RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 11.10.2012 11:22von Armelion •

"Stellvertretender General! Eine Nachricht von Fürst Alvian!" Ein Bote kam keuchend zu ihm gelaufen und reichte ihm eine Schriftrolle.
"Schon wieder?" Armelion nahm sie entgegen und las sie rasch durch. Offensichtlich war seine Zeit als General abgelaufen. Alvian hatte einen Ersatz für ihn gefunden und beorderte ihn zurück zur Nachtzinne, damit er dem neuen General alle Pläne erklären und zeigen konnte. Mit einem Seufzer warf er den Brief auf den Tisch in seinem Zelt. "Also gut. Bring mir ein Pferd. Ich muss los. Der Fürst erwartet mich in zwei Stunden."
"Aber... zwei Stunden? Das ist unmöglich. Wie könnt ihr so schnell reisen?"
"Ich habe so meine Möglichkeiten.", erwiderte Armelion und ging aus dem Zelt. Der Bote nickte und holte ihm ein Pferd. Der Elf nahm seine Waffen und Rüstung mit. Dies war ein Offizieller Anlass, da musste er entsprechende Kleidung dabei haben.
Sobald er ausser Sichtweite des Lagers war holte er ein kleines Aschekorn hervor und schaute es an. Er schluckte es, stieg vom Pferd ab und verschwand.

RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 12.10.2012 16:51von Randreyah •

Drei Tage nach dem Anschlag
Wasser tropfte in den See, als Ran ihr Haar auswand. Sie wickelte sich in ein Tuch und setzte sich in die Sonne. Es war warm, der Sommer war da. Sie genoss die Zeit der Ruhe, doch bald würde wieder Blut fliessen. Sie seufzte und versuchte ihr Haar zu kämmen, was im Moment beinahe unmöglich war. Sie sah ihre Hände an. Sie zitterten. Laut atmete sie aus und lehnte sich auf den Felsen zurück. "Herrin, wir haben einen Hirsch", Matsaan schluckte und drehte sich um. "Verzeihung, ich wusste nicht, dass ihr unbekleidet seid", stammelte er und versuchte nicht daran zu denken. "Es stört mich nicht", antwortete Ran. "Ich bin ja in ein Tuch gewickelt, ich bin nicht nackt." Sie versuchte wieder ihr Haar zu kämmen, warf aber wütend den Kamm weg. Matsaan drehte sich wieder um und bemerkte, dass ihre Hände zitterten. "Ist euch kalt? Soll ich euch etwas zum anziehen bringen. Sie schüttelte den Kopf. "Nein ich habe nur etwas gesehen, was mir nicht gefallen hat. Um ehrlich zu sein, war es beängstigend", sie lächelte ihn an. "Es tut mir Leid, dass du jetzt ein Abtrünniger bist", meinte sie und stand auf um den Kamm zu holen, doch er kam ihr zuvor. "Darf ich euch helfen?", fragte er und lenkte schnell ein, als er ihren Blick bemerkte. "Nein, nein es ist nicht das, was ihr denkt, es ist nur... Meine Schwestern haben auch so langes Haar und ich half ihnen immer beim Kämmen und Flechten. Das fehlt mir etwas." Ran lachte. "Na dann. Es wär mir eine Hilfe um ehrlich zu sein", sagte sie immer noch lachend und drehte sich um. Gekonnt löste er die Knoten in ihrem Haar und band es geschickt zu einen Pferdeschwanz. Ran bedankte sich und er gab ihr den Kamm, bevor er zu Earon ging, um ihm beim Ausnehmen des Hirschen zu helfen. Der Dämon hatte das Tier schon gehäutet.
