Ran zuckte erschrocken zusammen. "Ich bin Randreyah?", meinte sie verwirrt und erkannte dann den Priester. Auch das noch. "Wie kann ich euch behilflich sein?", fragte sie, wie man von ihr erwartete.

Er fiel vor ihr auf die Knie und präsentierte ihr einen einfachen Silberring.
"Heiraade mich, du holde Maid!", gröhlte er durch den Garten und blickte ihr dabei leicht schielend in die Augen.

Ran klappte die Kinnlade herunter. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Fjodre verstummte. "Was soll dieser Radau?", fragte er und Ran sah ihn entgeistert und hilfesuchend an. "Er hat ihr einen Antrag gemacht", flüsterte Pola, eine ältere Priesterin dem Zwerg hinter vorgehaltener Hand elegant zu. "Meinst du das Kind ist von ihm?", sie grinste. "Also das ist wohl die Höhe!", trötete der Zwerg los und stapfte auf den Priester zu. "Was denkt sich dieser, dieser", doch er beendete den Satz nicht. Ran war aufgestanden. "Ich kann euren Antrag nicht annehmen, Priester. Mein Herz gehört einem anderen", sagte sie kalt. Fjodre sagte nichts, sondern warf dem Priester einen vernichtenden Blick zu, da dieser seine Vorstellung ruiniert hatte.

Er kniete da und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er gerade die ganze Oper unterbrochen, alle Blicke auf sich gezogen und von Randreyah einen Korb kassiert hatte. Er vermutete, dass er gerade ziemlich dumm dastand, aber es war ihm in seinem Zustand egal.
Nur der Schmerz darüber, dass Randreyah ihn nicht erhört hatte, blieb.
"Aber...warum nicht ich?" kiekste er.

"Finde dich damit ab, Mann und lass der Frau ihren Frieden!", brummte Fjodre verärgert und laut. Ran sagte nichts. "Wenn sie nicht will, akzeptiert ein Nein und geht mit Würde!", fügte Fjodre hinzu. Die anderen Priesterinnen und Priester fanden es belustigend, hatten sich aber soweit im Griff.
"Sei nicht so streng mit dem jungen Mann, Fjodre", meinte Pola und legte dem Zwerg die Hand auf die Schulter. "Jeder hat anrecht auf Liebe", sie lächelte. "Doch ihr, mein Werter, solltet Randreyah ihren Frieden gönnen, schliesslich wird sie davon bald keinen mehr kriegen. Immerhin wird sie doch Mutter!", meinte die Alte erfreut und schlug die Hände zusammen. "Oder irre ich meine Liebe?"
Ran lächelte dünn. "Nein, ihr irrt nicht Pola. Aber ich wollte die erfreuliche Botschaft nach dem Frühjahrsfest verkünden." Verflucht seist du Pola, du und deine Eifersucht!, dachte sie. Pola war eine der Priesterinnen, die für Randreyahs Stelle als Hohepriesterin in Frage gekommen wären. Jetzt fühlte sich die alte Menschenfrau hintergangen und suchte nur nach Gelegenheiten Ran ihren Posten streitig zu machen.

Als die Stimmen mehrere Leute mit ihm redeten, wollte er nur noch weg. Niedergeschlagen stand er auf und verließ hastig das Anwesen. Er versuchte krampfhaft klarer zu denken, aber bekam es nicht wirklich hin. Er hatte seine Würde und Ehre verloren, soviel war ihm klar. Und er wusste nicht, was er nun tun sollte.
So lief er erst einmal runter zum Bach und setzte sich in den Schatten, mit den Tränen ringend.

"Oh das sind aber wundervolle Neuigkeiten!", quickte Pola übertrieben entzückt. "Darf ich?", fragte sie und deutete auf Rans Bauch. "Man kann noch nichts fühlen", meinte diese verzweifelt. "Oh von wem ist es denn?", fragte eine andere, ältere Priesterin. "Vom Schmied?", kicherte eine jüngere. "Nein, nein sicherlich von diesem süssen Dämon!", meinte eine andere. "Welchem denn? Dem Walddämon oder dem Schatten?", meinte eine elfische Priesterin. Ran setzte sich verzweifelt hin und Fjodre setzte sich neben sie. "Sag mal, wie kommt ihr Frauen bloss klar mit dem Humbug?", flüsterte der Zwerg ihr zu. "Ich bin am verzweifeln Fjodre", meinte Ran kaum hörbar. "Mein Beileid hast du", meinte dieser und tätschelte ihre Schulter. "Oh!", schrie eine begeistert auf. "Du musst unbedingt zu einer Tasse Tee vorbeikommen, Liebes!"
"Bei Gelegenheit", meinte Ran ertappt und wünschte sich ganz weit weg.

Zorai horchte auf. Sie waren jetzt in die Nähe des sechsten Gartens gekommen. Merkwürdige Geräusche kamen von Fjodres Haus zu ihnen herübergeschwebt. Er stutzte. Sollte Fjodre eigentlich nicht jetzt gerade singen? Aber nein da war das Gekreische und Getuschel verschiedener Frauenstimmen - von der er Polas ziemlich gut raushören konnte - zu hören. Er erschauerte. Die Hexen hatten sich tatsächlich im sechsten Garten niedergelassen. Er war unsäglich froh seine Privatsphäre im siebten sicher zu wissen.

Irgendwann heulte er dann doch los. Er hatte alles gründlich verbockt. Am Liebsten hätte er sich sofort umgebracht, aber das traute er sich nicht. Aber er hatte den Drang, wegzulaufen, einen Fluchtreflex. Nach diesem Vorfall sollte er sich vielleicht lieber länger nichtmehr hier blicken lassen. Er stand auf und kippte prompt in den Bach.