RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 21:58von Randreyah •

Maeva fluchte lautstark. In diesem Regen waren ihre Bewegungen um einiges Langsamer. Der Boden war zu weich, zu nass, zu glitschig und saugte sich an ihren Stiefeln fest. Immer wenn sie einen Schritt machen wollte, blieb sie stecken und kassierte so eine Tracht Prügel von Narum. Sie fluchte erneut und der Elf schlug ihr mit dem Stock auf den Kopf. Es war nicht fest, gerade mal eine Berührung, aber dennoch beschwerte sie sich. "Prinzessinen fluchen nicht", sagte er streng. "Los die erste Kombination erneut. Ihr müsst auch im Regen überleben können." Sie schnaubte und warf den Stock weg. "Prinzessinen kämpfen auch nicht! Hört endlich auf damit!", schrie sie ihn an und stapfte an ihm vorbei. "Ich bin weder eine Prinzessin, noch eine Kriegerin, ich bin garnichts!" Sie unterdrückte die Tränen, doch sie kamen trotzdem. Es regnete, ihre Kleidung war durchnässt und sie fror. "Was noch schlimmer ist, ist dass ich so einen verdammten, verwöhnten, eingebildeten Arsch von einem Prinzen heiraten muss! Und er ist noch zehn Jahre älter! Wisst ihr wie das ist!?", schrie sie weiter, doch Narum blieb ruhig, verzog keine Miene, sondern sah sie ernst an. "Einhundert Liegestütze sofort", sagte er kalt. "Was!?" - "Einhundert Liegestützen. Los, ich werde nicht jünger", wiederholte er. Wiederwillig kniete sie sich in den Schlamm und begann. "Ihr seid ein dreizehnjähriges Mädchen, das anscheinend keinen Respekt vor ihrem Lehrer hat, ein Mundwerk, wie ein ungewaschener Seemann und blaues Blut. Das ist keine gute Kombination und solange du nicht mit dir im Reinen bist, Maeva, wirst du ein nichts bleiben. Also hundert Liegestütze und dabei denkst du nach, was du gerade gesagt hast. Und auch was du früher gesagt und getan hast, dann gehst du in dein Zelt. Verstanden?", sagte er streng und hob ihren Stab auf. "Ja", knurrte sie. "Ich höre dich nicht zählen", sagte er im Gehen. Sie fing an bei zwölf und er ging zufrieden in sein Zelt, wo er sich Kakaobohnen aussuchte. Er liebte diese Früchte, sie waren so aromatisch.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 22:44von Ro Raven •

Sie warteten seit dem Morgengrauen. Das Lager hatten sie abgebrochen und die Wagen schon losgeschickt, ein Stück im Norden würden sie warten. Das Heer selbst war weiter nach Süden gegangen. Nun warteten sie in einer Senke hinter einem Hügelkamm. Wenn der Feind anrückte, würden sie über die Hügelkuppe stürmen und ihn von oben her angreifen. Das Ziel dabei war, dass das Heer möglichst lange unendtdeckt blieb, damit der Feind keine Zeit mehr hatte abzudrehen und zu fliehen. Anschliessend würde der Hauptteil der Armee, mit den drei Flügeln frontal angreifen, während die beiden Seitenarme versuchten, den Gegner einzukesseln. Zumindest war das der Plan. Schlachten hatten öfters die Angwohnheit völlig anders zu verlaufen, als der Plan ging.
Am Anfang waren sie eine Weile lang in Schlachtordnung gestanden, doch als klar wurde, dass es noch länger dauern würde, hatten sich die meisten irgendwas gesucht, um sich draufzusetzen, und jetzt sassen sie gähnend herum. Immerhin hatte es mittlerweile aufgehört zu regnen. Der Überfall auf die Nachschubkarawane hatte früh am Morgen stattgefunden, das hiess, die gegnerischen Truppen mussten längst unterwegs sein, doch bis sie hier eintreffen würden, konnte es mitunter Abend werden. Ro hoffte, dass es nicht so lange dauerte. Sie war gespannt wie eine Feder und hatte alle zwei Sekunden das akute Bedürfnis, jemandem eine reinzuhauen. Meistens tat sich es nicht. Meistens.
Plötzlich preschte ein Pferd über die Hügelkuppe. Im Sattel sass ein Assassine, einer der Kundschafter. Ro sprang auf und lief dem Reiter nach, der direkt in Richtung des Generals ritt. Ro hielt sich im Hintergrund hinter den anderen Hauptleuten, die sich drängten, um die Neuigkeiten zu hören. Sie befürchtete, dass sie dem General, wenn sie ihn in dieser Stimmung sah, eine scheuern würde. Der Assassine brauchte eine Weile, um zu Atem zu kommen, dann sagte er: "Sie werden in einer Stunde hier sein. Aber Herr General: Es sind viel mehr, als ihr gerechnet habt."
Der General zog die Stirn kraus. "Wie viele?"
"Um die zwölftausend", sagte der Assassine.
Der General stiess einen derben Fluch aus. "Sie müssen herausgefunden haben, was wir vorhaben."
