#1621

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 07.01.2016 03:53
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Rückreise dauerte lange, denn sie hatten viele Verwundete zu Transportieren, und noch mehr Tote, die die Pferde auf grobe Holzgitter gestapelt hinter sich her durch den frisch gefallenen Schnee zogen. Sie hatten gesiegt, aber zu welchem Preis? Trigar war so gut wie Herr über die Barbarenlande. Aber Veray kümmerte es nichtmehr. Alles, woran er dachte, war das Versprechen des Mädchens, an Tanue, an Ran.
Er ritt neben Lesir, den sie ebenfalls auf einem Holzgestell zogen, in Felle gepackt. Die meiste Zeit hielt er die Augen geschlossen nur dann und wann zuckte Schmerz über sein Gesicht, wenn die Ende der Holzbalken über eine Bodenwelle sprangen. Er war totenbleich, fast durchscheinend. Veray riss den Blick von ihm los und konzentrierte sich wieder auf das Pferd unter seinem Sattel, das er sich nicht gewohnt war. Der Atem von Dämon und Tier bildete Wolken in der nach dem Kälteeinbruch klirrenden Luft, und er frohr gotterbärmlich in seiner Rüstung ohne Tunika. Nicht, dass er nicht bereits den halben Winter so herumgelaufen war. Und er hatte kaum gefroren. Die Schatten waren ein Bergvolk, kalte, schneereiche Winter gewohnt. Aber die Wunde, die der Pfeil in seine Schulter gerissen hatte, machte ihm zu schaffen, mehr als er vor irgendjemandem zugegeben hätte. Er wagte kaum noch den Arm über Schulterhöhe zu heben, weil es so wehtat. Aber jetzt zu jammern brachte niemandem etwas. Er musste einfach zusehen, dass er genug ass und im Sattel blieb.
Sie wurden mit Jubel und Wehklagen gleichermassen willkommen geheissen. Als Trigar aus dem Sattel sprang und die Zügel einem seiner Männer in die Hand warf, kam ihm seine Frau entgegengerannt. Sie schlang die Arme um ihn, tastete ihn ab, fragte ihn, ob er verletzt sei, aber er beachtete sie kaum, antwortete nur knapp auf ihre Fragen, und liess sie dann stehen, während er auf die Halle zuschritt. Verloren stand sie einige Augenblicke lang inmitten des Tumults der heimkehrenden Krieger und wehklagenden Hinterbliebenen, dann fand ihr Blick Veray, der neben seinem Pferd stand. Er erwiderte ihn, sah ihr direkt in die Augen, und er zeigte ihr den Schmerz dahinter. Einen Moment lang schien sie verwirrt. Dann glitt ihre Aufmerksamkeit hinter Veray, sie sah Lesir auf der Bare und ihre Augen weiteten sich. Ohne ein Wort zu sagen drehte sie sich um und ging.
Veray starrte ihr nach, bis er eine Hand auf seiner Schulter spürte. "Lass mich nach deiner Wunde sehen, Veray", sagte Jirakha, sanft, aber mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. "Und du brauchst Schlaf. Du bist fast so weiss wie dein Bruder."
Veray wollte einen Moment lang widersprechen. Aber schliesslich gab er nach, und folgte ihr in eines der Langhäuser.


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#1622

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 13.01.2016 04:58
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Er erwachte aus einem wirren Traum und spürte einen Arm um seine Taille geschlungen. Ran, wisperten seine Gedanken einen Augenblick lang, verlockt durch die Wärme und die Vertrautheit der Berührung, aber ihm wurde schnell bewusst, dass es unmöglich Ran sein konnte, und er rollte sich zur Seite, richtete sich blitzschnell auf und packte den Arm. Jirakha sah ihn einige Augenblicke lang verschlafen und verdutzt an, dann lächelte sie milde. "Keine Sorge", meinte sie leise. "Ich hab nichts getan, was deinen Prinzipien widersprechen würde. Du hast nur gezittert vor Kälte."
Wortlos liess er sich zurück auf das Fell fallen, zog die Decke wieder über sich und starrte hinauf, ins dunkle Dachgebälk. Es bezweifelte, dass es die Kälte gewesen war, die ihn hatte zittern lassen, zumindest nicht die im Raum, obwohl die Luft unangenehm kühl war. Sein Schlaf war durchzogen gewesen von Träumen, Möglichkeiten einer Zukunft. Einer, die ihm Angst machte. Und von der er sich fragte, ob sie nicht unvermeidlich war. Er konnte es nicht wirklich als Albtraum bezeichnen. Da waren keine Monster gewesen, niemand getötet worden, der ihm wichtig war. Das Böse in diesen Träumen war er selbst gewesen. Eine zukünftige Version von ihm, mit einem Herz so kalt wie Eis. Er fragte sich, was passieren musste, damit er so werden würde. Ob es nicht am Ende nicht sehr wenig brauchte. Er hatte Angst davor. Angst davor, so zu enden, wie Vakra. Sie waren sich zu ähnlich, als dass er es hätte ausschliessen können. Und die Kälte in ihm, als er zugesehen hatte, wie sie die Frauen und Kinder töteten, zu tief, um sie zu leugnen.
Jirakha legte wieder den Arm um ihn und er liess es zu, ohne die Umarmung zu erwidern.


