Es dauerte weitere Stunden, bis sie das nächste Schiff sichteten, doch dieses hatte nicht viel nützlichere Ware geladen, also liessen sie auch dieses ziehen. Als drittes Schiff begegnete ihnen ein Piratenschiff. Ein eleganter Logger, welcher die Wellen pflügte, als würde er sie nicht einmal bemerken.
Reina lehnte an der Reling und besah sich das Schiff durchs Fernrohr, dann legte sie es weg und ging zum Captain. "Sie haben uns entdeckt", meinte sie knapp.

Reina brüllte die Mannschaft zusammen und die Flagge wurde unter Eile hoch gezogen.
Doch das Piratenschiff hielt weiter auf sie zu.
Reina blieb auf dem Hauptdeck, bereit im Falle eines Kampfes die vordere Hälfte zu übernehmen.
Angespannt wartete sie auf die Befehle des Klabauters.


Zanenza grinste breit. "Captain!", rief sie nach hinten und ihr Bruder hielt sich das Ohr zu, da er fast neben ihr stand. "Oh, sorry Wezkon", meinte sie und kicherte. "Sieh mal, der Klabauter ist wieder da", meinte sie fröhlich und reichte ihm das Fernglas. "Sicher dass er es ist? Ich mein, wahrscheinlich ist er irgendwo ersoffen", murrte der ältere Dunkelschatten und hob das Fernglas zum Auge. "Oh, hast recht, Kleines", meinte er überrascht und brüllte den Befehl nahe ans Schiff des Klabauters zu segeln.
Zanenza und Wezkon, der Captain der Nachtbringer, warteten, bis sie nahe genug waren, dann riefen sie beide, wie aus einem Mund: "Ahoi Klabauter!" Wezkon verpasste seiner Schwester verärgert einen Klaps gegen den Hinterkopf, damit sie die Klappe hielt und ihre verfilzten Löckchen und winzigen Zöpfchen flogen auseinander, wobei die Perlen und Glöckchen, die sie eingeflochten hatte klimperten. Wezkon trug die gleiche Frisur, jedoch war sein wildes Haar durch einen Hut gebändigt. Die dunkel blauen, grauen und schwarzen Kleider liessen ihn mit dem Lack des nachtblau gestrichenen Schiffes verschmelzen. Nur das weisse Tuch, das er unter dem Hut trug und helle Hemd unter der Jacke, für einen Mantel war es zu warm, verrieten seine Position. Und seine Schwester die Kleider in grellem Gelb, Rot, Grün und Blau trug.
"Sagt mal, wo wart ihr all die Zeit? Dachte ihr wärt vor Jahren ersoffen!", rief er zum Klabauter, der locker zwei Jahrzehnte älter war. Früher hatte Wezkon für ihn als Seemann gearbeitet und seit dem Verschwinden des Captains hatte er viel geleistet, genug geraubt und gespart, dass er sich selber hatte ein Schiff kaufen können und jetzt stand er ihm gegenüber und wunderte sich, ob der Klabauter um den Zustand der Sturmsänger wusste.

"Danke!", rief Wezkon zurück. "Sagt mal Klabauter, wart ihr schon beim Nixengrab?"

Der Mann lachte. "Hab ich schon! Letzten Monat", grinste er breit. "Aber die Nixen dort erwähnten euch in ihren Liedern euch und eure Liebste", er sagte es so, dass es klar war, dass er die Sturmsänger meinte, "Haben drei meiner Männer geholt. Ich erzähl euch gern mehr, wenn wir irgendwo ankern würden..."

"Perfekt", erwiederte Wezkon. "Segelsetzen, Kurs nach Itaki!", brüllte er zum Steuermann.
Eine Stunde später stiegen sie von Bord.
Der Hafen von Itaki war winzig, aber für die beiden Schiffe hatte es genug Platz anzulegen. Wezkon gab seiner Mannschaft die nächsten paar Stunden frei und ging fröhlich auf den Klabauter zu, um ihn zu grüssen.