RE: Das Reich im Osten (Imperium des Grosskans)
in Dreitan - das Spiel 13.06.2016 00:12von Armelion •

Er begann mit seinem Kampf gegen die drei Silberschwingen. Er zeigte keine Details und liess sie nur einen schwachen Abklang des Schmerzes fühlen, als die Silberschwingen ihn verkrüppelten. Er wusste selbst nicht mehr, wie er die drei Drachen besiegt hatte, nur dass er nach dem Kampf das Bewusstsein verlor.
Als er erwachte sass ein Mann neben ihm auf dem Stein. Er war blind und hielt eine Flöte in den Händen. Es waren diese Töne, die ihn geweckt hatten. "Ich kann dir helfen. Alles was ich dafür will, ist dass du mir deine Geschichte erzählst."
Bardanash gab keine Antwort. Der blinde Mann seufzte und zog eine weitere Flöte hervor. "Du scheinst nicht mehr leben zu wollen. Du hast deine ganze Lebenskraft in diesen Kampf gesteckt, weisst du das, deine Aura ist viel schwächer geworden. Ich kann dir ein neues Leben geben. Eines als Mensch. Deine Aura ist nicht mehr viel grösser als die eines Normalen Menschens. Du wirst am Ausgang des Krieges nichts mehr ändern können. Du warst einer der letzten. Das weisst du wahrscheinlich."
"Tue es.", flüsterte Bardanash kaum hörbar. Es würde sowieso keinen Unterschied mehr machen.
Der Blinde nickte zufrieden und begann zu spielen. Schon nach den ersten Tönen verlor Bardanash wieder das Bewusstsein. Als er wieder erwachte, war er in einem warmen lichtdurchfluteten Raum. Narben überzogen seinen Rücken und die Stümpfe, die von seinem Arm und Bein übriggeblieben waren, schmerzten.
Was darauf folgte war ein ganzes Jahr der Genesung in einem ärmlichen Bauerndorf in einem entlegenen Tal. Als er schliesslich genug Kraft hatte, schnitzte er sich eine Krücke und machte sich auf den Weg. Er brauchte zwanzig weitere Jahre, bis er Dreitan endlich verlassen konnte. Er zog in Richtung Süden. Mittlerweile hatte ihm ein geschickter Schmied eine Prothese angefertigt, welche es ihm erlaubte, halbwegs normal zu laufen. In den südlichen Ländern traf er keinen einzigen Drachen an. Dort wurde der Luftraum von Greifen beherrscht und das war ihm nur recht. Sein Volk war tot, ausgelöscht von den Silberschwingen.
Mehrere Tausend Jahre lang lebte er in Abgeschiedenheit, half den Menschen als Wanderpriester. Ein Imperium unter einem grossen Kan begann sich langsam auszubreiten. Es gingen Gerüchte um, dass mächtige Schwarzmagier ihm zur Hilfe standen, Drachen gar. Bardanash hielt sich zuerst versteckt. Er wollte nicht mehr gegen die Silberschwingen kämpfen, doch irgendwann gewann seine Neugier die Oberhand. Mischten sich die Silberschwingen jetzt gar in die Belange der Sterblichen ein? Er wanderte in Richtung Osten und erfuhr, dass es Schwarzmagier waren, die dem Kan unter anderem Hilfe boten. Er brauchte fast hundert Jahre bis er endlich herausfand, dass diese Schwarzmagier Feuerschwingen waren.
Doch bevor er sich zu erkennen geben konnte, griff der Dunkle Fürst Dreitan an. Bardanash hatte ein Pferd gestohlen und war ihm gefolgt. Der Kampf hatte ihn zutiefst erschüttert. Das verwüstete Land, das noch jahrelang keinerlei Leben hervorbringen konnte. All der Tod. Verstört hatte er sich von der ehemaligen Feurschwinge abgewandt. Der Krieg hatte seinen ehemaligen Freund durch und durch zerstört. Dies war nicht mehr die Feuerschwinge, die er gekannt hatte. Er reiste zurück in den Osten und nahm das Leben eines Wanderpriesters wieder auf. Die nächsten Jahrhunderte reiste er zwischen winzigen Dörfern hin und her. Er blieb der Zivilisation so weit wie möglich fern. Er fürchtete sich vor den Silberschwingen und wollte nicht mehr kämpfen. Sein neues Leben erfüllte ihn. Die Menschen waren froh um seinen Rat.
Einige seiner Reisen führten ihn zurück nach Dreitan. Doch dort war ein weiterer Krieg ausgebrochen. Dieses Mal zwischen den Dämonen und den Menschen. Wieder begab er sich zurück in Richtung Osten, doch dieses Mal wurde er von einem frühen Schneesturm überrascht. Er erfror fast und holte sich das Lungenfieber. Durch puren Zufall fand er das Versteck der Unsterblichen Verenja. Sie heilte ihn und er verbrachte eine Zeit in ihrer Gesellschaft. Mit ihr konnte er endlich reden. Er wusste, dass sie Krieg jeder Art verabscheute und sich nur auf die Heilung konzentrierte. Sie fertigte ihm die Prothesen aus Kupfer an und heilte mit viel Geduld auch die Wunden, die die Einsamkeit in seine Seele geschlagen hatten.
Irgendwann wurde sie schwanger. Er erfuhr es erst, als er sie wieder besuchen kam. Ihr Bauch war kaum merklich gerundet. Sie wollte mit der Geburt warten, bis eine Zeit des Friedens einkehrte. Den der König, der das Land bis anhin vereint hatte, war gestorben und der Krieg wütete wieder in Dreitan.
Als er wieder in den Osten zurückkehrte waren selbst zu den abgelegenen Dörfern die Gerüchte über eine mächtige Schwarzmagierin gedrungen. Bardanash machte sich auf den Weg und suchte den Ort auf, wo sie leben sollte. Es war derselbe, wo der Dunkle Fürst gewesen war. Seine Schwester musste also noch immer hier sein. Er hatte gedacht sie wäre ebenfalls umgekommen, oder der Dunkle Fürst hätte sie getötet. Offenbar hatte er sich geirrt. Für einen Moment war er versucht sich zu offenbaren, doch dann änderte er seine Meinung. Er war nun nicht mehr für sich selbst verantwortlich. Wenn sie ebenfalls von der schwarzen Magie korrumpiert worden war, dann durfte er sich ihr nicht zu erkennen geben. Das Risiko, dass sie nach seinem Kind suchen würde, war zu gross und er selbst würde ihr keinerlei Widerstand bieten können. Dafür war er zu schwach. Also war er wieder abgereist. Was würde es schon ändern? Der Krieg war verloren und sie waren die letzten ihrer Art. Sein ungeborenes Kind war ihm wichtiger.
Er liess ihre Hand los und trat zurück. "Jetzt weisst du es.", sagte er leise. "Ich konnte nicht riskieren... ich sah was aus deinem Bruder geworden war. Bei dir hätte das gleiche passieren können und wie hätte ich Verenja und mein Kind dem aussetzen können? Aber ich sehe, dass ich mich geirrt habe."

