RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 18.07.2016 00:56von Armelion •

Alastar grinste träge. "Ich weiss. Aber trotzdem..." Er konnte es sich noch immer kaum vorstellen, dass es nicht einmal ein Jahr her sein sollte, dass sie sich mit den scheinbar unbesiegbaren Invasoren aus dem Osten geschlagen hatten. "Was sollen wir heute tun? Wieder jemanden ausrauben?"
(Willst du hier einen Teil überspringen? Bis Ran, Veray und Co hier sind? Oder hast du noch was spezifisches vor?)

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 18.07.2016 22:41von Ro Raven •

(Ich hab was vor )
"Jap", meinte Ro. "Mal sehen, was Asser anzubieten hat, wenn man ihm ein bisschen speziellere Dinge unter die Nase hält."
Sie angelte nach ihrer Rüstung und zog sie sich über den Kopf. Zuerst galt es Auszukundschaften, zu Beobachten, zu Lauschen. Und vor allem: immer in Bewegung zu bleiben. Solange sie keine Zeit hatte, nachzudenken, war alles in Ordnung.
Fünf Tage später kletterte sie aus einem Fenster und liess sich in einen Hinterhof fallen. Diesmal hatte alles geklappt wie am Schnürchen. Sie hatte keinen Lärm gemacht, niemand war aufgewacht, ihre Taschen waren voller Geld und Schmuck. Die Tante des Hauses schien eine Menge darauf zu halten, eine Sammlung von schweren Klunkern um ihren Hals spazieren zu führen. Nun - ab morgen würde sie sich mit etwas dezenterem begnügen müssen.
Ro warf einen Blick hinauf zu dem Dach, auf dem sie Alastar zur Wache zurückgelassen hatte und sie bedeutete ihm mit einem Handzeichen, dass alles in Ordnung war, und er seinen Posten verlassen konnte, um sie einige Gassen weiter zu treffen, dann trat sie in den schmalen Durchgang zwischen den Häusern, der auf die Strasse führte. Sie hatte zwei Schritte hineingemacht, als von der anderen Seite her zwei Gestalten eintraten und ihr den Weg versperrten.
Sie wusste ohne sich umzudrehen, dass hinter ihr auch jemand war, trotzdem fuhr sie herum und sah sich einem Mann gegenüber, der sich die Kapuze seiner Jacke über den Kopf gezogen hatte. Auch die anderen hatten sich teilweise unkenntlich gemacht, der eine trug ein Tuch vor dem Gesicht, der andere, ein bärtiger Kahlkopf, hatte seines mit Russ schwarz gefärbt. Muskeln zeichneten sich auf seinen nackten Armen ab und alle drei hielten ein Messer in der Hand, aber ihre Statur war eher sehnig als stark und ihre Haltung hatte etwas verschlagenes, vorsichtiges, nicht die selbstsichere Präsenz von Kriegern. Diebe und Halsabschneider, keine Söldner. Nur einer von ihnen war merkbar grösser als sie.
Sie starrten sich einige Atemzüge lang an, dann straffte Ro die Schultern und seufzte. "Was wollt ihr?"
"Wir überbringen die Grüsse der Gilde", schnarrte der hinter ihr.
"Danke", meinte Ro mit der grössten Unschuldsmiene. "Grüsse zurück."
"Die Gilde sieht es nicht gerne, wenn jemand auf eigene Faust Unternehmungen plant." Das war der Kahlkopf gewesen. "Und noch weniger, wenn er Geschäfte mit der Konkurrenz macht."
Ro gab sich verständnisvoll. "Natürlich. Wer tut das schon?"
"Du verstehst nicht", meinte der hinter ihr spöttisch. "Du kannst dich weigern, mit der Gilde zusammen zu arbeiten. Aber es wäre eine sehr schlechte Idee. Eine, die mit einem hübschen, roten Lächeln auf der Kehle enden könnte."
Ro wandte sich zu ihm um, und grinste ihn an. "Gar nicht direkt, was? Was hätte die Gilde denn gerne? Einen Zehntel meiner Beute? Ich glaube eigentlich nicht, dass ich Lust habe, das Zeug zu verschenken."
"Ein Zehntel sind die normalen Bedingungen", meinte der Mann. "Gemessen daran, dass du uns bereits einmal hintergangen hast, sind wir leider gezwungen, alles zu konfiszieren. Wenn es genug abwirft, könnten wir uns allerdings danach gnädig zeigen."
Ro grinste breiter. "Hat euch schonmal jemand gesagt, dass ihr ein suizidaler Haufen Idioten seid?"
"Es wäre eine sehr schlechte Idee, sich mit uns anzulegen."
