Sie holte eines der geflochtenen Seile hervor. "Für kleinere Tiere, brauche ich ein Netz. Wie für Hasen... aber für etwas grössere einen Köder, einen guten Ast und Strick. Dann mach ich folgendes", sie zeigte ihm wie sie das Seil verknotete und erklärte wie sie es spannte. "Am besten man reibt es mit Erde und Blättern ein aus der Umgebung, dann riecht die Falle weniger verdächtig für die Tiere."

Er betrachtete sie fasziniert. Sie wusste sehr geschickt mit ihrem Handwerk umzugehen. Er konnte nicht so gut in freier Wildnis überleben wie sie, dachte er sich verbittert.
"In Ordnung. Sollen wir zusammen die Fallen aufstellen? Kann ich dabei helfen?"
Es war befremdlich, so um Hilfe zu fragen. Das hatte er schon lange nichtmehr getan.

"Gerne", sagte sie und stand auf. Sie hatte sich das Fährtenlesen von den Jägern ihres Clans abgeguckt und einiges von ihnen gelernt, jetzt wusste sie wo sie welches Tier wie finden konnte. Sie folgte den Fährten und zeigte Gwaishach, wo er wie eine der Fallen befestigen konnte, welche Äste sie gebrauchen und verändern konnten und wie die Fallen dann funktionierten. Als alles aufgestellt war hatten sie fünf gute Fallen, nach drei vollen Stunden. Da Gwaishach um einiges grösser und kräftiger war als sie, hatten sie die Fallen schneller fertig, als sie erwartet hätte. Jetzt müssten sie nur warten, bis sich etwas dort verfing. "Wir können auch etwas in die Fallen scheuchen", schlug sie vor. "Das geht manchmal schneller."

"Eine gute Idee. Hirsche dürfte es hier zur Genüge geben. Wir müssen sie nur noch finden", sagte er. Rumsitzen und warten hasste er ohnehin.
"Vorhin meine ich, eine Fährte gesehen zu haben, ganz in der Nähe. Kannst du sie überprüfen?"
Mit Fährten kannte er sich nicht sonderlich aus, aber es hatte nach Herdentieren ausgesehen.

Sie nickte und sah sich die Fährte an. "Sie ist nicht besonders alt", sagte sie. "Vielleicht ein paar Stunden. Wenn wir Glück haben finden wir die Tiere in der Nähe, wenn wir Pech haben sind sie über alle Berge... Was nicht heisst, dass wir gar nichts finden."

"Trennen wir uns?", fragte er. "Oder sollen wir zusammen suchen, damit wir zu zweit die Tiere in die Falle treiben können?"

"Ich weiss nicht", meinte Niv lachend. "Ich kann nur Fährten lesen und Fallen bauen... Aber vielleicht ist es klüger sich zu trennen."

"In Ordnung", antwortete er.
"Treffen wir uns spätestens bei Sonnenuntergang wieder im Lager!"
Er hoffte, dass er überhaupt Wild finden würde. Er war kein Jäger und hatte erst selten jagen müssen. Er war eher der Kämfertyp für Schlachten als der schleichende Jäger aus dem Hinterhalt.

Niv nickte und entschwand. Sie ging leise durch den Wald und hoffte irgendein Tier auszumachen. Tatsächlich fand sie die Spuren eines Keilers. Sie waren sehr frisch und Niv sah sich um. Das Tier musste ganz in der Nähe sein. Doch als sie aufstehen wollte hörte sie ein wütendes schnauben hinter sich und spürte, wie die Erde plötzlich erbebte. Sie drehte sich um und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Der Keiler donnerte auf sie zu. Sie beruhigte sich, wartete und rollte sich im letzten Moment zur Seite. Dann blieb sie regungslos auf der Stelle. Normalerweise rannten die Biester weiter und vergassen ihr Opfer schnell. Doch dieses hier drehte sich um wog den massigen Kopf hin und her, beäugte sie und stürzte erneut auf sie zu.
Schnell sprang Niv auf die Füsse und rannte los. Sie war sich nicht sicher wohin sie rannte, sie wollte nur flüchten, das Tier setzte ihr nach und immer wieder musste sie zur Seite springen, um den Hauern zu entkommen. Kein Ast war tief genug, als dass sie es rechtzeitig auf einen Baum geschafft hatte.
Erneut rannte das Tier auf sie zu und sie sprang in ein Gebüsch, in der Hoffnung nicht auf giftiges Zeug zu fallen. Doch hinter dem Gebüsch befand sich ein kleiner Hang, den sie hinab rollte und unsanft auf jemandem landete und ihn mit zu Boden riss. Noch zitternd vor Angst entschuldigte sich Niv und richtete sich auf. Sie war glücklicherweise weder in einen Wilderer, Banditen oder Jäger gerannt, sondern in Gwaishach.

Er ging los, suchte nach Spuren und wanderte durch den Wald. In Kasz würde er dringend neue Stiefel brauchen. Seine alten Sohlen liefen sich immer mehr ab. Glücklicherweise nicht auf dem Waldboden. Er ging umher, fand aber kein Wild.
Sehr frustrierend.
Irgendwann gelangte er an eine Stelle, von der ein Abhang hochführte. Er bemerkte frische Spuren auf dem Waldboden und untersuchte sie. Schien so, als wären die Hirsche nicht fern. Plötzlich hörte er von oben am Hang ein Geräusch. Er lauschte. Klang nach Wild.
Er schaute auf und sah auf einmal Niv den Abhang hinunterstürzen, genau auf ihn zu. Bevor er reagieren konnte, prallte sie gegen ihn und stieß ihn um, da er auf den rutschigen Blättern keinen Halt fand.
Er prallte zu Boden und merkte, wie er sich an seiner Rüstung mehrere blaue Flecken zuzog. Es war immer schmerzhaft, mit ihr zu fallen.
"Was zur Hölle...?" antwortete er auf ihre Entschuldigung, aber da stürmte schon ein Keiler den Abhang hinunter.
Na super!