#1671

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 00:01
von Armelion | 4.811 Beiträge

Sie erwachte davon, dass jemand auf ihre Beine fiel. Wütend strampelte sie das Fell weg und sprang auf die Füsse um dem Kerl gehörig die Meinung zu sagen. Sie verstummte jedoch sofort, als sie dass es ein Pärchen war, welches es nicht sonderlich zu stören schien, dass es Publikum hatte. Beide waren noch angezogen, doch das würde wahrscheinlich nicht mehr lange so bleiben. Idril ging aus dem Langhaus raus und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Es war tiefste Nacht. Nur noch die Ausdauerndsten feierten den Sieg des Takr und selbst die konnten kaum noch sitzen. Die Meisten lagen und schnarchten wo sie gerade hingefallen waren. Idril war zufrieden. Sie hatte Glück gehabt, dass das Pärchen sie geweckt hatte. Ansonsten hätte sie höchstwahrscheinlich bis zum nächsten Tag durch geschlafen.
Sie griff sich an die Nase und betastete sie vorsichtig. Sie tat schon nicht mehr so weh. Sollte sie warten, bis sie ganz verheilt war? Sie schüttelte den Kopf. Nein, das wäre dumm. Sie musste jetzt handeln. Schnell und lautlos schlich sie sich in das Zimmer, wo sie normalerweise mit Gudrun schlief. Über die kurze Zeit, die sie bis anhin hier verbracht hatte, hatte sie das Grossmütterchen lieb gewonnen. Trotzdem, das war kein Grund hier zu bleiben. Sie schnappte sich die Kleidung, die sie geschenkt bekommen hatte und zog sich den Mantel an. Er war von dunkelbrauner Farbe und würde ihr immerhin etwas Tarnung in der Nacht geben. Ebenfalls zog sie sich eine Fellmütze über die blonden Haare. Sie schlich aus dem Zimmer raus und lief zu ihrem kleinen Vorratsversteck. Sie grub den Beutel raus und überprüfte nochmals ihren Proviant. Er hatte nicht angefangen zu schimmeln und es waren auch keine Würmer im Brot. Das Trockenfleisch roch ebenfalls noch gut. Sie hatte ihr Versteck gut gewählt. Trocken und im Schatten.
Plötzlich hörte sie Schritte und sie warf sich auf den Boden. Jemand torkelte aus der Halle raus, stützte sich auf dem Zügel eines Pferdes und kotzte geräuschvoll auf die Strasse. Das Pferd schnaubte, riss sich los und zog den Barbaren durch sein eigenes Erbrochenes, was ihm dröhnendes Gelächter von den anderen standhaften Säufern einbrachte. Idril nutzte den Gunst der Stunde und kroch im Schatten am Haupteingang vorbei und schlich durchs Tor raus. Jetzt war sie im zweiten Ring. Soweit sie sich erinnern konnte, war das Gehege mit den Ponys genau nördlich von ihr, doch sie musste zuerst nach Süden. Zu der Schamanin. Sie durfte, nein, konnte nicht Biredhs Flöten zurücklassen.
Niemand war mehr auf den Strassen und sie gelangte ungehindert zum kleinen Haus der Schamanin. Gut 50 Meter davon entfernt versteckte sie ihren Vorratsbeutel unter einem kleinen Haufen Stroh, bevor sie sich hinsetzte und konzentrierte. Sie erinnerte sich an die Lektionen, die sie bei Narum gehabt hatte. Sie musste ihre Gedanken schützen, sie vor einem geistigen Angriff abschirmen. Sie konnte es nicht sonderlich gut, doch sie war sich sicher, dass es vielleicht reichte um unbemerkt in das Haus der Schamanin einzudringen und sich ihre Flöten zurückzuholen. Als sie sich sicher war, dass sie ihre Gedanken abgeschirmt hatte, stand sie wieder auf und schlich vorsichtig auf das Haus zu. Sie war kaum mehr als ein Schatten. Ihre Füsse verursachten keinen Laut auf dem mit Staub bedeckten Weg. Eines der Fenster stand weit offen und sie ging auf Zehenspitzen näher ran. Behutsam stand sie auf und blickte durch das Fenster in das Haus rein. Sie konnte das Bett nicht sehen, doch sie hörte kein Geräusch. Das Bett musste im Nebenraum stehen. Sie zögerte. Sollte sie nachsehen? Idril entschied sich nach kurzem überlegen dagegen. Sie würde nur riskieren irgendwelche Geräusche zu machen. Stattdessen wartete sie beim Fenster und lauschte. Sie hörte nichts. Kein Laut drang aus dem Haus an ihre Ohren. Vielleicht war die Alte gar nicht zu Hause. Fast eine Viertelstunde verharrte sie beim Fenster, bevor sie den Entschluss fasste es zu wagen. Vorsichtig zog sie sich am Fensterbrett hoch und kletterte in das Haus. Ihr Umhang raschelte leise, als er über das Fensterbrett strich, doch das war das einzige Geräusch, das sie verursachte. Irgendwo hier mussten ihre Flöten sein. Sie blickte sich um. Ihre Etuis waren nirgends zu sehen. Mit den Händen strich sie vorsichtig über die Regale. Ihre Finger ertasteten Büschel von Kräutern, Krüge mit undefinierbarem Inhalt, doch keine Etuis. Eine kleine Kiste weckte ihre Aufmerksamkeit und sie schlich darauf zu. Sie warf einen Blick über die Schulter, doch die Türe zum Nebenraum war geschlossen. Die Alte schlief sicherlich tief und fest. Idril fasste den Deckel der Truhe fest und hob ihn vorsichtig an. Es knarzte leise. Sie zuckte zusammen und hielt inne. Wartete auf eine Reaktion, doch nichts geschah. Mit einer Hand hielt sie den Deckel der Truhe fest, während sie die andere durch den Spalt hindurch schob und ins innere Griff. Es raschelte. Trockene Blätter waren dort drin, mehr nicht. Verärgert biss sie sich auf die Lippen. Wo waren ihre verdammten Flöten?