"Scheint, ihr habt eine Menge schlechter Ideen. Kann ich nichts dafür. Also bewegt eure fetten Ärsche aus meinem Weg und hört auf mich zu Ärgern!" Sie griff nicht zur Waffe, aber achtete auf jede Bewegung der Männer. Das Feuer brannte in ihr, unter der Oberfläche und sie hatte einige Mühe, es dort zu halten.
Tatsächlich griff der Mann an. Sie reagierte instinktiv, wich dem Stich aus und trat ihm mit der Stiefelspitze gegen den Unterarm. Der Knochen brach mit einem Knacken und der Mann taumelte rückwärts, aber nun gingen auch die anderen beiden zum Angriff über. Ro bekam den einen am Handgelenk zu fassen und riss ihn so vor sich, dass er zwischen ihr und seinem kahlköpfigen Kollegen stand, dann entwand sie ihm das Messer und warf es. Sie verfehlte Kahlkopf um einige Fingerbreit und brach seinem Kollegen mit einem Ruck das Genick.
Das Knacken, mit dem die Wirbel nachgaben, hatte etwas so vertrautes. Die Flammen züngelten. Obwohl es in der Gasse viel zu eng war, zuckte ihre Hand zum Säbel, aber die Lederriemen verhinderten, dass sie ihn zog, und sie erinnerte sich warum. Kahlkopf drehte sich um und rannte und sie setzte ihm ohne zu zögern nach, in die Gasse und den nächsten Querdurchgang. Er war schnell und kannte sich besser aus als sie, aber sie sah gerade noch, wie er nach rechts in die nächste Gasse einbog. Als sie selbst den Ausgang des Durchgangs erreichte, war er nicht mehr zu sehen, aber die Gasse machte in diese Richtung Kurve ohne weitere Verzweigungen. Um ihn einzuholen rannte sie schneller, stürmte um die Biegung - und sah sich einer Patrouille Wachen gegenüber.
Scheisse, scheisse, scheisse... Sie versuchte abzubremsen und auf dem Absatz kehrt zu machen mit dem Resultat dass sie auf dem Pflaster ausrutschte und mehr oder weniger direkt vor die Füsse der Soldaten rollte. Schnell sprang sie auf, aber bereits zielten zwei Lanzen und eine Armbrust auf sie. Sie hob abwehrend die Hände. "Tut mir leid", meinte sie leicht lallend und wankte etwas rückwärts als wäre sie betrunken. "Hab euch nich gesehn."
"Mitkommen!", befahl der Anführer der Truppe barsch.
Ro verzog das Gesicht. "Is das nötig? Ich hab nichts getan, war nur aufm Heimweg, und..."
"Das werden wir sehen! Nehmt sie in die Mitte."
Ro wusste dass sie geliefert war, wenn sie das Diebesgut in ihren Taschen entdeckten. Blitzschnell taxierte sie ihre Chancen. Neun Wachen, zwei davon mit Armbrüsten, beide auf sie gerichtet, beide zu weit weg, als dass sie sie mit einer Bewegung hätte erreichen können. Wenn sie einen der Lanzenträger als Schutzschild nahm...
"Finger schön von den Waffen lassen!", kommandierte der Offizier, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Sie dachte nicht daran, den Worten irgendeine Beachtung zu schenken, aber ihr war klar, dass es eine knappe Sache wurde, wenn sie jetzt den Dolch zog. Vielleicht konnte sie sie besiegen. Aber nicht ohne gröbere Verletzungen, und mindestens einer würde entkommen, was hiess, dass sie die Stadt sofort verlassen mussten, vermutlich schwimmend, was mit ein, zwei Bolzen im Leib schwierig werden konnte...
Die Sache sah anders aus, wenn sie den Säbel zog. Aber... Du hast es nicht unter Kontrolle. Sie dachte an Kor. Wenn das Feuer durchbrach... sie wusste nicht, was sie tun würde. Die Soldaten töten. Oder Kradna auf seine Grundfesten niederbrennen. Sie war ein Monster. Du kannst das Risiko nicht in Kauf nehmen. Vielleicht ergab sich auf dem Weg zur Wache eine Gelegenheit. Und wenn nicht... Besser ich sterbe, als ein zweites Kor. Der Gedanke war bitter und tat weh, vor allem, als sie an Alastar dachte, aber er war wahr. Sie hoffte, dass er keine Dummheit beging.
Während sie die plötzlich aufsteigenden Tränen zurückkämpfte, packten die Soldaten ihre Arme und banden sie auf dem Rücken zusammen. Dann führten sie sie zum Wachhaus.
If you're going through hell, keep going.