Ran zig sich wieder an und gesellte sich zu ihnen. Es war klar, dass sie nicht den ganzen Hirsch essen konnten. Und trocknen, oder räuchern ging nicht. Sie würden einem Drachen den Grossteil überlassen. Schweigend assen sie und schienen alle ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Wobei sich Ran fragte, was in Candors Kopf vorging. Er hatte den ganzen Tag kein Wort gesagt.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 15.10.2012 16:43von Randreyah •

"Was sollen wir jetzt machen?", fragte Ran gelangweilt. "Ich weiss nicht", murmelte Matsaan mindestens genauso gelangweilt. Earon machte keinen Ton. Sie lagen, alle viere von sich gestreckt, auf einer Blumenwiese und starrten in die Wolken. "Wolke... Lovit, heisst doch Wolke, oder?", fragte der blauäugige Elf nach einer Weile. Ran drehte den Kopf zu ihm und musterte ihn zuerst einige Augenblicke lang. "Ja. Lovit heisst Wolke", sagte sie dann und sah sich eine genauer an. Sie erinnerte sie an Drewngard. Was er wohl gerade so machte? Wo er überhaupt gerade war? Sie schüttelte den Kopf. "Wie lange sind wir schon hier, Earon?", fragte sie den grimmigen Dämon. "Vier Tage", war die genervte Antwort. "Wie lange noch?" - "Du bist der Anführer, Ran, du solltest so etwas am besten wissen" - "Ich weiss, ich weiss. Aber ihr müsst auch solche Sachen wissen..." Earon setzte sich auf und musterte sie. "Fünf Wochen. Noch fünf Wochen", antwortete er gereizt. "Dann haben wir noch Zeit, nach Lovit zu gehen? Ich will Zorai etwas fragen... Es geht um Growndril, Samaela und Vincent", den letzten Satz flüsterte sie beinahe, in der Hoffnung, dass der Wind den Satz fortgetragen hätte. Aber dem war nicht so. "Wiso ausgerechnet jetzt?", fragte er scharf und sie kniff die Augen zusammen. "Weil ich mich an etwas erinnert habe", meinte sie kleinlaut. "Na gut, dann geh", antwortete er gereizt. "Du kommst mit", meinte sie jetzt kalt und sah ihn kopfüber an. Er sagte nichts mehr, sondern legte sich wieder zurück.
Ran rief Tao, Rao und noch einen weiteren Drachen. Sie würden bald hier sein und sie abholen.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 00:04von Ro Raven •

Sie erreichten das Heer Anfang Juli, an den heissesten Tagen, die das Jahr bisher hervorgebracht hatte. Die Luft über dem welligen Grasland mit den vereinzelten Wäldchen flimmerte in der Sonne, der Staub, den die Stiefel, Pferde und Wagen aufwirbelten, brannte in den Augen und Lungen. Das Heer lagerte in einer weiten Senke, das Meer der Zelte brandete wie in Wellen an die Hügel zu beiden Seiten. Ro schätzte, dass es grösser war als dasjenige, mit dem sie im Nordwestkrieg gekämpft hatte, zumindest grösser als so wie es die meiste Zeit gewesen war.
Sie bauten ihre Zelte am nördlichen Rand des Lagers auf. Ro baufsichtigte den Aufbau, dann wurde sie zusammen mit den anderen Offizieren ins Generalszelt gerufen. Jemand gab ihr ein Pferd, dennoch brauchte sie eine Weile, bis sie die Zeltstadt durchquert hatte. Sie trat ein, salutierte und stellte sich zu den zehn anderen Hauptmännern, mit denen sie angereist war, an die Zeltwand. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite, stand Aeron und Ro bemerkte noch ein weiteres bekanntes Gesicht unter den Leuten, die den General umgaben: Narum, den merkwürigen Elfen aus Loney.
Der General erläuterte ihnen die Lage und die weiteren Pläne. Bei der anschliessenden genaueren Besprechung, bei der auch die Hauptmänner etwas sagen durften, stellte sich schnell heraus, dass der General nicht sonderlich viel von der einzigen Frau unter seinen Hauptleuten hielt, und das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit. Der Mann schien einer von der Sorte zu sein, die glaubten, immer Recht zu haben, allein weil sie einen höheren Rang innehatten.
