RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)
in Dreitan - das Spiel 21.11.2013 23:31von Ro Raven •

"Wir sollten uns erstmal anhören, was die Typen genau wollen", meinte Ro. Sie hatte sich in der Vergangenheit für zu viel dubioses Zeug bereit erklärt, bevor sie überhaupt gewusst hatte, worum es ging. Meistens war es schräg herausgekommen, und meistens hatte es etwas mit Magie zu tun gehabt.
If you're going through hell, keep going.

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)
in Dreitan - das Spiel 24.11.2013 21:44von Arsór •

Zur gleichen Zeit, eine der obersten Terassen
Es war Âraktag, der erste Tag der letzten Woche des scheidenden Jahres, und somit Feiertag. Der Tag läutete eine Reihe von Festtagen ein, die schließlich im Horsanstag, dem ersten Tag des neuen Jahres mündeten. Dem Zwergenglauben nach war dies der Tag des Erwachens der ersten Zwerge, und Jahrtausende später auch die erste Sichtung des Minurtarham bei der Ankunft in Dreitan. Den Zwergenpriestern zufolge begann das Jahr aus diesem Grund am ersten Tag des Aprils.
Traditionell wurde am Âraktag eine uralte Zeremonie abgehalten, bei der der Hohepriester der Stadt dieselbe mitsamt weiteren Gläubigen für eine Woche verließ, um dann am Horsanstag feierlich wieder in die Stadt einzuziehen. Unter den Gläubigen befand sich fast immer auch der König, schließlich war er ja von den Göttern auserkoren, dieses Amt zu bekleiden.
Der Zug startete auf einer der höheren Ebenen, wo auf einem größeren Platz ein Podest errichtet worden war, auf dem nun der Hohepriester mit einigen weiteren hohen Beamten und Adeligen, die mit ihm die Stadt für eine Woche verlassen würden, stand. Der ganze Platz vor dem Podest war gefüllt mit Zwergen, vornehmlich aus dem oberen Stand, aber auch viele ärmere, die darauf hofften, dass der König an die Armen unterwegs Nahrung verteilte, wie es üblich war. Unter den wartenden Zwergen war auch Knurgiv und in der Menge verteilt weitere Rebellen.
Allmählich kehrte Ruhe ein, und der Hohepriester begann mit eintöniger Stimme zu sprechen. Er trug ein wallendes Gewand aus verschiedenfarbigen Tüchern mit Symbolen und Bildern, die verschiedene Götter darstellten. Das Gewand verbarg seinen gewaltigen Leibesumfang nicht.
Er begann mit der üblichen Begrüßungsformel, dann jedoch begann er von etwas gänzlich anderem zu sprechen.
"Ich, der ich von den Göttern zum Amt des Hohepriesters von Kor bestimmt wurde, habe eine Nachricht zu verkünden. Die Götter sind zornig, Horsan schmiedet in seiner Wut so heftig, dass sogar Funken aus seiner eigenen Esse die Himmelsreiche verlassen haben und hier in Kor gestern einen Brand verursachten.
Doch die Götter sind nicht zornig wegen uns tugendhaften Zwergen, nein, ihre Wut richtet sich gegen einige Abtrünnige, die es gewagt haben, ein schreckliches Verbrechen zu begehen. Ein Verbrechen, wie es seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden nicht mehr gegeben hat! Ein Verbrechen, dass bestraft werden muss. Wir alle müssen diejenigen bestrafen, die diese hinterhältige Tat begannen haben.
Am gestrigen Tage ist unser getreuer König Zúan, der über uns in seiner gesamten Herrschaft so weise und so gerecht gewacht hat, in die ewige Schmiede der Götter eingegangen. Er trinkt nun an der Tafel des Kahjna, und wacht nun von dort oben über uns."
Der Junge stürmte in die Taverne. Er ignorierte die verdutzten und amüsierten Blicke der anderen Gäste, sondern blickte sich um. Nach wenigen Augenblicken hatte er schon die gefunden, die er gesucht hatte: Einen Mann mit silbernem Haar, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Elfen hatte.
Er hörte von einem der wenigen anderen besetzten Tische den Ruf: "Komm in 'nen paar Jahren wieder, hier gibts noch nichts für dich", auf den schallendes Gelächter folgte. Der Junge ignorierte den Ruf und sprach den Mann an. "Ich soll euch holen. Ein älterer Zwerg meinte, er hätte euch gestern gesehen und wollte mehr über euch wissen."

