Ro tat nichts um sie am Gehen zu hindern, auch wenn sie es vielleicht gekonnt hätte - sie war sich oft nicht ganz sicher, was sie eigentlich konnte und was nicht - denn sie hatte die Informationen, die sie hatte haben wollen teilweise. Und damit ist die Schuld beglichen, Naja. Komm nicht wieder, denn dann werde ich dich töten.
Sie wartete, bis der Körper leblos aussah, nur noch wie eine Figur aus Lehm, dann rammte sie ihm den Säbel in die Brust, dort, wo das Herz hätte sein müssen. Wie erwartet war kein Leben mehr darin. Sie steckte ihren Säbel weg, verliess den Raum und berichtete denen, die draussen warteten, wie Naja sich ihr entzogen hatte, bevor sie sich auf den Rückweg ins Lager machten.

Zwei Tage später schneite es erneut. Diesmal war es mehr als nur ein weisser Flaum, sondern fünfzehn Zentimeter flockiger, kalter Schnee, der sich auf die Wiesen und Bäume, die Dächer der Häuser von Brimmen und die Zelte der Soldaten legte, und ein kalter Wind, der von den Bergen herab wehte, sorgte dafür, dass er blieb. Ro akzeptierte, dass es Winter wurde, besorgte sich einen Mantel und eine Schaufel und hob in ihrem Zelt eine kleine Grube aus, um Kohlen aus dem Feuer draussen hinein zu legen als Heizung. Dann suchte sie Risk und Alastar und fragte sie, ob sie Lust hätten auf ein paar Übungskämpfe ausserhalb des Lagers. Beide sagten zu und einige weitere Söldner schlossen sich ihnen an. Einige Runden lang fochten sie wie es sich gehörte, aber erwartungsgemäss artete das ganze bald in eine Schneeballschlacht aus, bis alle von oben bis unten weiss gekleistert waren.

Sie nickte nur grinsend, legte ihm einen Arm um die Schultern und erwischte mit dem zweiten Risk, bevor sie entkommen konnte, bevor sie zwischen beiden in Richtung Wirtshaus stolperte - stolperte weil Risk und Alastar es einfach nicht hinbekamen, mit der gleichen Schrittlänge zu gehen.
Sie erwischten einen freien Tisch, der danach ziemlich gedrängt war, weil sich sämtliche Söldner, die bei der Schneeballschlacht dabeigewesen waren, mit dazuquetschten, und bestellten Glühwein und Met, wobei sie automatisch begannen, kleine Wasserlachen auf dem Boden zu hinterlassen, vom Schnee, der ihnen von Kleidern und Rüstung, aus Haaren und Bärten tropfte.

Ro spielte nicht mit, weil sie allgemein selten spielte, wenn es um Geld ging sowieso.
"Was mich wundern würde", meinte irgendwann ein bereits recht angetrunkener Franziskaner und Ro brauchte ein bisschen, bis sie begriff, dass er sie ansprach. "Ist wo verdammt nochmal du dich eigentlich rumgetrieben hast in den letzten Jahren!"
"Wüsstest du wohl gerne", meinte sie und grinste in ihr Bier.
"In der Tat", antwortete er. "Ich hab nämlich mit Elark Feuerkopf drum gewettet und wenn ich recht hab schuldet mir der alte Bastard eine Schenke in Jefra."
Ro verschluckte sich an ihrem Bier. "Wie besoffen wart ihr da?!"
"Ziemlich", meinte Rasnak grinsend. "Mir war selten so hundeelend wie am Tag danach."
"Was hast du gesetzt, wenn ich fragen darf?"
"Meine Schwester."
Ro kamen die Tränen vor Lachen. 'Im Ernst?"
"Todernst", antwortete er glucksend. "Aber die kriegt er eh nicht. Er sagte nämlich, du hättest dich in Nurmen in einen Zuhälter verguckt und eine handvoll Bälger von ihm. Ich mein, echt!"
Ro schlug vor Lachen den Kopf auf die Tischplatte.