Ro konnte seinen Unmut relativ gut nachvollziehen. Sie waren selbst kaum mehr, denn etwa dreitausend hatten sie beim Prinzen zurückgelassen. Damit war die Schlacht überhaupt keine sichere Sache mehr. Allerdings konnte sie es eben doch nur relativ gut nachvollziehen. Denn wenn sie hungrig war auf einen Kampf, dann schaltete sich ihre Vernunft manchmal soweit aus, dass ihr scheissegal war, wie ihre Gewinnaussichten standen.
Der General verteilte ihnen neue Befehle, mit denen Ro wiederum zu ihren Männern zurück rannte. Dann nahm das ganze Heer wieder Aufstellung ein. Es wurde eine verdammt lange Stunde. Die Zeit schien sich vor einer Schlacht immer zu dehnen und überhaupt nicht zu verstreichen. Schliesslich kam ein grosser Haufen Männer keuchend über die Hügelkuppe: das Überfallskommando. Sie würden nicht an der Schlacht teilnehmen, sondern weitergehen zu den Wagen.
Dann, endlich kam der Befehl, loszugehen. Sie stiegen den Hügel hinauf und fächerten sich auf der Kuppe und der oberen Hälfte des Hanges, der wieder abwärts führte auf. Auf dem Flachen Feld, das sich vom Fuss des Hügels aus mehrere Kilometer in alle Richtungen erstreckte, stand die feindliche Armee, glänzend im Sonnenlicht, das vereinzelt durch die Wolken brach. Eine Weile lang geschah nichts zu beiden Seiten, nur der Wind blies über die Ebene. Dann blies Gevira zum Angriff. Und das Heer rannte los.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 18.10.2012 23:03von Randreyah •

Narum sass mit Maeva in seinem Zelt. Sie war in eine Decke gewickelt und funkelte ihn nur böse an. Sie tranken Kakao, währendem sie nichts sagten. Narum schrieb etwas, was wusste er selbst nicht, aber er musste seine Zeit irgendwie totschlagen und ihre Blicke ignorieren können. Plötzlich wurde die Zeltplane zur Seite geschoben. Minde, eine junge Assassine seines Clans kam herein. "Sir, da sind zwei Männer, die euch sprechen wollen. Sie gehören nicht zum Heer", sagte sie verlegen. "Lass sie rein Minde und geh dich ausruhen... Sag Pedya sie soll die nächste Schicht übernehmen", sagte er. "Sehr wohl, Herr", antwortete die Assassine erleichtert und hielt die Eingangsplane den Neuankömmlingen auf. Ein Bote aus Lovit und ein Mann mit stahlgrauem, metallisch glänzendem Haar und ebenso grauen, kalten Augen traten ein. Narum erstarrte für einen Moment als er ihn sah, doch der Mann wartete, bis der Bote seine Nachricht überbrachte. "Herr, das ist eine Nachricht von Randreyah. Sie hielt es für sicherer einen Boten zu schicken, als ein Tier", sagte er und überreichte ihm ein grosses, schweres Buch und einen Brief. Beide waren mit magischen Siegeln versehen. Er nahm sie entgegen und bezahlte den Boten, gab ihm auch einen Becher Kakao, dann ging der Mann. Der grauhaarige Krieger trat vor. Narum schluckte. "Maeva, Kleines, geh doch rüber in dein Zelt. Ich muss noch etwas wichtiges besprechen", sagte er und winkte sie weg.
Zuerst wollte Maeva protestieren, doch ein Blick genügte und der Mann der vor ihr stand liess ihr Blut in den Adern gefrieren. Sein eiskalter Blick jagte ihr Schauer über den Rücken. Schnell holte sie ihren Stab, nahm sich einen weiteren Becher Kakao und schlich aus dem Zelt.
"Was verschafft mir die Ehre, einen Besuch eines Drachen in Zweibeinergestalt zu bekommen?", fragte Narum freundlich und zugleich vorsichtig. Er deutete auf das Bett und der Mann setzte sich. Er legte sein langes Schwert zur Seite und sah Narum höhnisch an. "So, so der grosse Narumdrongwer erkennt mich nicht einmal?", sagte er mit tiefer Stimme.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 19.10.2012 00:46von Ro Raven •

Hätte man sie später überhaupt sprechen lassen, hätte sie sagen können, dass es nicht ihre Schuld war, dass sie noch bevor sie auf den Feind geprallt waren, in der vordersten Reihe ihres Fähnleins lief. Zumindest nicht nur. Die Männer hatten ihr so selbstverständlich Platz gemacht, dass sie kaum anders konnte, als nach vorne laufen. Gut, eigentlich war es eine beschissene Ausrede. Aber weil man sie ohnehin nicht fragte, spielte es keine Rolle.
Der Gegner hatte ein, zwei Salven Pfeile in die ersten Reihen abgefeuert, zu mehr war ihnen keine Zeit geblieben, bevor die Heere aufeinanderprallten. Einige Zeit stockte alles, bis die ersten Pikeniere einbrachen. Ro nutzte die Zeit und lief in der Lücke zwischen dem mittleren und dem linken Flügel nach vorne. Sie wusste, dass ihre Männer ihr folgten. Der Gegner hatte sein Heer auf die selbe Weise aufgeteilt, wie es üblich war bei dieser Art von Schlacht, deshalb war auch bei ihm dort eine Lücke oder zumindest eine Schwachstelle.
