Sie sassen noch nicht lange da, als man draussen Stimmen hörte. "Hee, da lang. Nein! Hier! Ja!"
Das Schnalzen einer Rute ertönte, dann ein Gatter, das sich schloss. Kurz darauf stand ein etwa dreizehnjähriger Junge mit wilden braunen Locken im Türramen. Er blieb einen Augenblick lang stehen, als er die Fremden sah, aber der Vater winkte ihn herein. "Komm, setz dich, wir haben nur auf dich gewartet! Das hier sind Gäste", stellte er Veray und Ran vor.
Der Junge kam ans Feuer und setzte sich neben ihnen auf die Bank. Seine Mutter holte hölzerne Näpfe hervor und schöpfte mit der Kelle Eintopf hinein. Zuerst reichte sie zwei Schalen den Gästen, dann ihrem Mann und den Kindern. Veray blickte in seine Schale. Der Eintopf war wässrig, schien vorwiegend aus Hafer zu bestehen, mit einigen Kohlblättern dazwischen. Natürlich. Es war Ende des Winters. Die Bauern konnten froh sein, wenn sie überhaupt noch etwas zu Essen hatten. Umso mehr bedeutete eine Einladung.
Sie assen rasch und ohne viele Worte zu wechseln. Danach stand der Jäger auf und ging hinaus, die Frau, sammelte die Näpfe ein und wischte die verschmierten Gesichter der kleineren Kinder mit einem Zipfel ihrer Schürze ab, bevor sie sich im hinteren Teil der Hütte an etwas zu schaffen machte, und somit Veray und Ran mit den Kindern alleine liess.
Eine Weile lang begnügten sie sich, sie anzustarren, aber schliesslich verloren sie ihre Scheu. Ein kleines Mädchen stellte sich frech vor Ran hin, musterte sie sehr eingehend und fragte: "Wieso hast du weisse Haare?"
(Wenn die Kinder denken, Ran ist ein Dämon, den Veray gefangen hat... und sie ist seine Geliebte... dann ist sie ein Sukkubus xD )
If you're going through hell, keep going.

Ran sah sie verdutzt an. "Weil", sie zögerte und sah sie aus grossen Augen an. Sollte sie die Wahrheit sagen? Nein, die war langweilig. Sie beugte sich leicht zur Kleinen runter. "Weil ich in einen verhexten Krug Milch gestolpert bin und die Fee die darin wohnte, fand das nicht so lustig, also hat sie mein Haar weiss gemacht", sagte sie grinsend. Etwas besseres war ihr nicht eingefallen.
(thaha jah -> armes veray ^_^ )
some men just want to see the world burn

Die Frage der Kleinen schien einen Damm gebrochen zu haben. Plötzlich stürmten die Kinder auf sie ein.
"Bist du auch eine Dämonenjägerin?", fragte das Mädchen.
Derweil zog der ältere der kleinen Jungen Veray am Ärmel. "Kann ich mal dein Schwert anfassen."
Veray war einen Moment lang irritiert, bis er begriff, was der Junge überhaupt meinte. "Das ist kein Schwert, sondern ein Säbel", erklärte er. "Schau, es hat nur eine Schneide, ein Schwert hat zwei."
Er zog den Säbel einige Fingerbreit aus der Scheide, sodass man die Klinge sehen konnte, aber nicht weiter. "Den kann ich dir nicht geben, die Klinge ist zu scharf. Aber den hier kannst du halten, wenn du willst."
Er reichte dem Jungen seinen Dolch. Der war zwar auch geschliffen, aber mehr eine Stichwaffe, und sie würden sich damit sicher keine Finger abtrennen. Ausserdem war er lange genug, um in den kleinen Händen gut ein Schwert zu machen. Der Kleine schwang ihn auch sofort mit Begeisterung. "Vorsicht!", sagte Veray. "Du musst aufpassen, dass du niemandem verletzt."
Mit einem Ohr hörte er, wie das rotbraune Mädchen die ältere Schwester leise fragte: "Du, wächst im Bauch der Frau da ein Kind?"
"Frag sie doch selber, wenn du es wissen willst", antwortete die zwölfjährige ungeduldig.
If you're going through hell, keep going.

