Es blieb nicht sehr lange still, bis einer der anderen Gefangenen am Gang das Bedürfnis hatte, seine unerwünschte Meinung zum besten zu geben. "War ja ein kurzer Ausflug, Kleine. Hats dir draussen nicht gefallen?" Spott und Boshaftigkeit troff von der Stimme.
Ro erwog einige Atemzüge lang, ihn einfach zu ignorieren, aber dann löste sie sich soweit von Alastar, dass sie ihm nicht direkt ins Ohr brüllte, und antwortete: "Dir ist bewusst, dass wir auf dem selben Schiff sein werden? Und dann hast du keine Gitterstäbe mehr um dich dahinter zu verstecken." Sie wollte ansetzen dazu, ihm zu schildern, wie sie ihn umbringen konnte, aber dann wurde ihr bewusst, dass er es vermutlich genau darauf anlegte. Der Kerl hatte so verdammte Angst vor diesem Monster, dass er versuchte, irgendwie vorher umgebracht zu werden. Ein böses Grinsen legte sich auf ihre Lippen. "Du gäbst bestimmt einen guten Köder ab."
Darauf war Ruhe. Ro lehnte sich gegen die Wand. Manchmal bist du ein Arschloch. Sie hätte beinahe gelacht, und fragte sich, wann sie so geworden war, dann wurde ihr klar, dass sie es immer gewesen war. Abgesehen von den letzten Monaten vielleicht. Angst war immer das einzige Gefühl gewesen, dass sie anderen klar ansah, anhörte, anroch. Und es machte viel zu viel Spass.
Eine ganze Weile lang sassen sie so da, an die Wand gelegt, den Arm um die Schultern des anderen gelegt, während es draussen ganz dunkel wurde. Irgendwann hielt Ro das stillsitzen nicht mehr aus und begann wieder auf und abzugehen, wobei sie versuchte, es nicht allzu nervös zu tun, um Alastar nicht auch noch zu nerven. Schliesslich lehnte sie den Kopf gegen die Wand. Der rauhe Stein war angenehm kühl und sie schloss die Augen. "Ich hoff die lassen sich nicht allzu lange Zeit bis sie uns losschicken", murmelte sie.

"Nicht wirklich", meinte Ro. "Aber ich wette sie werden uns irgendwen mitgeben, ders kann. Ich mein, irgendwer muss ja auch auf uns aufpassen, dass wir uns nicht einfach am nächsten Küstenstreifen absetzen und das Vieh nie suchen."

Sie nickte und versuchte es auch, aber sie fand nicht wirklich Ruhe. Diese Wände, diese verdammten Wände...
Erneut stand sie auf, um etwas mehr das Gefühl zu haben, nicht gleich zu ersticken. Immerhin war die Zelle nicht so niedrig wie die der schwarzen Festung. Sie trat zur Wand mit dem Fenster und zog sich am Gitter hoch, aber wie erwartet konnte sie überhaupt nichts sehen draussen, also marschierte sie zurück zur Türe, aber ausser dem bekannten Streifen Wand mit zwei Türen gab es auch dort nichts neues. Sie unterdrückte den Drang, gegen das Holz zu schlagen und lehnte sich stattdessen mit dem Rücken dagegen.
Nach einer Weile bemerkte sie, dass Alastar sie ansah und lächelte verlegen. "Sorry."
Ihm schien die Enge bedeutend weniger auszumachen als ihr. Es sind nur normale Mauern, versuchte sie sich zu sagen. Du hast vier Quadratmeter um dich zu bewegen, kannst sogar die Arme ausstrecken. Ausserdem kommst du hier in spätestens ein paar Tagen wieder raus, also reg dich ab. Ihr Magen knurrte und sie versuchte sich damit abzulenken, die Hurensöhne zu verwünschen, dass sie ihr den ganzen verdammten Tag nichts zu essen gegeben hatte, aber es funktionierte nicht wirklich und so begann sie wieder auf und ab zu gehen.

"Meditieren?!" Sie sah ihn mit einem Meinst-du-das-ernst-Blick an. Sie kannte das Wort vage, aber das war so wie sich hinsetzen und Tee trinken oder... sowas taten vielleicht Priester in Lovit!

Leicht gekränkt liess sie sich neben ihm zu Boden rutschen. "Also?"