Ro zog während dem Laufen ihren Säbel. Das Metall blitzte auf im Sonnenlicht und sie hörte den Schlachtruf ihrer Männer. Sie spürte, wie ihr Blut Feuer fing und bleckte die Zähne. Vor ihr wurde ein Soldat der ersten Reihe von einer Pike aufgespiesst. Durch das mehr an Gewicht daran, senkte sich die Stange im Griff des Pikeniers. Sein Hintermann senkte sofort seinen Spiess und richtete ihn auf Ro. Wie sollte sie daran vorbeikommen? Sie hörte ihren Herzschlag. Ihr kam eine verrückte Idee. Egal, sie war ohnehin verrückt.
Sie stürzte ohne abzubremsen auf die beiden Männer zu, die ihr beide entgegensahen, der eine unsicher, der andere bereit zum Zustossen. Im letzten Moment, bevor sie auf die Spitze auflief, liess sie sich fallen, schlitterte auf dem nassen Boden unter der Pike hindurch, sprang auf und stiess dem vorderen Pikenier den Säbel in die Achselhöle. Die Welt zersprang in Einzelteile und setzte sich neu zusammen, als das Feuer die Kontrolle über ihren Körper übernahm. Ihr Fuss schnellte hoch und trat dem zweiten Mann die Pike aus den Händen, bevor sie herumfuhr und ihm den Kopf vom Hals trennte. Sie drehte sich weiter, schlitzte dem nächsten die Kehle auf, parierte einen hastig gezogenen Dolch und stiess die Säbelspitze in ein Auge. Sie roch das Blut. Sie schmeckte die Angst. Sie hörte auf zu Denken und tat nur noch eines. Das, was sie gelernt hatte. Das, wozu sie geboren war. Töten.
Und dennoch vergass sie nicht alles um sie herum. Immer wieder hörte sie seine Stimme, Darez' Stimme, wie er ihr erklärte, was sie tun musste um die Sturmtruppe am effektivsten einzusetzen. Ihre Männer wussten es ebenfalls, sie hatte die Technik mit ihnen geübt in den letzten Wochen. Und sie stellte fest, dass die Strategie gegen diese Pikeniere besser funktionierte als je sonst. Denn ausser der Pike hatten sie keine sonderlich gute Bewaffnung, die meisten lediglich Dolche, und selbst die, die Schwerter umhatten, kamen oft viel zu langsam auf die Idee, dass sie die Pike wegwerfen und das Schwert ziehen sollten, wenn jemand sie von hinten angriff.
Immer wieder schlugen sie eine tiefe Bresche in die feindlichen Reihen, kämpften sich zur Seite durch und metzelten die so abgetrennte vorderste Linie von hinten ab. Der General hatte im Grunde recht: das System Strumtruppe war verrückt, völlig verrückt. Aber es funktionierte. Wenn man die richtigen Leute hatte. Denn für diese Technik brauchte man Verrückte. Erstens, weil sie keine Angst bekommen durften, wenn sie mitten in den Gegnerischen Reihen standen. Und zweitens, weil es kaum etwas gab, was so anstrengend war, denn es gab nie eine Kampfpause. Also brauchte man Leute, die wenn sie kämpften, alles andere vergassen.
Irgendwann realisierte Ro, dass jemand ihren Namen rief. Sie wandte sich für einen Moment um und sah, dass Arsa sie anbrüllte. "Ro, verdammt, Rückzug!"
Erst da hörte sie das Hornsignal. Man blies zum Rückzug. Zum Teufel, warum? Sie waren doch gut dran? Dennoch folgte sie dem Ruf, köpfte zwei, die ihr nachrennen wollten und stolperte dann den anderen hinterher den Hang hinauf, bis fast auf die Kuppe. Dort drehte sie sich um und blickte hinunter. Die Feinde folgten ihnen nicht, sondern warteten unten. Erst jetzt merkte sie, wie schnell ihr Herzschlag war. Keuchend stützte sie die Hände auf die Knie. "Wieso....", japste einer der Männer neben ihr. "Wieso ziehen wir uns zurück?"
"Keine Ahnung", meinte sie. "Ich blick nicht durch."
Das Feld war entlang der Schlachtlinie gepflastert mit Leichen, aber soweit sie es abschätzen konnte, waren darunter mehr Feinde als eigene. Ausserdem verschafften sie dem Feind doch nur einen Vorteil, wenn sie wieder Pikeniere in die vorderste Reihe stellen konnte. Ro sah sich ihre Truppe an. Die meisten lebten noch und schienen einigermassen intakt, aber sie merkte auch, dass einige fehlten. Eine Weile lang standen sie nur herum, dann kam der Befehl zum neu Ordnen und dann wieder Angriff. Sie stürmten erneut los, einige liefen auf die Piken auf, dann durchbrachen sie an einer Stelle die Linie und das Spiel begann erneut.