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#1623

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 19.01.2016 16:44
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie sassen zusammen beim Essen in der Halle am nächsten Morgen. Lesir ging es etwas besser - er war unglaublich zäh und klammerte sich ans Leben mit aller Kraft, die er aufbieten konnte - und sie hatten ihn mit einem Stapel Felle auf einen der Bänke an der Seite gebracht, damit er nicht alleine in einem der kalten Langhäuser liegen musste, und Jirakha versuchte ihm Suppe einzuflössen. Orwl sass neben ihn am Tisch, gefesselt wie immer, und sagte nichts. Er war je länger je schweigsamer geworden in den letzten Wochen, und gemäss Elira hatte er kaum jemals ernsthaft versucht zu entkommen. Vielleicht hatte er aufgegeben.
"Wann werdet ihr gehen?", fragte die Elfe leise.
Veray sah sie an. "Du wirst nicht mitkommen?"
Sie schüttelte den Kopf. "Ich habe keinen Grund, nach Tanue zu gehen."
"Was wirst du dann tun?"
Sie zuckte mit den Schultern, als würde es sie überhaupt nicht interessieren.
"So bald wie möglich", antwortete er.
Er hatte sein Frühstück eben beendet und den Löffel zur Seite gelegt, als er die Braut des Takr sah. Sie stand etwas abseits des Tisches, an dem ihr Mann mit seinen Getreuen sass und speiste und winkte ihm, herzukommen. Wortlos stand er auf und und durchquerte die Halle, um zu ihr zu gelangen. Sie sprach erst, als er nahe genug war, dass niemand anderes sie hören konnte. "Du hast dein Versprechen gehalten." Ihr Blick flackerte. "Es tut mir leid, was deinem Bruder passiert ist."
Veray erwiderte nichts.
"Ich habe gesagt, ich werde mich dafür einsetzen, dass du gehen kannst", fuhr sie fort und biss auf ihre Unterlippe. Es war eine Geste, die so unsicher wirkte, wie die eines Kindes. Und doch begriff er in genau diesem Moment, dass er sich geirrt hatte. Sie war nicht das kleine, schutzbedrüftige Mädchen, für das er sie gehalten hatte, und dessen Angst er für seine Zwecke genutzt hatte. Sie mochte noch nicht einmal voll ausgewachsen sein, aber sie war eine Frau. Eine Frau mit eigenen Zielen, die sie verfolgte und durchsetzte. Er hatte sich geirrt. Sie hatte ihn benutzt. Ihm war klar, was sie sagen würde, bevor sie es tat. "Der Krieg ist noch nicht zu ende. Es gibt viele, die ihm den Tod wünschen. Ich kann nicht zulassen, dass er stirbt."
Sie lächelte entschuldigend, dann drehte sie sich um und ging.
Er spürte, wie der Zorn in ihm hochkochte, und ballte die Fäuste. Er wollte ihr ins Gesicht schlagen. Sie hatte ihn belogen, von anfang an. Er war ihretwegen in den Krieg gezogen, und er hatte Lesir mitgenommen. Ihretwegen war Lesir fast tot. Für eine Lüge. Für eine verdammte Lüge! Aber er konnte es nicht. Nach allem war sie doch nur ein Mädchen, eine junge Frau, die verzweifelt versuchte den Mann zu schützen, den sie liebte, und der selbst zu dumm war es zu tun. Er konnte sie verstehen. Er hätte das selbe getan. Nein, nicht ganz. Er hätte sich nicht hier stehen lassen. Zu grosses Risiko. Nur weil ich ihn geschützt habe, heisst das nicht, dass ich ihn nicht jetzt töten kann. Ein Mann für einen Bruder, wie wäre das?
Er biss die Zähne zusammen und schob den Gedanken beiseite. Damit war niemandem geholfen. Was zählte, war, dass er Lesir schnell genug nach Tanue brachte. Sie würden einen Weg hier heraus finden. Langsam öffnete er seine Fäuste und bemerkte dabei den Egraz an der Wand der Halle stehen, mit dem Rücken an einen Balken gelehnt und sich mit einem Barbaren unterhaltend. Also duldete ihn Trigar jetzt hier. Naja, auch egal. Vielleicht wüde er den Mann später abpassen und ihn fragen, wie es in Tanue aussah. Ob es möglich war, dass sie ein paar Tage früher kamen.
Mit immer noch zusammengebissenen Zähnen drehte er sich um und machte sich auf den Rückweg zum Tisch. Er hatte die Hälfte der Distanz zurückgelegt, als ein Scheppern ihn herumfahren liess.


