"Ich habe keine Ahnung", sagte Veray schlicht. "Ich habe keine Ahnung, was hier läuft. Aber wenn es tatsächlich so verrückt ist, wie ich gerade denke..."
Er murmelte einen weiteren Bann und malte ein Zeichen in die Luft. Die schwarze Wolke zog sich kreischend zusammen, bis sie kaum noch ein kopfgrosser Ball war.
Ohne nachzudenken zog Veray seinen Säbel und schlug sie entzwei.
Beide Teile kreischten getrennt weiter.
"Ran?", fragte Veray, der langsam an seinem Verstand zweifelte. "Kannst du mir erklären, was das eigentlich ist?"

"Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht", sagte Veray völlig ratlos. "Ich mache nur genau das, was ich früher immer gemacht habe, wenn ich etwas vorgespielt habe."
Er hieb ein zweites Mal auf den Klumpen ein. Nun waren es vier Teile. "Hast du eine Ahnung, wie man das Ding umbringt? Die Kröten waren an der Stelle immer tot."

"Purifikation?", fragte er verwirrt. "Meinst du damit... Reinigung? Einfach eine simple Reinigung?"

"Ich... warte!"
Er hatte normalerweise zur Reinigung einfach geräuchert. Aber jetzt kam ihm etwas anderes in den Sinn. Etwas, dass ziemlich wirkungsvoll sein musste, wenn dieses Ding tatsächlich anfällig auf solche Dinge war. Einen Versuch war es wert.
Er schnitt sich mit dem Säbel in den Handballen, tief genug damit Blut austrat und dicke Tropfen bildete. Dann hielt er die Hand über die Bruchteile des schwarzen Klumpens. Das Blut tropfte von seiner Hand auf eines der Stücke, oder besser gesagt, darin hinein, es zischte und dann - zerfiel es einfach zu Asche. Er machte dasselbe mit den anderen Stücken, bis nichts mehr davon übrig war.
Erleichtert und ziemlich verwirrt nahm er die Hand zurück. "Ist es weg?"

"Ja", sagte er. Seine Stimme zitterte. Nicht nur seine Stimme. Er hatte das Gefühl, dass die Gefahr, dass er nächstens umkippte, nicht gerade klein war.
Aber Ran hatte recht. Sie mussten mit irgendetwas vor die Leute treten.
Er holte tief Luft und stiess die Türe auf. Zuerst musste er blinzeln gegen das Licht. Die Sonne war zwar bereits untergegangen, aber die Dämmerung war immer noch hell im Vergleich zum düsteren Raum. Wie erwartet stand draussen eine Ansammlung von Leuten und wartete ängstlich gespannt.
Veray trat vor sie, den Säbel immer noch in der Hand und sagte: "Der böse Geist ist vernichtet."
"Was... was ist mit meiner Tochter?", fragte die Frau, die vorhin neben dem Mädchen gesessen war.
Veray senkte den Kopf. "Sie ist tot. Sie lebte nur noch, weil der Geist von ihr Besitz ergriffen hatte. Er hat sie getötet."
Ein Murmeln ging durch die Menge.
"Begrabt sie so schnell wie möglich", fuhr Veray fort und schluckte leer. "Und räuchert das Haus aus. Ein böser Geist kann andere anziehen."
Es dauerte ein Weilchen, bis Bewegung in die Menge kam. Die meisten zerstreuten sich, einige kamen auf ihn zu. Veray machte ihnen bereitwillig Platz, als sie in das Haus eintraten. Auch die Wicca ging hinein und kurz darauf war ihre singende Stimme zu hören und der Geruch von Räucherwerk drang aus der Hütte.
Veray lehnte aussen an der Wand. Ran trat zu ihm. Er streckte die Arme nach ihr aus, zog sie wortlos an sich und drückte das Gesicht in ihr Haar. "Scheisse, hatte ich Angst", flüsterte er.