"Am Anfang hatte sie blondes Haar", sagte Ran und beobachtete das Ehepaar beim Tanzen. "Darum merkten es die Elfen nicht. Sie dachten sie sei zur Hälfte Mensch... Ihr Vater war ein Lanes. Die Lanes sind recht tolerant, was die Völkertrennung angeht. Sie setzen das Potenzial und die Fähigkeit eines Individuums über seine Abstammung... Darum ist auch Danwey und nicht Pard Clanführer. Sie hatte es natürlich nicht leicht. Aber leichter als andere. Als sie älter wurde, ähnelte sie jedoch mit jedem Tag mehr den Dämonen. Ihr Haar wurde dunkler, ihre Statur fester und sie beherrschte den Säbel zu gut. Ihre Mutter schickte sie nach Lovit. Um sie vor den Inshandra zu schützen. Soviel ich weiss war sie nur ein oder zwei Mal in Drez... Sie lebte glücklich hier. Mit Zorai. Mit mir. Und dann ihrem Kind. Ich kann mich an die Zeiten noch erinnern. Sie war lieb und sanft damals... Doch als ihr einziger Sohn starb, starb auch etwas in ihr. Seitdem hasst sie die Welt, Zorai, mich, ihren Vater, die Inshandra..." Für einige Augenblicke verlor Randreyah sich in ihren Erinnerungen. Dann hob sie die Hand. "Ich hoffe unser Kind wird nicht viel von meinem Blut erben", meinte sie und liess ihre Finger zu Kristall werden. "Der Kristall ist das, was Drachenschuppen am nächsten kommt." Sie sah zu Veray hoch. Bevor er oder sie aber etwas sagen konnten, tippte ihr jemand auf die Schulter. "Karima, der Tanz", meinte einer der Hohepriesterlehrlinge leicht fordernd. Sie sah hinüber und entdeckte, dass ein Hohepriester* nach dem anderen sich zu Zorai gesellte. Ran zögerte aber. Sie mochte die langsamen Paartänze nicht. Und dieser jetzt war einer davon.

*mit seinem Partner

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wenn das Kind Pech hatte, würde es Growndrill ähneln. Growndrill sah zwar gut aus, sie selbst hatte seine Gesichtszüge geerbt, aber seine Augen- und Haarfarbe... Sie sahen für die Nagzwa unnatürlich aus. Sie wollte nicht, dass ihr Kind das gleiche Schicksal erlitt wie ihre Schwester. "Um nicht viel", sagte sie. "Es ist nur ein Tanz. Eine Tradition. Der Höchstpriester eröffnet ihn, die Hohepriester gesellen sich zu ihm und dann der Rest." Sie sah zu ihm hoch. "Wenn du nicht willst, kann ich mir einen anderen Tanzpartner rauspicken."

"Gut, wie du meinst", sagte sie und hauchte ihm etwas umständlich einen Kuss auf die Wange bevor sie sich umsah. Zorais kleiner Schüler Kinudrim stand zufällig neben ihnen und Ran beugte sich zu ihm runter. "Erweist du mir die Ehre kleiner Mann?",fragte sie. Der Junge sah sie überrascht aus großen Augen an, dann Veray und wieder sie. Er nickte stumm und die Priesterin nahm ihn bei der Hand und führte ihn zum Tanzparkett.
Etwas unbeholfen setzten sie in die Musik ein. Der Junge starrte auf ihre Füsse, als er versuchte die Schritte zu setzen. Er hatte zwar tanzen gelernt, doch fühlte er sich dumm dabei. Es sah so elegant aus bei den Erwachsenen, so leicht, doch er fühlte sich so steif und unbeholfen wie ein zerbrochener Zweig. Aber Ran sagte nichts, korrigierte nur die Richtung ab und an und lächelte. Sie sagte auch nichts, als er ihr ab und an auf die Füsse trampelte. Er war froh, dass sie nicht zu gross war. Er war nur zwei Köpfe kleiner als sie. Irgendwann verlor er sich im ganzen Gedrehe und Geschwinge und war froh, als sie sich einige Minuten später, als die Musik verklang von der Gruppe entfernten. Applaus folgte ihnen, als sie zurück zu Veray gingen, doch wem er galt konnte der Junge nicht sagen.
Ran lächelte Veray entgegen. Sie war froh das ganze endlich hinter sich gebracht zu haben. "Danke kleiner Mann", meinte sie an Kinudrim gewandt und verstrubbelte sein Haar. Kin lächelte nur beschämt, unsicher was er sagen sollte und nickte kurz, bevor er sich verabschiedete.

"Ich geh mich kurz umziehen", sagte sie und legte ihre Hand auf seine Wange. "Ich bin bald zurück."

"Dann verpasst du die Schützen und das schöne Feuerwerk", meinte sie lächelnd.