"Junge Dame, willst du Einzelunterricht und Hausarrest für die nächsten paar Monate?", fragte er kühl.

Bestürzt schüttelte sie den Kopf und sprang hastig auf die Beine. Sie merkte wie ihre Finger den Saum ihres Hemdes kneteten und sie verschränkte schleunigst ihre Hände, damit sie nicht mehr so nervös wirkte. "Nein!", erwiderte sie kleinlaut und warf dann einen hoffnungsvollen Blick zu eine der Gassen. Am liebsten hätte sie sich jetzt schon verdrückt um der Strafpredigt zu entgehen. "Soll ich gleich gehen?", fragte sie und deutete verstohlen in Richtung der Luftgilde.

"Ja. Und wenn ich von deinen Lehrern höre, dass du auch nur noch einmal schwänzt, wird es lange Zeit Einzelunterricht geben. Und jetzt ab mit dir", meinte er immer noch streng, auch wenn sein Tonfall beim letzten Satz leicht wärmer geworden war.

Idril liess sich das nicht zweimal sagen und stob davon. Der Priester schaute ihr mit einem leisen Lachen nach und schüttelte den Kopf. "Eigenwilliges Kind.", murmelte er noch immer leise lachend. "Eure Tochter?"

Narum nickte zustimmend und seufzte. "Nein. Die Tochter einer Bekannten. Ich bin nur ihr Lehrmeister", antwortete er.

"Ihr scheint alle Hände voll mit ihr zu tun haben.", meinte der Priester schadenfroh. "Allerdings hat sie Talent. Das sieht man ihr an. Sieh hat ein gutes Händchen für Tiere nicht war? Ich habe gesehen, wie sie mit ihrem kleinen flauschigen Tier gespielt hat und einen Streit zwischen zwei Katzen schlichtete.", fügte er erklärend hinzu.

Narum schmunzelte. "Sie ist ein gutes Kind, wenn auch etwas wild. Und ihr habt recht, sie ist durchaus talentiert, auch wenn es etwas früh ist zu sagen, ob sie ihr Talent als Erwachsene ausschöpfen wird oder nicht."

Der Priester richtete sich mit einem Ächzen auf und stützte sich schwer auf seinen Stab. "Nun ihr scheint der richtige Umgang für sie zu sein.", meinte er freundlich und humpelte dann an Narum vorbei zu den Häusern der Ostleute.

Narum blickte ihm nach und fragte sich, wie er die Aussage des Mannes interpretieren sollte. Aber er schob den Gedanken beiseite und machte sich ebenfalls auf den Weg zur Luftgilde, um nachzusehen, ob Idril auch wirklich dahin geeilt war oder doch lieber schwänzte.

Idril begab sich tatsächlich schnurstracks zum Unterricht. Ihr Lehrmeister war über ihre verspätete Ankunft weniger Erfreut und verdammte sie dazu nach dem Unterricht sämtliche Federn zu reinigen und die Spitzen zurechtzuschneiden. Eine mühevolle Arbeit, die Idrils Stimmung augenblicklich auf den Tiefpunkt brachte. Grummelnd legte sie den letzten Federkiel beiseite und lief dann aus dem Zimmer ehe sie noch mehr unliebsame Arbeiten aufgebrummt bekam.
Als sie um eine Ecke bog, prallte sie fast in einen Wassermagier. Erschrocken stolperte sie einen Schritt zurück, doch seine Hand schnellte nach vorne und umfasste hart ihren Oberarm damit sie das Gleichgewicht behielt. "Pass auf Mädchen.", meinte er grob und schob sie dann zur Seite. Das kleine Elfenmädchen schaute ihm trotzig nach und lief dann weiter. Ihr Ziel war das Haus der Priesters. Sie musste den Bierkrug wieder holen, den sie aus Ragnars Haus ausgeliehen hatte. Sie fand den Priester relativ schnell, schnappte sich den Krug und rannte dann zur Schmiede. Vielleicht würde sie die ganze Sache ja doch noch ohne grössere Probleme hinter sich bringen können. Ragnar stand wie erwartet noch immer in der Schmiede und schwang seinen Hammer. Unbemerkt schlich sich Idril in sein Haus und stellte den Bierkrug zurück auf den Tisch. Damit war es erledigt, dachte sie erleichtert, schnappte sich noch einen Apfel aus Ragnars Vorräten und lief wieder raus auf die Strasse. Bis zum Abend hatte sie wieder Zeit für sich.