RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 13.11.2014 23:11von Randreyah •

"Warte!", meinte sie noch einmal. "Ich wollte dir noch etwas geben... Damit man dir glaubt, dass du eine Elfe getroffen hast", grinste sie und drückte ihm ein reich verziertes Messer in die Hand, das sehr filigran und zerbrechlich aussah. "Akira hat es mal aus Langeweile gemacht. Die Runen sind das altelfische Alphabet... Rion würde sicher seine helle Freude daran habeb", erklärte sie. "Es sieht ziemlich nutzlos aus, aber es ist aus Zwergenstahl gemacht und somit verdammt scharf... Schneid dich also nicht." Erneut grinste sie und löste die dazugehörige Hülle vom Gürtel. "So und jetzt machs gut, bevor die Leute was falsches denken..."
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 28.11.2014 04:31von Ro Raven •

einige Tage später
"Alamis, kannst du noch kurz bleiben? Ich würde dich gerne unter vier Augen sprechen."
Alamis nickte und setzte sich wieder, während die anderen Ratsmitglieder ihre Notizen zusammenpackten und nach und nach den Sitzungsraum verliessen.
Dreshar wartete, bis alle gegangen waren, dann begann er vorsichtig: "Alamis, eine... persönliche Frage. Was weisst du über meinen Vater?"
"Er hiess Erash Asil und wurde Anfang des Jahres 2567* des Widerstandes geboren", kam ihre Antwort sofort. Zu sofort. Er liess sich nichts anmerken und sie weitersprechen. "Er durchlief die übliche Ausbildung und wurde aufgrund seiner Fähigkeiten zu den Tiefenjägern zugeteilt, deren Abschlussprüfungen er mit Auszeichnung bestand. In den Jahren darauf erfüllte er seine Pflicht gegenüber Tanue und dem Orden, doch mit zunehmendem Alter begann er... wunderlich zu werden, und merkwürdiges Verhalten aufzuweisen, bis er vor etwa zehn Jahren verschwand. Nach einigen Monaten ohne Lebenszeichen erklärten wir ihn für tot. Du bist sein einziger Nachkomme."
Dreshar musterte sie. Glaubte sie das wirklich, was sie da sagte? "Er war dabei", sagte er. "Bei dieser Expedition vor 30 Jahren, die Suche nach den Splittern, nicht wahr?"
Ihre Haltung versteifte sich ein wenig. Nur ganz wenig, aber merkbar. "Ja", antwortete sie. "Er war der einzige Überlebende. Woher weisst du das?"
"Ich habe es gehört...", meinte er und tat, als wäre er unsicher. "Aber warum gerade er?"
"Er war ein guter Tiefenjäger", antwortete Alamis wie automatisch.
"Das meine ich nicht", sagte Dreshar, und die Unsicherheit war wieder aus seiner Stimme verschwunden. Fertig gespielt. "Warum hat gerade er überlebt. Und warum ist er erst verschwunden, als klar, dass ich überleben würde?"
Sie schwieg einige Augenblicke. "Ich schätze, es hat keinen Zweck so zu tun, als wüsste ich nicht, worauf du hinaus willst?", fragte sie schliesslich.
Er nickte.
"Woher weisst du es?"
"Ich bin kein Idiot, Alamis. Ich hatte die Splitter in der Hand. Warum lügst du mich immer noch an?"
*dh Ende 255 der allgemeinen Zeitrechnung
Die Falken von Tanue zählen die Zeit nicht in der allgemein üblichen Zählung, da diese auf politischen Gegebenheiten Dreitans basiert, die sie in ihrer Isolation kalt liess. Stattdessen berufen sie sich auf eine wesentlich ältere Zählung, die ihren Anfang in einer Winternacht 2312 vor dem Frieden mit den Elfen nahm, als die letzten Gelehrten Tanue verlassen hatten und sich diejenigen, die verblieben waren, die Falken und die, die sich ihnen anschliessen wollten, einschworen zu bleiben und Widerstand zu leisten bis zum letzten, gegen die Dunkelheit und die Kriecher.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 28.11.2014 04:52von Randreyah •

Elira war nicht besonders geschickt mit dem Bogen, das war sie nie gewesen. Sie konnte ein Ziel treffen, ja, aber bei weitem nicht so sicher wie andere Elfen und schon gar nicht wie Dreshar.
