"Soso", antwortete der Zwerg, "wenn ihr unschuldig seid, habt ihr sicher nichts dagegen, dass wir euch in Gewahrsam nehmen, um euch später zu ... befragen?" Die Zwerge bildeten einen lockeren Halbkreis um die Frau.

Der Zwerg hielt sein großes, eisenbeschlagenes Schild so, um den Schlag abzuwehren und hieb gleichzeitig zusammen mit dem Zwergen neben sich nach den Beinen des Wesens. Hinter diesem sah er gerade, wie die zweite Gruppe von Zwergen genauso abgeschlachtete wurde wie die erste, und brennender Hass stieg in ihm auf. Aber egal, wie verbissen er auf das Wesen einhämmerte, er konnte es nicht zurückdrängen.

Die Angst, Verzweiflung und der Tod, die in der Luft hingen, wie düstere Wolken, vernebelten Growndrills verstand. Er war wie ein Süchtiger, der mehr und noch mehr wollte, nicht mehr aufhören konnte, bis der Tod ihn von seinem Streben erlöste. Mehr Blut. Mehr Angst, mehr Betteln, mehr Verzweiflung. Mehr Tod. Er wich den Zwergen jetzt aus und je mehr ihre Wut stieg, desto grösser waren die Hoffnungslosigkeit und Angst in ihrem Blut. Er konnte es riechen, förmlich auf seinen Lippen schmecken. Growndrill war ein Drache unter Zwergen, vergass alles um sich, vergass Ro, Alastar und Machek, vergass wer er war oder wie er aussah. Etwas anderes tief in ihm lenkte ihn, währendem sein Geist schlummerte. Führte sein Schwert und liess ihn das heisse Blut geniessen, welches seine Klinge zum Vorschein brachte. Ein leises Stimmlein in seinem Kopf sagte ihm, was danach geschehen würde, was er sehen würde in dem See aus Blut. Doch es kümmerte ihn nicht, er liess das Bild der eigenen Verzweiflung im See aus Schwärze und Dunkelheit versinken, welcher langsam wie ein lauerndes Tier näher und über die Ufer seines Verstandes kroch, drohte ihn vollends zu verschlingen. Immer schneller stieg der Pegel und drohte zu überschwappen, seinen Geist zu umhüllen und verkleben wie Teer.
Einer der Zwerge stolperte, in dem Moment griff er nach ihm, erwischte sein Gesicht, zog ihn zu sich heran und gebrauchte ihn als Schild gegen einen anderen, dieser sah schockiert seinem sterbenden Kumpanen in die Augen. Der Drache liess ihm gerade so viel Zeit, zu realisieren was er getan hatte, bis er ihm mit einer Drehung den Kopf abtrennte und einem Speer auswich - oder war es eine Hellebarde gewesen? Er machte so weiter, bis er plötzlich stehen blieb und sich eine Klinge in seine Schulter frass. Taub zog er sie raus und schwang sich auf ein nahes Dach.
Das Gefühl, das er gerade verspürt hatte war beängstigend. Kälte und Ruhe und Tod schienen sich in seinem Inneren die Hände gereicht zu haben und einen schwarzen Mantel um seine Seele gelegt. Er starrte auf seine Hand, welche von eingetrocknetem und frischem Blut bedeckt war. Er sah kein Blut, sondern Finsternis. "Wir müssen weg! Raus aus Kor!", brüllte er an Ro gewandt, welche auf dem Dach gegenüber kauerte. "Noch bevor die Armee eintritt!"

Growndrill schnaubte und war mit einem Satz auf demselben Dach wie Ro. "Wenn du hier verrecken willst, schön. Aber ich mache mich jetzt auf den Weg, mit oder ohne euch", knurrte er und deutete mit der Schwertspitze nach unten.

"Deine An...Gut", zischte er und machte sich über die Dächer davon.