Irgendwann begann Ro trotz des Feuers zu spüren, dass ihre Arme und Beine müder wurden. Als sie für einen Moment in der Mitte ihrer Truppe war, blickte sie zum Himmel und sah, dass die Sonne fast untergegangen war. Orange brannte sie am Horizont unter einem Band von Wolken hindurch. Wenig später fiel die Dämmerung übers Land. Erneut erklangen Hörner, die zum Rückzug riefen, diesmal auf Seiten der Nachtzinne.
Einige Zeit verfolgten die Truppen Geviras das abziehende Heer, aber schliesslich mussten sie es aufgeben, weil es zu Dunkel wurde.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 19.10.2012 01:07von Randreyah •

"Ich kenne nicht gerade viele Drachen in Zweibeinergestalt. Und ihr seht nicht aus, wie einer von denen", entgegnete Narum kalt und legte die Feder Weg. Der Mann lehnte sich vor und grinste. "Schreibt Reyla in eurer Antwort einen Gruss von mir. Sie hat mich zwar gefunden, aber nicht aufgesucht. Sagt ihr Drewngard war hier und wollte sich vergewissern, dass es ihr gut geht. Ich werde hier in der Nähe bleiben", sagte er und stand wieder auf. "Es ist sehr ungewohnt, diese Gestalt zu haben. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mit dem Ding umgehen konnte. Sie kann mir ruhig damit helfen, schliesslich schuldet sie mir noch einen Gefallen", fügte er hinzu, bevor er ohne ein weiteres Wort das Zelt verliess.
Bald, dachte er grimmig, bald kommt meine Rache und bald kann deine Seele ruh'n, kleiner Bruder.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 19.10.2012 01:38von Ro Raven •

Ihr Fähnlein war eines der letzten, das nach dem langen Marsch durch die Nacht das Wagenlager erreichte. Ro fühlte sich völlig zerschlagen und Nesh und Arsa neben ihr sahen nicht viel besser aus. Eine vorläufige Zählung hatte ergeben, dass sie um die siebzig Leute verloren hatte, aber es war gut möglich, dass einige wieder auftauchten, weil sie sie einfach in dem Durcheinander nach der Schlacht nicht gefunden hatte, oder weil andere Fähnlein sie als Verletzte mitgenommen hatten.
Sie hatte noch keinen Fuss zwischen die zum Teil bereits aufgebauten Zelte gesetzt, als sie sich von einigen Männern umzingelt wiederfand, die das Wappen Geviras gross auf der Brust trugen, also zu den regulären Soldaten gehörten. Ein halbes dutzend Schwertspitzen war auf ihre BRust gerichtet. Sie war zu müde, um sofort zu reagieren, sondern hob nur den Kopf. "Was wollt ihr?"
"Der General verlangt, dich zu sehen."
Ihr schwante übles. Sie hatte während der Schlacht so ziemlich jeden Befehl missachtet, den er vorher gegeben hatte. Ein Teil von ihr fragte sich, ob sie nicht besser machte, dass sie sofort verschwand, aber sie glaubte nicht, dass sie noch im Stande war, vernünftig zu rennen. Also blieb ihr nichts anderes als der Aufforderung zu folgen. Als Arsa und Nesh ihr folgen wollten, richteten zwei der Männer ihre Klingen auf sie. "Ihr nicht", schnauzte einer.
"Sie kommen mit oder ich komme nicht", sagte Ro drohend leise und legte die Hand auf den Griff ihres Säbels. An ihren Fingern klebte immer noch Blut. In ihrem Gesicht vermutlich auch, wie ihr klar wurde.
Der Blick des Soldaten wurde etwas unsicher, und schliesslich sagte er: "Nur einer von ihnen. Der da." Er deutete auf Arsa.
Ro nickte. Vielleicht war es sowieso besser, wenn Nesh nicht dabei war, was immer jetzt kam.
Die Soldaten brachten sie zum Zelt des Generals. Sie wusste in dem Moment, als sie sein Gesicht sah, dass sie vielleicht doch besser versucht hätte, davon zu laufen. So zornig wie er war, war er zu allem fähig. Eine Weile lang blieb sie im Hintergrund stehen, immer noch bewacht von den Soldaten, während der General fluchend herumlief und eine Reihe anderer Leute zur Schnecke machte. Der Hauptgrund für seinen Zorn schien zu sein, dass das Heer der Nachtzinne sich im Schutz der Nacht in die Festung zurückziehen und wieder dort verschanzen würde. Daneben verfluchte er die Unfähigkeit aller möglichen Leuten, ausser seiner eigenen.
Als er schliesslich zu Ro kam, hatte sein Zorn einen Punkt erreicht, an dem es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen konnte. "Du, Raven!", fuhr er sie an. "Tritt vor."
Sie trat in den Schein der Laternen, die Klingen im Rücken. Er sah das Blut an ihrer Kleidung, dann fuhr sein Blick zu ihrem Säbel. "Nehmt ihr die Waffen ab, verdammt!"
Eine der Wachen trat zu ihr und wollte ihr den Säbel aus der Scheide ziehen. Sie rammte ihm den Ellbogen ins Gesicht, dass seine Nase knackte. Dann bekam sie mit der Breitseite eines Schwerts einen Schlag gegen den Hinterkopf, der sie auf die Knie fallen liess. Sie rappelte sich auf und bevor die Soldaten noch etwas tun konnten, schnallte sie sich den Gürtel und den Schulterriemen los und warf ihn samt Säbel und Dolch Arsa zu.