(looool xD kindersegen ^^ looool)
Als die Kinderflut über sie hereinbrach war Ran überfordert, sie wollte auf die eine Frage antworten, doch da kam schon die nächste und so schnellte ihr Kopf von einem Kind zum anderen. "Langsam, langsam", meinte sie beschwichtigend, "Eine Frage nach der anderen." Sie überlegte. "Ich bin nicht wirklich Dämonenjägerin, ich bin Zauberin", sagte sie und sah zum Mädchen, das sie am Ärmel zupfte. Sie beugte sich zu ihr hinunter und die Kleine zog Rans Ohr mithilfe ihres Haars zu sich hinab. "Du, sag mal, ist da ein Kind in deinem Bauch?", flüsterte die Kleine zögerlich und liess Rans Haar los, wobei sie der Frau erwartungsvoll und mit glitzernden Augen in die Augen sah. Ran wurde rot. "Ehm, ja, da ist ein Kind", meinte sie unsicher.
some men just want to see the world burn

Veray bekam einen Lachanfall, als er Ran so überfordert sah. Er konnte einfach nicht anders als kichern.
Als die kleine auch noch fragte: "Ist es sein Kind?", und dabei auf ihn deutete, fiel er endgültig fast von der Bank. So direkt, so wunderbar direkt...
Er sah im Augenwinkel etwas aufblitzen und fing die Hand des Jungen ab, der sich mit dem Dolch im Kreis drehte. "Hey, ich hab gesagt, du sollst aufpassen!"
Der älteste Sohn des Jägers stand etwas abseits und sah der ganzen Sache mit leicht reserviertem Gesichtsausdruck zu, das ältere Mädchen hatte sich irgendwohin aus dem Staub gemacht.
Plötzlich stand der Jäger neben Veray. "Kann ich mit dir sprechen, Dämonenjäger?", fragte er leise.
Veray nickte und stand auf. Sie traten etwas beiseite in Richtung der Tür. Die Miene des Mannes war sehr ernst. "Dämonenjäger, ich weiss nicht, was für Fähigkeiten du hast, aber wenn du irgendetwas für das Mädchen tun kannst..."
Veray schüttelte den Kopf. "Ich bin kein Heiler. Es tut mir leid."
"Aber wenn du zumindest den Schmerz bannen könntest", flehte der Mann. "Sieh sie dir wenigstens an."
Bevor Veray protestieren konnte - was er ohnehin nicht getan hätte - zog der Mann ihn aus der Tür und hinüber zur nächsten Hütte. Sie traten ein und der Jäger führte Veray zu einer Bank, auf der sie mit Decken ein Bett hergerichtet hatten. Veray wurde schlecht, als er das Mädchen sah. Ein Teil ihres Gesichtes fehlte, ebenso wie viel von ihrer rechten Hand. Ihr Oberkörper war gezeichnet von Bisswunden, bei einigen waren Haut und Fleisch weggerissen, so dass die Rippen durchblitzten, als hätte der Wolf anfangen wollen sie zu fressen. Die Decken unter ihr waren getränkt von Blut und anderen Körperflüssigkeiten. Aber das Gesicht war das schlimmste. Die rechte Hälfte war so zerfetzt, dass man die Zahnreihen bis zuhinterst sehen konnte. Und trotzdem lebte sie noch, wimmerte und wand sich vor Schmerz.
Veray stolperte aus der Tür und lehnte sich zitternd gegen die Wand. Der Jäger folgte ihm. "Und?", fragte er.
Veray schüttelte den Kopf. "Das einzige, was ich für sie tun kann, ist ihr ein schnelles Ende machen."
Der Jäger nickte langsam. Er hatte das gewusst. "Vielleich werde ich dich später darum bitten. Aber nicht jetzt."
Er brachte Veray zurück zu Ran.
If you're going through hell, keep going.

Ran errötete noch mehr. "Ja", sagte sie und sah Veray an, der sich beinahe bog vor Lachen. Dann wurde er zur Seite gebeten und eines der Mädchen wollte, dass sie ihr Zöpfe flocht, währendem der Junge weiter mit dem Dolch spielte, diesmal jedoch vorsichtiger und immer wieder mit einem prüfenden Blick auf Ran werfend, ob sie es ihm erlaubte oder nicht, sie sah ihn nur streng an und er spielte ruhig weiter.
Als eines der Kinder sie etwas fragte, kam Veray zurück, er war kreidebleich. Automatisch erhob sich Ran und kam ihm entgegen. "Was ist los?", fragte sie und legte ihre Hand auf seine Wange, damit er ihr in die Augen sah.
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"Ihr Körper ist nicht mehr viel mehr als ein Stück zerrissenes Fleisch", sagte Veray und hielt Ran automatisch an der Schulter fest, wie um zu verhindern, dass sie an ihm vorüber ins andere Haus ging. "Aber sie lebt noch. Ich habe ihnen angeboten, es zu beenden. Aber ich schätze, sie werden die Entscheidung nicht leichtfertig treffen."
If you're going through hell, keep going.


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