Die nächsten Tage waren sehr ruhig. Der Feind hatte sich etwa drei Tagesmärsche südlich in einer Festung nahe beim See verschanzt. Seine Truppen betrugen 16000 Mann, genau so viele wie sie selbst hatten, sodass ein offener Angriff nur zu ihrem eigenen Nachteil ausfallen konnte. Deshalb beschränkten sie sich auf kleine Erkundungszüge am Ufer des Sees und auch in Richtung Westen. Manchmal bekam auch Ro den Auftrag, diese berittenen Kundschafter zu begeliten, obwohl sie eigentlich zur Infanterie gehörte. Irgendwo leise im Hintergrund wurde sie den Verdacht nicht ganz los, dass der General hoffte, dass sie dabei umkam. Aber vielleicht war das auch nur eine böse Unterstellung.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 01:02von Ro Raven •

Nachdem anderthalb Wochen lang überhaupt nichts geschehen war und man allerlei Pläne zur Eroberung der Festung gemacht und wieder verworfen hatte, machte Ro in der Offiziersversammlung einen anderen Vorschlag: Wenn man den Feind nicht in der Festung angreifen konnte, warum ihm nicht die Versorgung abschneiden?
"Und wie sollte das geschehen, Hauptmann Raven?", fragte der General überheblich.
"Wir überfallen ihre Versorgungskaravanen", erklärte Ro schlicht. "Die Bewachung, die sie ihnen mitgeben, liesse sich mit einem oder zwei Fähnlein leicht zerschlagen."
"Und welche Hauptmänner, glaubt ihr, lassen sich auf den Irrsinn ein, mit so wenig Leuten ins Feindesland zu gehen?"
Sie neigte den Kopf. "Ich habe eine gewisse Erfahrung darin..." Sie suchte nach einem Weg, es diplomatisch auszudrücken. "...Wagenkolonnen zu überraschen."
Der General musterte sie scharf, dann verzog er abschätzig das Gesicht. "Es interessiert mich nicht, wie ihr euer bisheriges Dasein gefristet habt. Aber wir hier sind Krieger und keine feigen Diebe. Schwache Wesen mögen zu solchen Mitteln greifen, aber wir anderen hier sind ehrenhafte Männer."
Ihr klappte der Mund auf. Dieser Idiot! Nur darum ging es also. Nicht dass er die Idee grundsätzlich schlecht fand, sondern nur darum, dass sie von ihr kam. Verdammtes Arschloch! Sie hatte grösste Lust, ihm irgendetwas an den Kopf zu werfen. Viel zu Schaden konnte dabei sicher nicht kommen, der Kerl hatte ohnehin kein Hirn. Sie ballte die Hand und kniff die Lippen zusammen, drehte sich um und verliess das Zelt, bevor sie wirklich noch eine Dummheit beging.
Drei Tage später hatte sie einige andere Offiziere von der Idee überzeugt, die dem General den Plan dann nochmal überarbeitet und in etwas anderer Form vorlegten. Sie wollten eine kleine Truppe losschicken, um die Karawane zu überfallen und zu vernichten. Diese Aktion würde sicherlich nicht unbemerkt bleiben, und der Feind würde seinerseits eine Streitmacht ausschicken, um dem Überfallskommando den Rückweg abzuschneiden und es gefangen zu nehmen oder zu vernichten. Dazu würden sie wohl einige Tausend losschicken, aber niemals die ganze Armee, denn sonst würden sie die Festung unbewacht lassen, und schliesslich war das Überfallskommando keine tausend Mann stark.
Und da setzte der schwierigere Teil des Plans ein: der Rest der Streitmacht würde nämlich das Gebiet weiträumig nach Nordwesten umgehen, und ein Stück westlich der Festung warten. Dorthin würde das Überfallskommando vor den Truppen der Nachtzinne fliehen, und diese so in eine Falle locken. Die Schwierigkeit dabei war, dass das wandernde Heer nicht von den Feinden entdeckt wurde. Zum einen Teil würden die Assassinen- von deren Anwesenheit im Lager Ro bald nach ihrer Ankunft erfahren hatte, was ihr nicht sehr behagte - vorangehen und den Weg "räumen", zum anderen mussten sie mit der Umsetzung auf regnerisches Wetter warten, denn ansonsten sähe man die Staubwolke, die sie aufwirbelten, kilometerweit. Einen vollen Nachmittag brüteten der General, seine Berater und der Kronprinz, den man sonst äusserst selten zu Gesicht bekam, über den Plänen, doch schliesslich stimmte er aus Mangel an besseren Ideen zu.