"Die Rüstung auch", forderte der General.
"Wieso?", knurrte sie.
Er gab keine Antwort. Einer der Soldaten griff nach den Schnallen an ihrer Seite. "Finger weg!", brüllte sie ihn an und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Kochend vor Wut schnallte sie die Rüstung auf und streifte sie über den Kopf, bevor sie sie ebenfalls Arsa zuwarf. Jetzt stand sie völlig ohne Waffen da. Sie versuchte sich damit zu trösten, dass sie notfalls immer noch ihre Hände, Füsse und Zähne hatte. Und dass sie schneller war, als die Soldaten hinter ihr. Es war ein schwacher Trost, denn sie war klar in der Minderzahl.
"Hauptmann Raven", begann der General. "Ich habe euch vor der heutigen Schlacht Befehle erteilt. Habt ihr auch nur einen einzigen davon eingehalten?!"
"Ich habe meinen Platz in der Zweiten Reihe im Linken Flügel eingenommen", sagte sie ruhig.
"Halts Maul!", brüllte er. "Du sprichst wenn ich es sage, und sonst gar nicht."
Er umkreiste sie. "Du hast sämtliche Befehle missachtet und dadurch das Leben der dir anvertrauten Männer unnötig in Gefahr gebracht, ja das Geschick des ganzen Heeres aufs Spiel gesetzt. Du hast es nicht für nötig befunden, das, was dir befohlen wurde auch nur zu überdenken und hast stattdessen deine lächerliche Idee durchgezogen, und nicht nur das, nein, du hast auch deine Männer dazu aufgewiegelt die Befehle zu missachten. Das ist Meuterei!"
Ihr Kopf fuhr hoch. "Meine lächerliche Idee hat euch einen viel schnelleren Zugang zum gegnerischen Kern verschafft, als ihr sonst jemals bekommen hättet."
"Halts Maul!", fuhr er sie an. Seine Nasenflügel bebten. "Selbst jetzt gehorchst du nicht. Ich werde dich gehorsam lehren. Und deinen Männern möge es eine Warnung sein, dass es in zukunft jedem so gehen wird, der sich den Befehlen seines Generals widersetzt. Fünfzig Peitschenhiebe. Zehn für Beleidigung des Feldherrn. Zehn für das unnötige Gefärden von anvertrauten Leben. Zehn für das fahrlässige Nichtbeachten von Befehlen. Zwanzig für Meuterei."
Arsa hinter ihr schnappte hörbar nach Luft. Sie biss die Zähne zusammen und blickte zu Boden. Ein heiseres Knurren entrang sich ihrer Kehle. Sie unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen und fragte sich, ob sie das überleben würde. Kam darauf an, wer die Peitsche führte. Wenn es der General war, dann mit Sicherheit nicht.
"Du wirst die Nacht unter Bewachung verbringen", fuhr der General fort. "Die Strafe wird morgen früh unter Anwesenheit der Soldaten stattfinden. Ausserdem wird dir der Rang des Hauptmannes aberkannt."
Sie wehrte sich nicht einmal, als die Soldaten ihr die Hände hinter dem Rücken zusammenbanden und sie aus dem Zelt führten. Als sie bei Arsa vorbeikam, sah sie in seine Augen und wisperte: "Sorg dafür, dass Nesh keine Dummheit macht."
Er nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, dann stiessen die Soldaten sie weiter.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 19.10.2012 02:03von Randreyah •

Der nächste Tag begann schlimmer, als der vorherige geendet hatte. Narum wurde vom Prinzen gerufen und musste unverzüglichst und ohne Umwege, so stand es im Brief, ins Zelt des Dauphin auftauchen. Anfangs glaubte er, es ginge wieder um den jüngeren Bruder, das Enfant Terrible, wie sein Bruder ihn nannte, doch es kam anders. Der Prinz war wütend, sehr, sehr wütend und Narum suchte sein Gedächtnis ab. Was hatte er angestellt? War der Prinz wütend, weil er die Verlobte seines Bruders hier hatte? Oder war es der Besuch letzte Nacht gewesen? Zweiteres konnte es nicht sein, denn niemand hatte Drewngard bemerkt, ausser den Assassinen seines Clans und die hätten ihn sicherlich nicht beim Prinzen angeschwärzt. Der Prinz schickte alle anderen hinaus und wies Narum an sich vor seinen Schreibtisch zu setzen. Narum gehorchte. "Diese Nachricht hat mich gerade eben erreicht", sagte der Prinz und klatschte einen Brief auf den Tisch. Er wurde von einem Falken gebracht, wie es schien. Der Prinz stand auf und ging nervös im Zimmer umher. "Lest vor", befahl der Prinz und versuchte seine Wut und Enttäuschung zu zügeln. Narum holte Luft. Er hatte ein schlechtes Gefühl bei dem Brief. "Hauptmann Raven, wird die Position des Hauptmannes wegen Befehlsverweigerung entzogen. Des weiteren