Trinavara verschwand und tauchte hinter dem jungen Magier wieder auf. Na also, jetzt kam der Junge in Gang. Sie hob die Hand und ein schwarzes Flackern umspielte ihre Finger. "Gwathra!" Eine schwarze Flut entsprang ihrer Hand und verschlang sämtliches Leben, was in den Weg geriet. Gras zerfiel zu Asche, als es von der Magie gestreift wurde. Ein Schutzschild nützte nichts gegen diesen Zauber. Man konnte ihn nur mit anderer schwarzer Magie kontern, oder ausweichen. Doch das reichte ihr noch nicht. Im Schutze des Zaubers holte Trinavara ein einzelnes Aschekorn hervor und hielt es in ihrer verschlossenen Faust versteckt.

Er bemerkte es sofort, als sie verschwand. Instinktiv wirbelte er herum und duckte sich, als auch schon eine schwarze Flut auf ihn losging. Verdammt!
Er beschwor eine Mauer aus demselben schwarzen Element herauf und fing an, sich zu dematerialisieren. Die Mauer stoppte den Angriff für eine Sekunde, bevor sie barst, dann hielt sie weiter auf ihn zu. Er schaffte es erneut, gerade noch rechtzeitig zu verschwinden. Als er sich neu materialisierte, hatte die Flut sich schon so weit abgeschwächt, das sie kaum noch sichtbar war. Aber sie hielt weiter auf ihn zu. Mit einem lässigen Schlenker seines Arms, spaltete er sie mit einem Keil, der aus so dicht gedrängter Masse bestand, dass er praktisch unzerstörbar war. Die Reste der Welle glitten links und rechts an ihm vorbei und er ging direkt in den nächsten Angriff über.
Er beschwor einen Ring aus Dunkelheit um die Magierin, der sofort begann, jegliche Energie, die innerhalb des Ringes war, zu absorbieren.
Die Temperatur würde pro Sekunde um 10 Grad fallen und jede Bewegung würde rasch erstarren, bis er die Magierin eingefroren hätte.

Trinavara verzog das Gesicht, als sie den Sog verspürte und verschwand wieder, nur um direkt vor dem jungen Magier aufzutauchen. Das teleportieren hatte sie mehr als die doppelte Energie gekostet. Dafür würde er zahlen. Sie hob die Hand und blies ihm das Staubkorn entgegen. "Braga!" Doch im gleichen Moment wo sie den Zauber vollendete tauchte ein weiterer Schwarzmagier auf und schloss die Hand um das Aschekorn. Es geschah einen Moment lang nichts, dann erklang das dumpfe Geräusch einer Explosion aus der Ferne.
"Es reicht.", sagte der Neuankömmling. "Du solltest ihn testen, nicht töten.", dann wandte er sich an den Neuen. "Mein Meister lässt dir ausrichten, dass du bestanden hast.", sagte er und verschwand wieder. Trinavara zog einen Schmollmund ob der rüden Unterbrechung, doch begann dann zurück zu ihrem Versteck zu laufen. "Komm mit. Ich zeige dir etwas woran einer unserer Leute gearbeitet hat."

Natürlich beherrschte sie auch das Teleportieren, die neueste Mode unter Schwarzmagiern, wie dumm von ihm.
Als sie vor ihm auftauchte und ihn angreifen wollte, begann er gerade schwarze Wolken vor sich aufzubauen, in derem Zentrum ein paar kleine Tricks versteckt waren, als ein dritter Schwarzmagier erschien.
Allem Anschein nach war die Schwarzmagierin zu weit gegangen, was er nicht begriff. Was hätte ihr letzter Angriff bewirkt?
Als sie ihn aufforderte, mitzukommen, tat er es ohne noch ein Wort zu verlieren. Scheinbar war der Test vorbei und er durfte mit in das Versteck der neuen Bündnispartner. Er war gespannt darauf, es zu sehen. Es war immer interessant, die Unterkünfte fremder Magier zu inspizieren.

Sie blieben vor einem grossen schlichten Holztor stehen. "Der hier führt zur Halle wo ER einige Experimente durchführt." Trinavara stiess die Türe auf. Eine gebeugte Gestalt stand vor einem Tisch auf welchem der leblose Körper eines Mannes lag. Die Gestalt drehte sich um und Trinavara erkannte, das bleiche Gesicht Gesicht mit den hohlen Wangen sofort. Die Haut des Magiers wirkte fast weiss und man konnte deutlich die einzelnen blauen Äderchen unter der Haut sehen. Die blassen blauen Augen glitten rüber zum Neuankömmling und er leckte sich die Lippen. "Bringst du mir ein frisches Exemplar?", fragte er mit heiserer Stimme.
"Nein, das ist der Neuling von unserem Bündnispartner. Bist du schon soweit?"
Der Magier betrachtete den Neuen mit einem hungrig wirkenden Gesichtsausdruck, "Bist du dir sicher? Mit Frischen geht es leichter.", fügte er hinzu und mass den jungen Magier von Kopf bis Fuss mit Blicken.
"Ich will ihm lediglich einen Einblick in unsere Forschung gewähren. Lass ihn also in Ruhe.", fauchte Trinavara. Mit einem enttäuschten Seufzer drehte sich der Magier um, schnippte mit den Fingern und deutete auf den Leichnam. Für einen Augenblick geschah nichts, dann begann er sich zu bewegen. Langsam setzte sich der Körper auf und der Kopf drehte sich mit einem Knirschen in ihre Richtung.
"Ich bin fertig. Allerdings konnte ich den Zauber nicht auf ein frisches Exemplar anwenden." Er warf dem Neuling noch einen letzten begehrlichen Blick zu. "Es ist mir gelungen den Zauber zu stabilisieren. Normalerweise zerfällt die Magie, wenn der Schädel oder das Herz stark beschädigt werden. Das war schon immer so. Doch jetzt..." Er rieb sich die bleichen Hände und machte eine auffordernde Geste in Trinavaras Richtung, "Nur zu. Tob dich aus."
Mit einem wölfischen zog sie den Dolch und schleuderte ihn dem Untoten entgegen. Er bohrte sich mit einem trockenen Knacken in den Schädel des Mannes. Der Körper schwankte einen Moment, doch mehr passierte nicht. Er stand und starrte die Magier weiterhin unverwandt an. Als nächstes schlug ein Stein mit solcher Wucht in die Brust des Untoten, das ein faustgrosses Loch an der Stelle zurückblieb, wo das Herz gewesen war. Trinavara betrachtete den Untoten mit einem Stirnrunzeln, dann blickte sie den Neuen an. "Versuch du es mal!", forderte sie ihn auf und fügte noch hinzu, "Wie ist eigentlich dein Name?"

