#2101

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 18.01.2014 14:19
von Armelion | 4.811 Beiträge

Nach dem Frühstück wurde Idril wieder zu Markai geschickt. Er trieb sie erbarmungslos durch den Übungsraum und liess sie Stunde um Stunde gegen verschiedene Gegner kämpfen. Den anderen Kindern widmete Markai zwar ebenfalls seine Zeit, doch er schien es speziell auf sie abgesehen zu haben. Trotz ihres Muskelkaters kämpfte Idril verbissen gegen jeden Gegner. Sie verlor jeden Kampf und schaffte lediglich einen Treffer gegen Zerish zu landen.
"Langsam beginne ich daran zu zweifeln ob wir dich jemals an eine der Drevn da Jachar schicken sollen. Du wirst uns nur Schande bereiten.", brummte Markai und stiess ihr die Übungswaffe hart gegen die Brust. "Zu langsam und schwach. Nodon sollte es sich wirklich nochmals überlegen. Immerhin habe ich noch zwei Monate Zeit um ihn umzustimmen."
Idril versuchte mit einer wütenden Bewegung einen weiteren Angriff zu parieren, doch Markai änderte lediglich die Richtung des Stiches und traf sie am Arm. "Heute gibt es einen weiteren Marsch für dich. Mit den Sandsäcken versteht sich und ich beginne zu überlegen, ob ich dich die Nacht durch laufen lassen soll.", sprach er ungerührt weiter, während seine Übungswaffe Idril in rascher Abfolge am Bein, Hüfte, Schulter und Kopf traf. Der letzte Treffer liess sie taumeln und ihr wurde für einen Moment lang schwarz vor Augen. Mit einer lockeren Bewegung schlug ihr Markai auf die Finger, sodass sie ihre Übungswaffe mit einem erstickten Schmerzenslaut fallen liess. "Ja, ich denke die Nacht durchzulaufen wird dir helfen. Sammle deine Kräfte in den nächsten beiden Stunden. Dann kommst du und holst die Sandsäcke.", befahl er und wandte sich von ihr ab.
Das Mädchen ballte die schmerzende Hand zur Faust und funkelte ihn zornerfüllt an. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging aus dem Übungsraum. Als sie einige Schritte weit gekommen war, lief eine einzelne Träne über ihr Gesicht. Wütend wischte sie sie weg. Nie würde sie offen zugeben, wie sehr ihr die Trainingsstunden zusetzten. Sie ging hinaus auf den kleinen Hof zwischen der Mauer und dem Gebäude und da entdeckte sie Biredh, der auf einer steinernen Bank sass und auf einer Flöte spielte. Einer der Dämonen warf ihm einen verächtlichen Blick zu, als er an dem Blinden vorbei lief. Der Geschichtenerzähler bemerkte davon nichts und war gänzlich in die simple Melodie versunken. Idril setzte sich neben ihm und lauschte der Musik mit geschlossenen Augen.
"Warum hast du mich hierher gebracht?", flüsterte sie, nachdem er die Flöte abgesetzt hatte.
"Damit du lernst auf dich selbst aufzupassen. Es ist zwar eine harte Schule, doch schlussendlich wirst du daraus nutzen ziehen können.", erwiderte er.
"Ich hasse es hier. Warum konnten wir nicht in dem Dorf bleiben? Andras hätte uns vielleicht aufgenommen."
"Die Welt richtet sich nicht nach deinen Vorstellungen, Mara. Sie ist oft hart und grausam. Je eher du lernst das zu akzeptieren, desto besser. Aber ich geb dir einen Rat um dir dein Training zu erleichtern. Hör auf deinen Körper. Dämonen sind von Natur aus den anderen Rassen im Schwertkampf überlegen. Egal ob Mensch, Elf, Zwerg oder Kobold."
"Aber ich...ich bin kein Dämon.", wollte sie sagen, doch hinderte sich im letzten Moment daran. Biredh schien ihre Gedanken jedoch zu erraten. Er beugte sich zu ihr runter.
"Was weisst du von Gestaltwandlern?", fragte er leise.
"Nicht viel. Sie können jedwede Gestalt annehmen."
Biredh nickte, "Ja, das stimmt. Doch einen Punkt hast du vergessen. Ihre Fähigkeiten bleiben trotz ihrer Gabe gleich. Ein Elf könnte vielleicht die Gestalt eines Dämons annehmen, doch er würde niemals so gut wie einer kämpfen können, auch wenn er sein ganzes Leben dafür trainieren würde. Doch das Lied, dass du gespielt hast, war kein Gestaltwandeln. Du hast meine Kraft benutzt und nun bist du ein Dämon. Dein Körper, deine Reflexe. Alles an dir ist dämonisch, nur deine Seele bleibt gleich. Doch eine Seele bestimmt nicht welcher Rasse man zugehörig ist. So einfach ist das."
Idril schaute zu ihm auf und begriff erst jetzt, dass er in ihren Gedanken gesprochen hatte und sie ihm auch so geantwortet hatte. "Ich bin also ein..."
Biredh nickte. "Streng dich mehr an. Irgendwann wird dein Körper sich daran gewöhnen.", sagte er laut und zog sich aus ihren Gedanken zurück. "Markai mag zwar nicht so aussehen, doch er besitzt schon 45 Jahre Erfahrung. Auch die anderen der Agares wurden schon von klein auf trainiert. Du hast andere Dinge gelernt. Wie du zum Beispiel für mehrere Wochen in der Wildnis überlebst. Jetzt geh. Ansonsten wird Markai wahrscheinlich noch ungeduldig werden."
Idril blickte hoch und sah wie die Sonne sich langsam in Richtung der Bergspitzen senkte. Biredh hatte recht. Sie sollte sich besser auf den Weg machen.

