"Ja. Sobald Randreyah ihn fliegen lässt... Ihr müsst ihn aber auch füttern und ab und an aus dem Käfig lassen", antwortete sie.

Sie schwiegen eine Weile und sahen sich nur an, wie zwei Fremde. "Hallo Mutter", sagte er dann. "Ich bin froh dich wiederzusehen."

"Nein", gab er zerknirscht zu. "Ich war dumm... Habe Dinge getan, auf die ich nicht wirklich stolz bin und... es tut mir Leid Mutter." Er sah ihr inständig in die Augen und wusste nicht so ganz, ob er sie in den Arm nehmen sollte oder es doch lieber lassen, um sie nicht zu verärgern.

"Doch... ich...", er biss sich auf die Lippen, trat auf sie zu und schloss sie in die Arme. "Ich habe dich vermisst Mamma", sagte er und drückte sie, ohne es zu wollen begann er zu schluchzten.

"Das willst du nicht wissen", murmelte er schluchtzend. "Aber ich hatte genug Zeit zum Nachdenken... und... ich liebe euch... dich und meine Geschwister*... Ich wollte euch nicht wehtun."

*Veray und Ran, er kennt Lesir ja nicht und Ran war in der Festung, als er noch klein war.

Rombra wusste nicht was er darauf sagen sollte, also hielt er sie fest und liess seinen Tränen freien Lauf, auch wenn er sich dabei wie ein kleiner Junge fühlte. Er war heilfroh darüber, sie endlich wiedergesehen zu haben und er hoffte, dass Vakra nichts von alldem erfuhr.

Am nächsten Tag, so gegen Mittag, hackte ein Rabe gegen die Scheibe von Verays Fenster. Er krähte mehrmals und schlug mit dem Schnabel dagegen, unruhig hin und her laufend auf dem Fenstersims, bis er hereingelassen wurde und auf den Schreibtisch flatterte. Er brachte die Antwort auf Verays Brief:


Liebster,
Ich freue mich, dass der Krieg ein Ende gefunden hat.
In ein oder zwei Wochen (oder wenn es dir lieber ist Monaten) werde ich zurück nach Drez kommen.
Ich vermisse dich ebenfalls. Mehr, als mir lieb ist, wenn ich ehrlich bin.
Was Shadaran anbelangt, so werde ich ihn nicht jagen. Für eine Weile nicht. Versprochen. Ich hatte es ohnehin nicht vor, mach dir also diesbezüglich keine Sorgen. Der Goblin wird sich ausserdem nicht nach Drez wagen. Seine Handelsroute folgt dem Nazrev, dem Loney und den Flüssen um Kasz. Somit sind die Schatten mindestens vor ihm sicher.
Richte Rombra meine Grüsse aus, falls ihr euch über den Weg lauft. Ich weiss zwar, dass dies nicht der Fall sein wird, aber falls doch. Ich verzeihe ihm, ich kann nicht vergessen, was er getan hat, aber ich verzeihe es ihm. Es muss ihn viel Leid und Anstrengung gekostet haben, aus Shadarans Burg zu fliehen. Und unter Shadaran zu dienen war Strafe genug... Ich schweife ab, verzeih.
Ich danke dir für die Warnung und werde wachsam sein.
Nimm dich in Acht vor der Kleinen Sardak und meinen lieben Verwandten. Pass auf dich auf und lass von dir hören wann du Zeit hast.
In Liebe
Ran

Ps. Es ist kalt hier ohne dich. Ich liebe dich, mein Rabe. Du fehlst mir.