Eine weitere Woche von strahlendstem Sonnenschein folgte, in der das Heer sich auf eine leise Abreise vorbereitete und in der die Pläne verfeinert wurden. Ro wurde nicht in das Überfallskommando eingeteilt. Eigentlich hatte sie nichts anderes erwartet, aber insgeheim eben doch gehofft. Sie biss die Zähne zusammen und verkniff sich jeden Kommentar dazu. Überhaupt schwieg sie die meiste Zeit während der Besprechungen, denn wenn sie etwas sagte, wurde sie entweder ignoriert, oder ihre Vorschläge als Unsinn abgetan. Sie hatte sich stattdessen angewohnt, die Ideen die sie hatte im Anschluss den anderen Offizieren zu unterbreiten, die sie dann bei der nächsten Versammlung vorbrachten. So wurden sie immerhin in Betracht gezogen.
Einmal, als alle möglichen Risiken durchgesprochen wurden, stellte sie jedoch die Frage, was sie eigentlich tun würden, falls dieser feindliche Magier wieder auftauchte. Der General blickte nichtmal auf. Sie bleckte die Zähne und war drauf und dran, ihn anzubrüllen, ob er eigentlich taub sei, als ein Offizier neben ihr flüsterte: "Der Hexer ist nicht mehr bei ihnen. Es heisst, er sei desertiert. Es gehen auch Gerüchte um, er habe versucht, ein Attentat auf den Fürsten zu machen, bevor er gegangen sei." Über diese Information vergass Ro ihren Zorn. Das war mal eine interessante Neuigkeit. Egal, sie mochte den Typen trotzdem nicht. Er war immer noch ein Magier.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 11:32von Randreyah •

Maeva stürmte auf Narum los. Sie hatte seit Rans und Earons Abreise ihre Zeit im Heerlager verbracht. Es hatte ihr anfangs überhaupt nicht gefallen, doch Narum hatte sie immer beschäftigt. Jetzt konnte sie mit Speer, Glefe, Rossschinder und Guan Dao umgehen, wobei letzteres noch zu schwer für sie war. Sie wusste nicht, woher Narum all die Waffen her nahm, denn keine von denen wurde im Krieg gebraucht. Aber das war jetzt im Moment egal. Sie hielt einen langen Stab in Händen, einen Stab, den sie selber geschnitzt, geschliffen und mit Bändern umwickelt hatte. Mit einem Aufschrei liess sie einen Grossteil ihres Gewichtes mit dem Stab auf Narums Schulter hinabsausen, doch der Elf war zu schnell. Er lenkte den Stab mit der Handfläche ab und stand auf, wobei er sich weg drehte. Das Stabende knallte gegen den Boden und Maeva duckte sich, um einem Tritt auszuweichen. Sie zog den Stab durch den Staub und zielte nach seinem Knie, er sprang aber im letzten Moment über die Waffe. Maeva gewann etwas mehr Abstand und wirbelte wütend den Stab ein paar Mal in der Luft herum, dann stoppte sie ihn abrupt und ging in Angriffsposition. Narum griff aber als erster an. Er hatte einen viel kürzeren Stab, ungefähr so lang wie ein Säbel und griff ihre ungeschützte Seite an. Sie sah den Angriff kommen und wehrte ab. Mit dem anderen Ende schlug sie nach seinem Gesicht, er blockte mit dem Unterarm ab. Sie drückte und rollte über ihn, hinter ihn. Dann zielte sie auf seinen Rücken und erwischte ihn tatsächlich an der Schulter. Der Elf hob die Arme. "Mit dem roten Ende?", fragte er. Maeva bejate. Das rote Ende war das Ende des Stabes, wo in Wirklichkeit beim Speer, oder bei der Glefe die Klinge wäre. Sie hatten es rot angemalt, damit Maeva nicht einfach mit beiden Seiten 'töten' konnte. Sie nahm den Stab wieder zu sich und stüzte sich an ihm ab. "Und besser?", fragte sie atemlos. Narum nickte stolz. "Viel besser. Wenn Ran wieder da ist, kannst du ihr zeigen, was du gelernt hast. Ich glaube du wirst sogar in der Lage sein, ihr eine Tracht Prügel zu verpassen... Ich werde nicht eingreifen, ich meine sie hat dich immerhin hier gelassen", sagte er und warf ihr etwas Brot zu. Es war mit Honig gefüllt. Die Assassinen assen gern Honig, auch wenn es nicht ihrer Diät entsprach, aber im Krieg erlaubten sie sich etwas Süsses. Aeron hatte das Brot frisch am Morgen zubereitet.
