Sie musterte ihn von der Seite. Wieso? Stellst du dich etwa freiwillig zur Verfügung?, dachte sie.
"Ich weiss nicht", meinte Niv. "Wenn, dann bräuchte ich Mittel zum Zweck. Khan'dagnas Leibwachen sind fast so gute Krieger wie er. Für mich unbesiegbar. Doch Rache ist auch nicht mein primäres Ziel."

"In Ordnung."
Pause.
"Was ist denn dein primäres Ziel?"
Wäre es Rache gewesen, hätte er ihr sicherlich helfen können. Er war ausgestoßen in gewisser Weise, aber das hieß nicht, dass er Kontakte hatte, Leute kannte, sich nicht in Kasz aufhalten konnte oder vom ganzen Volk strikt verbannt war. Aber mit den Khan'dagna hatte er einfach noch eine Rechnung offen. Oder mehrere.
Er aß eine Buchecker, die auf dem Boden gelegen hatte und das Knacken der Schale vermischte sich mit dem Knacken des Feuers, während er Niv ansah um ihr zuzuhören.

Sie lachte. "Ein Ziel zu finden", meinte sie. "Ich habe doch gar nichts. Ich muss zuerst ein Leben haben, oder Dinge für die es sich lohnt zu leben", sie blickte hinauf zum Himmel. "Wenn es euch nicht stört würde ich euch gerne für eine Weile begleiten. Ich kann recht hilfreich sein", meinte sie verschmitzt grinsend.

Er grinste zurück. "Das glaub ich dir." Sie strahlte irgendetwas aus, dass sie...nunja...irgendwie...erschienen ließ. Er wusste nicht, wie er es beschreiben sollte.
"Meinetwegen kannst du mich bis Kasz begleiten. Danach können wir uns vermutlich aber nur noch manchmal treffen, nehme ich an."
Ab Kasz würde es ernst werden und er wollte niemanden dabei haben. Er hatte einen Auftrag, er hatte persönliche Dinge zu erledigen und er hatte einen Haufen Ärger, wenn er zurückkehrte und es jemand erfuhr, der es nicht wissen durfte.

"In Ordnung", meinte sie. Sie gähnte und streckte sich. Es war ein langer Tag gewesen.

"Gehen wir schlafen", sagte Gwaishach schlicht, ohne den Satz als Frage zu betonen.
Er ging Richtung seinem Zelt, drehte sich nochmal um und sagte: "Gute Nacht", zog die Stiefel aus, wobei er erleichtert aufstöhnte* und verschwand in seinem Zelt.

*Nein, verdammt, jetzt denkt doch auch mal harmlos

(ich glaube du bist der einzige der nicht immer harmlos denkt ^^)

Niv nickte, wünschte ihm eine gute Nacht und legte sich schlafen, wobei sie einen Teil der Zeltplane als Decke gebrauchte. Not machte halt erfinderisch.

Am nächsten Morgen zog er sich zunächst an und packte seine Sachen, bevor er das Zelt verließ und in seine schweren Stiefel schlüpfte.

Sie liefen weiter, nordwärts Richtung Kasz dem Fluss folgend und redeten nicht viel auf ihrer Reise. Tage später, als sie ein gutes Stück Weg hinter sich gelassen hatten, wurde das Gebiet um den Fluss immer ruhiger, keine Tiere waren zu hören, keine Vögel zu sehen. Es war, als lauerte etwas Böses hinter jedem Busch.

"Nichtmehr lange und wir müssen uns vom Fluss abwenden", sagte Gwaishach irgendwann. Dann dauert es mehrere Tage bis zum nächsten größeren Fluss und irgendwann dazwischen geht vermutlich schon unser Proviant alle. Shak! Das ging schneller als ich angenommen hatte."
Sie hatten die letzten Tage weder gejagt, noch gesammelt, um schneller voranzukommen, aber damit würde bald Schluss sein.
Es würde die Reise verzögern, aber es war notwendig.

(Ist schon April? )