#2001

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 14.01.2014 01:16
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Das werde ich", sagte sie mit einem letzten Lächeln, bevor sie zu Tao hinüber ging und sich in den Sattel schwang, den er in der Nacht aus Lovit geholt hatte. Der Drache erhob sich, als sie in seinem Nacken sass und schwang sich flink nach zwei Sprüngen Anlauf in die Lüfte, währendem Ran von ihrem Platz aus zurück blickte. "Bist du glücklich", fragte der Drache sie. "Nein", war ihre Antwort. "Ich bin enttäuscht, verletzt und traurig... Aber ich weiss nicht, was ich erwartet hab, von den Nagzwa... Oder meinen Erinnerungen oder gar mir selbst."
"Anscheinend zu viel."
"Kann sein... Flieg bitte über den See hinweg, ich will nicht direkt nach Lovit. Es ist... So bedrückend dort oben. Man fühlt sich zwar frei über den Wolken, aber... Lovit kommt mir vor wie ein gigantischer Vogelkäfig."
"Ich verstehe was du meinst... Halt dich gut fest, Schwester."
, brummte er aufmunternd und schwang sich in die Lüfte, schwebte hoch über Drez hinweg und stürzte sich brüllend und einen Feuerschwall ausstossend - welcher nicht den Grund oder Häuser erreichte - in die Tiefe zum Seeufer, bevor er die Flügel ausbreitete, den Sturz abfing und sich wieder in die Höhe schraubte. Ran genoss den Flug, hielt sich im Windschatten geduckt und fühlte die Freude des pechschwarzen Drachen, die sich mit der ihren mischte, als er starken und wilden Wind in den Flügeln spürte und flink mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Lüfte manövrierte. Über dem See drehte er dann ab und flog direkt auf Lovit zu.

weiter Lovit S. 74


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#2002

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 14.01.2014 01:52
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Als Ran weg war, ging Veray hinauf in sein Zimmer und liess sich einfach ins Bett kippen. Da blieb er für die nächsten paar Stunden, versuchte sich vorzustellen, wo sie jetzt gerade war, als könnte er sie mit dem Geist verfolgen, was er aber nicht konnte.
Irgendwann klopfte jemand an die Zimmertüre. "Waf?", fragte Veray halb erstickt vom Kissen.
"Vakra will, dass du bei den Verhandlungen dabei bist", hörte er Lesirs Stimme.
"Ok, komme gleich", sagte Veray.
Er wartete, bis sich Lesirs Schritte draussen auf dem Flur entfernt hatten, dann wälzte er sich aus dem Bett und liess sich auf den Boden fallen. Er strich seine Kleider glatt und zog sich die Rüstung an, atmete tief durch und trat auf den Flur hinaus.

Achrat auf dem Dachboden machte ein Experiment. In dem Moment, in dem Akkaya startete, konzentrierte er sich auf ihren Geist und den des Drachen. Wie lange würde er ihnen folgen können? Er spürte sie fliegen, über der Festung, über dem Tal, während er auch gleichzeitig alle Bewohner der Festung spürte, Vakra in seinem Zimmer, der sich die genauen Worte für die Verhandlungen zurechtlegte, Veray der die Treppe hinauf ging und im Selbsmitleid versank, Nera, die eine der Wachen zusammenstauchte, weil sie am Morgen Vakra über den Weg gelaufen war und deshalb schlechte Laune hatte, Driss, die sich fragte, ob sie ihn suchen sollte, Lashk, der mit einer Arbrust auf dem Dach stand und auf den See hinunter blickte, Sashre, die einige Dinge ordnete und eine Flasche Desinfektionsalkohol nicht fand - Achrat wusste genau, wo die Flasche war, nämlich unter der Matratze von Ro's Bett und zwar zu zwei Dritteln leer - Karim, der in der Bibliothek las, und all die nervigen Leute, die normalerweise nicht hier waren und deren Gedanken durcheinander wirbelten.
Der Drache stieg höher und flieg das Tal hinunter in Richtung des Sees. Achrat spürte seinen und Akkayas Geist schwächer werden, je weiter sie sich entfernten, aber er klammerte sich mit aller Konzentration und Willensstärke daran fest, wie eine Zecke an einem Hundehals. Er streckte sich, wie eine Flüssigkeit, die auf dem Boden ausgelehrt wurde, und die man mit Wasser verdünnte, damit sie sich immer weiter ausbreitete...
Und dann spürte er sie. Hunderte. Tausende. Er riss die Augen auf, als ihrer aller Gedanken und Wahrnehmungen auf einmal durch seinen Geist glitten, wie ein tosender Fluss, den man in ein Abwasserrohr quetschen wollte. Drez, begriff er. Er spürte Drez. Die ganze Stadt auf einmal. Wie tausende Glühwürmchen in der Nacht, aber Glühwürmchen, die brannten wie Sonnen, in allen Farben des Universums, in allen hörbaren und nicht hörbaren Tönen, in allen Formen, Bewegungsmustern, Sprachen.
Achrat kippte vornüber, stiess mit dem Kopf gegen die Dielen und verlor das Bewusstsein.