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#1624

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 21.01.2016 02:07
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Eine Moment lang begriff er nicht, was sich vor seinen Augen abspielte. Es schien, als wäre die Hölle losgebrochen am Tisch des Takr. Der Tisch war umgeworfen und Essen und Geschirr flog in den Raum und zerschellte aneinander, während mehrere Männer brüllten und Frauen kreischten. Die Haare eines Mannes hatten Feuer gefangen von einer geworfenen Kerze und er versuchte sie schreiend auszuschlagen, während alle anderen nicht sicher schienen ob sie auf das Zentrum des Getümmels zu oder von ihm weghechten sollten. Veray sah einen Mann auf einer Bank stehen, mit einem Schwert in der Hand. Er erkannte ihn als den, der mit dem Egraz gesprochen hatte, und plötzlich wurde ihm klar, dass er ihn bereits vor der Schlacht mit dem Falken hatte reden sehen. Er begriff, und in den Vergangenen Wochen und Monaten hatte er die Aufgabe, Trigar zu schützen, so verinnerlicht, dass er reflexartig reagierte. Mit den Schultern stiess er die Barbaren vor sich auseinander und rannte auf den Tisch zu, während er an der Doppelklinge auf seinem Rücken riss.
Aber dieses Mal war er zu langsam. Der Mann sprang vor, sein Schwertarm fuhr nieder und Blut spritzte. Eine Frau schrie auf und Trigars Kopf rollte zwischen die am Boden verteilten Teller und Becher. Dann geschah alles auf einmal. Der neue Takr brüllte und drehte sich zu ihm um und plötzlich spürte Veray, dass jedermanns Augen auf ihm lagen und begriff, dass er Freiwild war. Er war ein Ausseinseiter und Trigar zu Treu gewesen, als dass man ihn hätte Leben lassen können. Er liess die Doppelklinge nach vorne wirbeln, um die Barbaren auf Abstand zu halten, und hörte irgendwo Jirakha schreien, im selben Moment deutete der blutüberströmte Mörder Trigars auf ihn und brüllte zum Angriff. Im nächsten ragte ihm ein Messer aus der Brust.
Veray stand einen Moment lang wie erstarrt und entging nur mit Mühe einem Keulenhieb, bevor er mit der Doppelklinge einmal zur Seite flackerte und dabei irgendetwas traf und durchtrennte, und sich so wieder etwas Abstand verschaffte, ohne hinzublicken. Der Anblick am Tisch war zu surreal, als dass er seine Augen hätte davon lösen können, denn er sah niemanden hinter dem Mann stehen, der Blut würgend dastand und verständnislos versuchte sich irgendwo festzuhalten. Das Schwert entglitt seinen Fingern und fiel neben Trigars Leiche ins Blut. Dann stolperte er und stürzte vornüber über die umgekippte Tischkante und Veray sah wer das Messer geführt hatte. Es war das Mädchen.
Das Gewicht des Mannes hatte ihr den Dolch aus der Hand gerissen und sie beugte sich über ihn und zerrte hektisch daran, um es aus seinem Rücken freizubekommen, aber es schien sich in den Rippen verkantet zu haben. Verwirrte und wütende Rufe schallten durch den Raum und mittlerweile hatten die meisten ihre Waffen gezogen. Veray schossen Jirakha's Worte über ihre eigene Vergangenheit durch den Kopf, und ihm wurde schlagartig klar, dass die junge Frau nicht so glimpflich davonkommen würde wie sie. Und nach allem war sie doch nicht viel mehr als ein Kind, das ein weiteres unter dem Herzen trug. Er brauchte nicht lange nachzudenken. Sie verdiente es nicht, so zu sterben.
