Drecheb seufzte, warf die Münze hervor und warf sie hoch. Mitten im Flug blieb sie stehen, als hätte sie vergessen, in welche Richtung es hinuntergeht. Nishi stupste mit dem Finger dagegen und sie glitt sanft durch die Luft.
"Du bist ein Magier", stellte Veray fest.
"Ach, nur so ein paar Tricks", meinte Drecheb verlegen. "Nichts wirklich brauchbares."

Ishi stupste erneut gegen die Münze und diesmal flog sie mit ziemlichem Tempo aufwärts. Drecheb schaffte es gerade noch, sie zu fangen, hielt sie kurz in der geschlossenen Faust und liess sie dann in Ishi's offene Hände fallen.
"Hat er dein Talent geerbt?", fragte Veray und deutete auf den Jungen.
Drecheb zuckte mit den Schultern. "Das ist in dem Alter noch schwer feststellbar. Bis jetzt ist nichts merkwürdiges geschehen."
Veray nickte. Magie trat im Stammbaum der Sroks nicht Linear auf. Eigentlich schien es völliger Zufall, ob und wann wieder ein Magier in der Familie auftauchte.

"Keine", antwortete Drecheb und wurde etwas rot. "Wie gesagt, ich bin nicht wirklich ein Magier. Es sind nur Tricks."
Ishi warf die Münze in die Luft, aber erwartungsgemäss fiel sie auf den Boden.

Ishi hob die Münze auf und stupste seinen Vater an. Der nahm sie fast beiläufig in die Hand und legte sie locker in die Luft, wo sie leicht treibend hängen blieb. Veray erinnerte das Verhalten der Münze an das Gefühl, im Wasser zu treiben.
"Danke", antwortete Drecheb an Ran gewandt. "Kennt ihr euch aus mit Magie?"

"Ich kenne einige Elementarmagier", antwortete Drecheb. "Einer lebt auch hier in der Siedlung. Er war lange davon überzeugt, ich beherrsche Luftmagie, aber es hat sich gezeigt, dass ich keine Ahnung von Luft habe."
Er lachte. Dann verstummte er abrupt, als eine Frau aus der Haustür trat und auf sie zuschlenderte.
Anders als die meisten Dämoninnen, trug sie ein langes, schwarzes Kleid, ihre Haare waren streng hochgesteckt und sie hatte etwas Insektenmässiges, mit ihren hageren Zügen und grossen Augen. Es war die Frau, die beim Abendessen nur kurz hereingeschneit war, um gleich wieder zu verschwinden.
Sie kam auf sie zu geschwebt - bildlich gesprochen, ihre Füsse blieben am Boden - und musterte sie. Veray fiel auf, dass Drecheb seinen Sohn näher zu sich zog.
"Guten Morgen", sagte die Frau und ihre Stimme klang irgendwie gedehnt, als stehe sie unter Drogen. "Wie geht es Vakra?"
"Er erfreut sich bester Gesundheit", antwortete Veray förmlich.
"Gut", meinte die Frau und schwebte wieder davon.