"Met", sagte Growndrill schlicht. Er war etwas müde. Doch er kam zurecht. "Ich kann Wasser holen, wenn ihr wollt."

Alastar griff nach seiner Tasche und kramte einen Wasserschlauch hervor, den er Ro zuwarf. Anschliessend ging er zum Höhleneingang und hob im vorbeigehen sein zweites Schwert Arad auf. Mit ruhigen Schritten ging er nach draussen und zog dann beide Schwerter. Der Dunkelschatten atmete tief ein und ging dann in die dritte Grundstellung. Das schwarze Schwert hielt er mit dem rechten Arm wie zum Angriff von sich gestreckt. Das silberne Schwert in der Linken aber hatte er über den Kopf gehoben und nach vorn gewinkelt, sodass die Spitze auf das Herz eines eventuellen Gegners zeigte. Er verharrte für einen Moment und begann dann mit seinen Übungen. Er führte jede Bewegung mit übertriebener Langsamkeit aus, spannte jedoch dabei jeden möglichen Muskel an, so dass er nach kurzer Zeit schon schweissgebadet war. Es tat gut, sich so zu verausgaben. Einen richtigen Kampf würde er diesen Übungen allerdings schon vorziehen.

Growndrill beobachtete den Mann schweigend. Es juckte ihn in den Fingern. Nicht danach mit Schwertern zu kämpfen, sondern seine Krallen auszufahren, seine Schwingen auszubreiten und Zähne und Klauen in das Fleisch eines Gegners zu graben.
Mit Drachen zu kämpfen war ein unbeschreibliches Gefühl, denn nicht nur die Körper prallten aufeinander, sondern auch der pure Wille, der Geist der jagte und der, der sich zu entwinden versuchte. Doch wenn die Drachen sich vergassen, zerschellten beide Kontrahenden an den Felsen unter ihnen. Denn die Erde rief, was sie gebar. Sie rief nach dem Körper, den sie dem Wind einst gab um ihn einen neuen zu schenken.
Auch Growndrill begann den Ruf der Erde, sein Alter, zu spüren. Drachen könnten und noch einiges älter werden, als er es schon war. Doch seine Jugend war vorbei. Er grinste. Immerhin hatte er sie in Freiheit geniessen können.
"Ich gehe jagen", sagte die Silberschwinge und erhob sich prompt. Er stapfte durch den harten Schnee und folgte der Spur eines Fuchses, welcher vor einiger Zeit hier hindurch geschlichen war. Er würde dem Tier nichts tun, sondern Ausschau nach seinen geflügelten Brüdern halten. Er wollte Den Wind fühlen und wieder eins mit ihm sein, bevor ihn andere Pflichten an die Erde banden.

Alastar steckte die Schwerter zurück in seinen Gürtel und dehnte sich ausgiebig bevor er zurück in die Höhlen ging. Er sollte diese Übungen auch am Abend machen. Das hielt ihn kräftig. Er wischte sich den Schweiss von der Stirn und trat zurück in die Höhle. Sobald Ro ihn erblickte fragte sie, "Wie heisst du eigentlicht?"
Alastar war für einen Moment stutzig, dann erinnerte er sich, dass Ro gestern ziemlich weggetreten sein musste. Deshalb hatte sie seinen Namen nicht mitgekommen, als Growndrill ihn vorgestellt hatte. Er tastete seine Kleidung ab, fand die Kleine Wachstafel, die Machek ihm gemacht hatte und schrieb, "Alastar." Er hielt sie ihr hin und begann das restliche Holz aufzuschichten. Anschliessend holte er seine Feuersteine und Zunder hervor und kurz darauf brannte wieder ein lebhaftes kleines Feuer. Die Keulen vom Reh, das Growndrill gestern gefangen hatte lagen draussen im Schnee, damit sie nicht schlecht wurden. Darum zog er sein Messer und schnitt drei grosszügige Stücke ab und kehrte in die Höhle zurück, wobei er Machek und Ro jeweils ein Stück Fleisch zuwarf.

Er hatte nicht weit laufen müssen, bis ihm ein Walddrachen den Weg versperrt hatte. Der Drache sass zwischen den Bäumen, kaum erkennbar, da sein weisses Fell mit grauen und braunen Flecken durchzogen war. "Gegrüsst seid ihr Herrscher der Schwingen", meinte der Drache und neigte sein schmales Haupt vor Growndrill. "Was verschafft uns die Ehre den Prinzen unseresgleichen zu empfangen?" Growndrill war irritiert, wie jedesmal wenn er mit Walddrachen redete. Sie gebrauchten die alte Drachensprache und formten Laute, statt wie jeder andere normale Drache mit Gedanken zu kommunizieren. "Ich suche Schwingen, die mich durch den Himmel tragen, doch die scheint ihr nicht zu haben", antwortete Growndrill. Der Walddrache verzog sein Maul zu einem Grinsen, wobei scharfe, spitze Zähne zum Vorschein kamen. "In der Tat nicht", sagte der weisse Drache. "Doch ihr solltet umkehren, zurück zu euren Gefährten. In den Wäldern hier werdet ihr keine Schwingen finden. Die Zwerge scheinen neue Jäger aufgenommen zu haben, Menschen. Ausserdem werden nur noch wenige in den Osten verbannt."
Growndrill nickte und kehrte um.

"Wenn ihr nichts dagegen habt, komme ich mit euch.", schrieb Alastar und hielt ihr die Tafel wieder hin, nachdem er einen grossen Bissen von seinem Fleischstück genommen hatte.

"Du meinst sicher: Nachdem wir fertig gegessen haben", sagte Growndrill, welcher mit einem Fleischstück auf einem Stock gerade zur Tür rein kam und es übers Feuer hielt.