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#2003

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 14.01.2014 01:57
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Karim blickte auf, als Lesir eintrat und ihm sagte, dass die Verhandlungen bald beginnen würden. Er bedankte sich, klappte das Buch zu, machte sich bereit und stand auf. Dann ging er hinaus, wo ihn eine der Wachen empfing und zu Vakra brachte.


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#2004

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 14.01.2014 02:25
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie warteten, bis alle versammelt waren, die mitkommen sollten - die meisten davon lediglich als Geleitschutz - dann traten sie hinaus vor die Festung, wo Pferde auf sie warteten, herbeigebracht von Geza. Sie stiegen auf und ritten hinunter nach Drez, zu einem Gebäude recht im Zentrum der Stadt, einer Art Schuppen, die an die Rückseite eines der Wirtshäuser angebaut war und für Familienanlässe gemietet werden konnte. Oder für irgendeine Art von Anlass, für den man einen grossen Tisch brauchte und noch Raum für einige Leute mehr.
Die Wachen blieben draussen. Nur Vakra, Karim, Veray und Lesir traten ein. Einige Oberhäupter der anderen Clans, die durch ein Bündnis mit Sardak oder der Schwarzen Festung am Krieg beteiligt gewesen waren, hatten sich bereits eingefunden, andere fehlten noch. Vakra und Karim setzten sich an den Tisch, während Veray und Lesir sich hinter sie an die Wand stellten. Sie würden nicht sprechen in der Verhandlung, aber zuhören.