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 18.07.2016 23:44von Armelion •

Alastar schaute sich um. Ro war nicht hier. Das bedeutete, dass etwas passiert war. Normalerweise war sie immer diejenige, die schneller den vereinbarten Treffpunkt erreichte. Aus der Seitengasse aus welcher Ro auftauchen sollte, kam auf einmal ein Strassenkind gestolpert. Er war kreidebleich und übergab sich heftig auf die Strasse. Alastar stiess sich von der Wand ab, an welche er sich gelehnt hatte, und ging vorsichtig in Richtung der Gasse. Irgendetwas darin hatte das Balg zu Tode erschreckt. Seine Hand blieb in der Nähe seines Falcata. War Ro in Nöten? Kaum. Sie würde locker mit mehreren Gegnern auf einmal fertig werden, ausser sie hätten Armbrüste oder Bögen.
Er ging langsam die Gasse runter und erspähte einen reglosen Körper. Alastar drehte die Leiche um und verzog das Gesicht. Der Kopf des Mannes war unnatürlich verdreht. Kein Wunder hatte der Junge gekotzt. Ein dünner Blutfaden rann dem Mann aus dem Mund. Alastar fluchte leise. Wieso hatte er den Kerl nicht gesehen? Er war schliesslich Wache gestanden.
Er musste nach Ro suchen. Sorgfältig suchte er den Boden ab und fand schliesslich einige Blutspritzer. Wie ein Bluthund folgte er ihnen. Die Spur führte ihn in eine kleinere Gasse und dann auf eine andere Hauptstrasse. Von links hörte er das Getrampel von genagelten Stiefeln, das mussten die Soldaten sein. Er zögerte ein paar Augenblicke, bevor er sich entschied dem Wachtrupp zu folgen. Irgendetwas sagte ihm, dass er dort Ro finden würde. So schnell wie möglich folgte Alastar den Soldaten, wobei er genau darauf achtete keine lauten Geräusche zu verursachen. Hinter einer Ecke erspähte er den Trupp. Im dämmrigen Licht konnte er sie kaum erkennen, doch die Gestalt in ihrer Mitte hätte er selbst im Dunkeln erkannt. Die Art wie sie sich bewegte. Der flüssige Schritt. Sie hatten Ro geschnappt! Instinktiv griff er zur Schleuder und legte einen Stein rein, doch dann zögerte er. Es waren zwei Wachen und jeder von ihnen hatte eine Armbrust auf Ro gerichtet. Er konnte unmöglich zwei Wachen mit einem Schuss erledigen und ausserdem lösten sich Armbrustbolzen leicht. Es wäre leichtsinnig jetzt einen Rettungsversuch zu unternehmen. Er musste abwarten.

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 19.07.2016 00:16von Ro Raven •

