Da! Ran entdeckte jemanden in einer Rüstung, die unverkennbar aus den silbernen Schuppen eines Drachen gefertigt war. Fauchend wollte Drewngard einen Feuerstrahl der Person entgegenspeien, aber sie sprang hoch und griff nach seinem Maul. Mit Mühe hing sie an ihm und überredete ihn, es sein zu lassen. Einige der Elfe sahen sich verwirrt in der Menge um und als sie die Gestalt erblickten machten sie eine Strasse frei. Drewngard liess Ran herunter und sie tätschelte ihm die Nasenspitze. Der Zorn des Grossdrachen war immer noch anwesend, aber er hielt ihn zurück, damit die anderen Drachen nicht mehr beeinflusst wurden. Drewngard aber, hegte einen noch grösseren Abscheu diesem Mörder gegenüber. Sie seufzte und klopfte ihm auf das Knie, woraufhin er sich hinlegte und sein Bein ausstreckte. Sie setzte sich auf seine glatten scharfen krallen und streichelte sein Horn. "Ich glaube ich werde wohl früher wieder abreisen müssen, als ich es gedacht hatte", meinte sie und musterte die Person. War es ein Mann, oder eine Frau? Sie konnte es nicht erkennen. "Also, dass jemand so blöd ist und einen Drachen tötet ist eine Sache, aber dass er eine Silberschwinge tötet zeugt von Wahnsinn. Sag mal, bist du eigentlich lebensmüde? Du trägst einfach so die Schuppen deines Opfers du Mörder. Ich hätte gedacht, dass du mindestens schlau genug wärst und den Leichnam nicht mehr anrührst, aber da kann man sich täuschen", sagte sie eiskalt. Währendem sie das sagte, redete sie im Geiste Drewngard ein sich zu beruhigen und eine ruhigere Taktik anzugehen. In der Stadt gab es zu viele Leute, sie würden den Mörder aus der Stadt jagen müssen und ihn dann in den Wäldern wieder einfangen. Herausfordernd funkelte sie den Fremden an.
"Was soll das Ganze hier? Randreyah?", mischte sich ihre Grossmutter ein und musterte misstrauisch den Krieger. "Wer seid ihr und was wollt ihr hier? Feinde des Grossdrachen sind hier nicht erwünscht", meinte sie streng und all die Wärme ihrer tiefen Stimme verwandelte sich in drohende Kälte. Die Priester im Hintergrund wiesen die Elfen an, in ihre Häuser zu gehen und erweiterten den Kreis um sie herum. Die Elfen gehorchten, aber nur langsam. Schliesslich war der Markt geräumt und hunderte Augen fixierten von den Ästen der Bäume und aus den Fenstern die Gruppe der Priester, Reyla, Drewngard und den mysteriösen Fremdling.

Armelion stellte die Spitze seiner Waffe auf den Boden und atmete tief durch. Er blickte die junge Frau an, die seelenruhig auf der Vorderpranke des Drachens sass. Sie hatte das Biest daran gehindert Feuer zu speien. Seine Hand, die tief im Beutel vergraben war, entspannte sich ein wenig. Er zog sie wieder raus. Diese Magie würde er hier nicht anwenden. Er hatte keine Ahnung über ihre Folgen. Er wandte sich an die Frau, die ihn zuletzt angesprochen hatte.
"Mein Name ist Armelion Galaeth! Ich kam hier um Pferde und Proviant zu kaufen, ehrwürdige Dame. Ich habe keinen Streit mit euch und trachte nicht danach euch etwas anzutun.", sagte er und verbeugte sich respektvoll vor ihr. Sie war eine Frau von grosser Macht, das spürte er, aber sie war auch weise. Hoffentlich würde sie ihn zu ende sprechen lassen.
"Aber nun zu dir Fremde. Wie ich sehe bist du mit dem Drachen befreundet und ich bin dir dankbar, dass du ihn daran gehindert hast Feuer zu speien. Es hätten viele Unschuldige zu Schaden kommen können.", dann fügte er hinzu, "Was wiederum die Arroganz der Drachen zeigt und wie wenig sie sich um das Leben anderer scheren!" Als er zu ende gesprochen hatte sah sie so aus als ob sie etwas sagen wollte, aber Armelion fuhr hastig fort.
"Aber zurück zu deiner Frage. Ich bin nicht dumm oder wahnsinnig. Ich weiss diese Rüstung zu tragen ist eine Herausforderung an jeden Drachen, der mich sieht, aber ich trage sie nicht um die Drachen zu verhönen oder zu verspotten. Ich will sie nur an etwas erinnern. Ihr seid nicht unbesiegbar und könnt euch nicht alles erlauben. Es gibt solche und wird sie immer geben, die sich gegen euch wehren werden. Die Silberschwinge, die ich getötet habe, hatte meine Familie auf dem Gewissen. Ich habe sie gerichtet und damit sehe ich die Schuld der Drachen mir gegenüber beglichen." Er wandte sich dem Drachen zu, der ihn immer noch anstarrte. "Wenn du gegen mich kämpfen willst. Dann stehe ich dir zur Verfügung, aber nicht hier. Zu viel würde zerstört werden und ich will nicht, dass Unschuldige verletzt werden." Er holte tief Luft und senkte den Kopf, nun war alles was er sagen wollte gesagt. Aber er war immer noch neugierig auf die junge Frau, die ihn immer noch unverwandt ansah.
"Bevor ich weggehe hätte ich noch eine Frage. Wer bist du? Und was hast du mit den Drachen zu tun?"