Als Achrat erwachte, spürte er als erstes Driss. Sie hatte ihn auf dem Dachboden gefunden und ihn hier heruntergebracht, in den Flügel mit mehreren aneinanderhängenden Zimmern, den sie bewohnten. Aus ihrer Perspektive sah er sich selbst in einem Bett liegen, zugedeckt mit einer Wolldecke, unter der nur sein Kopf und seine eine Hand hervorragte. Er wusste, wie er aussah, hatte sich selbst aus den Augen und mit den Gedanken so vieler Leute gesehen, dass dem Anblick nichts mehr von dem Ungewohnten anhaftete, das andere Leute empfanden, wenn sie sich selbst im Spiegel betrachteten.
Driss machte sich sorgen um ihn. Weil sie in in den letzten Tagen so gut wie nie gesehen hatte. Sie hatte Angst, er esse zu wenig, würde abmagern und verhungern, dachte, er fürchtete sich zu sehr vor den Leuten, und hätte sich darum auf dem Dachboden verkrochen. Sie sorgte sich oft um ihn. Sie war seine Mutter, hatte ihn geboren, er war in ihrem Fleisch gewachsen, und in seinen frühesten Erinnerungen existierte nur sie, als warmer Geist, der ihn umgab und schützte vor dem dahinter, dem draussen. Er wusste, dass andere Leute keine so frühen Erinnerungen hatten. Er schon. Einen Teil davon hatte er vergessen, aber was er von Akkayas ungeborenem Kind gespürt hatte, hatte sie ihm wieder ins Bewusstsein gerufen.
Manchmal wollte er Driss sagen, dass sie sich keine Sorgen machen musste, wollte ihr zeigen, warum er nicht sprach und warum er den Leuten nicht gegenüber stehen zu brauchte, um sie zu sehen. Aber er hatte es trotzdem nie getan. Sie würde es ohnehin nicht verstehen, und um es ihr verständlich zu machen, müsste er ihr viel mehr zeigen, als ihrem Geist gut tun würde. Zuviel zu wissen, zu viel zu sehen, zu hören, zu spüren, konnte einen Geist zerstören. Er wollte Driss nichts antun. Er wollte, dass es ihr gut ging. Und die Sorgen, die sie sich um ihn machten, waren für sie leichter zu tragen, als die volle Wahrheit.
Die Sorgen über sein Essverhalten waren unbegründet. Er ass genug, damit sein Körper funktionierte, und er keinen Hunger empfand, genug, dass sein Körper Ruhe gab, anstatt mit einem knurrenden Magen oder Schwächegefühlen um Aufmerksamkeit zu schreien. Es war eine Tatsache, dass er seinen Körper nicht sonderlich mochte. Aber er war nun einmal notwendig, um einen Geist zu haben, und deshalb gab er auch ihn acht. Eine weitere Tatsache war leider, dass er im Moment fürchterliche Kopfschmerzen hatte.
Er öffnete die Augen und richtete sich auf die Ellbogen auf. Driss war erleichtert und stellte ihm einige Fragen, die sich in ihrem Grundgedanken zurückführen liessen auf: "Geht es dir gut?"
Das war der Grund, warum er niemals antworten auf Fragen gab. Meistens stellten die Leute die Fragen ganz anders, als sie sie meinten, und wenn er dann mit einem Nicken oder Kopfschütteln darauf antwortete, wie sie sie meinten, waren sie verwirrt. Nur Driss hatte es über die Jahre wirklich verstanden. Er schüttelte vage den Kopf und liess sich wieder Fallen, denn es tat tatsächlich weh.


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#2005

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 14.01.2014 02:32
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Karim machte es sich bequem und liess den Blick aufmerksam über die Versammelten gleiten, merkte sich jedes Gesicht, rief sich ins Gedächtnes wer wie redete, wer wie handelte und wie eingestellt war, welche politischen Ziele verfolgte. Er war lediglich ein Vertreter und sein Clan klein, also wartete er bis einer der grösseren sprach.
Maenavry sass ebenfalls an der Tafel. Er hatte nicht viel zu verhandeln, musste eigentlich nur dafür Sorgen, dass ihre Bündnisse bestehen blieben und keine neuen Feindschaften aufkeimten. Wahrscheinlich würde er die ganze Verhandlung über still bleiben. Er schielte kurz zu Karim und dann Veray hinüber und fragte sich, wo sie Randreyah gelassen hatten.


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#2006

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 14.01.2014 15:02
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Ich habe niemals behauptet, ich könnte überhaupt nicht kämpfen. Ich bin lediglich nicht gut.", erwiderte Idril zwischen zusammengebissenen Zähnen. Sie mochte es überhaupt nicht ausgelacht zu werden und noch mehr nervte sie das arrogante Getue von Mercha. "Mein Training sah bis jetzt lediglich anders aus als deines.", fügte sie mürrisch hinzu.

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#2007

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 15.01.2014 02:56
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ach ja? Da bin ich aber mal gespannt", sagte Mercha ironisch und stand auf. Mittlerweile durfte das Essen fast fertig sein und sie wollte sich genug holen, bevor ihre Cousins wieder den Topf leerfrassen. Ohne ein Wort liess sie Mara sitzen und verliess das Zimmer.

