Ran hatte etwas sagen wollen, doch als Vehoq vor Schmerz aufbrüllte, klappte sie nur ihren Mund auf und zu. Dann drehte sie sich zu den Dämonen, versuchte sich ihre Worte zurecht zu legen, doch etwas, das nett geklungen hätte, kam ihr nicht in den Sinn. Ruhig lächelte sie und meinte: "Sie werden euer Dorf suchen. Sie werden es anzünden und eure Kinder bei lebendigem Leib verspeisen. Sie werden...", doch an der Stelle wurde sie unterbrochen, die Silberschwinge hatte sich trotz Schmerz in die Lüfte gehievt und war den Berg hinauf gefolgen, so schnell wie der Bolzen, der ihm folgte.
Er drehte ab, das Geschoss flog an ihm vorbei, vor der Nase der Dämonen, dann war der Drache in der Höhe verschwunden. Drewngard hatte seine Hellebarde in Händen. "Drokwen dei", knurrte er an Ran gewandt. Der Bolzen, der an ihnen vorbei gesurrt war, fiel zur Erde zurück und bohrte sich einige Schritte hinter ihnen in den Stein. "Er sagt, ihr werdet sterben", übersetzte sie und wie auf Kommando schossen zwei Dutzend Nachtkatzen die Berge hinab, flink und schnell wie sie waren, sie flogen tief in den Wald, so tief dass man sie von oben zwar erahnen konnte, doch von unten keine Chance hatte sie zu erkennen.
Geschrei wurde laut, Gefauche, Gebrüll, dann ertönte ein Knall, gefolgt von einem weiteren, Flammen loderten zwischen den Bäumen auf, Schmerzensschreie und dann Stille. Nach einer Weile hörte man weiter entfernt das Schnalzen einer Sehne, sah einen Bolzen kurz aufblitzen, als er durch die Luft flog und ein schmerzverzerrtes Fauchen. Erneut knallte es und Flammen brachen empor, verzerrte Rufe und Schreie ertönten, dann war es endgültig still.
Rao rappelte sich hoch. Tao lag neben ihm und atmete schwer. Er war verwundet und blutete aus zahlreichen Wunden. Vorsichtig schnupperte er an seinem Bruder, doch dieser schien gute Chancen zu haben zu überleben. Vorsichtig faltete Rao die schmerzenden Flügel auseinander und erstarrte in der Bewegung. Einige Männer hinter einer der zwergischen Riesenarmbrüste zielten auf ihn und Tao.
Nachtkatzen schossen plötzlich aus dem Wald hinter den schatten hervor, so leise wie Eulen, stiessen Feuerbälle aus und setzten die Gerätschaft in Brand, fielen über die Männer mit Klauen und Zähnen her, welche vor Schmerz aufschrien und ihr Leben im ungleichen Kampf liessen.
So schnell die Nachtkatzen gekommen waren, so schnell waren sie verschwunden und Rao blieb schnaubend zurück. Er sah ihnen nach, konnte die kleinen Biester jedoch nicht lange mit den Augen verfolgen. Als sie weg waren schwang er sich in die Luft, flog den Berg hoch und erreichte den Vorsprung auf dem er das verwundete Silberschwingenjunge abgesetzt hatte.
Wut und Hass funkelten in seinen Augen auf, als er auf gleicher Höhe war wie die Irshaz'Sejal. Er sperrte den Kiefer auf und schnellte vor, packte mit den Vorderpranken zwei von ihnen und erwischte den dritten mit den Zähnen, nagelte die beiden welche nicht durch seinen Kiefer entzwei geteilt wurden, auf den Boden und weitete seinen Gesit aus.
Der eine der beiden Irshaz'Sejal war tot, der andere versuchte sich verzweifelt aus seiner Klaue zu befreien. "Dies ist unser Gebiet, ehrloser Wurm! Wieso jagt ihr uns!? Wieso tötet ihr unsere Brüder!?", brüllte er voller Wut den Mann an.

Wütend brüllte Rao, liess den Dämonen nicht los, sondern schwang den Kopf herum, die scharfen Zähne gebleckt. Blind vor Wut schnappte er nach Veray, doch dieser wurde von Drewngard zur Seite gepflückt und der Kiefer schloss sich um die Hellebarde, brachte sie zum Splittern. Raos Blick folgte Drewngards Arm und er wollte nach Veray mit seinem Schweif peitschen, doch der Nebelläufer packte ihn an den Nüstern und zog seinen Kopf zur Seite. "Nicht ihn!", knurrte er und Rao beruhigte sich, liess aber den gefangen Dämonen nicht los, sondern funkelte Veray wütend an. Der Säbel steckte noch kn seiner Pranke.
Ran beobachtete das ganze und fühlte sich fehl am Platz. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie verstanden hatte, was passiert war, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. Ihr silberner Blick ruhte lediglich aif den Männern, ohne das sie etwas tat oder sagte.

Rao brüllte ihn lediglich an, aus voller Kehle, so laut, dass Ran die Ohren schmerzten.
"Er will zuerst eine Antwort", brummte Drewngard beschwichtigend.

"Er sagt, dass er dafür keine Luft braucht", meinte Drewngard, Raos verächtliche Schnauben übersetzend. Doch auch wenn die Schattenschwinge dies gesagt hatte, lockerte er gerademal so weit den Griff, dass er den Dämon nicht zerquetschte oder erstickte.
Ran ging zum verängstigten Jungtier hinüber, kniete sich vor ihm hin und heilte seine Wunden.

"Ihr jagt die Silberschwingen!", fauchte Rao, "Ihr jagt Drachen! Und alle Drachen sind Brüder! Die Berge sind unser! So wie Drez euer ist! So wie eure Dörfer euer sind! Wenn ihr euch das Recht nehmt hier zu jagen, dann werden wir auch dort jagen!"

Drewngard sah Rao leicht überrascht an, behielt aber die beiden Dämonen im Auge. Es kostete Rao Mühe durch seinen Zorn in Worten zu sprechen und so drückte er sich nicht richtig aus, doch Drewngard wollte sich nicht einmischen.

Keiner von ihnen merkte, wie sich Ran auf den Rücken der jungen Silberschwinge geschwungen und diese sich in die Lüfte erhoben hatte. Sie segelte in das Tal hinab, dort wo Tao lag.