug Zeit bekommen euch an die neue Situation zu gewöhnen."

Shadaran behielt sie im Auge, achtete darauf, wie Nechbet sich verhielt und mit Wadjet umging, wie behutsam sie sie trug und ob sie sie auch vollends als Wadjet und nicht als eine Kopie anerkennen würde. Sie liefen den ganzen Weg zurück, nicht nur, weil Shadaran müde und erschöpft war, sondern weil er herausfinden wollte, wie viel Anstrengungen Nechbet aushalten konnte - die Schwester im Arm war nicht gerade leicht.
Als sie ankamen erlaubte er ihnen sich zurück zu ziehen und wies Nechbet an, den Körper zu beobachten, warm zu halten und wenn nötig mit Wasser zu versorgen. Es würde dauern, bis Wadjet die Kontrolle über ihre neue Hülle erlangte. Dann zog er sich zurück und rief Akri zu sich. Er wies den Jungen an, auch der zweiten Frau keinen Schaden zuzufügen, erklärte ihm, was sie war und erlaubte dem Jungen sie zu beobachten, solange er keine Experimente mit ihnen durchführte.