RE: Das Reich im Osten (Imperium des Grosskans)
in Dreitan - das Spiel 20.06.2016 02:02von Ro Raven •

Sie lächelte traurig. "Ich habe Jahrhunderte, Jahrtausende mit dem Versuch zugebracht, den Menschen beizubringen, dass nicht die Schwarze Magie es ist, die den Wahnsinn bringt. Es ist der Hunger nach Macht. Die Masslosigkeit. Sie entstammen nicht der Finsternis, aber die Finsternis zieht sie an, weil sie ein Versprechen birgt, einen leichten Weg zu Stärke." Ihre Stimme wurde leiser. "Es war nicht die Finsternis, die ihn veränderte. Sie gab nur die Richtung vor, in die es geschah. Er hörte auf, er selbst zu sein, lange vor dem schwarzen Fürsten. Aus Hass und dem nie endenden Wunsch nach Rache."
Sie sah Bardanash an. "Ich hatte diesen Wunsch selbst. Aber ich habe ihn begraben, vor langer Zeit. Er führt zu nichts. Er bringt nichts zurück, keinen von ihnen. Dir muss ich das nicht erklären. Aber er konnte es nicht hinter sich lassen."
Sie streckte ihm ihre Hand hin. Er hatte ihr seine Vergangenheit gezeigt. Sie schuldete ihm die ihre, wenn er sie wollte.
If you're going through hell, keep going.

