Growndrills Pupillen wurden schmal, als er all das hörte. Was ging hier wirklich vor sich? Hatte dieser Zúan-Zwerg den Verstand verloren?
"Einer der nach mehr Macht dürstet", knurrte er dann. "Nach viel mehr macht... Was wollt ihr denn als nächstes tun. Ich nehme an ihr seid nicht in der Lage gegen so viele seiner Verbündeten anzukommen?"

Knurgiv kam sich ziemlich nutzlos vor, während dieses Wesen mit Tasór redete. Außerdem, wenn ihre Leute im Palast wirklich gefangen genommen worden waren, könnte schon in diesem Moment ein Trupp Wachsoldaten auf dem Weg hierher sein - warum standen sie also im Gang herum?

Tasór zögerte mit seiner Antwort. Alles, was er bisher erzählt hatte, war für Zúan recht nutzlos - mit ihren Plänen sah es aber anders aus.
"Wir paar Zwerge hier sind nicht die einzigen, die Widerstand leisten. Oben im Norden werden noch einige Gebiete von uns gehalten. Außerdem haben wir an verschiedene Städte oder Reiche Botschafter geschickt, die Hilfe ersuchen. Außerhalb des Gebirges haben wir aber nicht viele Freunde - Handelspartner ja, aber mit Zúan können diese Reiche genauso gut Handel treiben. Ihnen liegt nichts an erneuten Unruhen.
Was unsere näheren Pläne betrifft - sofern Zúan wirklich tot ist, sind wir einen großen Schritt weiter. Auch in Murgird und der Feste soll es heute Anschläge auf Welfk und Xoqas gegeben haben. Was dort passiert ist, wissen wir natürlich noch nicht. Im günstigsten Fall - wenn die drei Häupter des Putsches tot sind - wird es wohl eine Reihe von Zwergen geben, die an ihre Stelle treten wollen. Und während sie sich noch uneiinig sind, werden wir die drei wichtigsten Städte der Zwerge übernehmen, und unsere Truppen aus dem Norden den Rest erobern. Das einzige Problem bleibt die Armee aus dem Osten - unsere Späher geben gewaltige Truppenmengen an. Reine Übertreibung natürlich, aber wir sollten trotzdem vorsichtig sein."

"Interessanter Plan und so simpel. Ich wünsche euch Glück dabei. Doch sagt, habt ihr die geopfert, die Zúan töteten oder töten sollten? Wenn nicht und die gefangen wurden, wird euer Plan wohl scheitern", meinte er. "Nun, wollt ihr meine Hilfe oder lehnt ihr sie ab?" Irgendwie juckte es Growndrill in den Fingern mitzumischen und diese Armee aus dem Osten bereitete ihm Sorgen. Waren es Menschen oder Zwerge, Elfen oder Dämonen die gerufen wurden? Wenn sie die Grenze, die Berge, überwanden und in Dreitan einfielen, wären sie nicht nur für die hiesigen Zwerge ein Problem... Sein Blutdurst erwachte. Schlachten und Kriege standen schon an der Tür, die Hand gehoben, um anzuklopfen.

"Wir haben sie nicht geopfert!", erwiderte Tasór empört. "Natürlich bestand ein Risiko, dass sie es nicht schaffen würden. Aber eine andere Lösung, die in der kurzen Zeit, die wir hatten, möglich gewesen wäre, wussten wir nicht.
Falls sie es geschafft haben sollten, Zúan zu töten, bleiben ihnen zwei Möglichkeiten: auf dem selben Weg wieder zu verschwinden, auf dem sie gekommen sind, oder sich im Palast zu verbarrikadieren. Wie auch immer, in beiden Fällen sollten wir mittlerweile etwas gehört haben."
In diesem Moment fiel Tasór etwas ein, wobei ihnen das Wesen behilflich sein könnte: Sie könnten dieses Wesen als einen Handlanger von Zúans ausgeben, als Beweis dafür, dass dieser sich mit magischen, unnatürlichen Wesen eingelassen hatte.
"Ihr könnt uns in der Tat helfen! Einen zusätzlichen Mitstreiter in der Armee können wir jederzeit gebrauchen!"