Sie spannte die Sehne, zielte, liess den Pfeil fliegen und traf, jedoch nicht genau ins Zentrum. Rion kicherte. "Mit den Nadeln bist du besser...Probier das mal aus...", meinte er uns schnallte ihr eine Apparatur um das Handgelenk und den Unterarm, die einiges schmaler und leichter war, als ein herkömmlicher Bolzenwerfer. Rion überprüfte den Mechanismus und lud die Waffe mit Eliras Nadeln. Sie war noch nicht scharf, dennoch stellte der junge Egraz sich hinter die Elfe. "So entsperrt man sie...und so löst man den Mechanismus aus", erklärte er und zeigte es ihr vor. Die Nadel rauschte davon und traf den Strohballen, welcher einige Meter von ihnen entfernt stand. "Nachladen musst du alle fünf Schuss. Versuchs mal."
"Hmm..ok...aber geh zur Seite ich hab keine Ahnung ob ich das Ding bedienen kann", meinte Elira unsicher. Der Junge nickte und sie stabilisierte ihren Arm mit der freien Hand, zielte und schoss und traf tatsächlich den Kreis, jedoch nur den äußersten und von dem auch nur den äußersten Rand. "Nadeln sind eher dein Ding, als Pfeile", widerholte Rion breit grinsend und Elira schielte unsicher zu ihm, verschoss die restlichen Nadeln und sie gingen sie einsammeln.
"Sag mal...wie lange willst du eigentlich bleiben?", fragte Rion sie. "Keine Ahnung", antwortete die Elfe und zerrte an einer der Nadeln, die sich partout nicht aus der Zielscheibe lösen wollte.
"Du hast doch kein zuhause mehr...", lenkte er ein.
"Und weiter?", ihr Blick schnellte zu ihm und er schluckte unwillkürlich.
"Wieso bleibst du dann nicht hier?", fragte er kleinlaut, "Ich meine... für immer?"
Elira seufzte. "Ich kann nicht."
"Wieso?"
Sie kaute an ihrer Unterlippe herum. "Weil wahrscheinlich nicht alle eure Ordensmitglieder damit einverstanden wären."
"Und wenn doch?"
"Würde ich es trotzdem nicht tun?"
"Warum?"
"Du wollstest doch, dass ich dir zeige wie ich Gifte mische oder? Ich kann dir das ein oder andere Rezept geben für Schlafmittel oder schmerzlindernde Tränke", wechselte sie das Thema und Rion nickte seufzend.
Sie verliessen die hell erleuchtete Kammer mit den eingezeichneten Plätzen am Boden. Es waren nicht viele momentan da, aber einige und die meisten übten sich im Nahkampf. Auch wenn Elira mehr Lust darauf gehabt hatte, so hatte sie doch darauf verzichten müssen, nicht, dass ihre Rippen erneut brachen.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 28.11.2014 05:18von Ro Raven •

"Ich... ich war mir nicht sicher, ob du es weisst. Aber in dem Fall kannst du sie wirklich lesen?"
Er nickte.
"Das ist interessant. Wir waren uns nie ganz sicher..."
"Du weichst aus", stellte er fest. "Warum hast du mich angelogen?"
"Wie gesagt. Ich war mir nicht sicher, ob du es weisst. Und ich dachte, wenn du es weisst, wirst du deine Gründe haben, es zu verschweigen."
"Die habe ich", antwortete Dreshar. "Es soll keiner auf die Idee kommen, ich gälte irgendetwas vor allen anderen, nur wegen meiner Abstammung. Das ist entgegen unseren Prinzipien."
"Ehrenwert", meinte sie schmunzelnd.
Er legte die Unterarme auf den Tisch. "Warum habt ihr die Splitter gesucht?"