wird sie mit fünfzig Peitschenhieben gestraft. Zehn für grobe Beleidigung des Feldherren, zehn für unnötiges Gefärden von anvertrauten Leben, zehn für grob fahrlässiges Missachten von direkten und indirekten Befehlen und zwanzig wegen Meuterei", schloss er und schluckte einen Kloss hinunter. "Ganz genau", zischte der Prinz und schlug auf den Tisch. "Ihr habt sie mir vorgeschlagen. Und ihr wart es auch der sie als eure Stellvertreterin ernannt hat!", brüllte er. "Es kommt mir vor, als würde ich euch nicht mehr trauen können! Als würdet ihr mich sabotieren! Geht es euch um die Sicherheit Geviras? Oder doch darum den Krieg so zu enden, dass ihr auch bei der Nachtzinne einen Stein im Brett habt!? Was wollt ihr!? Einen grösseren Sold!? Mehr Freiheiten!? Oder hat meine Familie den Vertrag mit euch gebrochen?", den letzten Satz zischte er gefährlich leise und Narum sah ihn entgeistert an. "Es war nicht meine Absicht euch in den Rücken zu fallen, mein Herr", sagte er steinern. "Hauptmann Raven, war mir als sehr fähige Kriegerin mit sehr guten Instinkten bekannt. Ich hatte sie als Bereicherung und nicht als Stolperdraht gesehen." - "Falsch gedacht", sagte der Prinz und setzte sich wieder. "Wisst ihr, wie ich jetzt dastehe?", fragte er verzweifelt. Narum senkte den Kopf. "Wie ein Vollidiot", sagte der Prinz. "Euer Hoheit, ich werde Randreyah sofort in Aktion treten lassen. Noch bevor euer Vater davon hört, sie wird einen Sieg erringen, der dieses Malheur überstrahlen wird", sagte er und erhob sich. "Ich bitte euch um Vergebung Herr", sagte er reumütig und mit einer tiefen Verbeugung. "Ich übernehme die volle Verantwortung für die Taten des Hauptmannes Raven. Nur bitte, lasst den General sie nicht zu Tode peitschen", sagte er. Der Prinz nickte schwach und winkte ihn hinaus. "Herr erlaubt ihr mir noch einen Rat, bevor ich gehe?" - "Was?" - "Lasst eine Heilerin kommen, ihr seht erschöpft aus Herr. Ich mache mir Sorgen um eure Gesundheit", sagte Narum ernsthaft besorgt. Der Arzt in ihm meldete sich anscheinend wieder. Der Prinz nickte und scheuchte ihn fort.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 19.10.2012 23:21von Ro Raven •

Sie hatte Angst. Sie wusste nicht mehr, wann sie das letzte Mal solche Angst gehabt hatte. Vor keinem Kampf. Vor keiner Schlacht. Nichteinmal vor dem Tod selbst. Ihre Knie zitterten. Vielleicht lag das aber auch an der Müdigkeit. Sie hatte kaum geschlafen. Man hatte sie sitzend in einem Zelt an einen Pflock gebunden. Einmal hatte sie jemanden mit der Wache draussen sprechen gehört, aber die Stimmen waren so leise gewesen, dass sie nichts verstanden hatte. Ansonsten war nichts gewesen, ausser Stille und Angst.
Jetzt wurde sie durch das Lager geführt, auf eine freie Fläche am Rand. Sie trug ihre Stiefel und Hosen, und ein altes, lumpiges Hemd von einem der Soldaten. Immerhin ersparte man ihr die Schande, vor all den Männern halb nackt da zu stehen. Aber was die Schutzwirkung des Stoffes anging, machte sie sich überhaupt keine Hoffnungen. So abgetragen wie er war, wäre er weit schneller zerfetzt als ihre Haut.
Die Soldaten führten sie durch die Menge der Söldner auf ein kleines Podest. Ein Grossteil des Heeres war versammelt. Ro ahnte, dass nicht alle freiwillig dastanden. In der vordersten Reihe sah sie Nesh und Arsa stehen. Sie nickte Arsa zu. Er nickte zurück und legte eine Hand auf Nesh's Schulter. Auf dem Podest standen der General, ein Offizier und ein Mann mit einer Peitsche in der Hand. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Immmerhin nicht der General selbst.
Man löste ihr die Fesseln und band ihre Handgelenke dann an einen aufrechten Pflock, so hoch, dass sie gerade noch knapp stehen konnte. Sie spürte, wie ihr der Schweiss auf die Stirn trat und über die Oberlippe rann. Die groben Holzdielen schwankten und knarrten, als der Offizier vortrat und ihre Strafe verlas. Fünfzig Peitschenhiebe, zehn für Beleidigung des Generals, zehn für... und so weiter. Sie kniff die Augen zusammen. Jemand trat zu ihr und fasste ihr ins Gesicht. Automatisch schnappte sie nach der Hand. "Ruhig", sagte der Mann. "Ist nur damit du dir nicht die Zunge abbeisst." Er band ihr ein Stück Stoff zwischen die Zähne. Wie ermutigend, dachte sie.