Palast, etwas früher

Der Zwerg fluchte. Sie hatten Zúan verloren. Am Anfang war alles wie geplant abgelaufen: Zúan hatte in Begleitung einiger Leibwächter tatsächlich etwa um die erwartete Uhrzeit den Gang durchquert, der ihnen mitgeteilt worden war, geführt von diesem angeblichen Verräter Corn. Aber dann hatte Zúan es mit eben diesem Corn geschafft, irgendwie aus dem Scharmützel zu entkommen. Die beiden kannten sich im Palast viel besser aus als sie, und so hatte es nicht lange gedauert, bis sie die beiden verloren hatten. Ihre einzige Hoffnung war, dass dieses unnatürliche Wesen aus Rauch Corn angeblich unter Kontrolle hatte und ihn dazu bringen konnte, Zúan umzubringen. Aber warum nicht schon früher? Warum hatten sie alle erst in den Palast eindringen müssen?
Und jetzt mussten sie warten. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die ersten Soldaten vom Brand zurückkehren würden und auf die Leichen der Leibwachen stoßen würden. Und wenn der Palast erstmal wieder voll von Soldaten sein sollte, würden sie keine Chance mehr haben, zu entkommen.
Aber sie brauchten Zúans Leiche. Sie mussten einen Beweis für Zúans Tod haben.
Unruhig ging der Zwerg hin und her. Sie lungerten in einem Gang nicht weit entfernt von der Treppe hinunter in die Lagerräume entfernt herum. Von hier aus war es nicht weit bis zu ihrem Fluchtweg.
Er wollte gerade schon dem Dutzend Zwerge sagen, dass sie den Rücktritt antreten sollten, als etwas um die nächste Wendung des Ganges schwebte. Es bestand aus schwarzem Rauch weshalb die genaue Gestalt nur undeutlich zu erkennen war. Es schien kurze Flügel und einen Schnabel zu besitzen. In den Armen trug es die deutlich fester scheinende Gestalt eines Zwerges.
Der Zwerg ging ihnen mit einigen weiteren Zwergen entgegen, und betrachtete das blutverschmierte Gesicht. Er hatte Zúan nie von nahem gesehen, aber das Gesicht schien mit der Beschreibung übereinzustimmen. Auch ließ die verzierte Lederrüstung darauf schließen.
Die aufgeschlitzte Kehle - aus der glücklicherweise kein Blut mehr herausdrang - sowie die Platzwunde am Kopf waren die einzigen offensichtlichen Verletzungen. Einen Kampf schien es nicht gegeben zu haben.
"Sehr gut", sagte er mit einer Mischung aus Erleichterung und Unbehagen. Warum mussten sie mit solchen Wesen zusammenarbeiten? Zwerge und Magie passten einfach nicht zusammen. Er drehte sich um, froh, dieses Wesen, das nur stumm und regungslos mit der Leiche in den Armen da stand, nicht mehr anblicken zu müssen, und befahl zweien seiner Begleiter, sich den Zwergen zu packen. Sie taten es, wobei sie darauf achteten, das Wesen aus Rauch nicht berühren zu müssen, dann traten sie endlich den Rückweg an.

"Dann sagt mir, was ich tun soll", meinte Growndrill mit einem schmalen Lächeln, sein Blutdurst wurde geweckt. Aber der Zwerg hatte zu schnell eingewilligt. Wahrscheinlich wollte er ihn so gut er konnte gebrauchen und dann wegwerfen. Ihn für seine Zwecke opfern. Doch das könnte schwierig werden, denn Growndrill war kein Narr und äusserst zäh.

Tasór setzte gerade zu einer Antwort an, als er hinter sich ein Geräusch hörte: Die Tür zum Gang wurde geöffnet. Dann rief eine Stimme: "Sie sind zurück. Sie haben ihn."
Erleichterung durchströmte Tasór, und er antwortete dem Wesen: "Fürs erste sollte es reichen, wenn du uns mitteilst, wo du für die Nacht untergekommen bist. Wir werden dir morgen jemanden schicken." Sie verabschiedeten sich, dann gingen Tasór und die anderen zurück in den Hauptraum. Heute Abend würden sie nichts mehr erreichen können, die meisten Bürger schliefen wohl schon. Anders würde es für den nächsten Tag aussehen.

Growndrill sagte ihnen wo er übernachtete, verabschiedete sich und war vor morgengrauen zurück.
Als die Sonne aufging sass er unten und trank Schnaps. Zu seiner Überraschung kam ein verschlafener Maenavry die Treppe hinuntergeschleppt. Er schien recht verwirrt, als er nur Growndrill unten antraf. "Hast du Muirgeahl gesehen?", fragte der Schatten und gähnte. "Wen? Deine Geliebte?", fragte Growndrill nach. "Ja. Wen denn sonst?"
"Ich weiss nicht wo sie ist."
"Merkwürdig", meinte Maenavry. Wo könnte sie bloss sein? Vielleicht draussen? Hatte sie etwas holen wollen? Nun er würde sich gedulden, bis sie zurück war und sie dann fragen.

Alastar hatte einen lausigen Kater, als er aufwachte. Ihm war speiübel, doch er blieb von den Kopfschmerzen verschont. Nun etwas Bewegung würde ihm helfen sein Kreislaufsystem wieder in Schwung zu bringen. Später würde er sich dann um den Finger des alten Dunkelschattens kümmern können. Er hob den Kopf, schnupperte doch bis jetzt schien der Geruch von dem verdorbenen Fleisch nicht aus dem Lederumwickelten Paket gedrungen sein.
Er stiess Ro, die immer noch schlafen im Bett lag mit der Fussspitze an und hielt ihr die Tafel vors Gesicht, als sie die Augen aufschlug. "Lust auf einen Übungskampf? Nichts hilft besser gegen einen Kater, als sich zu bewegen."

(wenn sie einwilligt. kannst du den kampf zusammenfassen. dann kommen wir schneller vorwärts)