Mit einem Schrei schwang er den Speer über dem Kopf, um die Angreifer zurückweichen zu lassen, wobei er versuchte den stechenden Schmerz zu ignorieren, der dabei durch seine Schulter schoss, und sprang auf das Podest. Innert eines Atemzuges war er bei ihr und schlug den ersten der Angreifer zurück, der sie beinahe erreicht hätte, wobei er ihm eine klaffende Wunde quer über der Brust hinterliess. Scherben knirschten unter seinen Stiefeln, als er sich einen festeren Stand suchte, mit dem Rücken zum Tisch und dem Gesicht den nächsten zugewandt. Er hatte drei von ihnen verletzt oder getötet, bis sie einen Moment lang zurückwichen, und er zögerte nicht. Ihm war klar, dass er hier alleine keine Chance hatte, wenn sie sich in den Kopf setzten, sie beide umzubringen, aber wenn er es schaffte, zu Dreqi und Jirakha durchzudringen, konnten sie einen Verteidigungsring bilden. Er täuschte einen Angriff vor, schnellte aber zurück und drehte sich zum Mädchen um. Sie hatte den Dolch mittlerweile frei bekommen und er streckte die Hand nach ihr aus, um sie sicher mitzuziehen, aber zu seiner Überraschung wich sie ihm mit einem Schritt rückwärts aus. Sie hob die blutige Hand mit dem Dolch und starrte ihn kalt an, dann glitt ihr Blick hinunter zum Kopf ihres Mannes und für einen Moment lang nahm er einen fast zärtlichen Ausdruck an. Veray verstand zu spät. Sie holte aus und stiess sich das Messer in die eigene Brust.
Er hörte das Klirren seiner eigenen Klinge auf dem Boden und kauerte neben ihr. Sie hatte zu schlecht getroffen, um sofort tot zu sein, aber dem Röcheln aus ihren Lungen war anzuhören, dass sie innert zwei, drei Minuten an ihrem Blut ersticken würde. Er schob einen Arm unter ihrem Rücken durch und stützte sie, um ihr das Atmen etwas zu erleichtern. Ihre Tat hatte die meisten der Angreifer so unerwartet getroffen, dass sie geschockt dastanden, und einen Moment vergessen zu haben schienen, was sie eigentlich wollten, was Veray vermutlich das Leben rettete, und dann hörte er Jirakhas "Jayaaaa!" und das Sirren ihrer Schnurklinge, als sie die anderen auf Abstand hielt. Aber es drang nur am Rande zu ihm durch, während er dakniete, das sterbende Mädchen in den Armen. Am liebsten hätte er sie geschüttelt und angeschrien. Was hast du dir dabei gebracht?! Was ist mit deinem Kind?! Du tötest es mit dir!! Wie kannst du? Wie kannst du?! Aber er tat es nicht. Er hätte ohnehin kein verständliches Barbarisch hingebracht. Ihr Atem kam jetzt schnappender und panischer und sie spuckte Blut, die Augen verdreht und der Körper geschüttelt vor Schmerz. Sie rang verzweifelt röchelnd nach Atem und würgte gleichzeitig, dann packte sie seine Hand auf ihrer Schulter und sah sie ihn an, flehend. Er biss die Zähne zusammen und schloss einen Moment die Augen. Dann riss er das das Messer mit einem Ruck aus ihrer Brust und stiess es zwei Rippen weiter oben wieder hinein.
Sie krümmte sich nocheinmal, dann erschlaffte ihr Körper und ihre kleine Hand glitt von seiner, eine blutige Spur hinterlassend. Er liess sie sanft zu Boden gleiten und packte seine Waffe, während er aufstand. Das merkwürdige Gefühl befiel ihn, dass er irgendetwas verpasst hatte, denn es schien, als würde eine Menge Leute im Raum Jirakha anstarren, aber sie packte nur seine Hand und zog ihn mit sich, wobei ihre Schnurklinge zurückweichen liess, wer nicht von sich aus Platz machte. Die Stimmung war nach wie vor geladen und wirr und es klang, als würde hinter ihnen der nächste Tumult losbrechen, als sie ihn schnell aus der Halle zerrte.
