"Du bist wach?", stellte sie mehr fest, als dass sie fragte. "Setz dich bitte." Er folgte ihrer Aufforderung und nahm ihr gegenüber Platz.
Ran atmete tief ein und schloss die Augen. "Es wird ein Junge. Mein erster Sohn", sagte sie mit einem Lächeln, das einer weit zurück liegenden Vergangenheit galt und fuhr sich über den Bauch. "Ab September wirst du Vater eines Sohnes sein."

Sie verharrten für einen Moment und als Veray die Hand wieder zurück nahm, wartete Ran einige Augenblicke bevor sie weiterredete. "Ich weiss nicht, ob du es wissen willst, oder nicht", ein entschuldigendes Lächeln huschte über ihr Geischt, "Doch früher oder später würdest du es ohnehin herausfinden... Mit Aion hatte ich drei Töchter. Die älteste von ihnen hatte Zwillinge, zwei Mädchen, die mittlere hatte keine Kinder und die jüngste drei Söhne", Ran schloss die Augen und seufzte, "Ihr ältester Sohn sah seinem Grossvater und Vater ähnlich, den Menschen, Kalidon von Tanue. Der zweitälteste den Schatten, Verdeza von Drez. Und der jüngste den Elfen, Zafior von A'enaa... Ich fühle mich so alt, wenn ich dir das erzähle", sie lachte beinahe, "Auch wenn Zeit und Alter für mich keine Rolle spielen... so tun sie es für dich und... das fühlt sich merkwürdig an."

Sie grinste belustigt. "Der Kreislauf der Natur", meinte sie, "Zorai ist nicht wirklich mein Vater. Seine Frau war nie schwanger mit mir. Ich wurde... Es ist kompliziert. Vereinfacht gesagt, starb mein Körper einst. Ich ertrank, glaube ich, und wurde in Bernstein geschlossen. Aus ihm holte man dann einen Teil meines Körpers mit meiner Seele heraus und formte daraus ein Kind, das dann als Zorais aufgezogen wurde. Meine Erinnerungen waren versiegelt, was mehr Verwirrung brachte, als dass es nützlich gewesen wäre... Der Grund, wieso man dies tat, waren Schriften von Verdeza, über die Karim gestolpert war. In den Schriften stand etwas von einem grossen, bevorstehenden Krieg und Karim wollte meine Macht für sich nutzen", sie schwieg eine Weile und sah der kleiner werdenden Flamme beim Tanzen zu. "Ich glaube, es ist besser, wenn du mich nur als Randreyah siehst, Zorais Tochter... Ich meine wäre ich Akkaya, dann wäre ich... Ich glaube du verstehst", sagte sie und biss sich verzweifelt in die Unterlippe, denn je mehr sie über alles nachdachte, desto merkwürdiger schien ihre Beziehung zu und mit Veray, noch merkwürdiger sogar, als die Beziehung, die sie mit Aion geführt hatte.

"Das weiss ich nicht", antwortete sie und fuhr ihm durchs Haar. "Ich habe die Schriften noch nicht gelesen." Sie lächelte ihn an. "Ich bin froh, dich getroffen zu haben, Veray."

Sie blies die Kerze aus und folgte ihm, musste aber bald vorausgehen, da Veray noch nicht vertraut mit dem Haus war.
Sie legten sich schlafen und Ran schmiegte sich an ihn. Ein Teil von ihr hoffte, dass der letzte Tag nur ein Alptraum gewesen war und dass Morgen wieder die Sonne scheinen und sie nicht um sein Leben fürchten würde.