Sie warteten, bis alle eingetroffen waren. Vakra grüsste seinen Schwager mit einem Kopfnicken. Dassery war zwar nicht direkt an den Kampfhandlungen beteiligt gewesen, aber sie waren einer der stärksten Verbündeten der Schwarzen Festung.
Als die Runde vollständig war, richtete Vakra das Wort an Nahetsar, der ihm direkt gegenüber sass: "Wir haben uns hier versammelt, um den Kriegszustand, den ihr uns vor einigen Wochen erklärtet, zu beenden. Ihn fortzuführen, wäre für beide Seiten mit Verlusten verbunden."
Sein Tonfall liess durchschimmern, dass die Verluste auf seine Sardaks wesentlich grösser wären.
"Diese Verluste lassen sich vermeiden, unter gewissen Bedingungen."
"Was für Bedingungen schlägst du vor, Vakra?", fragte Nahetsar.
"Der bereits erreichte und bis zu diesem Moment eingehaltene Waffenstillstand ist ein erster Schritt in Richtung einer entspannteren Lage", sagte Vakra. "Eine von beiden Seiten unterzeichnete Friedenserklärung wäre ein nächster. Da unsere Clans jedoch seit langem eine tiefe Feindschaft gegeneinander hegen und somit trotz dieser Massnahmen jederzeit mit einem weiteren Angriff von eurer Seite zu rechnen wäre, wie jenem auf meine Nichte und meinen Sohn im Roten Drachen, stelle ich eine weitere Bedingung: eines oder zwei eurer Kinder, mindestens Vechdruya von Stand, sollen in der Schwarzen Festung leben, als Garantie für den Frieden. Ich werde mich um ihre Ausbildung kümmern, und mit Vollendung des einunzwanzigsten Lebensjahrs, zum Beginn der Severjakza, werden sie frei sein.
Seid ihr mit dieser Bedingung einverstanden?"


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#2008

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 15.01.2014 10:44
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Karim sah gespannt zu. Er fragte sich was Nahester sagen würde, begeistert schien er jedenfalls nicht zu sein. Ausserdem wartete er leicht angespannt auf die Gelegenheit sprechen zu können.
Auch Maenavry hörte zu, schielte zu Vakra und Karim und fragte sich was zweiterer fordern würde. Immerhin hatten Sardak noch die Leichen Desomas und seiner Familie und nicht nur das, sie hatten beinhe Ran umgebracht, hatten die Verdezia in der Arena überrascht... Er seufzte innerlich. Das ganzr konnte noch interessant werden.


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#2009

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 15.01.2014 20:31
von Armelion | 4.811 Beiträge

