"Ich würde mich noch gerne etwas ausruhen, dann gehe ich zurück nach Drez", antwortete sie.
Ran verabschiedete sich von Vakra und machte sich auf den Weg in Verays Zimmer.
Sie fand Idril unschlüssig auf dem Gang vor. "Was ist los? Hat Achrat dir nicht den Weg gezeigt?", fragte sie das Kind und zupfte sanft das Haar der Kleinen zurecht.

Erstaunt und wütend über diese Reaktion schaute Idril ihr wütend nach. "Soll dich der Blitz beim Scheissen treffen.", brummte sie der Jugendlichen hinterher. Sie war jetzt allerdings genau so ratlos wie vorher. Sie blickte sich noch einmal um und nach einigen Sekunden hörte sie mit einiger Erleichterung das Geräusch von näherkommenden Schritten. Es war Ran.
"Doch hat er, doch nur den, der zurück zu Verays Zimmer geht und ich wollte zur Küche. Ich habe Hunger.", erklärte sie. "Wo ist Veray eigentlich hin?"

"Veray wird für ein paar Tage fort sein", erklärte Ran. "Er muss etwas seinen Clan betreffend erledigen... Komm, ich zeig dir wo die Küche ist", sagte sie und hielt Idril die Hand hin, dann führte sie das Mädchen hinunter zur Küche. "Du kennst jetzt Achrat. Er gehört zu den Vachdruya der Schwarzen Festung, Driss' Sohn. Dann haben wir noch Lesir, Vakras und Neras Sohn und Verays jüngeren Bruder. Er ist logischerweise auch ein Vachdruya, genauso wie Veray. Driss ist Vakras jüngere Schwester, sie ist also Tarbash, Vakra ebenfalls, er ist aber das Clanoberhaupt. Der Erbe dieses Clans ist Ro, sie ist momentan auf Sewerjakza. Nera ist Sidrala und ursprünglich eine Dessary. Ich bin keine Sidrala, weil Veray und ich nicht verheiratet sind. Aber mein Clan und der der Festung haben ein sehr enges und sehr altes Bündnis, darum kann ich hier frei ein- und ausgehen, solange dieses Bündnis besteht. Das gleiche gilt auch umgekehrt... Wenn du dir das merkst, dann wirst du hier keine Probleme haben. Hier in der Festung begegnet man aber selten jemandem und wenn, dann nie, oder fast nie, versehentlich. Ah und hier haben sie noch eine Art Gast. Sie heisst Islaresh Sardak und ist nicht viel älter als du... Aber Sardak und die Festung sind verfeindet, geh ihr also so gut wie möglich aus dem Weg und vertraue ihr nicht blind. [i]Die einzigen, denen du wirklich alles erzählen kannst sind Veray und ich... und Vakra, ihm solltest du aber nicht ganz alles erzählen. Für den Rest der Leute hier und in Drez bist du Mara Agares, vergiss das bitte nicht[i/]", erklärte sie fertig und stiess die Tür zur Küche auf. "Nimm dir einen Teller und schöpf dir was aus dem Kessel, wenn du Honig oder Milch magst, die sind dort. Brot ist meist da drüben und Käse da, frisches Gemüse bringen sie in einem Korb, der dort hinten steht das Obst in nem Korb daneben... Ah und die Teller sind dort neben der Feuerstelle, genauso wie das Besteck", sie deutete auf die verschiedenen Ablagen und Kästen. Dann nahm sie sich ein Stück Brot, Käse und Trockenfleisch und setzte sich, wartete kurz auf Idril, wünschte dem Mädchen guten Appetit und begann zu essen.

Eule, der Schwarzmagier, strich durch die Wälder in Drez. Randreyah brauchte ihm nicht zu sagen, dass er sich in der Nähe aufhalten sollte, auch wenn er sich gespalten hatte, um auch bei Maeva Lones zu sein. Darum war er jetzt kleiner, sah aber gleich aus.
Er wich den meisten Lebewesen aus, doch auf einem Hang sah er etwas schwarzes. Einen schwarzen Punkt, welcher sich merkwürdig bewegte und seine runde Form irgendwie veränderte. Auf die Distanz konnte er in seinem geschwächten Zustand nicht erkennen, was es war, also schlich er näher. Es war anscheinend etwas pelziges und so wie es sich verhielt, schien es recht hilflos...

