"Sturer Junge", grinste sie und steckte das Schwert weg. Weisser Kristall formte sich auf iher Haut und wuchs ihren Fingern entlang, bis sie in beiden Händen zwei Schwester hielt. Ohne darauf zu warten, dass er wieder angriff, stürmte sie los, schlug nach seinem Kopf und hackte nach seinem Arm, doch Alastar wich aus. Wieder setzte sie ihm nach un drängte ihn an den Rand der Mauer. Sie vollführten einen Klippentanz, bis Naja das Wasser um sich herum beschwor und es unter Alastars Füssen zu Eis werden liess, sodass er ausrutschte. Gespannt wartete sie auf den Moment, in dem er hinab fallen würde. Denn dann musste sie schnell sein, um ihn aufzufangen.

Mit einem lautlosen Fluch hieb er seinen Reiterhammer ins Eis um nicht hinunterzufallen, während er Naja eine weitere Sichelwelle entgegensandte. Sie blockte ihn ohne Probleme ab, da der Angriff nicht besonders stark war. Mit einem spöttischen Grinsen trat sie zurück und liess ihm Zeit sich wieder aufzurappeln und einen guten Stand zu finden. Sie spielte mit ihm, wie die Katze mit der Maus.
Er schaute sie aufmerksam an und ging dann in eine der unüblicheren Grundstellungen, bevor er wieder Angriff. Die ersten zehn Schläge blockte sie ab, doch dann fand sein Reiterhammer eine Lücke in ihrer Abwehr. Der spitze Dorn drang mit einem Knirschen knapp zwei Fingerbreit in ihren Arm ein, bevor er steckenblieb.

Naja verzog keine Miene und drückte ihn mit unerwarteter Kraft zu Boden, einen Dolch ziehend und ihm an die Kehle haltend. Kalt starrte sie ihm in die Augen und schien zu überlegen, ob sie ihn nun töten sollte oder nicht. "Gib auf", meinte sie dann, "Du bist der einzige von uns beiden, der sein Leben verlieren kann... Ich will dir nicht-", den Rest des Satzes konnte sie nicht aussprechen, da sie einem Fuerball ausweichen und somit Alastar los lassen musste.
Wütend fauchte sie Growndrill an, welcher nur zurück fauchte, jedoch bald mit anderen Gegnern beschäftigt war.

Naja wandte sich kurz um, was Alastar die Gelegenheit gab sie anzugreifen, sie wich ihm aus, hielt ihn zwischen sich, Growndrill und Ro und griff kurz in seinen Geist ein. Sie liess ihn los, er blieb wie angewurzelt stehen und konnte sich nicht rühren. "Halt's Maul, Küken", fauchte sie Ro an, ohne sie anzusehen. Ihre Aufmerksamkeit galt Growndrill allein.
"Lass mich machen Vater. Dir und deinen sterblichen Freunden wird nichts geschehen. Das weisst du.", zischte sie in der alten Sprache, aber Growndrill stürzte auf sie los, nicht weil er ihr den Spass und Krieg nicht gönnen mochte, sondern weil er Ro's Blick gesehen hatte und fühlte, wie etwas aus der Richtung des Halbblutes seinen Magiefluss störte. Naja sprang hoch, wie eine Gazelle und über ihn hinweg, er setzte ihr nach und versuchte sie zu fassen, doch es gelang ihm nicht.
Er schielte zu Alastar, dieser wurde von Risk auf den Rücken gepackt und nach hinten getragen, weg vom Kampf, schien sich aber nicht bewegen zu können, da Naja ihn daran hinderte. Ro hingegen stürmte los, auf Naja zu und ohne zu überlegen stellte Growndrill sich zwischen sie, als sich die beiden gegenseitig angriffen.

