Velryunra schloss ihre Augen für einen Moment lang, um den Schmerz zu verdrängen. "Nein", antwortete sie dann. "Er iat eine Silberschwinge, das ist wahr. Und es gab einen Krieg, vor sehr langer Zeit. Aber Growndrill wird dir nichts antun, ob du nun seine Tochter bist oder nicht. Er will dich beschützen."

Sie legte die Arme um sie und seufzte. "Es könnte sein, dass er wütend ist, wenn wir zurückkommen. Aber nicht auf dich, sondern weil er Angst um dich hat."
Über den Kopf des Mädchens hinweg suchte sie den Blick ihres Schülers. Ich danke dir, Navrazzih.
Für Euch alles, Meisterin, antwortete er mit einer leichten Verneigung und ein dunkler Schatten lief über seine Hand bis zu den Fingerspitzen. Dann sah er erneut das Mädchen an und ihr wurde bewusst, dass sein Lächeln ehrlicher war als manches, das sie von ihm gesehen hatte, aber auch erfüllt von Trauer und Einsamkeit. Er riss sich los und beschwor die Schatten herauf, die sie mit sich tragen würden.

Sie tauchten im grossen Schlafzimmer ihrer Wohnung in der Zitadelle auf und Velryunra schwante übles von dem Moment an, als sie das leere Bett sah. Im nächsten Moment stürzte Gronwdrill in den Raum, mit gezogenem Schwert, im Schlepptau einen völlig verängstigten Reven. Wo warst du?! Was hast du mit ihr gemacht?!, brüllte er sie in Gedanken an, und Idril, die sich an sie klammerte, war der einzige Grund, dass er sich nicht auf sie stürzte.
Sie schluckte leer. Growndrill war auch als Nagzwa immer eine beeindruckende Gestalt, aber nun, im Zorn, wenn die Ausstrahlung der Gelassenheit und Ruhe von ihm abfiel, spürte man wirklich, was er war: der rechtmässige König eines Volkes, das all seine Widersacher ausgelöscht oder geknechtet hatte. Stärkster der Drachen, Vater von Göttern. Trotzdem klangen ihre Gedanken ruhig, als sie antwortete. Hör auf, sie hat Angst!
Sie zeigte ihm, wie das Nachtauge aufgetaucht war, seine Erinnerungen, und wie sie Idril gefunden hatte. Sie war verletzt. Ich habe sie in Sicherheit gebracht.
Warum hast du mich nicht geweckt?!
Ich habe befürchtet, dass du einen Tumult auslösen könntest, meinte sie mit einem vielsagenden Blick auf sein Schwert. Ausserdem dachte ich, wir würden eher zurück sein. Aber dieser "Baum" war alles ausser eine harmlose Pflanze. Der Splitter, der sie traf, war verseucht von Magie, und ich brauchte Hilfe, sie zu entfernen.
Wie kann ein Baum...?
Ich weiss es nicht. Aber ich habe eine Vermutung, wer es weiss. Und jetzt steck endlich die Waffe weg! Sie ist so schon verunsichert! Sie funkelte ihn an.
Er funkelte zurück, aber dann schob er das Schwert zurück in die Scheide an seiner Hüfte. Es waren nur wenige Sekunden vergangen seit ihrer Ankunft, und Velryunra hoffte, dass Idril nicht allzu viel von der Unterhaltung mitbekommen hatte.

Growndrill nickte ernst. "Danke", sagte er dann an Vela gewandt. Sie liess Idril vorsichtig los.

"Was?", fragte Growndrill halb abwesend, während er dir über den Kopf strich und gleichzeitig das Gespräch mit Velryunra weiterführte. Das beantwortete immer noch nicht wo ihr wart. Dein kleiner Magier hier behauptet, die Leute draussen sagen, sie hätten dich vor Stunden zur Zitadelle gehen sehen, aber du bist nie eingetreten.
Sie kniff die Lippen zusammen. Du hast das Zimmer verlassen?
Was erwartest du?, knurrte er. Dass ich hier sitze und warte?
Wortlos wandte sie sich um und begann ihre Sachen zu packen.
Was tust du?
Nun war sie es, die wütend antwortete: Was denkst du, was du auslöst, wenn du in dieser Gestalt da draussen herumtrampelst und Leute anbrüllst? Ich hatte bisher schon genügend Mühe, der Neugier des Kommandeurs irgendetwas plausibles zu füttern, was ich hier tue, jetzt wird er mir nichts mehr glauben. Wir verschwinden!
Das wird auch nicht weniger Aufmerksamkeit erregen.
Sie biss die Zähne zusammen. Aufmerksamkeit. Genau das war hier das Problem. Dann lass dir was einfallen.
Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.

Einen Suchzauber und zwei Teleportationen später hatte sie das Zimmer gefunden. Bis der Priester aus dem Bett gekommen war, sass sie bereits auf dem Stuhl an der Wand und sah ihn an, nun wieder in der Gestalt der Diplomatin. "Ich hätte da noch eine Frage an Euch."

Growndrill schüttelte den Kopf. "Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Warum bist du überhaupt nach draussen gegangen?"

"Was war das für ein Baum?"