"Mein Name ist Histan", antwortete er ruhig, obwohl ihn der Untote ein wenig zittrig gemacht hatte. Nicht aus Angst oder so etwas, sondern vor Faszination. Zombies erschaffen. Das war eine sehr spannende Kunst der schwarzen Magie, die bei ihnen keiner mehr anwendete. Und diejenigen, die es konnten, die er kannte, waren tot. Er hatte gehört, im Ostzirkel praktizierte man diese Technik noch zuweilen.
Er stellte sich angriffsbereit hin und hielt die Arme vor sich ausgestreckt.
Dann bewegte er sie ruckartig vor und zurück und wob somit eine Art schwarzes Netz zwischen seinen Armen, das schnell zu einem Tunnel wurde.
Dann machte er einen Buckel und drückte blitzartig den Rücken durch, worauf eine schwarze, brennende Kugel nach vorne schoss, durch den Thorax des Untoten flog und dort ein gigantisches, an den Rändern aufgerissenes Loch, zurückließ und hinter ihm in die Wand flog, wo sich die Kugel einfach hindurchbohrte und in einem Tunnel verschwand.
"Oh, das tut mir Leid", sagte Histan verlegen, bewegte seinen Körper langsam mit einer Art Ziehbewegung rückwärts und die Wand verschwamm, die Kugel kam erneut zum Vorschein, das Loch in der Wand schloss sich und schließlich löste sich die Kugel auf.
Raum-Zeit-Magie funktionierte nur bei wenigen Angriffstechniken und war extrem anstrengend.
Sofort keuchte er und stützte sich auf seine Knie.

Nun da das Rückgrat und ein grosser Teil des Torsos verschwunden war, rissen die letzten Fleischfetzen auseinander und der obere Teil des Zombies fiel zu Boden. Die Beine allerdings blieben stehen. Der obere Teil bestand nur noch aus Schultern, Kopf und Armen, doch auch diese bewegten sich noch. "Seht ihr! Seht ihr! Sie sind nicht aufzuhalten, es sei denn, man vernichtet den Körper vollständig." Der bleiche Magier klatschte in die Hände und schwarze Flammen loderten um den Körper auf und verbrannten ihn in Sekundenschnelle zu einem Häufchen Asche.

"Das ist in der Tat eine sehr erstaunliche und starke Kriegswaffe", hauchte er.
"Wofür stellt ihr sie her?", fragte er dann, an Trinavara gewandt.

"Wir herrschten mal über das ganze Land bis hinauf zu Gevira. Stell dir vor, was man mit so vielen menschlichen Ressourcen machen könnte. Der Angriff auf die Nachtzinne war ein breiter Test unserer Waffen und der Fähigkeiten unserer Schüler. Die Schwachen starben und wurden so von den Starken getrennt. Der Krieg hat uns ausserdem mit genügend Vorräten versorgt, so dass wir für Jahre weiterforschen könnten. Ausserdem haben wir herausgefunden wie unsere Feinde uns bekämpfen." Sie lächelte und griff wieder nach dem Talisman um ihren Hals. Der Zauber, der so vielen Novizen das Leben gekostet hatte, würde auf sie nicht mehr wirken. Verzückt lauschte sie dem Chor von verzweifelten Stimmen und liess dann die Hand mit einem Seufzer wieder runtergleiten. "Nur frage ich mich was eure Leute vorhaben?" Sie blickte ihn erwartungsvoll an.

"Also habt ihr vor, euch das Land wiederzuholen?", fragte er.
"Was wir vorhaben weiß ich nur bis zu einem gewissen Grad. In erster Linie sind wir erst einmal damit beschäftigt, eine verfeindete Magiergruppe aufzuhalten. Ihr Anführer, Hexathar, sammelt überall in Dreitan magische Artefakte um sie für sich zu besitzen und wird dadurch immer stärker. Er hat seine Pläne, die für uns und alle anderen Magier unerfreulich sein dürften. Aber wir arbeiten mit einem Sponsor zusammen, der uns unterstützt. Sein Ziel ist auf Dauer eine stärkere Kontrolle der Magie innerhalb Dreitans. Es soll weniger Magier geben und weniger, die willkürlich handeln. Das gilt zunächst erst einmal für Magier, die mit uns verfeindet sind, nehme ich an. Aber sollte er sich jemals gegen uns zu wenden gedenken, wird er für uns kein Problem sein", grinste er.
"Mein Meister will zudem sein magisches Wissen erweitern und eine freie Gruppe forschender Schwarzmagier leiten können."
Er blickte die fremde Magierin, Trinavara, an. Er hatte seinen Teil erzählt.