"Ist das ein Verhör?"
"Es kann auch ein freundschaftliches Gespräch sein. Ich will nur die Wahrheit wissen. Die ganze Wahrheit."
Sie seufzte. "Wir hofften, dass die Splitter uns vielleicht Möglichkeiten eröffnen würden. An Wissen zu gelangen, das Aion hatte, und das heute verloren ist."
"Was hattet ihr mit mir vor?"
"Wir brauchten einen Nachkommen, um sie zu lesen."
"Warum habt ihr euch dann so bemüht, sicher zu gehen, dass ich nie mit ihnen in Kontakt komme?"
"Weil..." Sie zögerte und Dreshar bemerkte eine merkwürdige Bewegung ihres Kinns, als würde sie sich umsehen. "Ich weiss nicht genau, weshalb, aber deine Vorgänger... sie schienen merkwürdig auf die Splitter zu reagieren. Jene Expedition vor dreissig Jahren... sie ist nicht nur gescheitert, weil die Teilnehmer von Kriechern angegriffen wurden, sondern weil sie sich plötzlich geweigert haben, den ihnen zugedachten Auftrag auszuführen."
"Und dann habt ihr sie getötet?", er wusste, dass seine Stimme kalt war vor Zorn. Er stand auf und humpelte hin und her, ohne Krücke, aber darauf bedacht den Fuss nicht mehr zu belasten, als er durfte.
"Ich war damals noch nicht im Amt", sagte Alamis ausweichend.
"Ist das ein ja?"
"Von allem, was ich gehört habe... ja", gestand sie.
"Aber ihr habt Erash am Leben gelassen."
"Wir... sie mussten die Vererbungslinie erhalten."
Er nickte und setzte sich wieder. "Alamis. Was genau hattet ihr mit mir vor, als ich hierherkam, in der Begleitung der Elfe und des Dämonen und dem, von dem ihr mich um jeden Preis fernhalten wolltet. Ihr musstet zumindest mit der Möglichkeit rechnen, dass ich die Splitter bereits berührt hatte."
Alamis biss sich auf die Lippen und wieder schien es, als würde sie sich umsehen. "Wir beschlossen dich festzusetzen", antwortete sie. "Ich weiss nicht, was sie nachher genau mit dir vorhatten. Aber... es ging darum zu verhindern, dass du wegläufst. Aber du bist uns entkommen. Und merkwürdigerweise zurückgekehrt", bei den letzten Worten klang sie etwas verwirrt.
Dreshar sah sie an. Wusste er jetzt mehr als vorher. Ja. "Wer sie?"
"Was wer sie?"
"Du sagtest, was sie mit mir vorhatten."
"Ah, ich meinte die anderen Räte. Ich hatte mit der Sache ja nur marginal zu tun, meine Zuständigkeit war im Versorgungsressort."
Er wusste, dass sie log.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 28.11.2014 05:28von Randreyah •

Sie setzten sich in einen der Aufenthaltsräume, die nie leer waren und in denen man essen durfte, Rion holte ihnen etwas Brot, Butter und Honig zu mampfen und etwas Milch zu trinken, dann schrieb ihm Elira die Formeln auf und skizzierte, was er wie mischen sollte. Vorführen durfte sie es nicht, wies ihn aber an, es nur mithilfe eines ihrer Chemiker oder Alchemisten oder wie sie sich auch nannten zu tun.
Nach einer Weile brachte Rion einige Texte, die sie gerne übersetzte. Es waren Kinderlieder und alte Sagen und sie strahlte fast beim lesen und erklären. "Man hat mir die gleichen in Navrila erzählt", meinte sie fröhlich, "hätte nicht gedacht, dass sie so alt sind...und noch weniger sie hier zu finden."
Sie übersetzte weiter und merkte plötzlich in den Augenwinkeln, dass ein grosser Teil der allgemeinen Aufmerksamkeit ihr galt, die Egraz die Blicke jedoch abwandten, sobald sie sich umzusehen schien. Elira übersetzte weiter, als hätte sie nichts bemerkt, fühlte aber den ein oder anderen unheilvoll gierigen Blick im Rücken. Sie war angespannt und wusste nicht genau, weshalb man sie so ansah.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 01.12.2014 00:49von Ro Raven •

"Warum hätte ich fortlaufen sollen?"