Drewngard lachte laut los. Er lachte und konnte sich kaum fangen. "Ein Zweibeiner der über Drachen richtet!", grollte er, so dass nur Ran und der Mann vor ihm ihn hören konnten, aber Ran unterbrach ihn, denn ihre Grossmutter wollte etwas sagen. "Ihr werdet nicht als Gefahr angesehen, nur seid ihr hier fehl am Platz. Ihr habt einen Drachen getötet und somit unser Gesetz gebrochen. Einem Drachen Schaden zuzufügen ist das Schlimmste was ein Elf tun kann. Daher seid ihr hier nicht erwünscht, denn der Grossdrache ist ein Verbündeter der Seeland-Elfen und seine Feinde, sind auch unsere", sagte die Priesterin und wandte sich um. Die Priester folgten ihr zurück in den Tempel, welcher sich im gleichen Gebäude befand wie die Bibliothek.
Ran grinste. "Um auf deine Frage zu antworten: Wenn jemand hier fremd ist, dann du. Ich bin hier aufgewachsen und die Drachen sind meine Familie, oder zu Mindest ein Teil davon. Denkst du allen Ernstes, das Rache ein guter Weg ist? Es tut dir nichts Gutes, noch sonst jemandem", sagte sie und dachte für einen Augenblick an ihre eigene Vendetta. "Es löst nur weitere Rache aus. Du hast einen Prinzen getötet, eine Silberschwinge, aber du verhöhnst die Drachen und vor allem den Grossdrachen, indem du seine Haut trägst. Immerhin haben sie sich nicht die Haut deiner Verwandten, als Klauenwärmer übergestülpt... Und ein Drache tötet nie grundlos. Ich bezweifle, dass der Prinz eine Ausnahme war... Was die Sterblichkeit der Drachen angeht, es nimmt mich Wunder wie du ihn getötet hast. Einen direkten Kampf kann man ja ausschliessen", sagte sie und musterte den Mann. "Und es wundert mich, dass du so frei über die Natur der Drachen sprichst. Wie viele kennst du denn? Den einen den du getötet hast?" Sie machte eine Pause und Drewngard setzte fort, aber diesmal öffnete er seine Gedanken allen: "Ich bin nicht hier um dich zu töten, noch gegen einen Winzling wie dich zu kämpfen. Der Grossdrache selber wird über dich richten."
Seine Stimme donnerte durch das Bewusstsein der Menge, welche sich fragte was als nächstes passieren würde, dann wanderte ein Grossteil der Blicke zu Randreyah, welche dem merkwürdigen Besucher keine Zeit zum Antworten liess. "Ich muss dich darum bitten mit zu kommen", sagte sie und erhob sich. Sie war eine kleine, zierliche Person, aber gefährlicher als viele Magier Dreitans. Sie wusste, dass sie Drewngard ernsthaft davon abhalten musste, dem Mann alle Gliedmassen einzeln auszureissen, oder ihm die Haut wegzubrennen, denn Drewngard nahm seine Anweisungen wörtlich. Er musste den Mörder lebend und nicht unversehrt zum Grossdrachen bringen. Lesk gesellte sich unbemerkt zu ihnen und kletterte an ihrem Bein hoch zu ihrem Arm und dann auf ihre Schulter.