"Der Profos möge mit der Ausführung der Strafe beginnen", schallte die kalte Stimme des Generals über die Menge, die vollkommen still dastand. Wieder kniff Ro die Augen zusammen. Sie hörte die Peitsche einen Augenblick bevor sie traf. Der Schmerz liess sie nach Luft schnappen. "Eins", hörte sie die Stimme des Offiziers. Der zweite Schlag trieb ihr die Tränen in die Augen und sie biss auf das Tuch, um nicht zu schreien. "Zwei." Wieder schnellte die Peitsche, sie zuckte und knallte mit dem Kopf gegen den Pfosten. "Drei." Sie wimmerte leise, obwohl sie es zu unterdrücken versuchte. "Vier." Slack! "Fünf." Der Schlag traf in eine offene Wunde und diesmal schrie sie. "Sechs." Tränen liefen über ihre Wangen. Es tat so weh. "Sieben." Sie wollte, dass es aufhörte. Sie würde alles tun, wenn es nur aufhörte. "Acht", rief der Offizier seelenruhig.
Nach dem vierzehnten oder fünfzehnten Schlag begann seine Stimme zu verschwimmen, ging unter im Tosen des Schmerzes. Sie begriff, was das wirklich Schlimme an dieser Strafe war. Nicht der Schmerz, sondern das Warten auf den Schmerz. Die Gewissheit, dass er immer wieder kam. Und mit jedem Mal schlimmer wurde. Slack! Sie warf sich gegen den Pfosten und schlug sich die Lippen auf, doch das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz an ihrem Rücken. Sie fragte sich, ob da überhaupt noch Haut war. Slack! Sie hörte sich selbst schreien, doch sie spürte es nicht mehr. Slack! Ihre Knie gaben englültig nach und ihr ganzes Gewicht fiel in die Arme, was die Wunden noch weiter aufriss. Slack! Sie spürte wie ihr Blut in den Hosenbund lief. Sie brüllte. Sie wollte nicht sterben. Nicht so. Mit dem Willen zum überleben, stemmte sie sich auf die Füsse, nur um beim nächsten Schlag wieder einzuknicken.
Nach und nach wurde ihr Schreien zu einem Wimmern. Sie zuckte nur noch, wenn die Peitsche traf, denn ihr fehlte die Kraft zu mehr. Schmerz. Er erfüllte ihr Bewusstsein, jede Faser, alles, was sie war. Schmerz. Schmerz. Schmerz. Schwärze. Ein Dämon in einem Tal voller Schnee. Die dunklen Augen sahen sie an. Er hob den Säbel, wie zum Gruss. Das Licht der Sonne blinkte in den Runen.
Wasser. Es drang ihr im Mund und Nase. Sie hustete, würgte. Alles brannte. Jemand verpasste ihr eine Ohrfeige, die ihr den Kopf herumwarf. "Sie ist wieder wach", hörte sie eine Stimme sagen.
"Dann mach weiter", antwortete eine andere. Schritte. Kleiderrascheln. Slack. Sie schrie. "Zweiunddreissig", sagte der Offizier. Sie rang um den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung. Über die Hälfte ist vorbei. Über die Hälfte. Über die.... Slack! Sie konnte nicht mehr. Sei konnte einfach nicht mehr. Sie wollte, dass es aufhörte, egal wie. Sie würde alles tun, alles. Slack! Diese verdammten Arschlöcher! Sie hasste sie dafür, dass sie sie dazu brachten, das zu denken. Sie würde sie umbringen, alle zusammen. Slack! Wenn es nur aufhörte. Irgendwie. Sie wollte sterben, nur um diesem Schmerz zu entkommen. Der Tod war ihr Freund. Sie hoffte, dass er sie endlich erlöste. Slack! Sie wimmmerte. Es war so unfair. Ihr Leben war erst so kurz gewesen. Sie hatte so vieles noch niemals erfahren. Und sie würde niemals dazu kommen. Slack! Diese Schweine! Sie nahmen ihr alles, was sie noch hatte. Slack! Sie wollte nur noch sterben. Sie wollte zu Darez. Sie wollte nicht mehr. Slack! Wieso war er tot? Und wieso musste sie auch sterben, wo sie es endlich vielleicht einmal geschafft hätte, ohne ihn zu leben? Slack! Sie schrie. Sie schrie ihren Schmerz, ihren Zorn, ihren Hass, ihre Verzweiflung. Sie schrie und schrie und schrie. Ihre Kehle schien zu zerreissen, aber sie konnte nicht aufhören mit Schreien, bis alles im Nichts versank.
Sie öffnete die Augen. Da war ein Zelt. Darez sass ihr gegenüber auf der Kante seines Feldbettes. Seine langen, schwarzen Haare flatterten leicht im Wind. "Kleine Ro", flüsterte er und lächelte.
