Niv tat es ihm gleich und kuschelte sich mit etwas Abstand in ihre Decke. Sie war hundemüde und wollte nur noch schlafen.

Er drehte sich auf die Seite und wickelte sich in seine Decke ein. Dann betrachtete er im Halbdunkeln Nivs Rücken. Sie hatte sich etwas von ihm weggelegt und das verunsicherte ihn. Andererseits traute er sich auch nicht zu fragen, was nicht stimmte. Und sich einfach so an sie kuscheln wollte er nicht. Er hatte das Gefühl, es könnte komisch wirken.
Aber während er noch darüber nachdachte, versank er im Halbschlaf und dämmerte nach und nach weg.

Ein schwarzer Drache flog über ein Gebirge. "Die Zeit ist reif", dröhnte er. "Drachen leben hier nicht. Was willst du?", fragte eine kleine Gestalt. "Es ist so weit. Ihr müsst eure Strafe erhalten." Dann brannten alle Berge, wie riesige, schwarze Kerzen. Plötzlich wechselte das Geschehen und er stand auf einer Wiese. Eine Blume strahlte im Licht. "Pflück mich und du wirst glücklich sein." Doch als er sie pflücken wollte, lief sie geschwind weg, immer dicht vor ihm her. "Fang mich, los, fang mich doch", rief sie. Daraufhin stand er in einem modernden Kerker, alles war dunkel und seltsam aussehende Gestalten stöhnten und wanden sich am Boden. "Die Abgründe der Hölle sind auf Erden. Du kannst ihnen nicht entkommen." Dann stand hinter ihm ein Krieger. "Du sollst nicht hier sein!" Er holte mit dem Schwert aus und dann leuchteten Blitze in einer Kugel an der Decke. "Magie, Magie wird wichtiger, Magie umgibt dich, Magie tötet dich, du Hund, Magie beherrscht dich, Fesseln, zu Boden, knie, Sklave. "Ich bin kein Sklave."
Er tötet einen Sklaventreiber. Dann sitzt er an einem See unter dunklen Bäumen. Er kennt den Ort. Er denkt über sich nach, weint, ein Strudel im See, er fliegt darauf zu, er versinkt darin."

Mit stark klopfendem Herzen wacht Gwaishach auf. Er liegt im Zelt, dicht an Niv gekuschelt, wieso, weiß er nicht. Es war alles ein Traum.

Er schloss wieder die Augen und schlief ein, beruhigt von Nivs ruhigem Atem und ihrer Wärme.

Am nächsten Morgen erwachte Niv mit Gwaishachs Arm über ihrer Taille. Sie stand nicht auf und regte sich nicht, sondern hing ihren Gedanken eine Zeit lang nach, die Hand des Dunkelschattens streichelnd. Dann drehte sie sich in seiner Umarmung um und sah in sein schlafendes Gesicht, welches so ruhig wirkte. Sie lauschte seinem Atem und Herzschlag, fragte sich, was sie hier tat und legte eine Hand an seine Wange, bevor sie ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. Auch wenn sie nicht wusste wieso.

Er wachte von einer sanften Berührung auf seinen Lippen auf und sah Nivs Gesicht dicht vor seinem. Er musste lächeln "Guten Morgen", sagte er verschlafen und streichelte ihr liebevoll über die Wange.

"Guten Morgen", erwiderte sie und stand nach ein paar Augenblicken auf, streckte sich und zog sich an.

Er tat es ihr gleich, legte heute aber nicht die ganze Rüstung an. Die Panzerplatten an seinen Gliedmaßen verstaute er in seinem Rucksack. Sie störten ihn auf Dauer zu sehr.
Währenddessen dachte er über Niv nach. Er wusste nicht, was das war. Er mochte sie, er konnte nur an sie denken, aber war er verliebt in sie? Eventuell. Aber er wollte keine Beziehung haben und keine Frau. Aber was wäre es dann? Ein Abenteuer, dem er lange nachhing? Das wollte er nicht. Sie verlieren? Nein, er wollte bei ihr sein. Aber nicht so sehr bei ihr, dass sie immer bei ihm wäre. Die ganze Situation überforderte ihn ein Wenig.

(gwaishach ist witzig xD)

"Sollen wir sofort aufbrechen?", fragte Niv beiläufig, da sie nicht wusste, was der Dämon noch vor hatte und was sie sonst sagen sollte.

"Wäre nicht schlecht", antwortete er und fing verschlafen an, seine Sachen zusammenzupacken.
Mit ihrer Last würden sie heute ohnehin langsam genug vorankommen. Er schätzte, dass sie noch zwei Wochen bis Kasz brauchen würden bei dem Tempo.

Als sie fertig zusammengepackt hatten machten sie sich auf den Weg. Sie waren zu sehr mit Laufen beschäftigt, als dass sie hätten viel reden können, ausserdem waren sie beide eher von schweigsamen Charakter.
Niv gefiel die Ruhe, auch wenn sie sie ab und an nicht ertrug, vor allem weil sie nicht wusste, wie sie sich jetzt weiterhin verhalten sollte.

Es war mühsam, so viel Fleisch mitzuziehen, aber die weite Landschaft wirkte leer. Innerlich seufzte er. Es gab viele unbevölkerte Landstriche in Dreitan, sie würden wohl ein paar Dinge zurücklassen müssen, denn so kamen sie nur langsam voran. Dennoch war es irgendwie beruhigend. Es war ruhig, bis auf das Schleifgeräusch und er hatte eine stumpfsinnige Aufgabe. Der trübe Tag war perfekt zum Nachdenken geeignet. Er versank in seine Gedanken und achtete gar nicht mehr auf den Weg, vergaß fast, dass Niv auch noch da war.