Ro war weggedämmert und als sie wieder zu sich kam, lag Alastar auf ihrem Arm. Die Deckenbalken in ihrem Blickfeld drehten sich im Lampenlicht. Sie fragte sich einige Momente lang, ob sie aufstehen sollte, kam aus irgendeinem Grund, den sie eine Sekunde später selber nicht mehr wusste, zum Schluss dass ja, tat es un bereute es sogleich, denn der Boden rutschte ihr unter den Füssen weg und sie knallte mit der Schläfe gegen irgendeine Kante. Sie schnappte nach irgendetwas in ihrer Reichweite und zog sich daran hoch. Das Ding schien nachzugeben, aber es hielt lange genug, bis sie stand. Alles drehte sich noch mehr. Sie hatte Durst. Irgendjemand lief in sie hinein und sagte etwas, sie verstand es nicht, kapierte aber, dass es eine Beleidigung war und dass der Typ ein Arschloch war. Im nächsten Moment landete ihre Faust in seiner Fresse und er ging zu Boden und blieb liegen, während sie rückwärts taumelte, sich an den eigenen Füssen verhedderte und unvermittelt auf einer Bamk sass, die Tischkante im Rücken. Da sass Shagan. "Hey", meinte sie und versuchte ihn anzusehen, blickte aber immer leicht daneben. Ein Teil voniihr sehnte sich zurück nach dem Boden. Der Rest nach einem weiteren Bier.

(Hab die ganze Szene aus Ro's Sicht vor meinem inneren Auge gesehen. Wie das Video von Smack my Bitch up von Prodigy xD)

Ro kapierte kein Wort von dem, was Shagan da laberte. "Ich willn Wier", lallte sie, stand auf und taumelte zur Theke hinüber, wo sie sich prompt am Tresen hochziehen musste. "Bier", sagte sie nur.
Der Wirt sagte etwas.
"Was?"
"Ich glaub du hast schon genug!"
"Ne", meinte Ro. "Ich bin Söldner. I sauf immer suviel. Gewöhnsisch ran. Gib schon er."
Er gab ihr das Bier. Sie kippte es auf Ex. Und stellte fest, dass es tatsächlich zu viel war. Einige Augenblicke lang stand sie schwankend da und fragte sich, ob sie gleich kotzen musste. Dann glitt ihr der Humpen aus der Hand und sie klappte einfach zusammen.

Sie träumte wirr und beängstigend. Da waren Tote und sterbende, da waren dreckige Finger und Rauch und ein Gewicht auf ihr, sie hatte Angst, sie war wütend, war verzweifelt, hatte versagt. Wollte sterben und überlebte doch, sah nur alle fallen, die sie geliebt hatte, für die sie Verantwortung gehabt hatte. Kniete im Dreck, um sich die Zerfetzten Überreste ihres Lebens und schwor Rache, tötete und tötete und tötete, aber starb nicht, erwachte auf einem Schlachtfeld inmitten der Leichen, ihre kalten, todesschwarzen Finger in ihrem Haar...
Keuchend riss sie die Augen auf. Es war dunkel. Sie suchte den Boden und tastete in etwas weiches, sah die Toten, und wurde durchschossen von Panik. Sprang auf und zog ihr Messer, aber unten blieb nicht unten, sie strauchelte, verlor den Boden unter den Füssen und fiel. Sie spürte wie sie mit Rücken und Schulter aufprallte, dann mit den Knienuund wieder der Rücken, ohne dass Schmerz ihr Hirn erreichte. Der Nachhall von lauten Geräuschen lag ihr in den Ohren, danm erklang eine Stimme und es wurde hell.
"Was zur Hölle ist hier los?!?", dröhnte ein breiter Mann im Nachthemd.
Im Licht der Laterne in seiner Hand sah Ro eine Treppe und langsam sickerte der Umstand in ihre Gedanken, dass sie da heruntergefallen sein musste. Alles drehte sich. Ihr war schlecht.
Der Wirt kam in ihre Richtung. "Du schon wieder!"
Sie gab keine Antwort mehr, sondern drehte sich auf die Knie, kam irgendwie hoch und taumelte mit auf den Mund gepresster Hand zur Tür. Der Wirt besass die Geistesgegenwart, sie nicht zurück zu halten und fünf Sekunden später stand sie draussen an die Hausmauer gelehnt und würgte.
Die Welt hörte nicht auf, sich zu drehen und sie blieb so lange draussen stehen, bis nichts mehr in ihrem Magen war, was ssie hätte hergeben können. Dann wankte sie zurück in den Schankraum und liess sich auf eine Bank fiel.
"Rauf mit dir!", sagte der Wirt harsch, während er den Riegel wieder vorschon.
Ro stützte den Kopf in die Hand, damit er nicht auf die Tisch kippte, sah ihn an und schluckte leer. Ihrem Magen war immer noch nach würgen. "Wos's Alasar?"
"Was?"
Sie kippte fast unter den Tisch, fing sich aber gerade noch n der Tischkante auf. "Alastar", widerholte sie. "Wo isser."
"Ich weiss nicht, wer das ist", antwortete der Wirt. "Und jetzt mach, dass du..."
"Der graue", liess Ro nicht locker. "Der mit der grauen Haut", erklärte sie und fuhr sich mit der hand übers Gesicht.
"Ah der", meinte der Wirt. "Den han ich zu den Sauen raus geschmissen. Ich will keine schnarchenden besoffenen in meiner..."
Er verstummte abrupt, denn Ro's Klinge lag an seiner Kehle, was beim gegenwärtigen Zustand ihres Gleichgewichts ziemlich bedrohlich war. "Wo", sagte sie nur.
"Nimm das Ding runter!", sagte der Wirt hastig. "Ich bring dich ja hin!"
Sie senkte die Waffe, ohne sie wegzustecken und lief dem Wirt hinterher durch zwei schwankende Türrahmen nach.
"Bitte", sagte er mürrisch und hob die Laterne. Zwischen einigen verwirrt ins Licht grunzenden Schweinen lag Alastar reglos im Dreck. Sie taumelte hin, ging in die Knie und drückte das Ohr gegen seine Brust.
Sein Herz schlug. Sie schloss die Augen, um nicht zu weinen. Es war ein Klang, der Erinnerungen weckte...
Als sie die Augen wieder öffnete, war Alastar halb wach und der Wirt noch mürrischer. "Kommt rein oder bleibt hier, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit!!"
Sie wankten irgendwie hinein und irgendwie die Treppe hinauf, fanden Shagan am Boden und landeten irgendwie alle drei in einem Zimmer. Zumindest nahm Ro später an, dass es so gewesen war, denn sie erwachte quer in einem Bett liegend, mit den Füssen am Boden und einem Sonnenstrahl, der ihr genau ins Gesicht brannte.

"Ne, aber der Wirt isn Arsch", sagte Ro und liess sich wieder hintenüber kippen, wobei sie es schaffte, den Krug gerafe zu behalten.