Sie war schon drei Tage, ungefähr unter der Erde fühlte sich die Zeit merkwürdig an, in Tanue. Die Falken behandelten sie gut, auch wenn sie spürte, dass sie ein bisschen ein Eindringling war. Immerhin hatten sie ja nie Besuch. Man überwachte sie ständig und korrigierte immer wieder ihren Weg, wenn sie Orten zu nahe kam, die sie nicht sehen sollte, auch wenn sie es nicht wollte. Aber die Stadt war ein Labyrinth und sie verirrte sich immer wieder im Herzen.
Dreshar sah sie nur ab und an im Vorbeilaufen und irgendwie nagte es an ihr, dass sie ihn in der Nacht, in der sie angekommen war, einfach davon geschickt hatte. Sie wollte ihm endlich Lebewohl sagen. Endlich das Kapitel beenden. Das war das einzige, was richtig war. Immerhin lebten sie in zwei verschiedenen Welten.
Gedankenversunken machte sie sich von den Waschräumen auf den Weg zu ihrem Schlafraum. Sie hoffte, dass sich Randreyah beeilte, aber irgendwie auch, dass sie noch eine Weile brauchte... Etwas genervt - sie war froh über die Kapuze, auch wenn sie sie nicht mochte denn so erkannte man nicht, was für ein Gesicht sie gerade machte - bog sie um eine Ecke und wich im letzten Moment einem jungen Egraz aus, der einien Stapel verschiedener Schriften trug. "Verzeihung, Verzeihung", meinte er verlegen fröhlich. Dann erstarrte er kurz. "Die Elfe!", rief er fast aus. "Habt ihr kurz Zeit...eh...Elira? Richtig?"
"Ja", meinte sie auf die zweite Frage bezogen, er fasste es aber als Antwort auf die erste auf, packte sie am Handgelenk und zerrte sie mit.
Nach einigen Gängen führte er sie zu einem Raum, liess sie rein, schloss hinter sich ab und bat sie sich zu setzen. Ein Stul und zwei Bänke standen da und eine Lampe hing an der Wand.
"Nimm Platz", meinte er freundlich, stellte den Stapel auf den Tisch und setzte sich selber hin.
"Ist das ein Verhörraum?", fragte Elira und sah sich um.
"Ja...ehm...hier sind wir unge...ich will nichts vin dir!", er lachte und hob abwehrend die Hände. Dann lehnte er sich an die Wand und musterte die Elfe. "Du kennst Dreshar gut, oder?", fragte er. Elira schüttelte den Kopf. "Nur flüchtig", meinte sie. "Wieso sind wir hier?"
"Du musst mir ein paar Fragen beantworten", strahlte der junge Mann und lehnte sich vor auf dem Tisch, sichtlich angespannt vor Neugier. "Also musst nicht! Aber wäre verdammt nett und hilfreich...aber du musst nicht reden, ich kann ja nachfragen und du kannst sagen, ob es stimmt oder nicht...aber du kannst auch gehen wenn..."
"Warte", unterbrach sie etwas überfordert. "Wieso und was habe ich davon?", fragte sie und setzte sich ihm gegenüber.
"Ich bring dich zu Dreshar!", verkündete er und zog sich die Kapuze vom Kopf. "Man nennt mich Rion!", stellte er sich vor, "Ein Taugenichts, Bastler und Plappermaul...Deine Nadeln sind übrigens der Hammer! Ich hab da noch was für dich, bevor du Tanue verlässt...Aber ich schweife ab... erzähl mir über Aion und Akkaya.. ich muss einige Sachen überprüfen... Alte Schriften und Legenden und so Kram..."
"Ich kann dir erzählen, was man sich andernorts über sie erzählt", schlug die Elfe etwas überfordert vor und Rion nickte strahlend. Sie erzählte, er machte Notizen, stellte Fragen, fragte sie aus über die Assassinen, bekam da aber nicht sonderlich viel brauchbare Informationen. Dann fragte er sie über die Reise aus und Dreshar und wie sie sich getroffen hatten, hörte aber nur das, was Dreshar schon erzählt hatte. Er fragte weiter über Städte und Religionen, Kulturen Bräuche, alles mögliche, was ihm in den Sinn kam und er noch nie hatte von jemandem hören können der wirklich dort gewesen war, das ganze lebte, liebte. Bücher waren schlicht nicht genug und stets veraltet.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die etwa drei Stunden gedauert hatte, wusste Elira mehr über ihn, als er über sie, auch wenn der Kleine viel erfahren hatte. "Kannst du Dreshar an meiner Stelle bitten, mich noch einmal vor Akkayas Ankunft zu treffen?", bat Elira müde. Rion nickte, immer noch voller Energie, stapelte die Papiere, welche nun überall herum lagen und überlegte. "Ich bring dich in ein leeres Zimmer... Wahrscheinlich sucht man dich schon", er lachte. "Oder auch nicht...Ich bring Dreshar zu dir... Ausser er will nicht oder hat nicht sofort Zeit..."
"Ich kann auch hier warten", meinte Elira. "Es wird ohnehin nicht lange dauern. Rion musterte die Elfe. Sie wirkte so traurig und bedrückt, dass er sie am liebsten in den Arm genommen hätte. "In Ordnung", meinte er und sammelte seine Sachen zusammen. "Bin gleich wieder da!", damit verschwand er und machte sich auf den Weg zu Dreshar. In der grossen Halle, wo die Uhr war. Um die Zeit sollte Dreshar in seinen Räumen sein und sich ausruhen.

"Die Elfe ist weg", meinte Evereya gerade, zu Dreshar, als Rion rein platzte. "Dreshar!", rief er,"Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid!", er fiel fast auf die Knie als er herein stolperte. "Ich hab die Elfe ausgefragt und die Zeit vergessen....eh...hallo Evereya..." Er lächelte schwach.
Evereya schenkte ihm lediglich einen bösen Blick. "Naja jetzt wissen wir ja, wo sue war...", schnaubte sie und ging davon.

"Vieles und nichts", meinte er. "Aber sie war hilfreich bei einigen Texten und sie fragt ob du kurz Zeit hast... Ah und wie konntest du sie nur zurück lassen?", lachte Rion, "Sie ist so eine interessante Person! Ich meine eine Elfe Dreshar! All die elfischen Texte wären jetzt übersetzt! All das Wissen! All die Gifte! Aaah ich muss nochmal zurück, bevor sie Tanue verlässt!", alberte er herum.

Rion grinste. "Darf ich sie jetzt aber behalten? Ich hab nichts gegen schwer", fragte er kichernd. "Komm mit", meinte er dann und führte Dreshar zu Elira, die auf dem Tisch sass und ihre Nadeln pflegte. "Tadaaaa!", machte Rion und öffnete die Tür. "Die zauberhafte Elfe und der Humpelnde Prinz!" Er machte Dreshar Platz, damit er eintreten konnte. Elira legte die Nalden auf den Tisch, schwang sich zu Dreshar, umarmte ihn zum Gruss und bedankte sich bei Rion.

Sie schmunzelte. "Wieso so förmlich?", fragte sie. Rion verabschiedete und schloss die Tür hinter sich, dem Drang widerstehend zu lauschen.
"Ich..hab dich lange nicht gesehen und da dachte ich mir...keine Ahnung... Ich glaube kaum, dass, wenn Akkaya kommt, wir irgendwie noch Zeit haben werden um zu...reden oder uns zu verabschieden", meinte sie etwas unsicher.

"Und dich ständig entschuldigen", ergänzte sie grinsend und nahm neben ihm Platz. "Wird dein Knöchel wieder?", fragte sie dann.