"Die anderen...?"
"Hier", antwortete sie knapp und lief auf ein Langhaus zu.
Tatsächlich stand drinnen Elira bereit, wachsam. Lesir sass auf einer Bettkante, mit schmerzverzerrtem Gesicht und an einen Pfosten gelehnt, während Dreqi einen starren Verband um seinen Oberkörper festzurrte. "Was...?", begann Veray, aber wieder wurde er von Jirakha unterbrochen, während sie zu Dreqi eilte, um ihm zu helfen. "Ihr müsst weg hier. Pack deine Sachen."
Veray beugte sich über sein Gepäck, dann fiel ihm auf, wer fehlte. "Wo ist Orwl?!"
"Hier", antwortete eine ihm unbekannte Stimme aus dem Dunkel im Hinteren Teil des Raumes, und als er genauer hinsah, erkannte er erst den Egraz mit seinem Bogen auf dem Rücken und dann eine Gestalt, die am Boden lag. "Was..."
"Er hat versucht zu verschwinden", erklärte Elira. "Aber Oriel war so freundlich ihm ins Bein zu schiessen, um ihn aufzuhalten, und ihn dabei fast zu vergiften." Sie klang nicht sonderlich begeistert.
"Der Orden lernt schnell", antwortete Oriel lächelnd. "Auch von einer kleinen Giftschlange wie dir. Er wacht in ein paar Stunden wieder auf."
"Wir haben keine Zeit zum Palavern", unterbrach sie Jirakha in der Sprache der Barbaren. "Schafft ihn raus. Dreqi ist die Pferde holen."
"Reitet sofort nach Tanue", sagte der Egraz knapp und leise, nur an Veray gewandt. "Egal zu welcher Tageszeit ihr es erreicht. Ihr werdet erwartet."
Er nickte knapp und drehte sich um, um den anderen zu folgen.
Tatsächlich stand Dreqi bereits da, als sie nach draussen traten, mit drei Tieren. Über eines warfen sie den gefesselten Orwl und banden ihn fest, in den Sattel des zweiten hoben sie Lesir, nachdem er ihnen versichert hatte, sich wenn es sein musste für einige Minuten dort halten zu können, dann packten sie sie am Zügel und liefen hastig zum Tor. Die Wachen wollten ihnen erst nicht öffnen, aber Jirakha brüllte sie in Grund und Boden, bis sie es taten. Draussen wollte sich Dreqi hinter Lesir in den Sattel zu schwingen, aber Veray bedeutete ihm das freie Tier zu nehmen. "Du bist kampftauglicher als ich", meinte er knapp und deutete auf seine verletzte Schulter. Dreqi nickte nur und stieg auf.
Veray drehte sich zu Jirakha um. "Du?"
"Ich bleibe und halte euch den Rücken frei", antwortete sie.
"Aber..."
"Ich kann auf mich aufpassen." Ihre Blicke begegneten sich und er fragte sich, ob die junge Frau des Takr vielleicht nicht die einzige gewesen war, die er unterschätzt hatte. Wie sie da vor ihm stand, barfuss im Schnee und mit kaum mehr am Leib als ein bisschen Leder und ihren Waffen, funkelte in Jirakhas Augen etwas, das mehr war als Mut und Freundschaft. Ehrgeiz. "Macht, dass ihr fortkommt."
Er nickte knapp. Dann sah er Elira an.
"Ich hab gesagt ich bleib", bemerkte die Elfe knapp.
Er nickte abermals, dann befahl er Lesir sich festzuhalten und schwang sich hinter ihm in den Sattel. "Vielleicht sieht man sich irgendwann wieder."
Jirakha gab seinem Pferd einen Klaps, damit es sich endlich in Bewegung setzte, aber als er sich nach einigen Schritten noch einmal umdrehte, sah er, dass sie lächelte und winkte.
Dann wandte er sich nach vorne.

