"Über alles", meinte er mit einem halben Lächeln. "Um dich zum Beispiel."

Lesir liess sie alle filzen und ihnen die Waffen abnehmen, anschliessend fesselten sie sie aneinander. Die Hütten am Bach brannten mittlerweile lichterloh.
Sie trieben die Gefangenen auf den Pfad ins Gebirge, nur eine der Wachen liess Lesir zurück, gefesselt, aber nicht so gut, dass sie sich nicht nach einer Zeit würde befreien können. Irgendjemand musste Sardak schliesslich sagen, wo ihre Kinder waren.

Der Tag verging, ohne dass etwas nennenswertes geschah und sie richteten sich für eine weitere angespannte Nacht ein. Es schien ruhig zu bleiben, aber Veray schlief nicht tief, mehrmals schreckte er auf, weil er meinte, ein Geräusch gehört zu haben, oder träumte, dass jemand Brandsätze durch das Fenster warf.
Im Morgengrauen schliesslich geschah wirklich etwas. Veray wachte auf von lautem Geschrei, schreckte hoch und weckte damit auch Ran. Erst beim zweiten Hinhören hörte, er dass es nur eine einzelne Stimme war, die schrie. Er stand auf, tapste zum Fenster und linste durch einen Spalt in den verschlossenen Läden hinaus.
Eine einzelne Frau von Sardak stand auf der Strasse. Sie fluchte. Beschimpfte die Schwarze Festung und ihre Verbündeten als Feiglinge, als Bastarde, als ehrlose Hunde, die sich an Kindern vergriffen. Das an und für sich überraschte Veray nicht. Das merkwürdige an der Szenerie war, dass die Frau dabei fast weinte.
Nach ein oder zwei Minuten war das Spektakel vorbei, als ein anderer Sardak hinaustrat und sie zurück ins Haus zog. Stille blieb zurück und ein ratloser Veray. Er sah Ran an, die mittlerweile auch aufgestanden war. "Hast du eine Ahnung, was das zu bedeuten hatte?"

"Nein, schon gut", meinte Veray, ging zurück ins Bett und zog Ran an sich.
Kaum eine Stunde später schreckte er erneut auf, als jemand vehement an die Zimmertür klopfte. Fluchend stand er auf, schnallte sich den Gürtel um und öffnete einen Spaltbreit. "Was?"
Draussen stand Archiz. "Vakra ruft uns beide", sagte sie. "Wir sollen umgehend in die Festung."

Veray schnallte seine Rüstung fest und warf sich den Mantel um, bevor er gemeinsam mit Archiz ins Erdgeschoss des Hauses hinunter ging.

Sie erreichten die Festung sicher. Veray schickte die Verdezia zurück und gab ihnen Geza und Lashk mit, damit sie nicht nur zu dritt waren auf dem Weg.
Dann stieg er die Treppe hinauf in die Wohnräume. Das erste, was ihm auffiel, war, dass sehr viel mehr Leute in der Festung waren als normalerweise. Natürlich. Vakra hatte die Krieger der Verbündeteten versammelt, und einige von ihnen, die einzeln in den Bergtälern lebten, hatten ihre Familien zur Sicherheit mitgebracht.
Einige der Männer und Frauen, denen er auf dem Korridor zu Vakra's Arbeitszimmer begegnete, trugen Verbände. Waren sie beim Kampf im Dorf unten dabei gewesen?
Veray klopfte an und betrat das Arbeitszimmer.
Vakra wartete bereits auf ihn.
"Warum hast du mich rufen lassen?", fragte Veray.
"Um deinen Bericht vom gestrigen Kampf zu hören", antwortete Vakra.
Veray berichtete. "Da unten ist jetzt eine Pattsituation", schloss er. "Keiner wagt sich mehr aus dem Haus. Was hast du vor, um das zu ändern."
"Es ist bereits geschehen", antwortete Vakra.
"Was?", fragte Veray stirnrunzelnd und erinnerte sich an die Frau am Morgen.
Um Vakras Mundwinkel kräuselte sich ein Lächeln. "Vielleicht möchtest du einmal einen Blick in die Kerker werfen."