RE: Das Reich im Osten (Imperium des Grosskans)
in Dreitan - das Spiel 26.06.2016 13:04von Armelion •

Er zögerte einen Moment lang, doch dann nahm er sie. Es gab keine Worte, die er sagen konnte, die die Situation in irgendeiner Weise verbessert hätten. Stattdessen öffnete er seinen Geist für die Bilder, die sie ihm sandte. Vielleicht war es ein Friedensangebot, er wusste es nicht. Er hatte ihr gezeigt, was ihn zu seinen Entschlüssen getrieben hatte. Mehr konnte er nicht tun. Entweder sie verstand, oder sie verstand nicht. So einfach war es.
Idril selbst hatte es sich wieder bei Growndrill bequem gemacht. Sie wusste, dass sie vielleicht weiterreisen würden, doch sie war so unendlich müde und hatte keine Kraft mehr auf zu bleiben. Den Kopf hatte sie gegen Growndrills Schulter gebettet und schon bald schlummerte sie ein. Ihr Vater würde sie beschützen, da war sie sich sicher.

RE: Das Reich im Osten (Imperium des Grosskans)
in Dreitan - das Spiel 26.06.2016 18:57von Ro Raven •

Sie begann mit einer Erinnerungen, die verschwommen war, so jung war sie damals gewesen. Drakhard vor dem Krieg. Als die Stämme noch zusammen lebten, bevor der Grossdrache begann, anderen seinen Willen aufzuzwingen, als er noch ein Hort des Wissens war, anstatt der kontrollsüchtige König von später. Der Himmel gehörte den Drachen und die Seele der Berge war sicher vor den Angriffen der Nagzwa, denn Shourgar's Krieger verteidigten ihre Götter mit dem letzten Tropfen Blut. Sie hätte nie geahnt, dass die Gefahr eines Tages von ganz woanders kommen würde, aus dem Herzen ihres eigenen Volkes.
Zeitsprung. Es war so ein merkwürdiges Gefühl, dieser neue Körper, so dünne Haut, so feine Knochen. Aber Roywdin hatte recht gehabt, es hatte funktioniert. Er hatte zu den ersten gehört, der sich wirklich für die Nagzwa interessiert hatte. Sie hatten sich verändert, hatte er gesagt, wären nichtmehr gefährlich, würden sich nichteinmal mehr erinnern an die Kriege. Und mit der Macht der Dunkelheit hinter ihnen, würde ihnen ohnehin niemand etwas anhaben können...
Und dann lag alles in Asche. Sie stand in schwarzem Schlamm, umgeben von einem Käfig aus weissen, bleichen Knochen. Roywdin schrie, brüllte vor ohnmächtiger Wut. Sie starrte auf ihre eigenen Rippen, die schwelenden Überreste von allem, was sie gewesen war, und spürte den Schmerz von all den Toten, ihre Schreie, unfähig sich zu rühren. Sie waren die einzigen, die geblieben waren. Und sie würden nie wieder sein, was sie waren. Es war alles verloren. Alles.
Jahrhunderte vergingen. Sie versteckten sich, immer auf der Flucht, weiter und weiter in den Osten. Manchmal wäre sie am liebsten umgekehrt, zurückgegangen, hätte sich töten lassen. Was hatte es denn noch für einen Sinn? Roywdin liess sie nicht aufgeben. Im Gegenzug liess sie ihn nicht in den Tod rennen. Zusammen schworen sie Rache. Und flohen weiter. Irgendwann erreichten sie ein Land ohne Nagzwa, so weit im Osten dass die Drachen es niemals erreicht hatten. Gemeinsam erschufen sie den schwarzen Berg.
Ihre Macht wuchs. Die Menschen erreichten auch diesen Teil der Welt, und obwohl sich ihre Wege selten kreuzten, begannen sie sie zu verehren. Sie fingen an, Schüler aufzunehmen. Viele starben, denn ihre kleinen Existenzen waren zu schwach für die Finsternis, die sie riefen, aber irgendwann lernten sie, sie zu bannen, mit Zeichen und Formeln, Worten und Bewegungen. Königreiche entstanden und zerfielen, Kriege zerstörten das Land, und es blühte wieder auf. Roywdin begann von Rache nicht mehr als etwas zu sprechen, was man nehmen musste, aber nicht konnte. Die Finsternis, sagte er, wird sie alle zerreissen. Ihr war längst klar geworden, dass jede Vergeltung nutzlos war, aber der Zorn in ihr war noch heiss genug, dass sie nicht versuchte, ihn aufzuhalten.
Das erste, was er zerstörte, war das Imperium, das er selbst geholfen hatte, aufzubauen. Er brauchte Macht, jede, die er bekommen konnte, und die stärkste Kraft war immer Leben, und wenn es nur das eines Nagzwa war. Wie ein Pesthauch zog er durch das Land, die Städte, und liess eine Schneise des Todes zurück auf seinem Weg nach Westen. Bis er die Berge erreichte, war von der Feuerschwinge nichts mehr übrig, weder äusserlich noch innerlich. Der schwarze Fürst trat seinen Rachefeldzug an.
Sie fügte einige kurze Erinnerungen an. Wie sie erfahren hatte, dass er getötet worden war, wie sie die Verbindung der Katastrophe mit dem schwarzen Berg aus dem Gedächtnis der Menschen gelöscht hatte - sie liess aus, wie sie es getan hatte - sich zurückgezogen, und irgendwann wieder begonnen, Schüler auszubilden, sich damit abgefunden habend, die letzte zu sein, ein letztes Zucken eines Volkes, das nicht mehr existierte. Keine Flammenflügel mehr, sondern eine Schwarzmagierin, die Meisterin vom schwarzen Berg, und verantwortlich für die, die ihr folgten.
Schliesslich liess sie Bardanash's Hand los und sah ihn an. Sie war ehrlicher zu ihm gewesen als zu Growndrill. Wobei sie auch Growndrill nicht angelogen hatte, sie hatte nur nie wirklich die Wahrheit gesagt. Dass sie den schwarzen Fürsten nicht deshalb nicht aufgehalten hatte, weil er ihr Bruder war, und sie ihn deshalb nicht töten wollte. Roywdin, wie er einst gewesen war, hatte zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr existiert, und mit dem Wesen, das er geworden war, verband sie nichts mehr. Sie hatte es nicht getan, weil ein Teil von ihr immer noch gefallen gefunden hatte an der Idee, er könnte es tatsächlich schaffen. Nicht weil es etwas gebracht hätte, aber weil es doch ein Stück Gerechtigkeit gewesen wäre. Sie hatte ihn nicht unterstützt und sich ihm nicht entgegengestellt, das Schicksal entscheiden lassen, und dabei die Zerstörung, die er auf seinem Weg hinterliess, bewusst in Kauf genommen.
In den Augen mancher war das böse. Sie war neugierig auf Bardanash's Urteil.
If you're going through hell, keep going.