Narum schickte Maeva zurück in ihr Zelt. Und ging dann ein fröhliches Lied summend zu den Hauptmännern, Kommandanten, dem General und dem Kronprinzen. Er hatte keine Lust persönlich die Assassinen anzuführen. Schliesslich war es ein einfacher Überfall und keine Operation, die sehr leise und extrem koordiniert ausgeführt werden musste. Er überlegte es sich anders. Wieso sollte er zuerst mit dem eingebildeten General streiten, wenn er doch direkt zum Kronprinzen konnte? Also suchte Narum sich den Weg zum Zelt des Thronerben. Ohne Fragen zu stellen, wurde er in das Zelt gelassen. Der Prinz sass hinter dem Plan und überlegte fieberhaft, was sie danach tun sollten, was geschehen würde, wenn ihr Vorhaben schief ginge und was sie dann tun konnten. Narum sah den Prinzen wortlos an, ging zu einem Tisch, auf dem eine Kanne mit frischem Tee stand und goss einen Becher dem Prinzen ein. "Mein Prinz, es nützt nichts, wenn ihr nicht esst und nicht trinkt. Ein wacher Geist, residiert in einem gesunden Körper. Ruht euch etwas aus, mein Herr", sagte er und gab ihm den Trinkbecher. Der Prinz nahm ihn schwach lächelnd entgegen. Sein Gesicht war eingefallen, er hatte mittlerweile einen Bart und dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. "Narum, denkt ihr, dass das Irrsinn ist, was wir vorhaben?", fragte er und deutete auf eine Stelle auf der Karte. Narum sah nicht einmal hin. "Nein, das denke ich nicht. Wir können sie schwächen, was die Vorräte angeht. Zu Mindest so lange, bis die Assassinen Loneys, auf unsere Seite wechseln", sagte er und setzte sich dem Prinzen entgegen. Dieser sah ihn skeptisch an. "Und wie wollt ihr das bewirken, Narum?", fragte er und verschränkte die Finger vor dem Gesicht. "Loneys Assassinen sind nicht freiwillig auf der Seite der Nachtzinne. Ihnen wird gedroht Loney abzubrennen, wenn sie nicht für die Nachtzinne kämpfen... Aber ihr kennt Randreyah, die Prinzessin der Klingen", sagte er und machte eine Pause um sich selber Tee einzuschenken. Der Prinz nickte. "Ist sie nicht gestorben, bei dem Versuch die Assassinen aufzuhalten?", fragte er und massierte sich die Schläfen. Er sah nicht worauf Narum hinauswollte. "Bei allem Respekt, Mylord, aber Randreyah lässt sich nicht einfach so töten. Sie ist besser als tot, ihr ist es gelungen den Platz des Südlichen Drachen einzunehmen. Sie wartet nur darauf eine geeignete Möglichkeit zu finden, um die Festung der Nachtzinne von innen anzugreifen. Solange müssen wir aber standhalten und ebenfalls eine solche Möglichkeit schaffen", sagte der Elf. Er konnte sehen, dass der Prinz wieder etwas mehr Hoffnung hatte, doch er schien auch zu Zweifeln. "Mein Herr, die Treue der Assassinen ist nicht zu brechen. Randreyah wird euch nicht verraten. Die Assassinen Loneys töten nicht unsere Männer und befolgen nur minimalistisch die Befehle der Nachtzinne, ansonsten würden wir uns jetzt nicht gegenüberstehen." Der Prinz nickte. "Was eure Sicherheit betrifft, ich würde lieber hier bei euch bleiben. Dieser Hauptmann Raven und Aeron könnten meine Rolle übernehmen. Aeron ist mein bester Mann", fügte er hinzu und freute sich insgeheim als der Prinz gleicher Meinung war. "Ich brauche etwas zum Schreiben", murmelte der Prinz und Narum reichte ihm sofort Pergament, Feder und Siegel. Der Prinz schrieb kurz den Befehl, Ro Raven und Aeron Narums Stelle zu überlassen. Er schickte sofort einen Boten zum General. Dieser leitete den Befehl weiter, aber nur wiederwillig und auch nur weil Narum anwesend war, ansonsten hätte er behauptet, nie den Befehl erhalten zu haben.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 19:02von Ro Raven •

Ro nahm das Schreiben skeptisch entgegen. Sie sollte zusammen mit Aeron Narums Stelle übernehmen. Was zum Teufel hiess das? Was war Narums Stelle überhaupt? Sie überlegte sich, ob sie Aeron suchen und sie danach fragen sollte, aber sie wusste nicht, wo die sich aufhielt, und sie hatte keine Lust, sich durch das halbe Lager zu fragen. Da waren so schon genug Gerüchte im Umlauf.