-> weiter in Tanue S. 143


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#1625

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 06.07.2016 08:43
von Armelion | 4.811 Beiträge

(Idril, reich im osten s. 10)

Ende April

Es rauschte um sie herum. Hitze strömte über ihre Haut. Bevor sie hart auf den Boden geschlagen wurde. In ohrenbetäubendes Donnern liess ihre Ohren klingeln und dann wurde alles um sie herum schwarz.

Die fünf Reiter blickten zum Himmel hoch, als ob sie befürchteten, dass noch ein Blitz einschlagen könnte. Sie sassen auf den für die Gegend typischen struppigen Ponys, welche ihre Reiter mit sicherem Tritt zum Ort des Blitzeinschlags brachten.
"Grüner Himmel.", murmelte einer der Reiter. "Ich sage dir das war nicht natürlich. Das war ein Zeichen."
Der Reiter, der neben ihm sass, ein dünner schlaksiger Kerl, hätte ihm gerne widersprochen, war sich aber selbst zu unsicher. "Lass uns einfach nachsehen was es mit dem grünen Blitz auf sich gehabt hat.", erwiderte er. "Ob es von einem Gott kam, können wir später bestimmen."
"Wir sollten gar nicht erst hier sein. Der Blitz hat in Richtung des Nachbardorfes eingeschlagen. Es ist ein Zeichen. Wir sollten gegen sie in den Kampf ziehen. Die Götter sind uns wohlgesonnen.", meinte ein bärtiger Mann.
Sie stritten sich weiter, was der Blitz wohl zu bedeuten habe, als der vorderste Reiter plötzlich sein Pferd zügelte. "Da liegt ein Kind!", rief er aus und sprang vom Rücken seines Tieres. Die anderen folgten seinem Beispiel, nahmen jedoch ihre Waffen mit. Zwei richteten ihre gespannten Bögen auf die kleine reglose Gestalt, welche inmitten des Kraters lag. Ascheflocken fielen von den Schultern des Kindes und es hob blinzelnd den Kopf. Ein grünes und ein blaues Auge betrachtete verwirrt die 5 Krieger, die sie umkreisten. Sie sagte etwas in einer fremdklingenden Sprache und dei der erste Reiter trat schnell einen Schritt zurück. "Spitze Ohren und Feenaugen.", murmelte er. "Ein Kind der Götter. Sie wurde vom Himmel herabgesandt."
"Unsinn.", sagte einer der Bogenschützen, doch seine Hand zitterte verdächtig. "Das ist einer der Spitzohren. Wir haben voriges Jahr einen davon bei einer Karawane erschlagen, die sich weigerte dem Takr seinen Anteil zu geben."
"Und warum ist sie dann auf einem Blitz vom Himmel geritten?", entgegnete der Schlaksige. "Das Spitzohr blutete ganz normal, nachdem wir zwei Pfeile auf ihn abgeschossen hatten und ausserdem sah er auch ein wenig anders aus. Schaut euch die Strähne in ihren Haaren an. Das ist nicht normal. Ich finde wir bringen sie zum Takr, er soll bestimmten was mit ihr geschehen soll."
Die anderen nickten zustimmend. Drei von ihnen traten auf das Mädchen zu. Das Mädchen war mittlerweile aufgestanden, doch ihre Knie schlotterten so sehr, dass sie kaum stehen konnte. Sie schien am ganzen Körper zu zittern, ob vor Angst oder Erschöpfung konnten die Krieger nicht sagen. "Packt die Waffen weg", befahl der erste Reiter und die anderen folgten seinem Befehl. "Holt eine Satteldecke und packt sie ein." Der Bärtige eilte zu seinem Pferd und holte eine grobgesponnene Wolldecke. Ohne gross Federlesens, packte er das Mädchen am Oberarm und hielt es fest, während der Schlaksige das Tuch um den mageren Körper wickelte. Sie banden eine lockere Schnur um den Oberkörper und die Füsse, bevor sie das Kind quer über den Sattel legten. Bevor sie jedoch zurückritten, entdeckte der Schlaksige noch einige Etius und einen Stock auf dem Boden. Ein wenig verwundert, dass diese Dinge nicht verbrannt waren, packte er sie wieder ein und schwang sich auf's Pferd. Der Takr würde entscheiden, was mit dem Mädchen geschehen sollte. Sicherlich würde er es irgendwann zu seiner Geliebten machen wollen, sobald es alt genug war. Einen Sohn oder eine Tochter mit göttlichem Blut in den Adern konnte ihrem Stamm nur zum Vorteil gereichen.

(Das Nachtauge könnte ja bald verschwinden, da Idril zu weit weg ist um ihm Energie zu geben, die die sie ihm gegeben hat, könnte nur für eine bestimmte Zeit reichen)

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#1626

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 07.07.2016 01:09
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Gestalt sass mit geschlossenen Augen auf den Felsen. Der Stab ihres Vaters lag neben ihr. Der Wind der Sturmwolken in der Ferne liess ihre Haare zittern. "Farmari", sagte sie, ohne die Augen zu öffnen. "Bring mir ein Pferd."
Der Junge hinter ihr stand wortlos auf und ging.


