Ismir packte sie an der Schulter und schüttelte sie sanft. "Hey, Reina, gib mir eine Antwort!"
Meleth setzte sich in ihre Hängematte und schaukelte ein bisschen hin und her. Kopo stand etwa einen Meter neben ihr und blickte ebenfalls zu Reina hin. Er hieb Mirko, der neben ihm stand, verschwörerisch den Ellbogen in die Rippen und meinte mit einem dreckigen Grinsen: "Was meinst du? So leicht ist sie sonst nie zu haben."
Ismirs Blick fuhr hoch. "Denkt nicht mal daran", knurrte er.

Der Wind hatte aufgefrischt und die Wolken, die sich vor den Sternenhimmel schoben, kündigten von einem Unwetter. Der Klabauter befahl, die Handleinen zu spannen und mehr Segel zu setzen, um den Wind zu nutzen.

Ismir verstand nicht, was sie sagte, aber er war im Moment ohnehin mehr damit beschäftigt, Kopo und Mirko warnend anzusehen.
"Na komm schon", meinte Kopo zu Mirko und grinste. Mit einem Kopfnicken auf Ismir, meinte er feixend: "Oder macht dir der Alte da etwa Angst?"
Mirko blickte zwischen Kopo und Ismir hin und her und gab irgendeine wirklich nichtssagende Antwort. Meleth erkannte, dass er einfach zu sehr Opportunist war, um klar ja oder nein zu sagen. Besser mal sehen, wie sich die Situation entwickelte und dann den besten Nutzen daraus ziehen.
Dafür gesellten sich zwei andere aus der Mannschaft zu Kopo. "Hihi, würd mir echt gefallen, die kleine Schlampe mal zu vögeln dafür, dass sie uns immer so rumkommandiert."
"Und die ist so hinüber, die weiss es morgen nicht mal mehr", meinte der andere.
"Aber ich weiss es", sagte Ismir kalt.
"Komm schon, Ismir", meinte Kopo. "Du bist nur einer, wir sind zu viert. Du hast keine Chance gegen uns."

"Du kannst ja auch mitmachen", meinte einer der anderen.
Ismir gab keine Antwort darauf.
Meleth spürte, wie der Seegang zunahm und ein Knarren ging durch das Schiff, als der Wind auffrischte.
Die Männer sahen sich einige Augenblicke lang etwas unschlüssig an, ob sie jetzt wirklich auf Ismir losgehen sollten, aber offenbar kamen sie zum Schluss, dass die Chance, die kleine Schlampe zu vergewaltigen es wert war, denn Kopo krempelte die Ärmel hoch.
Ismir duckte sich wie eine Raubkatze, die bereit war zum Sprung.
Plötzlich stand Meleth zwischen ihnen. "Hört auf, oder ich sags dem Captain!", rief sie laut. "Und das was ihr hier versucht, ist Meuterei!"

"Halt die Klappe, Neljo, nur weil du ein Feigling bist!", fuhr ihn Kopo an. "Wieso sollte sie nur dem Captain gehören? Er könnte ruhig mal etwas teilen, findet ihr nicht?"
Die anderen beiden nickten beipflichtend. Mirko hielt sich schön raus.
"Es ist scheissegal, ob er sie vögelt oder nicht!", fuhr Meleth sie an. "Sie ist euer Maat, also habt ihr ihr verdammt nochmal Respekt entgegenzubringen, sonst wird der Captain euch kielholen!"
"Du nimmst den Mund aber ganz schön voll, Kleiner, weisst du das?", meinte Kopo verärgert.
"Ihr solltet schlafen gehen", meinte Ismir, nun wieder ruhig. "Das ist besser für alle hier. Kauft euch in Vadra ne Hure, wenn wir den Schnaps hier vertickt haben, werdet ihr genug Geld für ein halbes Bordell haben."
"Wie denn, wenn die da alles wegsäuft", maulte einer der Männer, aber sie zogen sich tatsächlich etwas zurück, und als Kopo feststellte, dass er plötzlich alleine dastand, fluchte er noch einmal derb und verzog sich dann auf die Latrine.

Meleth ging dem Auftrag nach.
Ismir strich Reina über den Kopf und redete weiter leise auf sie ein, wobei er immer wieder auf eine gemurmelte Antwort wartete.
Nach einer knappen Viertelstunde kam Meleth zurück. "Also die Fässer sind alle noch ganz", meinte sie. "Und vom Rest... keine Ahnung. Ich hab sie ja vorher nicht gezählt."