"Delkar muss ein paar Leute sprechen", sie senkte die Stimme. "Wir brauchen Sponsoren, weil ihm geht bald das Geld aus. Aber ich bin sicher er kann die reichen Immener Pfeffersäcke gut von seiner Sache überzeugen. Ich meine, einen Helden umd Freiheitskämpfer unterstützen macht einen sehr beliebt. Wenn du eine Pause brauchst, kann ich dich ablösen. Ich bin nur ziemlich scheisse im Schreiben", gab sie zu.
If you're going through hell, keep going.


"Wird gemacht", grinste sie, tippte sich mit den Fingern an die Stirn und machte sich auf die Suche nach einem Krug Bier.
Es war nicht sonderlich schwierig, einen zu finden, und auch ansonsten war der Tag recht erfolgreich, denn bis am Abend hatten sie nicht nur über 200 neue Söldner zusammen, sondern Delkar kehrte von seinen Verhandlungen mit einem reichen Gönner mit einer hübschen Summe Geld in die Hand. Sie besprachen noch bis tief in die Nacht die Finanzpläne, wobei auch Alastar und der Franziskaner anwesend waren. Als sie schliesslich das Zelt des Generals verliessen, meinte Rasnak: "Ich war noch nie bei einem Feldzug dabei, auf dem die Hauptleute soviel Mitspracherecht hatten."
Ro grinste. "Ich wette du warst auch noch nie auf einem Feldzug dabei, bei dem der Staat, der dich einstellt, noch vor weniger als einem Monat gar nicht existiert hat."
Dem musste Rasnak recht geben. Ro grinste zufrieden vor sich hin.
Am nächsten Morgen war sie früh auf, zog durch die Stadt und verhandelte und feilschte mit Händlern und Handwerkern, um die Vorräte und anderen Dinge, die sie unmittelbar brauchten, möglichst billig zu bekommen. Zelte für mehrere hundert Mann auf einmal aufzutreiben gestaltete sich als relativ schwierig, sie machte aber mit einem Händler, der noch an dem Tag nach Ravi segelte, aus, dass er ihr von dort eine Ladung mitbringen und sie sie ihm komplett abkaufen würde.
Am Mittag lösten Alastar und Ro wieder Delkar am Einschreibetisch ab, und am Abend tauchte Machek auf, der die beiden zum Essen zu sich einlud. Der Magierzirkel bewohnte mittlerweile einige Gebäude am Nordwestrand der Stadt und hatte sich dort behaglich eingerichtet und sogar bereits zwei Schüler aufgenommen. In der Küche des Hauses, das Machek bewohnte, brannte ein behagliches Feuer und das Essen war bereits fast fertig. Während dem Essen waren noch einige andere Magier anwesend, die dann aber nach und nach verschwanden. Als sie alleine am Tisch sassen, lenkte Machek schliesslich das Gespräch auf das Thema, das Ro in der Nacht angesprochen hatte. "Du willst mir also weis machen, der Krieg, den ihr führt, sei ein Krieg für den Frieden?"
Ro erinnerte sich verschwommen an die Unterhaltung. "Die Armee aus dem Osten ist hier, um zu erobern, oder zu plündern", antwortete sie. "Wenn ihr niemand Einhalt gebietet, wird sie das ganze Land überziehen, und jeder wird darunter leiden. Aber wenn wir uns ihr entgegenstellen, dann wird es eine Front geben, an der gekämpft und gestorben wird, ja. Aber wenn wir Erfolg haben, dann bleibt das Land dahinter sicher und unversehrt."
Machek musterte sie. "Und hast du wirklich deswegen diesen Delkar dazu überredet, Krieg zu führen?", fragte er. "Ist es nicht eher so, dass du einfach in den Krieg ziehen willst, egal gegen wen oder was?"
Sie schwieg einige Augenblicke. Die Frage hatte sie sich gar nicht wirklich gestellt. Da war einfach eine Möglichkeit gewesen, und sie hatte sie ergriffen. Aber wenn sie jetzt so darüber nachdachte, musste sie eingestehen, dass Machek vielleicht recht hatte. "Doch", gab sie zu. "Vielleicht. Aber... ich denke, das was ich gesagt habe, stimmt trotzdem. Der Krieg wird weniger verheerend sein, wenn wir den Feind aufhalten können."
Machek seufzte abermals. Dann sah er Alastar an. "Was denkst du darüber?"
If you're going through hell, keep going.

