Sie lächelte und fuhr seinem Brustbein nach. "Das hätte ich nicht von dir erwartet, starker Krieger", meinte sie mit einem lieben Lächeln und sah ihm in die Augen. Doch langsam wurde ihr kalt und sie war verschwitzt und voller Erde. Also stand sie auf und ging hinüber zum Bach um sich erneut zu waschen, doch diesmal würde sie sich nicht mehr so viel Zeit lassen im Wasser.

Als sie aufstand, sah er ihr nur versonnen nach. Wieso hatte sie das nicht erwartet?
Vielleicht, weil du es von dir auch nie erwartet hättest? Du hast dich geändert. So bist du eigentlich nicht. Wer ist dieser neue Gwaishach und ist er besser oder schlechter als der Alte? Wieso kannst du plötzlich lächeln? Wo ist deine Disziplin, die Frucht eines ganzen Lebens? Was wird nun aus dir?, fragte ihn die Stimme in seinem Kopf, doch er antwortete nicht.
Verwirrt, aber immernoch glücklich, wie auf Drogen, ging er ebenfalls zum Bach um sich erneut abzuwaschen.
Sie sollten möglichst bald weitergehen, sie hatten genug Zeit hier verbracht. Die Nacht würde schnell kommen und sie konnten noch ein Stück zurücklegen. Oder auch nicht, mit ihrer schweren Fleischlast.

Als sie sich gewaschen und angezogen hatten, machten sie sich auf den Weg. Niv redete nicht viel und dachte auch nicht viel über das Geschehene nach, sondern folgte nur dem Weg und überlegte sich, wo sie das Fleisch verkaufen konnten.
Unterwegs hatte sie ihre Fallen wieder eingesammelt. Sie waren lange Zeit weiter gewandert, die Strassen stets meidend, bis zum Sonnenuntergang, um kurz davor ihr Lager aufzuschlagen. Da die eine der Planen für das Fleisch gebraucht wurde, mussten sie sich ein Zelt teilen. Niv machte sich auch darüber nicht viele Gedanken, sondern stellte es auf und kümmerte sich um das Feuer, währendem Gwaishach das Fleisch an einem dicken Ast hoch band, um es von wilden Tieren fern zu halten.

Als er die schwere Arbeit endlich bewerkstelligt hatte, ging er zu Niv und dem Zelt. Irgendwie freute er sich darauf, die Nacht mit ihr verbringen zu können, bei ihr zu sein.
"Ich hab ein wenig Fleisch mitgebracht. Wie weit ist das Feuer?", fragte er und trat zu ihr.

"Es brennt, wie Feuer nun mal ist", sagte sie und sah zu ihm hoch. Sie hatte sich nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, doch wie würde es ab jetzt weitergehen? Der Dunkelschatten hatte sie von den Sklavenhändlern befreit, hatte sie mitgenommen und sie hatten sich eine schöne Zeit am Fluss gemacht. Doch wenn sie ehrlich war, kam sie mit der Situation überhaupt nicht zurecht. Sie wusste ja nicht einmal, ob sie nach Kasz sollte. Aber eine andere Option kannte sie auch nicht. Mit einem schwachen Lächeln blickte sie dem Dämonen in die Augen und fragte sich, wie lange sie noch bei ihm bleiben würde. Seine Gesellschaft störte sie nicht, sie war ihm auch dankbar für seine Hilfe, aber ein Leben mit ihm konnte sie sich nicht vorstellen.

"Na, dann", antwortete er auf ihre ironische Antwort und spießte mehrere große Fleischstücke auf und hielt den Spieß übers Feuer.
Er war zu faul, um sich eine Halterung für den Spieß zu bauen und auf der anderen Seite des Feuers legte er den Spieß einfach in eine Astgabel in einem Busch, die praktischerweise die passende Höhe hatte. So ließ es sich leben, mit dem Duft von bratendem Fleisch.

Niv hatte nicht viel geredet, hatte sich um dies und das gekümmert, hatte neue Fallen gebastelt und gewartet, bis das Fleisch fertig gebraten war. Dann assen sie. Sie konnte Gwaishachs Blicke auf sich fühlen, wusste aber nicht welcher Natur sie waren, sondern erwiderte sie ab und an nur freundlich. Sie war zu müde um zu denken oder zu reden, also verabschiedete sie sich, um schlafen zu gehen.

Während des Essens musste er immer wieder Niv anschauen. Er bewunderte ihre Schönheit, musste an den Tag denken und konnte nicht anders, als sie anzulächeln.
Als sie irgendwann nach dem Essen schlafen gehen wollte, rief er schnell: "Warte, ich komme mit. Ich bin ebenfalls müde, wir teilen uns ein Zelt und ich will dich nicht wecken, wenn du bereits geschlafen hast. Ich muss nur noch schnell das Feuer dämmen."
Die Gründe stimmten nur teilweise. Er wollte einfach zusammen mit Niv und an ihrer Seite einschlafen, sie eventuell im Arm halten.

"In Ordnung", sagte sie und setzte sich in den Zelteingang.

Als er fertig war, folgte er Niv in das kleine Zelt. Ohne große Hemmungen legte er seine Rüstung und andere störende Kleidungsstücke ab und kramte seine Decke heraus.