Alastar blickte zu Ro rüber. Was verflucht noch mal redete die da? Glaubte sie ernsthaft, die Zwerge würden sie noch als Söldner anheuern, nachdem sie so viele Zwerge abgeschlachtet hatte? In solchen Situationen wünschte er sich eine Stimme zu haben. Hastig kramte er seine Wachstafel hervor und schrieb, "Bring sie bitte zu Verstand. Die Zwerge werden uns niemals anheuern, nach dem hier." Er warf sie dem Magier zu und drehte sich im gleichen Moment um, da er hörte wie Holz auf Holz schlug. Am anderen Ende des Daches, sah er das Ende einer Leiter auftauchen. Er rannte los und packte das Ende der Leiter im selben Moment als ein haariger Zwergenkopf vor ihm erschien. Ohne zu zögern hieb Alastar dem Zwerg die geballte Faust ins Gesicht und stiess die Leiter um. Den wüsten Flüchen und erschrockenen Schreien nach waren schon mehrere Zwerge auf der Leiter. Sie würden sie beim Sturz aber höchstens ein paar Knochen brechen. Umbringen würde sie diese Höhe nicht.

Interessiert beobachtete der Zwerg die Auseinandersetzung zwischen den beiden Fremden. Sie schienen sich untereinander nicht gerade einig zu sein.
In diesem Moment hörte er Rufe und Schreie hinter sich, und er drehte sich um. Zwei große Truppen Zwerge rannten so schnell es in ihrer engen Formation ging auf den Platz. Sie trugen große Schilde und Speere und kamen aus einer breiteren Straße von den unteren Ebenen. Es kam Bewegung in die große Zwergenmenge, die sich um die Gasse versammelt hatte; einige flohen, vorallem die wenigen, die noch von den wenig bewaffneten Bürgern, welche schon anfangs auf dem Platz gewesen waren, geblieben waren, andere stürmten auf die Truppen zu, bemerkten dann, dass sie nicht genug waren, um die Gegner einfach zu überrennen, und blieben in einiger Entfernung stehen. Wieder andere verblieben verwirrt und unsicher bei der Gasse, sie konnten sich nicht entscheiden, ob sie die Fremden verfolgen oder die Truppen attackieren sollten.
Als der Zwerg merkte, dass ihm möglicherweise nicht mehr viel Zeit blieb, antwortete er hastig: "Wenn du für uns kämpfen willst: Da unten sind unsere Feinde! Solange sie die Stadt beherrschen, wird Kor die Armee mit offeneren Toren begrüßen!"

Die Zwerge starrten wütend zu Alastar hinauf. Die Leiter war zerbrochen und er würde für den Moment zumindest Ruhe haben. Er hatte allerdings nicht gehört, was Ro mit den Zwergen besprochen hatte. Er nahm seine Tafel wieder an sich und blickte zu ihr rüber. Sie drehte sich plötzlich um und feuerte ihre Armbrust auf einen Offizier ab.
Die Zwerge schienen keinerlei Anstalten zu machen sie anzugreifen. Er packte seine Hellebarde fester und ging zum anderen Ende des Daches. Dann drehte er sich wieder zu Ro um und lief los. Die Dachziegel knirschten unter seinen Füssen, doch er verlangsamte sein Tempo nicht. Die Dachkante schien einen regelrechten Satz auf ihn zuzumachen und er sprang. Für einen Moment lang segelte er durch die Luft, dann landete er schwer auf dem Dach, auf dem Ro stand. Er stolperte, fiel hin, doch schaffte es sich abzurollen und wieder auf die Füsse zu kommen. "Was ist los? Wieso greifen die dich nicht an? Du hast soeben ein paar aus ihrem Volk getötet. Ist das denen etwa egal?", schrieb er hastig und reichte Ro die Tafel. Anschliessend bückte er sich wieder nach seiner Hellebarde, dabei liess er die Zwerge keine Sekunde lang aus den Augen. Alastar warf einen raschen Blick zu Machek rüber. Der sollte das schon schaffen. Er beherrschte schliesslich Magie. Sicherlich gab es für ihn einen Weg hier rüber zu kommen.