"Darez", flüsterte sie zurück. Ihr Kopf flog herum und schlug gegen etwas Hartes. Sie riss die Augen auf, doch sie erkannte nicht, was vor ihr lag. "Darez", flüsterte sie. Wieder flog ihr Kopf, oder die Welt flog um sie. Sie hatte keinen Körper mehr. Was ihr einmal ihr Körper gewesen war, war nur noch Schmerz. Sie sah Holz. Die Peitsche schnappte und ihr Rücken schien in zwei Teile zu zerreissen. Sie krümmte sich, Schweiss und Tränen tropften zu Boden. Sie sah, dass die Planken unter ihr rot waren. Wieder fuhr die Peitsche nieder und bohrte sich tief in sie hinein. Alles war so hell. Noch ein Schlag. Es blendete. Noch einer. Noch einer. Noch einer. Sie wartete auf den nächsten, doch da war nur Stille. Stille, die in den Ohren dröhnte. Das Seil um ihre Handgelenke wurde locker. Sie fiel. Und der Fall hörte nicht auf.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 19.10.2012 23:49von Randreyah •

Aeron wollte nach dem fünften Schlag gehen, doch sie wurde zurückgehalten von zwei Hauptmännern. "Anordnung des Generals, niemand hat sich zu entfernen, wenn er nicht selber da oben stehen will", raunte ihr einer der Männer zu. Einer der Assassinen entschuldigte sich und nahm ihr ihre Waffen weg. Sie sah zu Boden. Ros Schreie brachten sie beinahe um den Verstand. Sie konnte aber nichts tun. Narum, weiso musste er sie schicken, hatte er das wirklich nicht vorhergesehen. Sie sah, wie einer von Ros Männern, ein blonder Mann, versuchte auf das Podest zu stürmen, aber von drei anderen zurückgehalten wurde.
Fünfzig Peitschenhiebe später, war sie mit ihren Nerven am Ende. "Holt einen Heiler!", befahl sie mit Lauter Stimme, niemand rührte sich. "Einen Heiler verdammt!" - "Ihr habt nicht das R..." - "Ich habe das Recht", unterbrach sie den General scharf. "Holt einen Heiler", wiederholte sie drohend ruhig. Der General sah sie entgeistert an. "Ihr habt das Recht sie zu bestrafen, ich aber das Recht über ihr Leben zu bestimmen. Hier hört eure Befehlsgewalt auf, General", spie sie und spuckte seinen Rang verächtlich aus. Er knurrte, drehte sich um und stolzierte davon.
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RE: Ländereien um den Grünsee
in Dreitan - das Spiel 20.10.2012 00:29von Ro Raven •

Irgendwann kam der Aufprall doch. Die Realität kehrte mit einem harten Schlag zurück, oder zumindest ein Teil von ihr. Sie rang nach Luft und hustete. Ihre Kehle fühlte sich an, als hätte sie ein Reibeisen geschluckt. Sie würgte, krümmte sich und wimmerte, als ihr Rücken in Fetzen zu zerreissen schien. Hände packten sie und drückten sie wieder gerade hin. Die Hände waren kühl auf ihrer brennenden Haut. Sie trug das Hemd nicht mehr, aber das war ihr scheissegal. Alles war ihr scheissegal. Erst als sie darauf biss, merkte sie, dass sie noch immer den Stoffstreifen zwischen den Zähnen hielt.
Stimmen murmelten etwas. Einige davon riefen eine schwache Erinnerung in ihr wach. Andere waren völlig fremd. Zwei weitere Hände legten sich an ihre Seiten. "Seid ruhig", murmelte eine Stimme. "Ich muss mich konzentrieren."
Zuerst geschah nichts. Dann passierte etwas mit ihr. Etwas, das nicht richtig war, überhaupt nicht. Ein Teil von ihr begriff sofort. Magie. Nein!, brüllte sie in Gedanken und wand sich aus dem Griff. Die Hände packten fester zu. Sie schlug um sich. Nein, nein, nein, nein, nein!!!
Plötzlich liessen die Hände los. Sie hörte jemanden keuchen. "Es geht nicht. Sie blockiert." Ein feines Grinsen breitete sich über ihrem schmerzverzerrten Gesicht aus. Irgendwie tröstlich, dass sie über ihren Körper immer noch selbst die Kontrolle hatte.
Dann hörte sie eine Stimme nahe bei ihrem Ohr. "Lass ihn, Ro. Er will helfen." Es war Nesh's Stimme. Und seinen Worten zum Trotz hörte sie genau, dass er den Kerl nicht mochte. Und dass er ihm zutiefst misstraute. Sie schüttelte den Kopf und würgte ein "Nein", heraus.
"Könnt ihr sonst nichts tun?", fragte jemand.
"Nicht viel", antwortete der Mann.
"Dann verschwindet!", sagte Nesh feindselig.
"Soll ich sie nicht wenigstens verbinden?", fragte der Mann unsicher.
"Das können wir selbst", sagte jemand.
Schritte erklangen, dann war es kurz ruhig. Weitere Schritte. Jemand öffnete eine Flasche. "Beiss die Zähne zusammen", sagte Devro. Der Geruch von hochprozentigem Alkohol stieg ihr in die Nase. Sie hörte die Flüssigkeit gluckern, dann traf sie auf das offene Fleisch an ihrem Rücken. Es brannte wie die Hölle. Sie krümmte sich, doch starke Hände drückten sie nieder, bis sie erneut in die Dunkelheit abglitt.
If you're going through hell, keep going.

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