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#1627

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 07.07.2016 01:34
von Armelion | 4.811 Beiträge

Das Tor in der Palisade wurde aufgezogen und die Männer riefen den Wachen einen Gruss zu, bevor sie weiterzogen in Richtung Langhaus des Takr. Er würde ihren Fang sicherlich freudig begrüssen. Eine Gesandte der Götter auf ihrer Seite zu wissen, war schliesslich eine grosse Ehre.

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#1628

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 07.07.2016 01:45
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

(den Takr darfst gern du schreiben, hatte zu viel mit den Typen zu tun /).( )

Die Gruppe wurde neugierig beäugt und einige Stimmen riefen ihnen Fragen zu, die mehr oder weniger spektakulär beantwortet wurden, was teilweise Gelächter, teilweise gehobene Augenbrauen als Antwort hervorrief. Eine Gestalt mit Kapuze und Bogen auf dem Rücken trat aus einem der Langhäuser, um zu sehen, was da so interessantes vor sich ging, und folgte der Gruppe nach einigen Augenblicken in die Halle des Takr.


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#1629

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 07.07.2016 10:17
von Armelion | 4.811 Beiträge

Der Takr war ein Mann im mittleren Alter. Er hatte dunkelbraune Haare und einen schwarzen Vollbart, welcher ihm bis zum Brustbein runterreichte. "Was bringst du mir Frekur?", fragte er, als er einen tiefen Zug aus einem hölzernen Pokal nahm.
"Eine Gesandte des Himmels.", erwiderte der erste Reiter und legte das sich mittlerweile zappelnde Bündel auf den Boden vor dem Takr. "Es ist ein Kind, ein Mädchen. Wir fanden sie mitten im Krater wo der Blitz eingeschlagen hatte. Bevor dies geschah wurde der Himmel grün und der Blitz war hatte genau die gleiche Farbe. Meine Gefährten können dies bezeugen." Die anderen Reiter nickten zustimmend.
Der Takr stand auf und kam von dem kleinen Podium herunter. Er drehte das kleine noch immer zappelnde Bündel mit dem Fuss auf den Rücken und runzelte die Stirn.
"Sie hat Feenaugen und diese rote Haarsträhne muss ebenfalls ein Merkmal sein. Erinnert euch nur an die Geschichten über die Götter. Diese hatten auch immer eine andersfarbige Strähne.", sagte der Schlaksige. "Sie ist nicht gefärbt." Er griff hinunter und prompt, biss ihm das Mädchen mit aller Kraft in die Finger. Der Schlaksige fluchte und alle um ihn herum begannen zu lachen.
"Nicht sonderlich gut erzogen euer sogenanntes göttliches Kind.", lachte der Takr. Er beugte sich runter, packte das Mädchen am Kragen und riss es hoch in die Luft. "Holt die Schamanin. Sie soll sich das Balg mal anschauen. Gebt der Rotznase bis dahin Kleidung und legt ihr einen fünffach geflochtenen Lederriemen um den Hals. Niemand soll sich einen Spass mit ihr erlauben." Sein Blick richtete sich auf einige Krieger. "Bis die Schamanin kommt, könnt ihr sie den Weibern geben."
Frekur nickte und warf sich das Kind ohne viel Federlesens über die Schulter. Die Frauen die zum Takr gehörten, sassen vor dem grossen Langhaus und spannen. Ohne grosse Zeremonie, stellte Frekur das Mädchen auf den Boden vor den Frauen und übermittelte ihnen die Befehle des Takr. Bevor er ging, drehte er das Balg um und schaute ihr in die Augen. "Nicht weglaufen!", sagte er barsch. Das Mädchen schaute ihn nur aus ihren grossen Augen an und gab keinerlei Reaktion. Frekur runzelte die Stirn. War sie vielleicht auf dem Kopf gelandet? Ein zurückgebliebenes Götterkind würde ihnen nicht viel nutzen.
"Ich nehme sie. Meine Tochter ist aus einem ihrer alten Kleidungsstücke rausgewachsen.", sagte eine der Frauen. Sie zückte ein kleines Messer und schnitt die Schnur auf, die Idrils Beine zusammenhielt, bevor sie einen Arm um das Kind legte und es zu einer Seitentüre des grossen Langhauses des Takr führte. Frekur zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg zurück zu den Stallungen. Seine Arbeit war erledigt.

