#1631

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 03:20
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie schnappte spielerisch nach seiner Zunge und küsste ihn, dann richtete sie sich auf und lehnte sich an seine Knie. "Das musst du nicht", meinte sie grinsend. "Das kann ich auch selber."


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#1632

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 14:46
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Später am Abend lagen sie aneinandergeschmiegt unter der Bettdecke. Ran schien kurz davor zu sein, einzuschlafen, Verays Gedanken schweiften noch irgendwo durch die Weiten der Welt.
Er fragte sich, wie es weitergehen würde mit dem Krieg gegen Sardak. Würde es Vakra gelingen, die ganze Sache wieder zu beruhigen? War das überhaupt sein Ziel? Aber sie waren zu wenige in der schwarzen Festung, als dass sie grosse Verluste verkraften könnten. Und sie konnten nicht nur ihre Verbündeten kämpfen lassen, denn das würde sie als Schutzclan völlig unglaubwürdig werden lassen.
Was ihn zu einer wesentlich weitreichenderen Frage brachte: wie würde es weitergehen mit dem Clan? Wie sollten sie in Zukunft ihren Platz behaupten in diesem ewigen Machtkampf? Wer sollte sie anführen?
Er fragte sich, ob Ro überhaupt noch lebte. Ein Teil von ihm hatte die fixe Idee, sie hätten es doch irgendwie spüren müssen, wenn der Erbe starb, aber wenn er rational dachte war ihm klar, dass es nicht so war. Ro hätte bereits seit Wochen tot sein können, ohne dass sie es wussten. Was dann? Dann würde die Jagd nach dem Säbel beginnen. Aber selbst wenn es ihnen gelingen würde, die Waffe zurück in ihren Besitz zu bringen, wer sollte sie dann tragen? Soweit er sich entsinnen konnte, hatte es in den Chroniken der Familie nie einen Fall gegeben, bei dem ein Erbe gestorben war, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen, selbst wenn dieser noch ungeboren war.
Aber selbst, wenn Ro zurückkehrte, war die Frage der Nachfolge ungeklärt. Sie war ein Halbblut. Das musste niemand wissen, und es fiel auch nicht auf, sie sah abgesehen von einigen winzigen Details aus wie eine Dämonin, aber sie würden auf jeden Fall die Entscheidung, mit wem sie ihr Blut vermischen würde, sorgfältig treffen müssen. Und er hatte den schwerwiegenden Verdacht, dass Ro austicken würde, wenn man ihr versuchte, diese Notwendigkeit zu erklären...
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Ran irgendetwas murmelte und sich an ihn schmiegte. Sanft küsste er ihre Stirn.
Er fragte sich auch, wie es weitergehen würde mit ihnen beiden. Wenn das Kind einmal geboren war, was würde Ran dann tun? Würde sie einfach wieder für vierzig Jahre verschwinden, ohne irgendein Lebenszeichen von sich zu geben? Insgeheim fürchtete er es. Sie war so schwer zu halten. Als wollte man den Wind einfangen.
Er schloss die Augen und schmiegte das Gesicht in ihre Haare. "Ich liebe dich", flüsterte er leise.

Die schwarze Festung hatte viele Geheimnisse und es gab kaum jemanden, der sie alle kannte. Vakra gehörte auf jeden Fall zu den Leuten, die auf einer Liste dieser wenigen ganz oben stand. Warum? Weil er lange Jahre als Buchhalter nichts besseres zu tun gehabt hatte, als ihnen nachzuspüren und sie zu ergründen.
Ein interessanter Aspekt war zum Beispiel, dass es in den Kerkern der schwarzen Festung ganz verschiedene Arten von Zellen gab. Es gab grosse, trockene, gemütliche, mit Tisch und Bett, wie diejenige, in der sie den Magier für geraume Zeit einquartiert hatten, aber auch etwas kleinere wie diejenige, in die er Ro gesperrt hatte, und einige sehr kleine. Aber in jene sperrte man niemanden ein, von dem man wollte, dass er überlebte, zumindest keinen Dämonen. Zwerge hätten sich dort vielleicht wohl gefühlt.
Mit zwei Fackeln in den Händen ging Vakra an den Türen mit oder ohne kleinem Gitterfenster vorbei bis zu einer im hinteren Teil des Flurs. Er schloss die Türe auf, trat ein und schloss sie hinter sich, bevor er die beiden Fackeln in die Halterungen links und rechts der Türe steckte und sich dem Gefangenen zuwandte. Der Mann war mit Ringen um die Handgelenke an die Wand gefesselt und dadurch gezwungen, zu knien. Vakra zog sich einen Hocker hin und setzte sich ihn gegenüber. "Ich möchte mich gerne mit dir unterhalten."
Der Mann hob den Blick, starrte ihn an und sagte nichts.
"Du bist Dilez Ligarash", sagte Vakra.
"Und du bist Vakra von der Schwarzen Festung", erwiderte der Mann.
"Richtig", meinte Vakra. "Warum hast du meinen Sohn angegriffen?"
"Weil Nahetsar es mir befohlen hat."
"Und warum gehorchst du Nahetsars Befehlen?"
"Weil mein Clan Sardak verpflichtet ist", antwortete Dilez. "Das weisst du mindestens so gut wie ich."
"Richtig", sagte Vakra. Er musterte den Mann. "Du kennst den Ruf der Schwarzen Festung, oder?"
"Ich weiss, was man euch einst nachsagte", sagte Dilez. "Aber in den letzten hundert Jahren hat man nicht mehr viel von euch gehört."
"Da hast du leider recht", meinte Vakra. Er stand auf. "Möglicherweise wäre es Zeit, daran etwas zu ändern."
Der Mann erbleichte.