Allerdings war an dem Befehl noch etwas komisch. Er kam vom Prinzen persönlich. Sie glaubte kaum, dass der Prinz irgendeine grosse Ahnung davon hatte, wer sie war. Und der General hatte ihm bestimmt keine Empfehlung für sie gegeben. Irgendjemand hatte da etwas gemischelt. Sie fragte sich wer. Aeron selbst hatte kaum genug zu sagen. Also vermutlich Narum selbst, er schien dem Prinzen ziemlich nahe zu stehen. Sie schnaubte. Wenn es so war, würde der Befehl keine Auswirkungen für sie haben. Denn wenn Narum einen Stellvertreter brauchte, dann bedeutete das, dass er nicht mitkam, sondern mit dem Prinzen und einem kleinen Teil der Armee hier blieb. Und wenn weder der Prinz noch Narum dabei waren, würde niemand den General daran hindern, den Befehl rückgängig zu machen oder einfach zu ignorieren. Was er mit Sicherheit tun würde.
Sie steckte den Zettel in ihre Gürteltasche und brüllte ihre Männer an, sie sollten gefälligst weitertrainieren. Immerhin in dieser Hinsicht hatten ihre Vorgesetzten das getan, was sie gewollt hatte: sie hatten ihr mehr Leute ins Fähnlein geschoben. Nun waren sie fast 250 Leute. Immer noch ein kleines Fähnlein. Aber es sollte reichen.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 19:18von Ro Raven •

Ro stand auf einem Hügel am Rande der Senke, in der das Heer lagerte, und blickte über die Graslandschaft. Die gelben Halme wurden zu Wellen gepeitscht vom Wind, der von Westen her über das Land fegte. Am Himmel ballten sich schwarze Wolken. Regen. Bald würde es regnen.
Hinter ihr wurde das Lager abgebrochen. Normalerweise überwachte sie ihre Leute dabei, aber hatten die Abreise über die letztne Tage hinweg so akribisch vorbereitet, dass jeder wusste, was er zu tun hatte. Und sonst war Nesh ja dort.
Ein Regentropfen fiel in ihr Gesicht. Der Wind sang im Gras und riss an ihren Haaren. Wind. Wind vom Meer. Freiheit.
Jemand trat neben sie. Es war Aeron. "Hast du den Befehl bekommen?", fragte sie gegen den Wind.
"Ja", antwortete Ro. "Aber ich weiss nicht, was er bedeutet. Was ist Narum's Stelle?"
"Er ist der Westliche Drache", sagte Aeron. "Der Anführer der Assassinen von Azura."
Ro's Kopf fuhr herum. Sie musterte Aeron scharf. "Die Assassinen werden nicht kämpfen, habe ich das richtig verstanden?"
"Kämpfen ja, doch, das werden sie."
Ro lächelte schief. "Gut, ich frage anders: sie werden nicht in die Schlacht gehen, um zu töten."
"So ist es", antwortete Aeron, den Blick immer noch auf die Ebene gerichtet.