Die erhoffte Gelegenheit liess sich nicht blicken. Sie stiessen Ro in die Wachstube und von dort aus in einen weiteren Raum, in dem ein Vorgesetzter auf sie wartete. "Sieh einer an", meinte der Mann, während er sich von seinem Platz erhob. "Was ist uns denn da für ein Vögelchen ins Netz gegangen?"
Ro musste sich zusammenreissen, um ihm nicht ins Gesicht zu spucken und spielte weiterhin betrunken. "Tut mir leid... ich wollte niemandem in die Quere kommen. War nur auf dem Heimweg... bitte lasst mich gehen, ich hab niemand was getan..."
Sie liess eine angemessene Portion Angst in ihrer Stimme klingen, aber er winkte ab. "Spar dir das, wir wissen, warum du unterwegs warst. Man hat schliesslich seine Informationsquellen."
Ro verbiss sich einen Schwall wüster Flüche, als sie begriff. Die Gilde. Wenn sie die Kerle jemals in die Finger bekam... "Ihr müsst mich verwechseln", flehte sie. "Ich hab echt nix gemacht, ich..."
Der Wachtmeister beachtete sie nicht. "Leert ihre Taschen."
Sie verstummte und starrte ihn wütend an, während die Soldaten ihr den Seesack abnehmen und Silber und Schmuck auf dem Tisch ausleerten. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Sachen, dann bedeutete er, sie wegzuführen. "Nehmt ihr die Waffen ab und werft sie in eine Zelle. Ich werde mich morgen mit ihr befassen."
Ro spürte, wie ihre Adern begannen zu flackern. Einer der Soldaten zog ihr den Dolch aus der Scheide am Gürtel, der zweite griff nach dem Säbel, aber er brachte ihn nicht weiter hinaus als einen Fingerbreit, bevor die Riemen sperrten. Der Fingerbreit reichte, dass sich Ro sämtliche Haare aufstellten. "Halt!", rief sie.
Die Soldaten hielten inne und der Wachtmeister blickte von dem Papier auf, das er bereits in den Händen hielt und sah sie fragend an.
"Finger weg vom Säbel", knurrte sie.
Der Wachtmeister lächelte spöttisch. "Du wirst ihn nicht mehr brauchen, wenn du erstmal am Galgen hängst."
"Das ist mir egal!" Ihre Stimme zischte und ihre Augen flackerten. "Dann hängt er eben mit mir, und wenn ich blau bin, könnt ihr tun damit, was ihr wollt. Aber so lange ich lebe, bleibt er bei mir!"
Der Mann musterte sie amüsiert. "Du sorgst dich mehr um deine Klinge, als um dein Leben?"
Ro gab keine Antwort, sondern biss nur die Zähne zusammen.
"Nehmt ihr den Gürtel ab."
Sie schlug dem Soldaten, der danach griff, die Stirn ins Gesicht und rammte ihm das Knie in die Eier, worauf er zusammenklappte. Einem Griff ausweichend stiess sie dem nächsten die Schulter unter die Rippen und beförderte ihn damit in einen Schrank, aber mit zusammengebundenen Händen waren ihre Aktionsmöglichkeiten arg beschränkt. Hastig sah sie sich nach irgendetwas scharfkantigem um, während sie versuchte den restlichen Wachen zu entgehen und zur Türe zu kommen. Einer versperrte ihr den Weg und versuchte sie zu packen und instinktiv grub sie die Zähne in seinen Hals. Sie hörte ihn schreien und schmeckte Blut. Im nächsten Moment traf irgendetwas sie am Hinterkopf und alles wurde schwarz.
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RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 19.07.2016 00:38von Armelion •

Alastar zückte einen kurzen Dolch aus dem Ärmel, als der Lärm im Inneren plötzlich wieder verstummte. Die Wache betrachtete ihn argwöhnisch. Er sah das Messer noch nicht, da Alastar die Klinge umgekehrt hielt. Noch ein paar Schritte und er hätte dem Gardisten die Kehle durchgeschnitten und dann wäre er drinnen. Gemächlich ging er auf die Wache zu und packte den Griff der Klinge fester. Jetzt war der Zeitpunkt. Er würde Ro da rausholen. Plötzlich hörte er hinter sich das Getrappel von schweren Stiefeln und im Geiste bedachte er sich mit den schlimmsten Schimpfwörtern, die er kannte. Er hatte es vermasselt.
"He! Du da!", bellte eine barsche Stimme. Unauffällig liess Alastar den Dolch wieder im Ärmel verschwinden und drehte sich zum Offizier um, der ihn angesprochen hatte. "Was lungerst du hier so rum? Scher dich weg du verdammte Kohlehaut!"
Alastar's Lächeln wurde böse. Er legte eine Hand auf den Griff seines Falcata, doch sofort hatten drei Soldaten ihre Armbrüste auf ihn gerichtet. "Keine Dummheiten!", sagte der Offizier. "Ich will kein Blutvergiessen. Geh deiner Wege, Kohlehaut und niemandem wird was geschehen."
Alastar liess den Griff seines Falcatas los und hob die Hände. Er musste sich zuerst vorbereiten. Das Auge würde er ohne Frage einsetzen müssen, doch im Moment hatte er keine Ahnung wie die Soldaten reagieren würdne, wenn er versuchte sich das Stirnband abzunehmen. Vielleicht würden sie ihm einfach einen Bolzen zwischen die Augen jagen und behaupten er hätte sie angegriffen. Wäre sicherlich nicht das erste Mal, dass sie so mit ungewünschten Leuten umgingen.

