"Ich weiss nicht", sagte sie und beäugte das Ding. "Ich glaube es schon einmal in einem Buch gesehen zu haben", murmelte sie, denn die Silhouette erinnerte sie an etwas aus einer Geschichte. "Wartet schnell", meinte sie und huschte flink und leise hinüber. Je näher sie kam, desto stärker wurde der Geruch nach gebranntem Ton und vor dem Ding stand eine Kiste. Ein Stapel Papier und ein Fässlein Tinte stand darauf, allesamt verstaubt. Sie musterte den Golem und entdeckte zu seinen Füssen ein Skelett, das eine der Lampen in der einen Hand hielt. Sie huschte hinüber, sagte ein kurzes Gebet auf, um die Seele des Verstorbenen nicht zu verärgern und riss ihm die Lampe aus den Fingern.
Diese spendete noch ein sehr schwaches Licht, doch es war genug, um zu entziffern was auf einer Tafel stand, die in das Holz der Kiste eingelassen war. Sie winkte Egraz heran, da sie die Sprache nicht kannte.
Er übersetzte ihr, wenn auch er nicht gerade begeistert davon zu sein schien aufgehalten zu werden. Füttere mich mit Wünschen, stand darauf und Elira erinnerte sich an die Geschichte über den traurigen Golem.
Sie antwortete Kraigor, welcher ebenfalls herangetreten war, auf die Frage, was das für ein Ding war. "Wenn man den Wunsch richtig formuliert hat und dem Golem das Papier in den Mund steckt, wird er solange zum Leben erwacht, bis er den Wunsch erfüllt hat. Und er wird nichts anderes tun, ausser was nötig ist seine Aufgabe zu erfüllen... Vielleicht können wir das Ding hier ja für unsere Flucht gebrauchen", schloss sie.

"Er könnte uns den Rücken freihalten", schlug sie vor. "Wir könnten ihm zum Beispiel befehlen alle Egraz, ausser dir, aufzuhalten ohne ihnen oder Tanue Schaden zuzufügen und jeden Kriecher zu töten, der ihm in den Weg kommt."

"Stimmt... oder dass sie ihn zerstören", dachte sie laut nach. "Wir könnten das ganze umformulieren... Wie wär's wenn wir das mit dem Egraz ablenken beibehalten und den zweiten Teil so umändern, dass er den Kriechern aus dem Weg geht, ausser sie greifen deine Leute an? Und seine Arbeit wäre getan, sobald wir ihm ein Zeichen geben? Wie eine kleine Explosion oder so etwas, dass die Kriecher dann irgendwohin lockt."

"Auf jeden Fall sollten wir ihn benutzen", stimmte er sinnloserweise zu. "Vielleicht kann er uns solange begleiten, bis wir an der Oberfläche sind und uns dann den Rücken freihalten? Oder bevor wir sie erreichen, die Egraz ablenken, sodass wir nicht verfolgt werden, wenn wir sie erreichen? Und bis dahin beschützt er uns einfach vor Kriechern, die uns angreifen wollen."
Er betrachtete das Tonding interessiert. Golems. Was es so alles gab. Seit Vadra hatte er Dinge erlebt, von denen er nie gedacht hätte, dass sie existieren.
Noch vor knapp über einem Jahr dachte er, es gibt nur Menschen, Dämonen, Elfen und Zwerge in dieser Welt und hin und wieder einen Magier, der ein bisschen Feuer schleudern konnte. Aber scheinbar gab es immer Neues...und gemeineres...wie diese Kriecher.

Elira mussterte den Koloss. "Wir müssen 'den Wunsch' richtig und unmissverständlich formulieren, sonst kann das ganze nach hinten losgehen... Je länger dieser ist, desto riskanter wird er... Was wenn wir ihn mit einem Köder für die Kriecher tiefer in die Ruinen schicken, auf einer Route, die die Egraz im bewohnten Zentrum einschliesst? Wenn die Kriecher so nahe kommen, an uns und dem Zentrum vorbei, und eine Art Wall zwischen den Egraz und uns bilden, könnte uns das Zeit verschaffen und für die nötige Ablenkung und Verwirrung sorgen", überlegte sie laut

"Aber dann wären die Egraz ziemlich gefährdet. Wir sollten den Wunsch einfach vorher aufschreiben und ganz genau schauen, ob er missverständlich sein könnte."