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#2102

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 18.01.2014 16:47
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Mercha verliess die Arena. Die jüngeren Kinder der Agares trainierte Markai in der Festung, aber sobald sie einen gewissen Stand erreicht hatten, wurden sie an die Akademie geschickt. Mercha hatte diese Stufe früh erreicht, und sie war stolz darauf. Stolz darauf, dass sie gut war, und dass sie alles gab, um noch besser zu werden.
Sie bog in eine Abkürzung zwischen einigen Häusern ein, als ihr plötzlich jemand den Weg vertrat. Es war ein Junge, drei oder vier Jahre älter als sie. Er grinste. "Wer läuft denn da?"
Sie blieb abrupt stehen und drehte sich um, aber dort standen nun ebenfalls Jugendliche. Einer von ihnen war Kesah, ihr Vetter zweiten Grades, ein Tarbash der Agares. "Eine kleine Sechalri, die das Gefühl hat, sie seit etwas wert", meinte er hämisch grinsend.
Mercha funkelte ihn wütend an. "Was wollt ihr von mir?"
"Wir? Nichts. Wie kommst du darauf?", fragte eine Jugendliche. Sie schlossen den Kreis um Mercha enger.
Mercha trat auf eine Lücke zwischen ihnen zu, aber sie wurde zurückgestossen. "Lasst mich durch!", sagte sie wütend.
"Und was wenn nicht?", fragte Kesah und machte gespielt grosse Augen. "Wird dann die kleine Sechalri wütend?" Oh, da hab ich aber Angst!"
Die anderen lachten.
Mercha biss die Zähne zusammen und sagte nichts.
Kesah trat näher zu ihr und fixierte sie mit seinem Blick. "Du glaubst, du hast ne grosse Zukunft vor dir, nur weil du ein bisschen kämpfen kannst, was? Vergiss es. Du bist nur eine Sechalri, und du wirst es immer bleiben, selbst wenn du wirklich gut wärst. Du bist ein nichts! Freu dich schonmal darauf, Böden zu schrubben!"
Mercha bleckte die Zähne. "Ich werde eine Kriegerin! Und du wirst nur ein Zimmerpflänzchen! Sogar dein Vater sagt, ich kämpfe besser als du!"
"Ach ja?", zischte Kesah. "Da bekomm ich aber Angst. Zu dumm, dass ich mit dir machen kann, was ich will. Mal sehen, ob du danach immer noch so versessen darauf bist, Kriegerin zu werden."
Er gab einen Wink und die anderen traten noch näher.
Mercha zog den Säbel. "Ich mache euch fertig."
Kesah zog ebenfalls blank und die anderen taten es ihm gleich. Dann gingen sie zum Angriff über.
Mercha schlug sich gut. Sie wirbelte herum, parierte, teilte Stiche und Schläge aus, dass di Funken stoben, aber es waren zu viele. Irgendwann traf sie etwas am Hinterkopf und als sie nach vorne stolperte, trat ihr jemand ins Gesicht. Sie fiel auf die Knie, ein weiterer Tritt aus einer anderen Richtung schlug ihr den Säbel aus der Hand, ein dritter in den Rücken liess sie der Länge nach in den Dreck klatschen.
Instinktiv rollte sie sich zu einer Kugel zusammen und wollte mit den Händen den Kopf schützen, aber sie wurde gepackt, hochgerissen und ihre Hände auf den Rücken verdreht.
"Und, macht das Spass?", fragte Kesah böse und packte ihr Kinn. Sie versuchte, ihm in die Hand zu beissen, aber ein Schlag ins Gesicht streckte sie zu Boden, wo die anderen auf sie eintraten.
Nach einer Weile liessen sie sie liegen. Mercha zog ächzend die Knie an ihren Körper und schlang die Arme darum, dann begann sie leise zu weinen.

