Elira blieb abrupt stehen. Ihr schien, als hätte sie etwas gehört. Ein Rascheln. Sie drehte den Kopf und hörte ein Grunzen. "Wildschwein!", rief sie im letzten Moment und ein riesiger Eber stürmte aus dem Gebüsch auf die Gruppe zu. Die Pferde wieherten panisch auf, rissen sich los und verschwanden auf dem Weg, auf dem sie gekommen waren. Elira fluchte und sprang zur Seite.

Kraigor, der noch nicht lange die Kunst des Reitens beherrschte, fiel vom Pferd und klatschte büuchlings in den Schlamm. Die Luft blieb ihm stecken und er fühlte sich erneut wie der größte Trottel der Welt. Aber er war ein verdammter Feuerdämon! Er rappelte sich auf und zog seinen Säbel. Der Eber stand vor ihm. Plötzlich merkte er, dass er doch nichtmehr so selbstbewusst war. Er hatte noch nie gegen wilde Tiere kämpfen müssen und auch noch nie einen echten Kampf bestritten.
Er schluckte. Jetzt gab es kein zurück. Er sprang brüllen vor und stach nach dem Eber, aber der rannte zur Seite und umkreiste ihn wütend grunzend.

Elira zog einen Dolch und eine der Giftnadeln und machte sich bereit. Sie sah dem Eber zu und merkte sich, wie das Tier sich bewegte, welches das schwächste und welches das stärkste Bein war, auf welche Seite es zog und wo es einen Blinden Punkt hatte. Doch bevor sie angriff, wollte sie sehen, wie Kraigor sich schlug und wie der Barbar. Sie beobachtete sie auf die gleiche Art, wie den Eber.

Er umkreiste den Eber ebenfalls. Er war zwar etwas eingerostet im Säbelkampf, aber die Bewegungen saßen noch. Er sprang vor, neben den Eber und ließ seinen Säbel an seiner Seite herabsausen, auf den Nacken des Tieres zu, aber der Eber sprang vor. Der Säbel traf ihn nur am Rüclen und glitt ab, der Eber seinerseits rammte Kraigor mit seiner Seite. Kraigor wurde von der Wucht umgeschmissen und stach nach dem Eber, aber zu langsam.
Das Tier drehte sich um und rannte auf ihn zu.
Er wich im letzten Moment zur Seite zurück und stach erneut nach dem Eber. Diesmal traf er ihn besser und fügte ihm eine hässliche Wunde an der Seite zu.
Ja!

Er vertiefte sich im Kampfgeschehen und merkte, wie er aufblühte. Wie früher während seiner Ausbildungszeit. Der verwundete Eber wurde rasend, aber Kraigor verspürte keine Angst mehr. Der Kampf lag ihm im Blut. Irgendwo in ihm.
Er wirbelte herum, sprang hoch und flog über den Eber. Dabei stieß er ihm im richtigen Moment den Säbel in den Nacken.
Er landete, wirbelte erneut geschickt herum und stand dem sterbenden Eber gegenüber.
Dieser knurrte, schwenkte seinen hauerbewehrten Kopf hin und her und rannte dann auf ihn zu. Im letzten Moment sprang Kraigor zur Seite und warf ein Messer.
Es traf den Eber in die Seite.
Den Säbel im Nacken, das Messer in der Seite, dauerte es nicht lange, bis der Eber zusammenbrach und nur noch zuckte.
Kraigor keuchte. Er hatte es geschafft!
Er ging zum Eber, schnappte sich seinen Säbel und versetzte ihm den Todesstoß.
Dann war wieder alles still.

"Danke", sagte Kraigor aus Reflex. Dann stand er da und sah dem Mann zu. Der Kampf hatte ihn alles vergessen lassen, er hatte sich plötzlich merkwürdig berauscht gefühlt. Jetzt stand er wieder unsicher da und wusste nicht, was er tun sollte.
Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken. Dann fragte er den Mann: "Kann ich helfen?"

"Du kannst mir helfen, die Pferde zurück zu holen", meinte Elira und sah in die Richtung in die die Tiere verschwunden waren. "Die Splitter stecken in der Satteltasche", fügte sie hinzu und machte sich schonmal auf den Weg.