Ro sah sie an. "Dann musst du sie alleine anführen. Ich kann nichts anderes als töten."
Mit diesen Worten liess sie Aeron auf der Hügelkuppe stehen und ging hinunter ins Lager. Sie fragte sich, was Narum sich bei diesem Befehl gedacht hatte. Er wusste von Lord Srok. Er musste auch von dem Erbe wissen, das diese Familie in sich trug, in jeder Generation, in jedem Glied. Vom Wahnsinn. Dem Wahn des Raben. Ein Schauder überlief sie. Vielleicht wusste er es auch nicht. Wenn ja, dann war es besser so.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 20:28von Ro Raven •

Sie marschierten vier Tage lang im Regen. Es war eine Schlammschlacht. Alle waren von unten bis oben voller Dreck, ausser vielleicht die Vorhut der Kawallerie, die den Boden erreichte, wenn er noch nicht zu Matsch getreten war. Ro war es egal. Sie wusste, bald würde sich in den Schmutz auf ihrer Rüstung rotes Blut mischen. Bald würde sie auf Boden gehen, der nicht nur von Wasser aufgeweicht und glitschig war. Und das war alles, was zählte. Sie fragte sich, wie lange sie nicht mehr in einer richtigen Schlacht gekämpft hatte. Nein, sie fragte es nicht. Sie wusste es. Seit jenem Herbsttag, irgendwo nördlich von Vadra, an dem sie den Säbel zum ersten Mal in den Händen gehalten hatte. Und nun, nach über fünf Jahren, würde sie ihn wieder zu seiner eigentlichen Bestimmung zurückführen. Und sich selbst mit ihm.
Am Abend des vierten Tages erreichte sie die Nachricht der Kundschafter, dass eine Nachschubkarawane sich dem Lager der Feinde näherte. Alle Offiziere wurden ins Generalszelt einberufen. Der General beugte sich über eine Karte, die mit Messern auf dem Tisch festgesteckt war. Dann richtete er sich auf und sah seine Untergebenen an. "Morgen wird die Schlacht stattfinden. Ich werde nun jedem von euch..." Er sah die Hauptleute an. "Einen Platz im Heer und eine Aufgabe zuteilen, die ihr mit euren Leuten zu erfüllen habt. Ihr werdet genau das tun, was euch aufgetragen ist. Und nichts anderes. Ist das klar?" Er liess den Blick über die Männer schweigen. Für einen Augenblick blieb er an Ro hängen. Sie biss die Zähne zusammen und fragte sich, ob er sie in die erste Schlachtreihe stellte, in der Hoffnung, sie falle den Piken zum Opfer, oder ob er sie in die Reserve steckte, um sie zu ärgern. So oder so. Sie würde kämpfen. Das wusste sie. Und wenn sie dafür jeden Befehl missachten müsste.
Es stellte sich heraus, dass das nicht nötig war. Er teilte ihr Fähnlein in die zweite Reihe ein, am mittleren Rand des linken Flügels. Keine schlechte Position, befand sie. Ihre Aufgabe war, nach dem ersten Ansturm die Lücke zwischen den Flügeln auszufüllen und zu sichern. Ro hatte da noch eine kleine Idee, was sich daraus machen liess.
Als alle Positionen verteilt waren, wandte sich der General wieder an alle. "Zwei Dinge will ich euch noch einmal in Erinnerung rufen. Erstens: Als Offiziere, habt ihr die Pflicht, die Übersicht über eure Leute zu wahren. Ich will also keinen einzige von euch in der vordersten Reihe eurer Fähnlein sehen!" Ro schnappte nach Luft und biss sich auf die Lippen um nicht laut zu fluchen.
"Zweitens", fuhr der Generals fort. "Drängt kein Fähnlein weiter in den Feind vor, als die Schlachtlinie verläuft. Und wenn die Truppen neben euch zurückweichen, dann zieht ihr euch ebenfalls zurück!"
Ro trat einen Schritt vor. "General!" Sie rief so laut, dass er nich umhin konnte, sie zur Kenntnis zu nehmen. "Was, Hauptmann Raven?"