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#1672

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 00:10
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Brichst du immer nachts in fremde Häuser ein?"
Die schnarrende Stimme der Schamanin kam aus einer dunklen Ecke des Raumes, und im nächsten Moment flammte ein Funken auf und entzündete eine kleine Lampe. Die alte Frau sass eingewickelt in einen Berg Felle, dass man sie kaum von letzteren unterscheiden konnte.


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#1673

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 00:13
von Armelion | 4.811 Beiträge

Idril stiess einen erschrockenen Schrei aus, liess den den Deckel der Truhe los und klemmte sich prompt die Fingerspitzen ein. Sie fluchte und steckte sie sich in den Mund. Einen Moment lang dachte sie daran zu fliehen, doch dann überlegte sie es sich anders. Die Frau hatte ihre Sprache gesprochen. "Ich will meine Flöten.", nuschelte sie um ihre Finger herum und funkelte die Schamanin böse an. Der gewünscht Effekt wurde ein wenig davon abgeschwächt, dass sie eine zu grosse Fellmütze trug und noch immer ihre schmerzenden Finger im Mund hatte.

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#1674

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 00:28
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Du wirst sie bekommen, wenn du älter bist", antwortete die Frau. Ihr Blick schien fern, durch Idril hindurchzugehen.


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#1675

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 00:32
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Ich will sie jetzt! Ich will weg von hier!" Idril nahm die Finger aus dem Mund und stampfte mit dem Fuss auf. "Ich zurück zu meinem Papa. Er ist irgendwo im Osten. Ich weiss es! Mit den Flöten bin ich sicher, also gib sie mir, du alte SCHACHTEL!" Das letzte Wort brüllte sie.

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#1676

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 00:49
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Frau krümmte die Finger und eine schillernde Schicht legte sich um Idril wie eine zweite Haut aus zähflüssigem Sirup, der ihre Bewegungen langsam machte und ihre Stimme dämpfte. "Pass auf dein Mundwerk auf, Mädchen. Setz dich, und wir reden."


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#1677

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 09:42
von Armelion | 4.811 Beiträge

Idril drückte mit aller Kraft gegen die schillernde Schicht, doch es nützte nichts. Sie bewegte sich so langsam wie eine Schnecke. Erst als sie sich anstellte sich auf die kleine Kiste zu setzen, löste sie sich ein wenig, damit zumindest dieser Vorgang ein wenig schneller vonstatten ging. "Worüber willst du reden?", fragte Idril und verschränkte trotzig die Arme.

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#1678

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 11:53
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Wohin hast du vor zu gehen?"


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#1679

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 11:57
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Nach Osten.", erwiderte Idril. "Zu meinem Vater."

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#1680

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 05.08.2016 14:31
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Weisst du, wo er ist? Weisst du, wie du da hin kommst?"


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