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 19.07.2016 01:07von Ro Raven •

(der ist gut... der ist richtig gut... )
Ro kam in einer Zelle zu sich. Der instinktive Griff zur Hüfte ging ins Leere und sie fluchte wüst, bevor sie sich ächzend auf dem Rücken drehte, um sich nicht mehr das Gesicht am Lehmboden platt zu drücken. Ihr Kopf schmerzte und sie hatte den Geschmack von Blut im Mund. Es dauerte einen Moment bis sie sich erinnerte, warum. Sie stützte sich auf, sah sich um und machte eine Bestandesaufnahme. Sie hatten ihr den Gürtel abgenommen, aber die Rüstung gelassen. Die Messer, die sie darin versteckt hatte, waren allerdings weg. Sie tastete dem Saum entlang und stellte fest, dass die Dietriche noch da war, dann griff sie in den Stiefelschaft. Die schmale Klinge in der Rückseite des Futters war ebenfalls noch da. Einen Moment lang musste sie grinsen. Die Jungs hatten keine Ahnung was Gründlichkeit war. Gut, Vakra war was so etwas betraf auch wirklich ein Profi.
Sie seufzte und rieb sich über das Gesicht. Sie hatte ein Messer und Dietriche, aber so weit sie sah nützte ihr das im Moment gerade gar nichts, denn die Türe der Zelle hatte kein Schloss auf der Innenseite und das Gitter am schmalen Fenster war zu engmaschig, als dass sie dadurch hätte nach draussen greifen können. Es war dunkel und erinnerte sie unangenehm an die Kerker der schwarzen Festung, aber zu ihrer Erleichterung entdeckte sie eine kleine Fensterluke auf der der Tür gegenüberliegenden Seite. Das pochen in ihrem Kopf ignorierend stand sie auf und versuchte sich an den Gitterstreben hochzuziehen, um hinauszusehen, aber sie konnte nichts ausmachen ausser eine gegenüberliegende Wand. Ächzend liess sie sich wieder hinunter und sank der Wand entlang zu Boden.
Sie brauchte irgendeinen Plan. Irgendetwas. Wie sie hier rauskam. Vielleicht konnte Alastar ihr helfen. Auch wenn sie hoffte, dass er es nicht versuchte. Erinnerungen flackerten durch ihren Geist. Ein Dieb hilft einem anderen nicht. Sie hatte ihm damals nicht geholfen. Weil er ihr eingetrichtert hatte, es nicht zu tun. Jetzt war sie dort, wo er gewesen war. Aber Alastar war kein Dieb. Er war besser, als sie jemals gewesen war. Er würde nicht einfach davonrennen. Auch wenn sie wollte, dass er genau das tat. Weil ihr sein Leben wichtiger war, als ihr eigenes. Sie fragte sich, ob sie damals nur nicht verstanden hatte. Ein Stich von Schuld schoss ihr durch die Brust. Sie schloss die Augen und atmete tief durch.
Sie fürchtete sich nicht wirklich davor, gehängt zu werden. Nicht vor dem Tod und auch nicht wirklich vor dem Schmerz. Ein wenig vielleicht, aber an einem Galgen hochgezogen zu werden dauerte nicht so lange wie eine Auspeitschung. Und selbst wenn sie beschlossen, sie vorher als Sandsack zu benutzen - sie hatte das Gefühl, dass es kaum schlimmer werden würde, als einiges, was sie schon mitgemacht hatte. Es war ein beschissener Moment draufzugehen, sie hätte gerne noch ein wenig länger gelebt, aber es war auch nicht so schlimm.
Dann erregte ein anderer Gedanke ihre Aufmerksamkeit. Der Säbel. Was würde Kradna damit tun? Sie bezweifelte, dass irgendeiner der Idioten kapieren würde, dass das Ding mehr war als eine etwas aufwändig verzierte Klinge, und selbst wenn - vermutlich konnte es ausser ihr niemand wirklich übel benutzen, immerhin war es ein Erbstück, an Blut gebunden. Aber es war die Waffe des Raben. Sie musste bei den Raben bleiben. Bei Srok. Beim Clan. So wenig sie Vakra mochte, diese Klinge gehörte nicht in fremde Hände. Wenn sie irgendwie Vakra informieren konnte, konnte er sie zurückholen, vermutlich hatte er die Möglichkeit dazu. Vielleicht konnte Alastar ihm eine Nachricht überbringen, wenn sie ihn irgendwie nochmal sah...
If you're going through hell, keep going.