RE: Kor (Zwergenstadt am langen See)
in Dreitan - das Spiel 25.11.2013 19:45von Arsór •

Gemurmel breitete sich über den Platz aus, und das, was Knurgiv hörte, war nicht nur Bedauern oder Wut über Zúans Tod.
Der Hohepriester sprach weiter. "Aufgrund dieses tragischen Umstandes wird von heute an die Woche der Festtage zu einer Woche der Trauer und des Fastens. Seid gewiss, dass wir jede Anstrengung..."
Weiter kam er nicht. Ein Ruf ertönte von irgendwo auf dem Platz. "Und was ist mit der Verteilung von Essen?"
Der Hohepriester sah leicht schockiert aus. "Angesichts dieses schrecklichen Verbrechens kann es doch wohl keinen Zweifel geben, dass wir alle eine Woche lang unseren Genuss bändigen werden."
"Wegen wem soll mir mein Essen verweigert werden?" kam die Antwort. "Wegen Zúan? Was hat der je für uns getan? Nur Soldaten gegen unsere Brüder im Norden geschickt und bessere Zwerge als er selbst hinrichten lassen!"
Ein anderer Zwerg trat auf dem Podest vor und schob den Hohepriester zur Seite. Knurgiv erkannte den Hauptmann der Wache, einen stämmigen, aber schon etwas älteren Zwerg, mit langem grauen Haar und Bart. "Solche rebellischen Reden sind hier nicht erwünscht. Hütet eure Zunge, oder es wartete eine Zelle auf euch!"
Jetzt wurden die Proteste vom Platz vielstimmiger. Viel verstehen konnte Knurgiv nicht mehr, aber der Hauptmann brüllte "Ruhe!", und die Menge gehorchte widerwillig. "Es ist der Wille der Götter. Sie sprechen durch den Mund unseres Hohepriesters. Wer von euch will sich gegen die Götter stellen?"
Niemand sagte ein Wort. Es blieb einige Sekunden lang still, dann sprach jemand aus der Menge, und diesmal erkannte Knurgiv die Stimme als die von einen der Ihren. "Wir wollen uns nicht gegen die Götter stellen, sondern gegen euch. Schaut euch den Hohepriestern an! Er hat noch nie erfahren, wie es ist, hungern zu müssen. Aber er verlangt, dass wir es müssen! Welche Götter nehmen solch einen Zwerg als ihren Stellvertreter?" Er redete weiter, über die Ungerechtigkeiten der letzten Jahre, und die Stimmung wurde immer aufgewühlter. Zusätzlich erschienen nach und nach immer mehr Zwerge, die vielleicht von den Ereignissen gehört hatten.
Knurgiv sah erstaunt, dass einige von ihnen bewaffnet waren. Der Hauptmann der Wache versuchte, die Rede zu unterbrechen, wagte es aber nicht, Soldaten in die Menge zu schicken, um den Redner zu ergreifen.
Dann sprach ihr Mann über die Armee, die aus dem Osten kommen würde. "Eine Armee, die uns unter Kontrolle halten soll, keine Zwerge, sondern Menschensöldner, vielleicht auch Dämonen oder Elfen? Welcher Herrscher braucht so eine Armee, um sein Volk unter Kontrolle zu halten? Sie haben ihnen gezeigt, wo unsere Festungen liegen, wie unsere Städte aufgebaut sind! In einigen Monaten sind sie hier, und wenn wir bis dahin nicht Xoqas und seine Leute vertrieben haben, werden sie ungehindert in diese Stadt einziehen!"
Ein Stein flog auf das Podest und verfehlte knapp den Hauptmann und den Hohepriester, die rasch zurückwichen und von ihren Wachen umgeben wurden. Weitere Steine flogen. "Da sind schon ihre Späher! Ergreift sie, unter Folter werden sie alles gestehen!" Er deutete über die Köpfe der Zwerge auf eine Seitengasse, in der - deutlich über die Zwerge hinausragend - plötzlich ein silberhaariges Etwas erschienen war, gefolgt von weiteren unangenehm aussehenden Gestalten. Die Zwerge, die ihnen am nächsten standen, wirbelten herum und zögerten, doch schon nach wenigen Augenblicken stürmte der erste mit einem Dolch bewaffnete Zwerg vor, auf den weitere folgten. Gleichzeitig stürmten die ersten aus dem wütenden Mob auf die Gruppe hochrangiger Adeliger zu, die hastig von ihren Wachen umgeben rückwärts stolperten.
Der Junge führte die Gruppe von Fremden über Treppen und Aufzüge auf eine der höchsten Terassen, bis schließlich ihre Gasse auf einen großen mit Zwergen bevölkerten Platz stieß. Jemand aus der Menge erzählte gerade etwas von irgendwelchen Wesen aus dem Osten. "Wartet hier!", rief er ihnen zu, "ich hole den, der euch sucht!" Dann verschwand er in der Menge.

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