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#1633

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 15:06
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Als der nächste Morgen anbrach klopfte jemand an der Tür. Ran ignorierte das Klopfen und drehte sich zur Seite, vergrub noch halb im Schlaf das Gesicht an Verays Schulter. Doch das Klopfen verschwand nicht, sondern kehrte zurück, immer häufiger, nerviger und lauter, bis sie die Decke zur Seite warf und sich verpennt aus dem Bett quälte. Sie warf sich einen Morgenmantel um die Schultern, nahm den Sharaki in die Hand und ging zur Tür. "Ich komme ja! Geduld!", rief sie, als sie im Gang war und öffnete die Tür einen Spalt breit.
"Guuuten Mooooorgen Sonnenschein!", grüsste sie eine fröhliche Stimme, die sie Nimundre Serpeta zuordnete. "Was willst du?", brummte sie und rieb sich die Augen. "Das hier vorbei bringen. Es heißt, es sei wichtig und ich solle dich wenn nötig aus den Laken zerren."
"Und riskieren ohne Kopf nach hause zu latschen?", fragte sie und rieb sich die Augen. Nimundre zuckte nur mit den Schultern und schob ihr einen grossen, langen Korb durch die Tür. "Ich wünsche einen schönen Tag!", trällerte der junge Dämon und verschwand zum Abschied winkend. "Grüss die Serpeta von mir!", rief ihm Ran nach, die langsam wach wurde.
"Mach ich!", trällerte der Mann.
Sie schloss die Tür und versuchte den Korb zu heben, doch der rührte sich nur wenig. Missgelaunt zerrze sie an ihm und schleifte ihn in die Küche. Sie hörte, wie das Holz des Bodens knarrte, als sich Veray in den Türrahmen lehnte. "Guten Morgen", grüsste sie lächelnd und schleifte den Korb in eine Ecke. Dann kniete sie sich vor die Feuerstelle, in der noch ein kleines Flämmlein loderte und legte Holz um das Ei herum nach. "Willst du Tee?", fragte sie und richtete sich auf, die Atme verschränkt, da es noch kalt im Raum war.


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#1634

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 15:11
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Er grinste verpennt und rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Gerne. Magst du was zum Frühstück?"


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#1635

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 15:23
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Ja, ich...", sie hielt inne. Erst jetzt fiel ihr der Geruch nach relativ frischem Blut und Fleisch auf, welcher von dem Korb aus ging. "Ich muss mir das hier zuerst ansehen", sagte sie benommen. Die Müdigkeit war auf einmal verschwunden. Der Deckel des Korbs war durch schweres Leinen bedeckt, ein versiegelter Brief lag zuoberst in die Falte des Leinen gelegt. Das Siegel der Verdezia. Ein Brief von Karim.
Sie brach das Siegel, las ihn durch und legte das Schreiben auf den Tisch hinter sich.

Ran,
Ich habe den Korb versiegelt, nachdem ich mir den Inhalt angesehen haben. Der Clan ist bereits alarmiert. Ich werde Maenavry Serpeta zu dir schicken.
Ich habe nichts herausgenommen... Sieh es dir an, aber erschrecke nicht. Es herrscht Krieg.
Karim


Eine böse Vorahnung liess ihren Magen zusammenkrampfen, sie riss das Leinen vom Deckel und konnte sehen, dass etwas metallenes im geflochtenen Korb lag. Ein kleinerer, metallener Behälter. Sie brach das Siegel, welches die beiden Deckel an den Korb band und entdeckte einen zerbrochenen Säbel darin über zwei dosenähnlichen Behältern aus Eisen liegend. Ein Brief lag dabei, sie achtete nicht auf das Siegel, brach es entzwei und las. Tod den Verrätern., stand mit Blut geschrieben gross auf dem Papier.
Zitternd kniete sie sich neben den Korb und holte ein Messer heraus, um den Deckel des ersten Behälters aufzustemmen, doch sie konnte schon ahnen was sich darin befand. Sie zögerte, war wie in Trance und ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen, nicht die Behälter aufmachen.
Sie merkte nicht, wie Veray zuerst Karims Brief las, sich dann besorgt neben sie hockte und ihr den anderen aus den klammen Fingern pflückte.