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 19.07.2016 12:27von Armelion •

Die Wachablösungen fanden immer im Morgengrauen statt. Er würde kurz vor der Abenddämmerung zuschlagen, wenn die Wachen müde und hinreichend angetrunken waren. Niemand würde mit einem Angriff rechnen. Vor allem würden sie nicht gewarnt werden.. Jetzt würde er seinen Plan in die Tat umsetzen. Er hätte Risk jetzt gut gebrauche können. Die Erfahrung der Kriegerin hätte ihm sicherlich geholfen, doch für Wunschdenken war keine Zeit. Noch einmal überprüfte er ob er alles dabei hatte. Die Schleuder war sicher um seinen Unterarm gewickelt, gleichzeitig hielt sie zwei dünne Messer dort fest.
Die Schwerter würde er abgeben müssen. So viel wusste er schon. Dann würde er um eine Unterredung mit dem Leitenden Offizier bitten. Es würde um eine Entführung gehen. Er hatte 5 Tafeln dabei. Eine erklärte die Entführung. Eine trug eine Zeichnung von Ro. Die anderen drei trugen jeweils einen Satz. "Wo ist sie?" "Schrei und du stirbst!" "Wo sind die Zellen?" Das würde reichen müssen. Er hatte ein paar Bleigeschosse an seinem Gürtel festgenäht. Jetzt sahen sie wie überaus hässliche Nieten aus.
Er rückte seinen Waffengürtel zurecht und atmete tief durch. Es war Zeit sich an die Arbeit zu machen. Rein und dann nichts wie raus. Er ging auf den Wachhabenden zu und machte sich dabei nicht die Mühe seinen Zorn zu verhehlen. Der Mann wurde sichtlich nervös, als er die Kohlehaut auf sich zumarschieren sah. Alastar zog ein gutes Stück von dem Mann entfernt eine Tafel aus seiner Jacke und hielt sie dem Mann unter die Nase. Es erklärte den scheinbaren Grund seiner Anwesenheit. "Was fuchtelst du mir mit einer Tafel vor der Nase rum, sag was du willst!"
Alastar zeigte auf seinen Mund, schüttelte den Kopf und zeigte dann auf die Tafel.
"Bist du stumm oder was?", fragte der Soldat verdutzt.
Alastar nickte und zeigte ihm erneut die Tafel. Der Wachmann wurde ein wenig verlegen. "Ich kann nicht lesen, aber mein Offizier kanns. Wartet einen Augenblick." Der Soldat rief seinem Offizier, welcher mühsam die Nachricht auf Alastars Tafel entzifferte.
"Entführung? Jemand hat dein Weib entführt?"
Alastar nickte.
"Kommt rein, aber die Waffen müsst ihr bei der Wache lassen."
Wieder nickte Alastar. Der Offizier führte ihn rein. Alastar überreichte den Soldaten nebst den Schwertern zusätzlich ein nachlässig verstecktes Jagdmesser, welches er aus seinen Stiefeln hervorholte. Die Soldaten tasteten ihn nachlässig ab, durch die Geste mit dem Jagdmesser beruhigt. Alastar unterdrückte ein böses Lächeln. Bald schon würden sie ihre Nachlässigkeit bereuen. Der Offizier führte Alastar zum Wachtmeister. Auf seinem Tisch lag ein Gürtel, welcher Alastar wohl bekannt war. Nur mit Mühe unterdrückte der Dunkelschatten den Drang dem Mann die Kehle sofort durchzuschneiden.
"Sein Weib wurde entführt.", erklärte der Offizier. "Er will unsere Hilfe bei der Suche nach ihr."
"Und was bietet die Kohlehaut als Belohnung?", fragte der Wachmeister nachlässig.
Alastar knüpfte seinen Geldbeutel vom Gürtel und warf ihn auf den Tisch. Darin waren zwei ganze Goldmünzen und noch einige andere Münzen. Frisch geprägt. Er hatte sie einem Glückspieler abgenommen.
"Das sollte für den Anfang reichen. Ihr könnt wegtreten.", meinte er an den Offizier gewandt, welcher sich sofort zurückzog. "Wann ist eure Frau verschwunden?"
Alastar zeigte mit Nachdruck auf die Tafel, die der Offizier dem Wachtmeister gegeben hatte. Der Wachtmeister las sie durch und Alastar nutzte die Gelegenheit die Schleuder ein wenig zu lockern. Jetzt würde er ohne Probleme seine Messer ziehen können.
"Ist sie dir nicht einfach davongelaufen? Bei deiner Visage..." Der Wachtmeister nickte in Richtung Alastars Narbe, welche noch sichtbar unter dem Band, welches sein Auge verdeckte, hervorlugte. Ganz offensichtlich fühlte er sich in diesen Gemächern sicher, sehr sicher sogar. Ansonsten wäre niemand so dumm einen Dunkelschatten zu beleidigen. "Oder war sie etwa deine Sklavin?"
Alastar schüttelte den Kopf und zog die Tafel wieder an sich. "Wollt ihr ein Bild von ihr sehen? Ich habe eines dabei. Es würde eure Suche sicherlich erheblich vereinfachen."
Der Wachtmeister nickte ergeben. "Gut, gut. Zeigt mir ein Bild von eurem Weibsbild. Ich werde die Wachen anweisen nach eurer Bettgefährtin die Augen offen zu halten."
Alastar griff in seine Kleidung und holte seine Zeichnung von Ro raus. Er würde sie dieses Bild nie sehen lassen, falls sie jemals hier rauskommen würden. Überhaupt würde er ihr nicht sagen, dass er gut zeichnen konnte, dass er sogar ein Talent dafür besass. Er legte die Tafel weit vor dem Wachtmeister auf den Tisch, so dass er aufstehen musste und sich danach streckte. Der Wachtmeister zog das Bild zu sich heran und betrachtete es eingehend. Plötzlich weiteten sich seine Augen. "Das ist doch...", sagte er leise.
Weiter kam er nicht. Alastar schnitt ihm mit einer fliessenden Bewegung die Kehle durch, packte den Mann am Kragen und rammte ihm die Klinge unter dem Kinn in den Schädel. Sofort hörten die Zuckungen des Wachtmeisters auf und das einzige Geräusch, das man hören konnte, war das Tropfen von Blut auf den Boden. Er war praktisch Geräuschlos gestorben.