"Ro hat recht. Wir können den Schwanz einkneifen und uns in Knechtschaft begeben oder wir halten sie auf. Wenn wir sie hier festnageln, gewinnen wir genug Zeit um ihnen ihren Aufenthalt in Dreitan richtig bitter machen zu können. Wenn sie aber weiterziehen, unterwerfen sie sämtliche grössere Städte und damit erwischen sie auch die reichen Leute, dann wird es schlichtweg keinen mehr geben, der aufhalten kann. Ausserdem wissen wir auch nicht was für eine Haltung sie gegenüber den Dämonen haben."

Machek dachte einige Augenblicke lang nach. Er sorgte sich nicht wegen der Haltung dieser Leute zu den Dämonen. Aber er sorgte sich um seine Bücher. "In Ordnung", sagte er schliesslich. "Ich werde mit euch kommen, oder euch nachziehen. Und ich werde sehen, wer vom Zirkel bereit ist, mitzukommen."
"Danke", meinte Ro strahlend. Wenn sie die Druiden hatten UND Macheks Magier - dann sollten die Magier des Feindes mal sehen, wo sie blieben.
If you're going through hell, keep going.


Ro nickte. "Und wenn die nicht gleich ihre ganze Armee hier rauf schicken."
Die folgenden Tage gingen ähnlich vonstatten und nach einer Woche in Immen hatten sie über Tausend neue Soldaten und genug Geld, um sie für zwei Monate zu bezahlen und zu versorgen. Die Nachricht, dass da jemand Söldner anheuerte, hatte sich mittlerweile herumgesprochen, und so waren auch viele von ausserhalb Immens zusammengelaufen, unter ihnen auch Söldner mit Kampferfahrung aus den Nordkriegen. Ro hatte drei weitere von ihnen als Hauptleute eingestellt und zusammen mit Delkar, Alastar und den Listen Ordnung in die Armee gebracht in Form von Unterteilung in Fähnlein und Gruppen. Die Auswahl der Feldwebel überliess sie jeweils den Hauptleuten. Gerne hätte sie auch Alastar zum Hauptmann gemacht, aber es ging einfach nicht, denn Hauptmann musste in der Schlacht Befehle brüllen können, die gehört wurden.
Ro gelang es, alles zu organisieren, was sie brauchten, und das Geld reichte, um auch den Stock an Waffen und Rüstungen anzuschaffen, den sie gewollt hatte. Als sie den Söldnern gegen Ende der Woche ihren ersten vollen Monatssold auszahlten - bei der Einschreibung hatten sie lediglich ein kleines Handgeld erhalten - stellte Ro ihnen den Waffenstock neben hin. Sie hatte es mit Delkar so ausgemacht, dass sie das Essen weiterhin gratis an die Soldaten abgeben würden, sowie am Anfang ein Zelt pro sechs bis acht Personen. Alles weitere, was hiess Waffen, Rüstung, Ausrüstungsgegenstände, und so weiter, würden sie ihnen zu einem Preis anbieten, den sie von ihrem Sold bezahlen konnten. Nur die Armbrüste behielt Ro noch zurück, um dann, wenn die Strategie feststand, die nötigen Truppen damit ausrüsten zu können.
Machek war es schliesslich, der sie darauf hinwies, dass es sinnvoll wäre, auch einige Heiler und Handwerker anzuheuern, die nicht bereit waren zu kämpfen, und sie folgten dem Ratschlag.
Schliesslich war alles zum Aufbruch bereit und sie warteten nur noch auf die Zeltlieferung aus Ravi. Als die endlich eintraf, stellte Ro fest, dass das Schiff nicht nur bis zum Rand beladen war mit Zeltplanen, sondern auch mit Söldnern, denn der Händler hatte in Ravi herumerzählt, wofür er die Planen brauchen würde. Mit Hilfe der Druiden richtete Delkar darauf, in Erwartung, dass über die nächsten Tage und Wochen vermutlich noch mehr auftauchen würden, eine dauerhafte Bewerbungsstelle in Immen ein, dann brachen sie in Richtung Brimmen auf.
Sie waren jetzt eine Armee, nahezu 2000 Mann mit Magiern, Waffen und Ausrüstung, die auf dem Weg Richtung Süden dahinmarschierten, begleitet vom Rumpeln der Karrenräder.
-> weiter in Langer See und Brimmen, S. 14
If you're going through hell, keep going.