Rombra Dessary sass unten bei der Arena und sah seinen Cousins und Cousinen beim Kämpfen zu. Er selber war ausser Atem, denn die ältesten von ihnen waren wirklich gut. Sie hatten viel gelernt in den letzten Wochen und Tagen und er war auch nicht mehr in Form. Dennoch hatte er aber zwei von ihnen übler verdroschen. Er grinste amüsiert. Sie hatten nicht aufgeben wollen... Bald würden sie die Prüfungen machen können, die darüber entscheiden würden ob und wie lange sie noch einen Lehrmeister brauchten. Er lächelte. Irgendwie war er stolz auf sie.
Aber auch wenn alles zur Normalität zurückgekehrt schien, bereiteten ihm die Geschehnisse der letzten paar Tage Sorgen. Die Sache mit den Nachtmahren, welche zwar nicht mehr aufgetaucht waren, dies aber nicht hiess, dass es dabei bleiben würde und die Geschichte mit den Schwarzmagiern bereiteten ihm Kopfzerbrechen.
Es waren Elfen gewesen, also nicht Shadarans Leute. Was einerseits beruhigend war, andererseits aber auch bedeuten konnte, dass Shadaran sich vielleicht doch mit jemandem verbündet hatte. Vielleicht mit den Elfen aus dem Tieflandwald. Weya hatte damals so etwas angedeutet... Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich waren die Freaks wirklich nur hinter dieser Mara Agares her. Warum auch immer. Das Mädchen würde aber in der Schwarzen Festung in Sicherheit sein. Er seufzte. Wieso musste Vakra auch bloss seine Nase in alles reinstecken? Oder war es doch Randreyahs Vorschlag gewesen, wie man munkelte
Er schüttelte erneut den Kopf, erhob sich und gab noch einige Anweisungen, liess seine Schutzbefohlenen alles zusammenpacken, ein paar Runden laufen, Liegestützen und Rumpfbeugen machen und schickte sie anschliessend nach Hause. Er selber ging zum Roten Drachen, um etwas zu trinken und sich mit einigen Leuten zu treffen. Man hatte ihn besser in Drez wiederaufgenommen, als er erwartet hätte...

Idril hatte sich eine Schale aus dem Eintopf geschöpft und sich Ran gegenüber gesetzt. Ihr schwirrte der Kopf ein wenig von all den Namen und Bezeichnungen, doch sie hatte das meiste schon verstanden. Glaubte sie jedenfalls. Nachdem sie sich hingesetzt hatte, drang ein weiteres Detail von Rans Erklärungen in ihr Bewusstsein. Sie schluckte unwillkürlich. "Werde ich also Verays Zimmer für mich alleine haben?", fragte sie und ihrer Stimme konnte man anhören, dass sie nicht sonderlich glücklich über den Umstand war. Sie hatte Angst davor alleine zu sein.

"Ja", antwortete Ran schlicht. "Aber du brauchst hier keine Angst zu haben... Hier kann dir niemand Schaden zufügen. Diese Mauern sind alt und scheinbar durch uralte Magie geschützt. Kein Schwarzmagier oder Wesen, das dir schaden will, wird hier vordringen können. Ich zeige dir gleich wo die Bibliothek ist und die Räume in die du rein kannst, unterwegs zeige ich dir auch, welche Türen du nicht öffnen sollst... Falls du dir später aber nicht sicher bist, frag Achrat, wenn ich oder Veray nicht da sind, das ist am einfachsten. Du musst nur die Frage in deinem Kopf formulieren, das sollte reichen. Wenn Achrat nicht sofort reagiert, streck deinen Geist nach ihm aus, aber versuch nicht in seine Gedanken einzugreifen... es soll übrigens niemand wissen, wie Achrat kommuniziert, behalte das mit den Gedanken also für dich.", bat sie das Mädchen.

Idril nickte und erwiderte in Gedanken, "Das werde ich tun, aber ich bin nicht sonderlich geschickt im Geist ausstrecken." Sie ass noch den Rest ihres Eintopfes und wartete bis Ran fertig gegessen hatte. Die Führung würde ihr sicherlich helfen sich in Zukunft besser in der Festung zurechtzufinden.

Ran zeigte Idril die Waschräume und Toiletten, die grosse Halle liess sie aus, genauso, wie die anderen Zimmer, die man selten brauchte und sie selber nie drin gewesen war, sie sagte dem Mädchen lediglich, dass man die Räume selten nutzte und sie besser nicht da rein gehen sollte. Dann führte sie Idril zur Bibliothek, von dort aus zu Verays Zimmer, zu Vakras Arbeitszimmer und dann zum Eingang und liess dann das Mädchen selbst den Weg zum Schlafzimmer finden. Sie zeigte ihr die Treppe, die hinab zu den Kerkern führte und sagte ihr, dass das einer der Orte war, der nicht für Gäste vorgesehen war, dann zeigte sie die Treppe zu den Dachböden und meinte, dass es da nichts interessantes zu sehen gab - bis auf Achrat, welcher sich anscheinend dorthin verkrochen hatte, was sie nicht erwähnte. Ran fragte sich noch kurz, was der Junge dort oben machte, aber da kam ihnen schon Lashk entgegen.
Sie grüsste den Dämon, er fragte sie, ob sie Achrat gesehen hatte, sie antwortete wahrheitsgemäß mit nein und wollte Idril vorstellen, doch der Wachmann schien das Mädchen schon zu kennen, also verabschiedete sich Ran und wünschte Lashk viel Erfolg bei der Suche.
Als sie vor Verays Arbeitszimmer, welches direkt an die Bibliothek angrenzte, standen gähnte Ran. "Wenn du magst, kannst du mir ja Gesellschaft in der Bibliothek leisten. Ich will mich etwas ausruhen, bevor ich zurück nach Drez gehe", schlug sie vor.