Rion nickte und reichte ihm die Krücke. "Zwei Minuten länger und ich hätte dich hier raus geschleift", seufzte der junge Egraz. Er sah sich um. "Am besten wir gehen, die Luft hier wird mir zu schwer", meinte er und klopfte Dreshar leicht gegen die Schulter. "Hast du vielleicht gesehen, wonach ich suchen könnte, um mehr über die Schlange zu erfahren?", fragte er beim Spalt, welcher aus dem Raum mit den Gemälden in das Labor mit der langen Glasvitrine führte - welche zum Teil durch die Schlange zerstört worden war.

"Ich suche nicht wegen der Splitter", meinte Rion erstaunt. "Und gefährlich sind alte Bücher nun wirklich nicht", er grinste, "Nur das Wissen, das in ihnen steckt...aber du wirst niemandem sagen, dass ich wieder am Herumschnüffeln bin, oder?", Rion schluckte und sah ihn mit grossen Augen an, wobei man dies nicht unter der Kapuze sehen konnte. "Auch Evereya nicht...So sehr ich sie auch liebe...Sie kann manchmal unheimlich sein, weisst du..."

"Ich bin vielleicht verrückt, aber nicht lebensmüde", nuschelte er. "Ich sag's niemandem", schwor er und sie machten sich auf den Weg zurück, wobei sie sich voneinander verabschiedeten, sobald sie nahe genug am Herzen waren, dass Dreshar nicht fürchten musste von Kriechern angegriffen zu werden. Er war kein schlechter Schütze, im Gegenteil, aber auch ihn hätten Krücke und Verletzung zu sehr behindert.

? Elira, Lovit S. 183, damals Ende September


Ende Oktober hielt ein Reiter auf die Ruinenstadt zu. Das Pferd schnaubte und galoppierte so schnell es konnte. Sein Herz schlug schnell, die Freiheit der Steppe genießend. Das schwarze Fell glänzte nass vor Schweiss und Nebelperlen im Rosshaar und dampfend ging der Atem des Rosses, als es wiehernd der Kopf schwang, laut schnaubte und noch schneller ging. Die Elfe auf seinem Rücken war leicht wie eine Feder, das Gepäck einiges leichter, als beim mühsamen Ritt durch die Berge. Nur ihr Umhang verlangsamte ihn, da der Wind daran zerrte und zog. Aber er war stärker, als der Wind und teils auch schneller.
Elira verlangsamte den Hengst und es dauerte ein Weilchen, bis das Tier auf sie hörte. Bald würde es dämmern, sie war spät dran, denn sobald es dunkel wurde, sanken ihre Überlebenschancen. Das Pferd blieb stehen, lief nach rechts im Kreis, dann nach links, tänzelte vor und blieb dann mit dem Huf scharrend stehen.
Sie stieg ab und band die Zügel am Sattel fest. Das Tier folgte ihr, als sie los lief und lauschte, die Ohren hin und her drehend, da man im trockenen, hohen Gras nicht viel sah. Und Kriecher konnte es auch ausserhalb der Ruinen geben, fürchtete Elira.
Sie war ähnlich gekleidet, wie die Aussenwächter der Egraz. Ihr Umhang war grün mit weiter Kapuze, ein Köcher am Rücken, einer am Gürtel, grünbraune Hosen und dunkle Stiefel. Sie hielt den Bogen bereit und ging langsam näher, das Pferd folgte ihr, schnaubte leise und hielt die Schnauze nahe ihrer Schulter. Sie gig langsam weiter. Der warme Atem des Tieres in ihrem Rücken beruhigte sie ein wenig. Wahrscheinlich hatte man sie schon lange entdeckt.
Als sie zur Grenze zwischen Steppe und Tanue kam, glühte der Himmel schon purpur. Ein Pfeil flog und vergrub sich einen halben Schritt vor ihr im Boden, das Pferd scheute, sein Kopf zuckte zurück aber es blieb hinter ihr. "Ich bin ein Bote aus Lovit!", rief sie und ging lamgsam auf die Knie, die Arme gehoben, den Kopf gesenkt, beugte sich vor und legte den Bogen ab, dann kroch sie einige Schritte zurück, die Hände immer noch oben, sodass die Aussenwächter sie sehen konnten. Hier war das Gras kürzer, als wäre es gemäht worden. Sie wartete auf eine Antwort und hoffte, dass dies kein Pfeil in den Nacken sein würde.

"Akkaya schickt mich!", rief sie laut genug und wieder scheute das Pferd. "Ich kann nur zum Rat reden!"