Veray las den Brief. Am Ende liefen ihm Tränen übers Gesicht. Oh Ran, dachte er. Wie kann man jemanden so vermissen?
Er legte die Arme auf den Tisch, verbarg das Gesicht darin und schluchzte. Ein Teil von ihm schämte sich dafür. Er war verdammt nochmal erwachsen, er sollte über das Heulen aus sein. Aber er konnte es einfach nicht stoppen. Immerhin sah ihn niemand dabei.
Nach einer Weile spürte er, dass etwas an seinen Haaren zupfte, hob den Kopf und sah den Raben, der neben ihm stand und ihn aus schwarzen Augen ansah.
"Natürlich, sofort", murmelte er und fütterte den Vogel mit Teilen einer Ratte, die er in einer der Fallen im Keller gefunden hatte. Dann schloss er das Fenster. Er sperrte den Raben nicht in den Käfig, solange er in seinem Arbeitszimmer blieb, konnte es sich der Vogel gemütlich machen, wo er wollte.

Nera sass auf einem Stuhl und starrte an die Wand. Vakra hatte es gewusst. Natürlich hatte er es gewusst. Er wusste alles. Nichts konnte man vor ihm geheim halten, schon gar nicht mehr, seit er Lord war. Damit hatte sie sich schon lange abgefunden.
Er hatte schon auf sie gewartet, als sie zurückgekehrt war. Er war nicht wütend geworden. Er wurde nie wütend. Ganz ruhig hatte er sie an der Schulter gepackt und sie in das Zimmer geführt. Sie auf den Stuhl gedrückt und die Klammern um ihre Handgelenke geschlossen. Dann hatte er den Schlüssel eingesteckt und war gegangen.
Sie hatte sich nicht gewehrt, sie wusste, dass es nichts genutzt hätte. Niemand hätte ihr geholfen. Zwar war sie die Herrin, und normalerweise gehorchten ihr die Sechalri und Sidrala der Festung, aber nicht, wenn Vakra dabei war. Er war der Lord. Sie war nur eine Sidrala. Er konnte tun mit ihr, was er wollte.
Er würde sie nicht foltern. Das hatte er nie getan. Er würde sie nur hier sitzen lassen, an diesen Stuhl gefesselt, mit nichts anderem im Blickfeld als einer leeren, kalten Wand. Vielleicht für Stunden. Vielleicht für Tage. Er würde sie nicht hungern oder dursten lassen. Er würde kommen und ihr Wasser bringen, sie füttern. Nur um sie zu demütigen. Um ihr zu zeigen, dass sie ihm ausgeliefert war, mit Haut und Haar.


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#2103

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 18.01.2014 17:00
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Rombra ging es körperlich besser. Aber einer seiner Verwandten hatte sich über Vakra aufgeregt. Er hatte von jemandem aus der Festung erfahren, was dieser mit Nera gemacht hatte, nachdem sie zurück gekommen war. Rombra hatte es gehört und auch wenn er nichts dagegen tun konnte, kochte sein Blut vor Hass. Er hasste Vakra. Hasste ihn weil er ihn verbannt hatte, hasste ihn für all die Grausamkeiten, die er seiner Mutter antat. Viel dagegen tun konnte er momentan nicht. Aber er schwor sich Vakra umzubringen. Früher oder später.