"Genau genommen bist du fortgelaufen", wandte Alamis ein.
"Ich wollte nur die Splitter in der Tiefenstadt suchen", erwiderte er. "Jugendlicher Leichtsinn. Geflohen bin ich erst, als ich damit rechnen musste, dass ihr mich mundtot macht für das, was ich erfahren habe. Wie konntet ihr damit rechnen, dass ich mit euch kooperiert hätte, was die Erinnerungen betrifft, wenn ihr mich gewaltsam und ohne Gerichtsverhandlung gefangen und eingesperrt hättet?"
Alamis wand sich sichtlich. "Ich weiss es nicht... ich glaube... ich weiss nicht."
"Was glaubst du?"
"Nichts. Ich hatte mit der Sache nicht viel zu tun."
Er setzte sich hin. "Alamis. Ich kann dein Verhalten jetzt auf zwei Arten deuten. Entweder du weisst es sehr wohl, aber du willst es mir nicht sagen, was bedeutet, dass du mich nach wie vor anlügst, und das kann ich nicht zulassen. Oder aber du weisst es wirklich nicht genau, sondern ahnst nur etwas, oder weisst zumindest, wer es weiss, und sagst nichts, weil du Angst hast. Du würdest es so oder so für uns beide einfacher machen, wenn du jetzt redest."
"Was hast du mit mir vor?", fragte sie.
Er hörte die Angst in ihrer Stimme und sie stach ihm wie ein Messer in die Brust. Er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass Leute Angst vor ihm hatten, dass er Leuten Angst machte. "Nichts, Alamis", sagte er beruhigend. "Ich werde dir nichts antun. Wer wäre ich denn, wenn ich die Methoden, die ich angeprangert habe, selbst anwendete." Er dachte kurz nach. "Hör zu... ich vermute, dass es ein paar Leute gibt oder gab, die etwas bestimmtes vor haben. Ich weiss weder, ob du zu ihnen gehörst, noch ob überhaupt noch jemand von ihnen lebt. So oder so, denke ich, dass es eine schlechte Idee wäre, wenn sie es tun, denn sie werden es nicht kontrollieren können!"
Er stand auf. "Tut mir leid, dass ich dich aufgehalten habe", meinte er freundlich. "Gute Nacht."
Dann verliess er den Sitzungsraum.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 04.12.2014 02:59von Randreyah •

"Was sollen wir jetzt tun?", fragte einer der Männer, ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte trommelnd.
"Keine Ahnung", meinte ein anderer. Ein dritter seufzte nur genervt.
"Auf jeden Fall dürfen wir uns nicht offen zeigen", brummte der vierte.
"Als hätten wir das je getan", fauchte eine Frau und stand auf, wandte sich ab und ging zum Fenster.
"Ok...das war klar, aber was tun wir mit der Elfe? Sie ist ziemlich wertvoll, wenn ihr mich fragt. Ich meine klar, wir haben einige der Texte bereits entschlüsseln können. Aber was tun wir mit den anderen, die zufälligerweise wichtiger und informativer scheinen, als die wir haben?", fragte der erste weiter. Der vierte überlegte. "Dreshar ist wichtiger, als die Fremde", meinte er seufzend, "Aber den können wir im Moment nicht auf unsere Seite holen."
"Als hättest du das jemals vorgehabt", zischte die Frau.
"Nein", grinste der vierte, was man unter der Kapuze nicht sah, "Aber wir können ihn auch nicht mehr einsperren. Er hat sich zu sehr in die Politik eingemischt und ins Rampenlicht gedrängt. Und den Rat zu bestechen oder zu manipulieren, ist es noch zu früh. Sie hängen noch zu sehr an ihren Idealen."
