"Bis heute Abend", meinte sie und ging.
Es dauerte weitere zwei Stunden bis sie fertig war die Eier zu beschriften und sie gemerkt hatte, dass sie den ganzen Tag über nichts gegessen hatte. Doch bevor sie sich zu den Küchenräumen begab, ging sie in Richtung der Schmieden.
Die Tür stand offen und sie klopfte gegen den Türrahmen. Akira hob den Kopf und lächelte zuerst breit, doch dann verfinsterte sich seine Miene und er widmete sich wieder seinem Buch. Ran wartete. Er seufzte. "Was willst du?", fragte er genervt.
"Ich wollte dich nur besuchen", meinte sie und trat ein. Der einzige freie Fleck, auf dem weder Metalle, Entwürfe, Kohle, Holz oder Werkzeug lagen, war komischerweise der Amboss. Sie schwang sich auf ihn und sah Akira eine Weile beim Lesen zu.
"Bist du fertig mit besuchen?", brummte er nach einer Weile und klappte das Buch zu.
"Noch nicht", meinte sie spitzbübisch.

Ran sass jetzt mit Akira im Garten und sie tranken Tee. Bis jetzt hatten sie kein Wort gewechselt. "Du liebst ihn?", fragte Akira plötzlich und sah sie über den Rand seiner Tasse an. "Ja", sagte sie und blickte zurück. "Und du bist dir sicher?" Ein Nicken. "Gut", meinte er trocken.
Einige Momente sassen sie schweigend da. "Ist es von ihm?", fragte Akira und nickte in ihre Richtung. "Ist es", sagte sie sanft. "Ok", meinte er nur und stand auf. "Und was willst du hier?", fragte er. "Dich besuchen", meinte sie. "Auch wenn wir nicht mehr Liebhaber sind, so sind wir doch noch Freunde? Oder zumindest eine Assassine und ihr Schmied." Er ging hinein in die Schmiede und setze sich auf seinen Stuhl, nahm das Buch hervor und öffnete es an der Stelle, an der er aufgehört hatte zu lesen. "Es ist besser du gehst jetzt", meinte er. Ran musterte ihn. Er war muskulöser, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte und sein Haar war länger, jetzt trug er es zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie stand auf, legte die Tasse auf den Amboss und ging. "Du siehst gut aus. Ich wundere mich, das du noch unverheiratet bist", sagte sie in der Tür und verschwand.
Als sie weg war, knallte Akira wütend das Buch auf den Tisch und stand auf. Er holte den Schweren Hammer und verliess die Schmiede, um Holz zu holen.

Ran hatte nicht gemerkt, wie die Zeit an ihr vorbei geflogen war. Es war längst dunkel, als sie hinauf zu ihrem Zimmer ging und eintrat. Müde ging sie ins Nebenzimmer und nahm eine der Schriftrollen hervor.

Irgendwann wachte er auf und merkte, wie er wieder einigermaßen klar denken konnte. Er lag allein in der dunklen Nacht unten am Bach und erinnerte sich nichtmehr daran, wie er hierhergekommen war oder woher der bittere Geschmack nach Kräutern in seinem Mund kam.
Er wusste noch, dass er Randreyah gesucht hatte und zusammenhangslose Bilder aus Fjodres Garten waren in seinem Gedächtnis, aber er konnte sich keinen Reim darauf machen.
Stöhnend setzte er sich auf. Ihm war so sterbensübel. Außerdem hatte er Durst. Er kroch zum Bach, trank ein paar Schlucke und hielt kurz seinen Kopf in das kalte Wasser.
Kurz darauf musste er sich auf die Wiese übergeben.
Er würgte und verkrampfte sich, bis es vorbei war, dann blieb er erschöpft liegen und merkte zu seinem Entsetzen, dass er sich eingenässt hatte.
Er hoffte nur, dass es ihm bald besser gehen würde und schwor sich, nie mehr Alkohol anzurühren.

Geistesabwesend drehte sich Ran langsam um und als er ihr Sichtfeld tangierte, zog sie automatisch ein Wurfmesser und schleuderte es auf ihn zu, doch im nächsten Moment erkannte sie ihn. "Tut mir leid!", japste sie, doch die Klinge hatte sich bereits neben seinem Kopf in den Türrahmen gebohrt. "Es war ein Reflex", meinte sie entschuldigend und zog das Messer aus der Tür.

"Ich habe gut gezielt", meinte sie und spielte mit dem Messer. "Sonst wärst du jetzt tot. Tut mir leid", wiederholte sie und umarmte ihn.