Irgendwann, nachdem sie fertig gegessen hatten konnte Niv das Schweigen nicht mehr aushalten. "Wie lange warst du von Kasz weg?", fragte sie dann.

Er überlegte, ob er die Wahrheit sagen sollte und befand dann, dass es nicht schaden konnte.
"Etwa neun Jahre. Eine lange Zeit", antwortete er mit dunkler Stimme und starrte ins Feuer.
Sein Mund formte einige Bewegungen, bis er schließlich weitersprach: "Ich bin damals fort und in die Drachenberge gegangen. Ich hatte überlegt, bei den Schatten zu leben, aber das hat...einfach nicht geklappt, also...bin ich weiter in den Osten. In den Landen östlich des Nazrev und der Drachenberge habe ich schließlich etwa sechs Jahre verbracht, bis ich in den Süden kam."
Irgendwie tat es gut, jemandem davon zu erzählen, auch wenn er nicht der gesprächigste Typ war. Außerdem gab er Acht, nicht zu viel zu verraten. Sie würde bestimmt nachfragen, was er so getrieben hatte und das behagte ihm nicht.

"Das ist schön", meinte sie und sah ins Feuer. "Ich war noch nie ausserhalb des Dunkelschattengebiets. Wie sind die anderen Völker so?", fragte sie und zog die Knie an.

"Die anderen Völker...", er überlegte. "Nun, mit Elfen hatte ich nie viel zu tun. Ich kenne nur ganz Wenige und kann deshalb nichts über die Elfen allgemein sagen. Sie sollen etwas hochmütig sein oftmals. Viele sind eher ruhig oder zeigen ihre Emotionen nur wenig, aber es gibt auch viele aufbrausende Kämpfer und Hitzköpfe. Zwerge sind...wie soll man sie beschreiben. Sture Prinzipienreiter, die sehr zusammenhalten, solange es gegen andere Völker geht, aber sonst auch gerne mal zänkisch sind. Sie sind grober als die Elfen, besessen vom Tunnelbau und Stein, mal mürrisch, mal fröhlich und oftmals gastfreundlich. Schatten sind uns am Ähnlichsten würde ich sagen, wenngleich nicht so blutrünstig und kriegerisch wie manche Dunkelschatten. Weniger konservativ, aber teilweise auch aufbrausender. Feuerdämonen und Walddämonen hab ich nicht viele kennengelernt. Sie sind, glaube ich, aber eine Art Mischung zwischen den beiden Schattenvölkern und den Menschen. Die Menschen sind sehr unterschiedlich. Viele leben recht wild, kriegerisch und ohne Gesetze, aber in den Städten gibt es zumeist eine Mischung aus kämpferischen Söldnern, Dieben und Bettlern und Gelehrten, einfachen Arbeitern, die sich sehr um ihre Familien sorgen und lustigen Gestalten. Ich kann sie wirklich nicht gut zusammenfassend beschreiben", sagte er mit einem Grinsen. Nein, man konnte die Völker nicht beschreiben, man musste sie erleben. Zudem waren die einzelnen Individuen so unterschiedlich wie die Draz-Ba'Khan der Tieftunnel und den Grainori der Lichtgärten oder die Dulkhún-Mönche und die Priester des Haargipfels.

(und du erwartest jetzt von mir automatisch zu wissen was die draz-ba'khan und tieftunel und grainori und lichtgärten und dulkhun-möchne und priester des haargipfels sind?^^)

"Ich verstehe", meinte sie und lächelte. "Ich weiss nicht wie ich euch übrigens danken soll, dass ihr mich von den Goblins befreit habt", sagte sie schüchtern, auch wenn sie nicht schüchtern war. Es war einfach nur merkwürdig ihm zu danken. Sie hatte noch nie jemandem ehrlich gedankt. Aber sie hatte auch nie einen Grund dazu gehabt.

(Nö, weil ich es selbst nicht genau weiß Die aus den Tieftunneln sind irgendwelche fanatischen irren Krieger, die sich gerne mit Blut verschmieren und tief unter Kasz leben, die Grainori zumindest gelehrte Philosophen, diese Mönche irgendeine krasse Sekte und die Priester irgendwas Esoterisches Alle aus Kasz)
"Kein Thema", lachte er. "Ich konnte doch niemanden von meinem eigenen Volk den Sklavenhändlern überlassen, schon gar nicht, nachdem ich gesehen habe, wie sie dich behandelt haben."
Und du hattest diesen Instinkt, den Retter der jungen Frau zu spielen flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.
Ja, aber...was ist denn damit?, fragte er die Stimme.
Jeden holt irgendwann im Leben die Natur ein, egal wie anders man ist, egal, wie sehr man es vermeiden will oder wie wenig man sich darum schert.
Ich schere mich um nichts, antwortete er knurrend. Ich lebe in der Leere und habe sie angenommen.
Wer weiß. Die Leere kann bunt werden und leuchtend entflammen. Der Preis dafür ist hoch, der Lohn jedoch auch antwortete die Stimme mysteriös und verschwand.
Er dachte verwirrt nach. Er hasste diese Stimme. Sie verdarb sein kaltes Leben im Nichts, dass er zu lieben gelernt hatte und flüsterte von weltlichen Dingen, für die er sich zu hoch einstufte.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Niv mit leichter Besorgnis.

Er schreckte auf. "Ja, ja", antwortete er hastig. "War nur in Gedanken versunken."
Er grinste, aber mehr um sie zu beruhigen und fragte dann um vom Thema abzulenken: "Wo hast du in Kasz gelebt? Kasz ist groß und es gibt so viele unterschiedliche Stadtteile in dem ganzen Gebiet..."
Er dachte an seine Kindheit zurück. Kasz war tatsächlich eine der größten Städte gewesen, die er je gesehen hatte. Vielleicht kam es ihm aber auch so groß vor, weil viele Dunkelschatten ein Wenig Platz um ihren Wohnsitz herum brauchten, damit es nicht zu viele Konflikte gab.
Zumal die Kernstadt mit ihrem unter- und oberidischem Teil war aber auch so eine gigantische, dicht besiedelte Fläche.

"Etwas ausserhalb. Mein Vater ist einer der Khan'dagna. Wir leben als Halbnomaden und sind eher von der kriegerischen Sorte Dunkelschatten", sie lächelte schwach. "Ich bin aber zu schmächtig um Kriegerin zu sein. Darum hat mich der grosse Khan'dagna verkauft." Sie seufzte schwer. "Und darum bin ich jetzt hier."

Er nickte. Bei den Dunkelschatten war es teilweise noch üblich, dass auch die Frauen Kriegerinnen werden mussten. Diese Einstellung galt jedoch selbst in Kasz mittlerweile als sehr konservativ und veraltet. Mittlerweile war die Kriegerausbildung der Frauen oftmals eine freiwillige Sache. Oftmals aber eben auch nicht.
"Das hätte echt ein böses Ende nehmen können. Beabsichtigst du Rache?"