"Dann lassen wir sie doch daran verzweifeln", meinte der dritte plötzlich. "Sobald sie sehen, dass sie so gegen die Kriecher nicht ankommen oder Änderungen zum Besseren bewirken können, werden sie aufgeben. Oder man wird sie aufgeben. Wir haben ja immer im Hintergrund gearbeitet." Er zuckte mit den Schultern.
"Was mir Sorgen macht ist Alamis. Wie viel hat sie wohl Dreshar über seine Erblinie erzählt?", fragte die Frau.
"Keine Ahnung", meinte der zweite, "Er hat sie heute aufgehalten, aber ob sie überhaupt was erzählt hat.. Ich meine der Pfeil in ihrem Bauch war hoffentlich Warnung genug", er kicherte, "Und ich glaube kaum, dass sie will, dass wir mit ihr das gleiche machen, wie mit dieser Tjavari."
"Gebracht hat's ja nichts", fauchte die Frau.
"Fangt keinen Streit an!", mahnte der vierte.
Die beiden schwiegen.
"Was ist mit dieser Göttin, die angeblich kommen soll?", fragte der zweite vorsichtig. Der vierte hob den Kopf, soweit, dass man den angewiderten Zug um seinen Mund sehen konnte. "Die ist ne Hochstaplerin. Falls sie überhaupt existiert. Eine Hexe, weiter nichts. Und Dreshar wird sie nur dafür verwenden, um glaubwürdiger zu erscheinen."
"Warte! Damit können wir seine Glaubwürdigkeit untergraben. Indem wir beweisen, dass sie nicht die echte Akkaya ist", meinte der erste.
"Nein", brummte der vierte.
"Wieso nicht?", fragte die Frau und nahm wieder am Tisch Platz.
"Weil wir sie zu unseren Zwecken genauso gebrauchen können", meinte ein fünfter, welcher noch gar nicht gesprochen hatte, sondern nur zugehört und beobachtet.
"Wenn alle, auch die, die nicht an Aion glauben, überzeugt davon sind, dass sie eine Göttin und keine normale Hexe ist, dann können wir einen Kult um sie herum bauen. Wir bräuchten jemanden, der als ihr Apostel dient... Der Rest wäre dann ganz einfach."
"Mir gefällt die Sache mit den Splittern nicht", brummte der vierte. "Was wenn sie wirklich Dreshar frei zugänglich sind und er bereits Informationen aus ihnen gesammelt hat? Was wenn er sie genauso schlecht verträgt, wie seine Vorgänger? Der einzig brauchbare Erbe, den wir in den letzten hundert Jahren hatten, war Erash... Und auch der ist durchgedreht."
"Ja, weil man es vermasselt hat, ihn dingfest zu machen. Ausserdem hätte man ihn durchaus dazu bewegen können, mehr, als nur einen Nachfolger zu zeugen", seufzte drei.
"Nein", meinte fünf. "Der ursprüngliche Plan war, mithilfe Dreshars die Splitter zu entziffern", er stand auf und goss sich Wein ein, "Nachdem das getan wäre, hätte man sich seiner entledigt. Und der ganzen Erblinie. Sie sind zu gefährlich, das wusste man schon lange. Seit Kalidon."
Er stürzte den Wein in sich hinab und die Frau beobachtete ihn dabei belustigt. "Ja. Aber dafür hätte man auch Erash aus dem Weg räumen sollen", bemerkte sie. Fünf knallte den Kelch auf den Tisch. "Hätte man. Aber er war zu flink. Nichteinmal die Kriecher hatten ihn kriegen können."
"Wieso habt ihr dann Evereya nicht damit beauftragt?", fragte die Frau. "Oder sonst wen, der ihn im Auge behalten hatte? Ich meine, den ein oder anderen haben wir doch immer noch in der Tasche. Nicht?"
"Evereya ist nicht vertrauenswürdig", meinte vier, "Natürlich haben wir sie unter Kontrolle, aber sie könnte jeden Moment die Seiten wechseln. Ihr wisst ja, wie sie uns letztens ausgetrickst hat? Sie hat sich rausreden können und dadurch, dass sie Dreshar so nahe steht, ist sie als Informationsquelle noch wichtig. Ausserdem wird sie dadurch geschützt."