Sie sah ihm fest in die Augen. "Kennt ihr das System Sturmtruppe?"
Er sah sie überheblich an. "Ist das wieder so eine Idee von euch?"
"Nein", antwortete Ro und unterdrückte ihren Zorn. "Das ist eine Kampfpraxis, die in den Heeren im Norden schon seit Jahrzehnten mit Erfolg angewendet wird."
"Erklärt euch", befahl der General.
Sie erzählte so knapp wie möglich, was ihr Darez über die genaue Vorgehensweise und den Nutzen der Sturmtruppen erklärt, und was sie in den Jahren als Mitglied einer ebensolchen gelernt hatte. Als sie fertig war, hob der General eine Augenbraue und fasste zusammen: "Also ein Haufen Verrückter, die ohne Hirn in die Feinde hineinrennen. Nennt mir einen vernünftigen Grund, warum ich so etwas hirnrissiges zulassen sollte."
"Weil es funktioniert", zischte Ro zwischen zusammengebissenen Zähnen.
"Und wer hat euch das erzählt?", höhnte der General. "Euer Kindermädchen?"
Ro spürte wie ihr das Blut in den Kopf stieg. "Mein Vater", sagte sie. Ihre Stimme zitterte vor Wut.
"Dann war euer Vater ein Schwachkopf", meinte der General. "Sonst noch etwas?"
Das war zu viel. Das war einfach zu viel. Sie trat auf den Tisch des Generals zu und riss eines der Messer aus der Karte und richtete es auf den General. "Mein Vater", zischte sie ihn mit gebleckten Zähnen an. "War länger Hauptmann, als ihr überhaupt lebt. Und er war ein hundertmal fähigerer Anführer als ihr."
Sie stiess die Klinge vor dem General in die Tischplatte, drehte sich um und ging. Als sie bereits beim Zeltausgang war, fand er seine Stimme wieder: "Raven!", brüllte er ihr nach. "Das hat Folgen nach der Schlacht!"
Sie drehte sich nicht einmal zu ihm um. Es war ihr scheissegal.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 21:21von Armelion •

Gilthen schritt der Mauer des Lagers entlang und beobachtete die Arbeiten. Die Befestigungen waren im Grunde fertig, doch sie wurden weiterhin verstärkt. Im Wassergraben, waren "Krähenfüsse" versenkt worden. Diese "Krähenfüsse" oder "Fußangeln" bestanden aus vier spitzen, eisernen Stiften, die tetraedrisch miteinander verbunden waren. Da die Struktur dieser Objekte dem Aussehen eines Vogel- oder eben Krähenfußes ähnelt, gaben die Soldaten dieser Defensivwaffe den Namen "Krähenfuss". Aufgrund der Anordnung der Spitzen zeigte immer eine der Spitzen senkrecht nach oben. Jeder der Feinde, der versuchen würde diese Gräben zu durchwaten um Leitern an die Palisaden zu stellen würden an den Füssen schwer verletzt werden.
Gilthen hoffte das der Krieg bald ein Ende finden würde. Er wollte wieder zu seiner Familie zurückkehren. Dank seinem Posten als Stellvertretender General hatte er schon bald ein kleines Vermögen verdient.
"Kommandant Gilthen!", rief Ormud aus voller Kehle und winkte ihm zu. "Die Versorgungskarawane wird in einer Woche eintreffen. Ein paar Pioniere sind auch dabei. Du solltest zusehen, dass sie der 1. Kompanie zugeteilt werden. Wir schuften wie die Hunde."
"Ich seh was ich machen kann Ormud.", erwiderte Gilthen und scheuchte den anderen Mann mit einer Handbewegung davon. "Warum nur hast du dich gegen Fürst Alvian gewandt Armelion? Wenn ich wenigstens den Grund wüsste." Er vermisste die Gesellschaft des Elfen. Er war ein guter Kommandant gewesen. War nie unnötige Risiken eingegangen und hatte nicht unnötig Feinde getötet. Er sah zum Himmel hoch und schüttelte den Kopf. Wann würde dieser Regen endlich nachlassen? Das Lager war ein einziges Schlammfeld.

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