RE: Nebelsee und nördliche Ausläufer der Drachenberge
in Dreitan - das Spiel 19.07.2016 21:32von Ro Raven •

Sie verbrachte den Tag, in dem sie in der Zelle auf und abmarschierte, zwei Schritte hin, zwei zurück und versuchte das nagende Gefühl eingesperrt zu sein zu unterdrücken und einen Plan zu fassen. Sie kam nicht wirklich zu etwas sinnvollerem, als dazu, wenn man sie zur Hinrichtung führte, komplett auszuklinken, ein paar Soldaten die Kehle aufzureissen und in der fliehenden Menge verschwinden. Das war kein Plan sondern pure Verzweiflung, aber im Moment das einzige, was sie zur Hand hatte. Und wenn es tatsächlich gelang musste sie immer noch wieder irgendwie den Säbel zurückholen.
Wenn nicht... sie musste irgendwie dafür sorgen, dass Vakra erfuhr dass sie hier war. Entweder indem sie irgendetwas so auffälliges inszenierte, dass sich die Story verbreitete - was schwierig wurde, denn das einzige, was ihr einfiel, war ein Massaker, und ohne Waffe waren ihre Möglichkeiten ungünstig - oder durch Alastar. Oder jemand anderen. Aber Alastar war der einzige, den sie als wirklich zuverlässig erachtete, und der überhaupt eine Chance hatte, nach Drez zu kommen. Sie musste ihn irgendwie kontaktieren.
Erneut zog sie sich am Fenstergitter hoch und hing dort oben so lange, bis ihre Schultern schmerzten, aber entweder war die Gasse, die darunter vorbeiführte ein Stück tiefer, als sie Blicken konnte, oder ziemlich unbenutzt. Es stellte sich heraus, dass zweiteres der Fall war, denn beim vierten oder fünften Versuch sah sie jemanden vorbeigehen, allerdings sah der Mann zu bürgerlich aus, um für einen Verurteilten eine Nachricht zu überbringen. Es wurde späterer Nachmittag, bis sie Glück hatte. Das Mädchen sah aus wie ein Strassenkind. Sie mochte etwa acht sein, und die zerschlissenen Kleider und der Blick, der hochfuhr als Ro sie anrief, erinnerten sie an sich selbst in dem Alter, damals in Nurmen. Vermutlich waren ihre Erfahrungen, was Wachen betraf, nicht besser als ihre eigenen damals, was bedeutete, dass sie überhaupt nicht versuchen würde, sie zu verpfeifen.
"Hey, kannst du eine Nachricht für mich überbringen?" Ihre Stimme war heiser, denn man hatte ihr den ganzen verdammten Tag lang nicht einmal etwas zu trinken gebracht.
Das Mädchen musterte sie argwöhnisch, blieb aber stehen.
Ro liess mit einer Hand die Strebe los und kramte in einer der versteckten Taschen ihrer Rüstung, in der sie tatsächlich noch ein Viertel Silber fand. Sie warf es dem Mädchen vor die Füsse. "Wenn du sie ihm ausrichtest, wird er dir noch eine geben."
Das Mädchen las die Münze auf und sah sie weiter an, abwartend.
Mit leiser Stimme beschrieb Ro Alastar, und wo sie ihn etwa finden würde. "Sollte nicht allzu schwer sein. Sag ihm, wo ich bin. Sag ihm, er soll verdammt nochmal nicht versuchen, mich hier rauszukriegen. Er soll meine Familie suchen. Die schwarze Festung. Sag ihm das. Damit wenigstens das Erbe heimkehrt!"