Als Idril am nächsten Morgen in den Trainingsraum kam, sah ihr ein jugendlicher Dämon entgegen. "Du bist also die Tochter der Vrenasza. Behauptet jedenfalls der Blinde." Er legte eine Hand unter ihr Kinn und blickte ihr in die Augen. "Du hast immerhin ein bisschen Kampfgeist. Vielleicht hilft dir das immerhin eine Runde gegen den kleinen Zerish zu überstehen.", grinste er. "Nimm! Ich heisse übrigens Markai. Geh in die Grundstellung. Füsse weiter auseinander. Du bist kein Stock. Bewege dich!"
Idril folgte seinen knappen Befehlen und stellte sich vor einem jungen Dämonen auf. Das musste Zerish sein. Er hielt seine Übungswaffe mit einer Hand und stand fast völlig ruhig. Idril sah ihm in die Augen. Sein Blick flatterte zwischen ihren Augen und ihrem Stock hin und her.
"Fangt an.", bellte Markai. Die Stöcke prallten mit einem harten Klacken gegeneinander. Zerish parierte einen ihrer Stiche und ging sofort zum Gegenangriff über. Sie entging ihm nur, weil sie im letzten Moment nach hinten sprang. "Immerhin hast du Reflexe, auch wenn du noch so langsam bist, dass es schmerzhaft ist dir zuzusehen.", kommentierte Markai trocken.
Idril wurde wütend. Die herablassende Art dieser Dämonen gingen ihr wirklich auf die Nerven. Sie machte einen wilden Ausfall, den Zerish mit Leichtigkeit parierte. Ihre Stöcke krachten noch vier Mal aufeinander, dann landete der jüngere Dämon einen harten Treffer gegen Idrils Knie. Im letzten Moment schaffte sie es einen Schmerzenslaut zu unterdrücken und funkelte Zerish stattdessen nur wütend an.
"Gut reagiert Zerish, aber spiel das nächste Mal nicht so lange rum. Bring es zu Ende wenn du eine Lücke siehst und bei Mara konntest du jetzt bei jedem Schlag sicherlich zwei oder mehr auswählen."
Idril lief feuerrot an und biss die Zähne zusammen. Sie würde es ihnen noch beweisen, dass sie kämpfen konnte. Der Rest des Tages verlief in etwa gleicht. Idril steckte Treffer um Treffer ein und schaffte es Zerish lediglich vier oder fünf mal zu treffen. Am Ende war sie müde, zerschlagen und hatte eine miserable Laune.
"So ihr könnt alle wieder gehen. Du nicht Mara. Mit dir will ich mich noch unterhalten.", sagte er gegen den frühen Nachmittag. Als alle anderen Kinder verschwunden waren, winkte er sie mit einer knappen Bewegung heran und setzte sich auf einen Schemel. Ohne auf ihr offenkundiges Unwohlsein zu achten, schob er ihr Hemd hoch und begutachtete die zahllosen Blutergüsse auf ihren Rippen. Er stiess einen anerkennend Pfiff aus. "Ich hätte wetten können, dass du spätestens nach dem zehnten Treffer anfangen würdest zu heulen.", sagte er ihr ohne Umschweife und strich ihr Hemd wieder glatt. "Bist wohl doch nicht so ein Weichei, wie alle denken. Du ziehst den linken Fuss ein wenig nach, weisst du dass? Man kann es kaum sehen, doch du bist dennoch langsamer deswegen.", fuhr er fort ohne auf ihren empörten Gesichtsausdruck wegen seiner Bemerkung von vorhin einzugehen.
"Er war mal gebrochen.", grummelte sie mürrisch.
"Wie lange ist das her?"
"Drei, vier Wochen. War aber zwei Wochen lang steif, dann wurde er geheilt.", erklärte sie knapp.
"Dann wirds Zeit. Dein Körper denkt immer noch er sei verletzt, darum tust du das. Wenn du aber richtig müde bist, wirst du schon damit aufhören. Daher wirst du jetzt mit mir kommen."
"Wohin?", fragte sie resigniert.
"Wir gehen nicht weit. Lediglich aus der Festung raus zu der Mauer. Komm." Er packte sie am Arm, hob mit der anderen Hand zwei Sandsäcke hoch und zog sie durch die Korridore. "Du brauchst so oder so eine bessere Kondition. Das hier wird dir gut tun.", sagte er, als sie draussen angekommen waren. Ohne ein weiteres Wort packte er ihr die Sandsäcke auf die Schultern und gab ihr dann einen Stoss in Richtung Treppe, die zur Mauer hochführte. "Da hoch. Dann rund herum. Auf der anderen Seite gibt es wieder eine Treppe. Die gehst du runter und auf der anderen Seite des Hintereingangs nimmst du wieder die Treppe hoch auf die Mauer. Hier vorne ist es diesselbe Prozedur."
"Warum muss ich das tun?", entgegnete Idril wütend. "Reicht es nicht, dass ich im Training schon grün und blau geschlagen wurde?"
"Nein. Du musst das Hinken loswerden und ausserdem bist du schwach und hast keinerlei Kondition. Jetzt lauf oder ich mach dir Beine."
Wortlos drehte Idril sich um und lief los. Markai hatte nicht gesagt, dass sie rennen musste. Er blickte ihr wortlos nach, wie sie die Treppe hochstieg. "Wie lange?", rief sie runter.
"Sonnenuntergang.", erwiderte Markai knapp und beorderte ihr mit einer knappen Geste weiterzumarschieren. Die ersten Paar Runden waren leicht. Dann begannen der rauhe Stoff der Sandsäcke unangenehm gegen ihre Haut zu scheuern, doch sie ingorierte es. Sie wollte Markai die Genugtuung nicht gönnen zu sehen wie sie wegen einer solchen Kleinigkeit jammerte. Sie bemerkte das erste Ziehen in Oberschenkeln beim erklimmen einer der Treppen. Sie selbst bemerkte es nicht, dass sie ein wenig hinkte, doch für Markai war es deutlich sichtbar. Die Sonne brannte herunter, doch vom See kam eine kühle Brise, die ihr angenehm um den Kopf wehte. Sie kam wieder an eine Treppe. Abwärts. Das ging leicht. Abwärts war fast noch besser als geradeaus. Als er unten ankam spürte sie die Pflastersteine unter ihren nackten Fussohlen, dann, nach fünf Schritten, ging es wieder hoch.
Eine Stunde vor Sonnenuntergang, knickte das linke Bein unter ihr weg. Sie liess die Sandsäcke instinktiv fallen und griff haltsuchend mit beiden Händen nach dem Geländer. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie sich weiter nach oben, hinkte die schmale Brustwehr entlang, wobei sie sich mit der Hand an den Zinnen abstützte. Ihre Knie wollten sich nicht mehr beugen. Sie war müde. Ihre Augen brannten, und die Muskeln in Schultern, Armen und Beinen schmerzten, als habe sie Säure statt Blut in den Adern.
Bei der nächsten Treppe stolperte sie und schlitterte die letzten drei Stufen abwärts. Verzweifelt griff sie nach dem Geländer, bekam aber den Rand eines Fasses, das am Ende der Treppe aufgestellt war, in die Hand und trieb sich ein paar grosse Splitter in die Hand. Es war nichts, brannte nur ein wenig. Sie war völlig am Ende.
"Komm schon, Mädchen. Es ist nicht mehr lange. Gleich geht die Sonne unter. Höchstens noch eine oder zwei Runden.", sagte Markai aufmunternd. Er reichte ihr einen Becher Wasser. Idril nahm das Wasser hielt aber nicht an. Wenn sie jetzt stehen blieb, würde sie es nicht schaffen sich wieder in Bewegung zu setzen. Lautlos begann sie ein Lied zu rezitieren. Konzentrierte sich auf die Worte, anstatt auf das Reissen in ihren Muskeln.
Als sie die letzte Runde absolviert hatte, ging sie ohne ein weiteres Wort in die Knie, kippte vornüber und blieb reglos auf den Pflastersteinen liegen. Die Sonne war untergegangen. Markai kniete neben ihr nieder und hob sie hoch. "Zerish, räum die Sandsäcke weg.", befahl er dem Jungen, der sich gerade ausserhalb der Festung rumtrieb. Markai war zufrieden. Es hatte funktioniert. Als sie wirklich am Ende war, hatte das leichte Humpeln aufgehört. Morgen würde er sie wieder auf den Rundenlauf schicken. Er legte das Mädchen nicht sonderlich sanft in ihr Bett und schloss dann die Türe hinter sich. Idril bekam von all dem nichts mit. Sie war längstens eingeschlafen.