Idril war starr vor Schreck. Sie hatte keine Ahnung was sie tun sollte. Der grüne Nebel, der Blitz und auf einmal war sie hier. Die Männer hatten sie einfach wie ein Bündel verschnürt und mitgenommen. Sie schluckte und fragte sich, was wohl nun mit ihr passieren würde. Die Frau führte sie in einen kleinen Raum. Idril wurde auf ein Lager mit Fellen gesetzt und die Frau packte einen abgetragenen Rock aus einer grossen Kiste. Idrils Bauch knurrte laut, als der Blick des Mädchens auf ein Stück Fladenbrot fiel.
Die Frau hörte es und lächelte, als sie ihr den fadenscheinigen Rock reichte. Sie sagte ein paar Wörter in derselben kehlig klingenden Sprache, welche die Männer benutzt hatten, welche sie mitgenommen hatten. Die Frau hob einen Finger zeigte auf den Rock, dann hob sie einen zweiten und zeigte anschliessend auf das Stück Fladenbrot. Dieses Mal begriff Idril. Sie schälte sich aus der Decke raus und schlüpfte in das Kleidungsstück, welches sie von der Frau erhalten hatte. Der Rock hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Sack mit zwei Löchern, anstatt mit einem Rock, doch es war bereits ein wesentlicher Fortschritt zur Decke. Die Frau band Idril anschliessend noch einen aus fünf Bändern geflochtenen Lederriemen um den Hals, bevor sie ihr das Fladenbrot reichte. Hungrig versenkte Idril die Zähne darin.

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#1630

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 07.07.2016 14:50
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Schamanin der Festung war eine alte, verhutzelte Frau, die sich mit ihrer Hütte ausserhalb der Festungsmauern zurückgezogen hatte, weil ihr die hundertfachen Saufgelage zu laut und zu störend geworden waren. Ihr Haar hing in langen, zotteligen Fäden bis fast zu den Knien und sie trug ein Kleid aus Fetzen und Fell um ihren Leib geschlungen, aus dessen vielen Taschen und Ausbuchtungen Kräuter und Federn ragten, als wüchsen sie dort. Wo einst Augenbrauen gewesen waren, prangte ein schwarzblau Tätowiertes Band, von dem sich eine breite Linie über den Nasenrücken zog, aufteilte und sich über beide Wangen rankte, bevor es sich in den Falten des Halses verlor. Stechende, dunkle Augen blickten darunter hervor, und musterte die Anwesenden, als sie, gefolgt von dem Jungen, den man nach ihr geschickt hatte, in die Halle des Takr eintrat. Sie richtete ihren Blick auf den Mann auf dem Thron. "Wo ist das Götterkind?"
Der Takr gab einen Wink, jemand lief los und bald darauf führte man Idril in die Halle. Die Schamanin wandte sich zu ihr um und starrte sie an, ihr Blick glitt forschend über jeden Fingerbreit ihres Gesichts, ihres Haares, ihrer Glieder, dann wurde er plötzlich seltsam, als richtete er sich auf etwas anderes, unsichtbares. "Sie trägt den Blitz in sich", murmelte sie. "Der Vater hat sie geschickt oder gezeichnet, aber in seiner gewaltsamsten Form." Sie erhob die Stimme. "Der Blitz kann ein Glück sein, wenn er gebunden ist, aber ungezähmt verheerend. Bringt sie hier her."
Die Barbaren zogen Idril auf die Stelle in der Mitte des Raumes, auf die die Schamanin gedeutet hatte und begannen auf ihre Anweisung hin Feuerschalen hereinzubringen, während jemand der Frau eine Schale mit Wasser brachte.

(Erklärung: ich hab glaub irgendwo mal beschrieben, dass die Barbaren im allgmeinen an zwei Götter glauben, die Mutter, die für Krieg, Liebe und allgemein Gefühle steht, und den Vater, der für Wissen, Geist und geordnete Dinge wie die Jahreszeiten zuständig ist; Blitz ist also etwas, was eigentlich zum Vater gehört, aber er bedient sich dabei einer Energie, die normalerweise der Mutter zusteht; ja, ich weiss, ich hab zu viel Freude an so Zeug)


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