Das Mädchen wartete einen Moment, dann nickte es wortlos und lief davon.
Ro liess sich fallen und an der Wand hinuntersinken. Es fühlte sich so merkwürdig an, Vorkehrungen für den eigenen Tod zu treffen. So als wäre er bereits sicher. So als hätte sie bereits mit allem abgeschlossen. Nicht dass es das erste Mal wäre. Aber sie hatte sich nie... so viele Gedanken gemacht darum.
Es begann zu Dämmern und das Licht, das durch das Fenster einfiel wurde immer schwächer, und mit der Dunkelheit kehrte die Beklemmung zurück. Diese Wände, sie hasste diese verdammten Wände. Zwei auf zwei Meter waren einfach nicht genug, nicht genug um sich zu bewegen, nicht genug um zu atmen. Den Kopf in den Händen vergraben, stellte sie sich vor, auf einem weiten Feld zu sitzen, aber es funktionierte nicht wirklich, weil sie wusste, dass es nicht so war. Sie unterdrückte den Drang sich mit den Fingernägeln über die Stirn zu kratzen, um sich mit Schmerz abzulenken und sprang auf, um an die Zellentür zu treten.
Durch das enge Gitter konnte sie einen Korridor sehen mit zwei weiteren solchen Türen und einer Wand, die weiter hinten in Gitter überging. Vermutlich waren dort grössere Zellen mit mehreren Leuten. Vielleicht hatten sie sie alleine geschlossen, weil sie jemanden gebissen hatte. Auf jeden Fall wusste sie, dass sie nicht die einzige im Trakt war, denn im Laufe des Tages hatte sie mehrere Male jemanden husten oder fluchen gehört, manchmal auch leise sprechen. "Hey!", rief sie den Korridor.
Keine Antwort, nur jemand schnaubte. Sie unterdrückte aufwallende Wut und meinte spöttisch: "Natürlich, ihr könnt mich auch ignorieren. Aber ich wette, auf ein paar von euch wartet auch der Galgen. Kann mir jemand sagen, wie lange die einen hier behalten, bis sie einen aufknöpfen?"
Wieder schnauben, diesmal eher amüsiert, und aus einer anderen Richtung ein genervtes Grunzen. "Kannst es wohl nicht erwarten, häh?"
"Was hast du denn angestellt, Kleine?", fragte einer dreckig.
"Das geht dich einen fauligen Scheissdreck an", meinte Ro und spuckte durch das Gitter auf den Boden des Korridors, so dass er es hören konnte. "Krieg ich eine Antwort?"
Kleider raschelten, als zuckte jemand mit den Schultern. "Nun, wärst du fähig zu kämpfen, würden sie dich überhaupt nicht hängen. Aber da du ein Mädchen bist... ich schätz sie knüpfen dich auf, sobald ihnen der Spass an dir verleidet."
Ro verbiss sich einen sehr bösen Kommentar und fragte irritiert: "Wieso würden sie mich nicht hängen, wenn ich kämpfe?"
"Weil sie dann bessere Verwendung für dich hätten", lachte einer. Es klang ziemlich verzweifelt.
"Heisst?"
"Hast du Stroh im Kopf oder tust du nur so?", knurrte einer. "Sie werden uns verfüttern. An den Teufel."
"Häh?", fragte Ro verständnislos.
"Was dachtest du denn, woher sie die Freiwilligen kriegen für ihre Jagdversuche?"
If you're going through hell, keep going.

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