Elira erhob sich, schwang die Beine über die Bettkante und zog das Nachthemd aus. Sie betrachtete ihre Wunden und taste vorsichtig ihre rechte Seite ab. Zischend zog sie die Luft ein. Ihr ganzer Oberkörper war ein einziger blauer Fleck. Mühsam stand sie auf, wusch sich kurz und sporadisch über der Wasserschüssel auf dem Nachttisch und tupfte sich vorsichtig trocken, bevor sie sich anzog. "Hilfst du mir mit dem Korsett?", fragte sie Dreshar mit einem unsicher bittenden Lächeln und hielt ihm auffordernd das Ding entgegen.

Rewona hatte einen schrecklichen Kater, sass aber bereits draussen bei den Pferden und wartete auf den Rest der Gruppe. Er träumte vor sich hin und fragte sich, was er als nächstes tun solltw. Er hatte einst ein Heim gehabt. Aber dorthin zurück zog es ihn nicht, da es nun leer war. Er blickte zur Tür. Das einzige, was ihm geblieben war, war ein stures Gör, das nicht auf ihn hören wollte, aber er würde ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen und erfüllen... Schließlich hatte sein Leben keinen anderen Sinn mehr... Ausser vielleicht einige Damen mit seinem Charm zu beglücken. Er grinste. Sein Leben hatte keinen Sinn, aber es machte verdammt viel Spass.

"Rewo ist übrigens draußen. Er hat mir heute Morgen nachdem er mit enormem Kater heruntergewankt ist schon viel über das Leben erzählt. Ich hatte mit ihm ein echt interessantes Gespräch über...nunja...Leben, Liebe und Melissa. Ich hab das Gefühl, ich kann noch ne Menge von ihm lernen", plapperte er drauflos, immernoch erstaunt über die Weisheit des Elfen und die neuen Denkweisen, die er bekommen hatte.

"Hat er das?", fragte Elira langsam. "Was hat er denn so erzählt?", fragte sie diesmal spitzbübisch und setzte sich, um zu essen.

"Tut mir Leid, aber er meinte, das sind Informationen, die nur von Mann zu Mann weitergegeben werden", erwiderte er und zwinkerte.

Sie sah ihn scharf an. "Wenn du das sagst", meinte sie misstrauisch. Wie viel hatte Rewona bloss getrunken?

"Ja, wirklich nichts gegen dich, Süße. Aber mit uns hätte es eh nie was werden können, weißt du? Ich bin ein Mann der Gefahr, ein Mann großer Taten...du hättest keinen Schutz, wenn du mit mir gehen würdest, ich kann dir nichts bieten außer der großen, weiten Welt."
Damit drehte er sich rasch, aber elegant um um sein Grinsen zu verstecken, das er nichtmehr zurückhalten konnte, ging nach draußen, rannte um die nächste Ecke und brach lachend zusammen.
Ein Mann großer Taten...der Satz war wirklich gut gewesen. Und dazu noch seine tiefe, arrogante Stimme.
Er sollte Schauspieler werden!

Elira fragte sich, was bloss los war mit Kraigor. "Er hat definitiv den Verstand verloren?", fragte sie Dreshar zwar aber es klang auch nach Feststellung.

Er rappelte sich auf, setzte wieder ein starres Gesicht auf und ging vors Haus, zu Rewona. Seine Sachen hatte er auch schon gepackt.
Rewona sah ihn zwar etwas seltsam an, weil er eben vorbeigerannt war, aber er grinste nur kurz.
Rewona schüttelte nur leicht den Kopf.
Ein Gespräch hatte er tatsächlich mit ihm gehabt, aber den Spaß, Elira und Dreshar an der Nase herumzuführen, würde er trotzdem fortführen. Vielleicht dachte Elira, das Gespräch hätte ihn tatsächlich so sehr verändert.
"Nun, die Herrschaften, los, los, wir müssen weiter. Da draußen warten viele wichtige Leute und schöne Frauen darauf, mich kennenzulernen!", sagte er zu Elira und Dreshar die gerade aus der Hütte kamen.