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#1636

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 15:41
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray las die mit Blut geschriebenen Worte und sah Ran an. "Willst du das wirklich sehen?", fragte er leise.


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#1637

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 15:52
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie schluckte. "Es geht nicht darum ob ich es will oder nicht", hauchte sie und fasste den Griff des Messers enger, wobei ihre Fingerknöchel weiss hervortraten.
Sie schüttelte den Kopf, atmete ein und schaltete ab, alle Emotion, alles Mitgefühl, alle Wut, allen Ekel verbarg sie hinter einer kalten Maske. Dann stemmte sie mit einem kräftigen Ruck den ersten Deckel hoch und nahm ihn mit langen Fingern heraus, legte ihn umgekehrt auf den Boden und hielt die Luft an. Der Behälter war mit Eis gefüllt und aus ihm heraus starrten sie zwei tote Augenpaare an.
Sie knirschte mit den Zähnen. Es waren Kinder, kleine Kinder. Ohne viel nachzudenken, denn Denken erlaubte sie sich momentan nicht, öffnete sie den zweiten Behälter und darin befanden sich zwei weitere Köpfe in Eis eingelegt. Der Kopf von Desoma und seiner Frau.
Ruckartig erhob sich Ran, rammte das Messer in die Tischplatte und biss die Zähne zusammen, um sich unter Kontrolle zu halten.
"Falls du zur Schwarzen Festung gehst... Sag Vakra, dass er die volle Unterstützung der Verdezia hat. Falls nicht, schicke ich einen Boten", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und verliess das Haus. Draussen lehnte sie sich an die Hauswand und lauschte. Es gelang ihr nicht die aufkeimende Wut vollends zu unterdrücken und so war sie innerlich aufgewühlt, äusserlich aber ruhig, so wie der See, welcher still und düster vor ihr lag. Es war Windstill und ab und an war aus der Ferne der Ruf eines Raben zu vernehmen.


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#1638

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 15:56
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray liess ihr einige Augenblicke Zeit und verschloss die Behälter sorgfältig wieder. Dann trat er zu Ran nach draussen.
"Ich gehe zur Schwarzen Festung", sagte er ruhig. "Und du solltest mitkommen oder zu deinem Clan gehen. Es ist nicht sicher alleine."


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#1639

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 16:06
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie sah ihn von der Seite an. "Maenavry ist unterwegs. Ich komme mit, aber können wir kurz auf ihn warten?", fragte sie und blickte wieder in die Ferne, dann drehte sie sich um, nahm ihn an der Hand und führte ihn herein. Sie zogen sich wortlos an, packten das Nötigste zusammen, Waffen und das Ei, dann warteten sie eine Weile.
Ran sah den Korb an und fragte sich, was sie mit den Köpfen tun sollte. Sie wollte Desoma und seine Familie bestatten, doch ohne ihre Körper konnte sie dies nicht. Ungeduldig spielte sie mit einer Münze in ihrer Hand, liess sie zwischen den Fingern rollen und trommelte mit ihr ungeduldig auf der Tischplatte herum. Dann hielt sie inne. Eine Träne rollte ihr über die Wange, als sie sich an den Cousin erinnerte. Er war stets fröhlich gewesen, kein schlechter Krieger, ein guter Mann und Scherzkeks.
Die Wut begann in ihrem Magen zu lodern und sie überlegte sich, was sie tun würde, wenn sie denjenigen erwischte, welcher Desoma und seine Familie auf dem Gewissen hatte. Ihre Gedanken wurden dann von einem Klopfen unterbrochen, ihr Kopf schnellte zur Tür und sie wollte aufstehen und aufmachen, doch Veray kam ihr zuvor.
"Hallo", grüsste Maenavry ihn. Unsicher sah er ihn an. "Ist alles in Ordnung? Ist etwas passiert?", fragte er verwirrt.


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#1640

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.12.2013 16:43
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Eine sehr eindeutige Kriegserklärung von Sardak", antwortete Veray und liess Maenavry herein.
Er warf sich den Mantel um die Schultern, der über Nacht getrocknet war, und hob den Rucksack hoch. "Ich schlage vor, wir gehen nicht durch die Stadt, sondern hinten rum."
Er sah Ran an und nickte auf den Korb. "Sollen wir sie mitnehmen?"


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