RE: Das Reich im Osten (Imperium des Grosskans)
in Dreitan - das Spiel 26.06.2016 19:15von Armelion •

Er schaute sie lange an, bevor er den Blick zum Himmel wandte. "Ich hätte warscheinlich nicht anders gehandelt.", sagte er schliesslich leise. "Doch in meinem Leben hat die Furcht vor den Silberschwingen die Überhand gewonnen." Er zuckte mit den Schultern. "Es bringt nichts darüber zu sinnieren, wie es hätte anders sein können, falls ich kein Krüppel geworden wäre. Die Welt ist wie sie ist und man nimmt sie von Tag zu Tag." Er nahm ihre Hand und führte sie kurz an die Stirn, als er sich vor ihr verbeugte. "Ich bin froh, dass ich nicht mehr der Letzte bin.", sagte er leise, "Und von niemand anderem könnte Idril besser lernen sich zu verteidigen als von dir. Vielleicht wird Growndrill bald einwilligen, dass du sie mehr unterrichtest. Ich hoffe es auf jeden Fall."

RE: Das Reich im Osten (Imperium des Grosskans)
in Dreitan - das Spiel 26.06.2016 19:43von Ro Raven •

Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie lachen sollte als Antwort darauf. Sie beschränkte es auf ein Grinsen. "Er traut mir nicht wirklich über den Weg. Du hättest ihnen sehen sollen, als ich wieder mit ihr aufgetaucht bin. Hätte ich sie nicht im Arm gehalten, er hätte versucht mich aufzuspiessen." Ihre Stimme wurde etwas sanfter. "Ich schätze, er nimmt sich seine Rolle als Vater zu herzen."
Dann legte sie den Kopf schräg und musterte Bardanash. "Aber eines Frage ich mich. Warum er? Warum vertraust du ihm?"
If you're going through hell, keep going.

RE: Das Reich im Osten (Imperium des Grosskans)
in Dreitan - das Spiel 26.06.2016 19:54von Armelion •

"Er war einer der wenigen, der sich aus dem Krieg raushielt. Ausserdem wusste er, dass Idril Verenjas Tochter war. Ich hatte auch keine grosse Wahl. Bei ihm weiss man, dass er als Sonderling gilt. Es gibt nicht viele Drachen, die sich mit Nagzwa eingelassen haben. Er hat dies jedoch getan und was einmal passiert ist, kann wieder passieren.", erwiderte er. "Narum hat sich auch angeboten, doch..." Bardanash zuckte mit den Schultern. "Es hat sich am Schluss so ergeben."

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