"Du scheinst ja gut bescheid über Rache zu wissen. Nur weisst du leider nicht was die ehrenwerte Silberschwinge getan hat. Was er MIR angetan hat, junge Fremde." Er seufzte . Er würde ganz sicher nicht mit der jungen Frau gehen, jedenfalls noch nicht. Sie sah zwar klein aus, aber ihre Ausstrahlung war ihm unheimlich und er hatte diese Betonung auf bitten ganz gut verstanden. Erst musste sie ihm noch ein paar Sachen über sich erzählen. "Warum sollte ich überhaupt mit dir kommen?", fragte er, "Ich respektiere und ehre den Grossdrachen, aber er hat einiges an Respekt eingebüsst als diese Silberschwinge meine Familie ausgelöscht hat. Auch wenn er ein Prinz war, hatte er kein Recht das Haus anzustecken, in dem meine siebenjährige Schwester sich versteckte..." Armelion brach ab. "Hast du jemals zugesehen wie eine deiner Verwandten verbrannt ist und du wusstest, dass du nichts tun konnest? Falls ja verstehst du meinen Hass, falls nicht, dann kann ich es dir nicht erklären."
Er versuchte sich über die Stirn zu streichen, aber hörte nur wie die Schuppen aufeinander trafen. "Sag mir deinen Namen Fremde, dann komme ich vielleicht mit dir und sag mir bitte auch den Namen des Drachens. Ich reise nicht gerne in Gesellschaft, die ich nicht kenne. Und um dir mein Angebot zu versüssen erzähle ich dir auch noch, wie ich den Drachen getötet habe. Na was sagst du?" Er zog sich den Helm vom Kopf und lächelte.
"Oh, hab ich fast vergessen, falls dein Drachenfreund mich aus Versehen fallen lässt oder sonst irgendetwas mit mir anstellt wird er das bitter bereuen."

Ran lachte leise, als sie den letzten Satz hörte. Aber ihre Mimik wurde hart und kalt wie Stein, als dieser Mann sie an ihren Bruder erinnerte "Ich glaube kaum, dass er es büssen würde. Wie gesagt, du kommst so, oder so mit. Aber an deiner Stelle würde ich einen Drachen nicht ärgern, denn Drachen können weitaus mehr als nur feuerspeien", meinte sie und seufzte. "Aber meine Twegen. Der Name den mir die Elfen und Dämonen gaben ist Randreyah, der Name den mir die Drachen gaben Reyla. Benutze welchen du willst. Wer genau das ich bin, brauchst du nicht zu wissen und das hier", sie tätschelte Drewngards Wange, welcher wütend schnaubte. "Ist Drewngard. Der ältere Bruder von Neyamrin, der Silberschwinge die du getötet hast. Und wie gesagt, würde ich ihn nicht mehr ärgern." Den letzten Satz sprach sie eher als Drohung aus. Sie schwang sich auf Drewngards Rücken. "Also Fremder, kommst du freiwillig mit, oder soll Drewngard den Walddrachen erlauben dich zu jagen?", fragte sie und sah ihn von oben herab an. Er war ein Elf und das missviel ihr. Die Tradition der Drachen Häuser anzuzünden war zwar nervig, aber die Elfen mussten diese kennen. Sie seufzte innerlich. Wieso mussten diese auch in ihrem Haus bleiben?
Wenn Ran ihn bitten würde, den Elf aufsteigen zu lassen, würde er sie zu Fuss nach Drakhard laufen lassen, und den Elf in Stücke reissen, so viel war klar, aber sie schien nicht die Absicht zu haben und das gefiel ihm. Sie kannte ihn gut, das wusste er und er kannte sie. Insgeheim war Drewngard froh, dass sie ihn zurückhielt, denn er war sehr wütend im Moment, so wütend, dass ihm sogar ihr Leben nicht viel im Moment bedeutete. Das war das unangenehme am Drachesein, wenn die Wut kam, verschwanden die Gefühle. Nur sein Verstand riet ihm, auf sie zu hören und wenn dieser aussetzte, dann würde auch sie nicht sicher sein. Zwar wusste er, dass sie sich sehr wohl wehren und verteidigen konnte, aber die Elfen wären überfordert gewesen und er würde die Konsequenzen tragen müssen, worauf er keine Lust hatte.