"Ihr Versuch sich in den Rat zu schleichen ist aber reichlich missglückt", kicherte zwei.
"Sie wusste selbst, dass sie ungeeignet ist. Behaltet sie im Auge und setzt sie ruhig etwas unter Druck. Lasst Rion aber noch eine Weile frei herum laufen. Er ist unvorsichtig. Zwar wissen wir noch nicht, wo er seine Aufzeichnungen und Funde aufbewahrt, aber wir wissen, dass er daran arbeitet. Für sein Alter ist er ziemlich schlau. Ausserdem unvoreingenommen und neugierig. Die Elfe wird für ihn arbeiten", fünf machte eine Pause und blickte in die Runde.
"Als Druckmittel gegen Dreshar könnte sie auch etwas taugen", überlegte vier.
"Nein", warf die Frau ein, "Er hängt sicher an ihr. Dennoch ist sie eine Aussenstehende. Er würde sie notfalls aufgeben, auch wenn er sich dafür hassen würde."
"In gewisser Weise", zwei stand auf und stützte sich am Tisch ab, wobei er jeden einzelnen grinsend anblickte, "Sind wir alle Fanatiker. Er auch."
Fünf schmunzelte. "Wir haben beschlossen momentan Augen und Ohren offen zu halten, Informationen zu sammeln und auf die Ankuft der Hexe zu warten", sagte er dann, "Haltet euch bereit, im Notfall die Fremde einzufangen. Tut ihr keinen Schaden an, das würde eine mögliche Partnerschaft mit der Hexe gefährden. Beobachtet Dreshar und Evereya. Alamis ebenfalls. Ich rufe euch dann, sobald wir weitere Anweisungen für euch haben."
"Was ist mit Seposh?", fragte die Frau, "Sollen wir uns nicht seiner entledigen?"
"Nein", antwortete fünf schlicht.
"An ihm wurde ein Exempel statuiert. Wenn er stirbt, wird man keines mehr vor Augen haben", erklärte vier.
"Aber er weiss definitiv zu viel", knurrte die Frau. "Ausserdem sollte man Verräter hinrichten."
"Du hast nichts zu entscheiden, meine Liebe, du gehörst zur Exekutive... Aber ich erklärs dir: Seposh hat uns verraten. Ja. Dafür haben wir ihm die Zunge raus geschnitten und ihn in die Tiefenstadt verbannt. Er hat zwar Kontakt zu Rion und Evereya, aber zu viel Angst, als dass er plaudern würde." Ein böses und amüsiertes Lächeln huschte über sein Gesicht.
"Das reicht an Diskussionen für heute", meinte fünf und ging zur Tür. "Bleibt weiterhin unauffällig und tut, was man euch sagt. Ihr wisst, dass es so am besten ist. Möge Aion mit euch sein."
Sie erhoben sich alle und verabschiedeten sich mit den Worten "Möge Aion mit euch sein." Dann gingen sie hinaus und zurück zum Herz, wobei sie jeweils einen anderen Weg nahmen.
Evereya huschte durch die Gänge. Wenn sie sich nicht irrte, blieb ihr nicht mehr viel Zeit, sich mit Dreshar zu unterhalten, bevor man sie wieder zur Seite nahm, um sie auszufragen und sie wusste nicht, was und wie man sie fragen würde. Darum hatte sie sich ein Herz gefasst. Immerhin mochte sie den Jungen. Ihn und den Orden. Darum tat sie auch all den Scheiß, nicht nur wegen der Aussicht auf Freiheit. Sie fand ihn, wie er auf der Krücke gestützt zu seinen Räumen humpelte.
Schnell kam sie auf ihn zu. "Dreshar, wir müssen reden. Komm mit", meinte sie und nahm ihn am Arm. Sie sah sich um und konnte niemanden sonst im Gang entdecken, was aber nicht hiess, dass niemand in der Nähe war.
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