Das erste was ihm auffiel waren die aufgeregten Stimmen, die durcheinander redeten. Alles was er hörte war, Feind. Gleich durchbrechen. Er traut aus dem Zimmer und schaute den Gang runter. Niemand war zu sehen und die Stimmen schienen aus dem Thronsaal zu kommen. Ihn hatte es nicht zu kümmern. Er würde runter zu den Mauern gehen. Ein Diener warf ihm einen verwunderten Blick zu, als Armelion in voller Rüstung an ihm vorbeiging, doch er wagte es nicht ihn aufzuhalten.
Sobald der Elf aus der Zitadelle trat schlug ihm der Schlachtlärm entgegen. Er war nicht besonders laut, doch allgegenwärtig. Zwerge huschten verängstigt durch die Strassen, Kinder wurden in die Häuser genommen und Soldaten liefen in grossen Gruppen zu den Mauern. Er schloss sich einer von den Gruppen an und folgte ihnen in einigem Abstand. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten entdeckte er Tatwine. Der bullige Kommandant schickte ein frisches Kontingent Bogenschützen zur Mauer hoch, wo sie die verwundeten und erschöpften Soldaten ersetzen sollten. "Kommandant! Was ist passiert?", fragte er.
Tatwine wandte sich zu ihm um und blickte ihn mürrisch an. "Sieh an. Bist du auch mal wieder aufgetaucht.", knurrte er. Knapp fasste er den misslungenen Gebirgsfeldzug und die ersten Stunden um die Schlacht bei Kor zusammen. "Warum bist du verschwunden? Wir hätten dich gebraucht?"
"Julianna wurde ermordet.", erwiderte Armelion ruhig, wohl wissen was für ein Schock das für den Kommandanten sein musste. "Ich selbst wurde ebenfalls schwer verletzt. Ein Dolchstoss traf mich in die Brust."
"Verfluchte Scheisse!", knurrte Tatwine und fuhr sich übers Gesicht. "Armer Durien. Er hat sie wirklich geliebt." Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das hier und jetzt. "Geh hoch zur Mauer und zerstöre diese verdammte Eistreppe. Wenn wir die erst mal los sind, werden unsere Leute wieder ein wenig mehr Mut schöpfen."
Armelion nickte und lief los. Der besagte Mauerabschnitt war nicht schwer zu finden. Dort tobten die heftigsten Kämpfe und dutzende von Leichen lagen schon auf der Strasse unterhalb der Mauern. Hauptsächlich Verteidiger, doch auch einige wenige Soldaten, die ein fremdes Wappen trugen.

Alastar kämpfte verbissen gegen die geistige Lähmung an. Er war auf solche Fälle vorbereitet worden, doch sein Ausbildner hatte sich noch nie so geschickt angestellt gehabt. Er griff seine Waffen fester und mit einer enormen Willensanstrengung schaffte er es die Lähmung abzuschütteln. Mit gebleckten Zähnen stand er wieder auf und hob seine Waffen. Das würde er diesem Miststück heimzahlen.

Alastar trat an Ros Seite und funkelte Naja wütend an. Growndrill versuchte er nicht zu beachten. Er wollte nicht gegen ihn kämpfen, doch wenn er sich vor Naja stellte... Er blickte fragend zu Ro. Wenn sie angriff würde er sie unterstützen. Die Söldner um sie herum kämpften weiter gegen die erdrückende Übermacht an, doch auf der Treppe aus Eis herrschte eine eigenartige Stille. Die Soldaten warteten hinter Naja, warteten darauf, dass ihre Herrin sie zum Sieg führen würde.
Plötzlich erklangen gellende Schreie als auf einmal ein halbes Dutzend Leitern entlang des Mauerabschnitts in sich zusammenbrachen. Sie waren in der Mitte wie von einer Klinge durchgeschnitten worden.

Die Schutzzauber um die Leitern waren erstaunlich vielschichtig gewesen. Feuer hätte ihnen kaum was angehabt und er hatte einige Zeit gebraucht, bis er eine Lücke gefunden hatte. Er trat an die Eisbrücke ran und blickte zu den Gestalten, die sich dort gegenüberstanden. "Ihr solltet von der Treppe runter. Ich habe den Befehl sie zu zerstören.", sagte er und seine Stimme klang dumpf unter dem Helm hervor.

Naja funkelte ihren Vater böse an. "Wenn sie mich angreifen, sind deine Freunde tot, aber ich muss mich eh um den geschuppten Plagegeist kümmern", meinte sie, wandte sich um und sprang zum Elfen in Drachenrüstung hinab. "Wirst du nicht, mein Lieber", grinste die Halbdrachin und blickte den Mann mit funkelnden Augen an.