"Na, dann Reyla oder Randreyah. Nun ist es an mir meinen Teil der Abmachung einzuhalten. Ich habe Neyamrin mit einer grossen Armbrust getötet. Mehr gibts da nicht zu sagen. Ausserdem komme ich mit dir soll der Grossdrache über mich richten, ich werde ihm dann auch erzählen, was genau sich zugetragen hat. Wenn er weise ist, wird er ein gerechtes Urteil fällen." Armelion lehnte sein Doppelschwert an die Schulter und schaute zu ihr hoch. "Nur eine Frage Reyla. Wie soll ich mit dir mithalten? Du sitztst auf dem Rücken eines Drachens während ich hinter dir her reite? Es würde Wochen dauern, bis wir in Drakhard ankommen." Er schaute Drewngard an und der schien ihn förmlich darum anzuflehen ihm einen Grund zu liefern, damit er ihn zerfleischen konnte. Wie auch immer. Er hatte die Asche eines Drachenherzens und das wussten die beiden nicht. Asche roch nach Asche, also konnten sie es nicht durch den Geruch entdecken.
"Soll ich meine Pferde holen? Ich denke dafür muss ich ein bisschen Geld von dir leihen, denn nun da ich ein bekannter Feind von Ladril bin, wird der Preis für die Pferde massiv in die Höhe schnellen." Er schüttelte den Kopf und musste lachen. Er hätte niemals gedacht, dass er so viel Staub aufwirbeln würde.

Ran sah ihn nur unverwandt an. "Von mir Geld leihen? Du reitest nirgendwo hin. Ich hoffe nur du hast nicht Höhenangst", sagte sie und Drewngard richtete sich so auf, dass er nur auf seinen Hinterbeinen sass. Sie balancierte die Bewegung aus und sah den Elf ausdruckslos an. "Von hier nach Drakhard dauert es eine Flugstunde. Ob es dir gefällt oder nicht, aber Drewngard, oder ein anderer Drache, wird dich dorthin tragen", sagte sie und liess sich vom Rücken des Grauen fallen. Geschickt landete sie in der Hocke und richtete sich wieder auf. "Ich hoffe du kommst immer noch freiwillig mit, ansonsten muss ich dich wohl, oder übel dazu zwingen", sagte sie, blies eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verschränkte ihre Arme."Pferde gibt es übrigens überall und Fleisch nach Drakhard mitzunehmen ist nicht die beste Idee übrigens", fügte sie hinzu.

Er lachte. Dieses Mädchen hatte Temparament und ihre kecke Art gefiel ihm. Sie wäre sicher eine gute Soldatin geworden. Zu gern hätte er sie einmal kämpfen sehen. "Ich fliege gerne mit dir, aber ich bin mir nicht sicher ob dein Drachenfreund damit einverstanden ist und ich denke er entscheidet, wen er trägt und wen nicht. Also, was ist dein Vorschlag? Ich folge dir, solange ich meine Waffen mitnehmen kann natürlich."

Sie grinste schief. "Ich rate dir aber sie nicht zu benutzen", meinte sie und sah zu Drewngard hinüber, der sich in Bewegung setzte. "Er wird dich tragen, wie eine Strohpuppe. An deiner Stelle würde ich mich in der Luft aber nicht bewegen", als sie fertig geredet hatte, kletterte sie geschickt Drewngards Rücken hoch und setzte sich ihm in den Nacken. Der Drache packte den Elfen und stiess sich in die Luft. Er achtete darauf, den Zweibeiner nicht zu zerquetschen. Er wunderte sich, wie ihn der Grossdrache bestrafen würde. Sie flogen los und liessen Ladril zurück. Die Elfen sammelten sich wieder auf dem Platz und sahen ihnen unschlüssig nach. Was war geschehen? Die Kinder rannten der Strasse nach und winkten ihnen zum Abschied. Drewngard mochte Kinder, also stiess er einen Feuerstrahl in die Luft und sein Feuer leuchtete in allen möglichen Farben des Regenbogens. Die Kinder schrien und jauchzten begeistert auf und Ran lächelte. "Und ist die Reise angenehm? Ich hoffe du hast all deine Waffen dabei, wir halten unterwegs nicht", teilte sie dem Elfen, wie hiess er nochmal... Armelion, mit.

Damit hatte er nicht gerechnet. Aber er würde damit klar kommen. Es war nicht einmal so unbequem wie er gedacht hatte. Er drehte sich vorsichtig ihm Griff des Drachens so dass er auf den Boden schauen konnte. Plötzlich rutschte er um einen halben meter nach unten, aber der Drache griff sofort wieder fester nach ihm und zog ihn wieder hoch. Armelion war sich sicher das er das mit Absicht gemacht hatte, aber er tat dem Drachen nicht den gefallen erschrocken aufzuschreien, oder sonst etwas peinliches zu tun.
Stattdessen entspannte er sich, liess die Arme und Beine baumeln und genoss die Aussicht.