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#2010

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 15.01.2014 22:38
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Nahetsar schwieg einige Augenblicke, dann fragte er: "Stellt Ihr daneben noch weitere Forderungen?"
"Nein", antwortete Vakra. Er wusste, dass er damit grosszügig war. Sardak hatte den Krieg so gut wie verloren. Er hätte Reparationszahlungen fordern können, für die Gefallenen ihrer Seite, zur Unterstützung der Hinterbliebenen, oder noch ganz andere Dinge, aber er tat es nicht.
Nahetsar nickte langsam. "Dann sind wir einverstanden. Wenn uns die anderen Kinder sofort im Anschluss an diese Verhandlungen zurückgegeben werden."
"Das werden sie", antwortete Vakra. "Was sind eure Forderungen?"
"Das", antwortete Nahetsar schlicht. Er war nicht in der Position, Forderungen an Vakra zu stellen.
Vakra nickte und blickte in die Runde. Nun, da sich die Hauptkriegsparteien gegenseitig geeinigt hatten, war es an den Verbündeten, ihre Forderungen und Ansprüche geltend zu machen, sei es gegenüber der gegnerischen Hauptpartei oder gegenüber deren Verbündeten.
Veray starrte Nahetsar kalt an und verzog keine Miene. Er erinnerte sich sehr gut an diese Narbe.


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