Rombra hatte sich mit seinem Onkel geinigt und würde, solange sie nicht etwas anderes für ihn fanden, die Kinder der Dassery unterrichten. Er tat dies zum Teil in der Arena und als er gerade den Platz verliess hörte er leises Schluchtzen. Also folgte er dem Geräusch und fand ein Mädchen vor, dass ziemlich zerschlagen wirkte. Er sah sich um und setzte sich dann wortlos neben sie. "Wie heisst du?", fragte er nach ein paar Sekunden.


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#2104

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 18.01.2014 18:45
von Armelion | 4.811 Beiträge

Markai reichte ihr wortlos wieder die zwei Sandsäcke. Dieses Mal hatte er sie mit einem Riemen zusammengebunden. Sie hängte sich das Gewicht um den Hals und stieg dann die erste Treppe hoch. Ihre Beine protestierten jetzt schon. Sie hatte sich längst nicht von den gestrigen Strapazen erholt.
Auf einer ihrer Runden sah sie wie Biredh hinunter zu der Arena lief. Sein Stock klapperte dabei fortwährend über den Stein. Sie hielt einen kurzen Moment an um ihm nachzublicken und sah wie einige Jugendliche zu der Festung hoch kamen. In der kurzen Zeit in der sie hier war, hatte sie schon gelernt, dass sie sich von denen in acht nehmen musste. Bis jetzt hatte sie allerdings das Glück gehabt, das diese es nicht für nötig befunden hatten, ihr irgendeine Art von Aufmerksamkeit zu schenken.
Der Riemen, der die Sandsäcke zusammenhielt, scheuerte gegen die Haut in ihrem Nacken und die Säcke schlugen im Takt ihrer Schritte gegen ihren Hüftknochen. Sie schwitzte schon jetzt vor Anstrengung. Dabei hatte sie erst zwei dutzend Runden gemacht. Stumm begann sie die Lippen zu einem Lied zu bewegen, dass Biredh ihr einst beigebracht hatte. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf den langsamen Takt und den Text und versuchte dabei den Rest der Welt auszublenden.

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#2105

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 19.01.2014 18:50
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Mercha zuckte zusammen, unterdrückte sofort das Schluchzen und versuchte sich aufzurappeln, auch wenn es wehtat.
"M...Mercha vom Clan Agares", antwortete sie. Sie sah sich um und entdeckte ihren Säbel einen Meter neben sich.


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#2106

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 19.01.2014 18:52
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Was ist passiert, Mercha?", fragte er freundlich.


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#2107

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 19.01.2014 18:53
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"N...nichts", sagte sie und versuchte sich hochzustemmen, aber ihr rechter Arm gab einfach unter ihr nach. Das Handgelenk tat schrecklich weh.


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#2108

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 19.01.2014 18:56
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Er fing sie reflexartig am Oberarm auf, damit sie nicht nach hinten umfiel und mit dem Kopf an die Wand schlug.
"Nichts sieht anders aus", seufzte er. "Aber wenn du es nicht sagen willst... Soll ich dich nachhause begleiten?"


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#2109

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 19.01.2014 19:00
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Nein...", meinte sie unsicher und kam mit seiner Hilfe auf die Füsse. Sie bückte sich nach dem Säbel und griff reflexartig mit rechts danach, liess ihn aber sofort wieder los und presste den Arm gegen ihren Oberkörper. Es tat so weh, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.


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#2110

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 19.01.2014 19:06
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Rombra reichte ihr wortlos den Säbel, als sie sich ächzend aufrichtete. "Weisst du, grosse Krieger wissen, wann sie jemandem helfen sollen, aber auch wann sie Hilfe annehmen müssen, weil sie ihre Grenzen erreicht haben. Stärke heißt nicht immer alles allein zu machen", sagte er so nebenbei. "Manchmal muss man zugeben, dass man etwas nicht bewältigen kann. Nur so kann man wachsen."


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