ca. 2 Wochen später, Anfang - Mitte September
Sie stand auf einem der hölzernen Kais und der Wind zerrte an ihrem Mantel. Immen war fremd, noch fremder, als ihr Ravi gewesen war. Eine Stadt auf Stelzen, die Luft erfüllt vom Klang der Windspiele und dem Flattern der Fahnen. Es sah hübsch aus, aber für einen Augenblick schob sich ein anderes Bild vor ihre Augen. Die selbe Stadt, in Flammen. Krieg.
Sie blinzelte und hoffte, dass es nur eine Vorstellung ihres Geistes gewesen war, und keine Vision. Nun, bleibe würde sie ohnehin nicht lange. Nur eine Nacht, oder zwei. Dann rief der Norden.
If you're going through hell, keep going.

Es blieb bei zwei Nächten. In der ersten lernte sie einen Flussschiffer kennen. In der zweiten erklärte er sich bereit, sie mit nach Nurmen zu nehmen. Sanft strich er über ihre Wange. "Du bist schön", flüsterte er und küsste sie.
Sie lächelte. "Danke."
Er zog sie sachte näher zu sich, aber in dem Moment hörte sie, wie die Kleine im Korb neben dem Bett erwachte und ein quengelndes Geräusch von sich gab. Sie unterdrückte den Reflex, sich umzudrehen, und umfing sie mit Ruhe, aber ihm war ihr Aufmerken nicht entgangen. "Mach nur", sagte er leise lächelnd und liess sie los. "Man sollte eine Mutter nicht von ihrem Kind fernhalten."
Sie sah ihn dankbar an, setzte sich auf und hob das zappelnde Mädchen aus dem Korb zu sich hoch. Die Kleine hatte Hunger und sie hob sie an ihre Brust, wo sie sich sofort festsaugte, und redete leise mit ihr. Der Schiffer sah sie von unten her an und strich mit den Fingern ihren Beinen entlang, bevor er leise seufzte. "Du erinnerst mich an meine Frau."
Sie sah ihn mit schräggelegtem Kopf an.
"Ich meine, du siehst ihr nicht ähnlich eigentlich...", meinte er. "Sie war blond und viel... schmaler als du... Aber als unsere Tochter geboren war, sass sie genau so da. Mit dem Kind in den Armen, nackte und... wunderschön." Er wandte den Blick von ihr ab.
"Was ist mit ihr jetzt?", fragte sie leise und strich ihm mit der freien Hand durch die Haare.
"Sie ist tot", antwortete er und blickte an die Decke.
"Und das Mädchen?"
"Lebt. Bei einer Pflegefamilie in Nurmen. Ich habe sie lange nicht gesehen. Sie... sie sieht ihrer Mutter zu ähnlich..."
Sie beugte sich vorsichtig zu ihn hinunter und küsste seine noch schweissnasse Stirn, dann begann sie leise zu singen. Als das Mädchen fertig getrunken hatte und bald darauf eindöste, schlief der Mann an ihrer Seite bereits. Das Kind im Arm legte sie sich wieder hin und deckte ihn und sich zu.
Am nächsten Morgen verliessen sie Brimmen.
-> Muirgheal weiter in den Dörfern am Malven (Derni) S. 1
If you're going through hell, keep going.

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